Guatemala: Landlose nehmen Touris als Geisel

mao 15.03.2008 16:36 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Landlose Bauern haben in Guatemala vier belgische Touristen sowie zwei sie begleitende Guatemalteken als Geisel genommen. Nach Angaben der Presse wurden die Entführten in eine schwer zugängliche Region im Departemenet Izabal verschleppt. Die Regierung entsandte Spezialkräfte der Polizei und Militär in das Gebiet, um die Geisel zu befreien.
Die vier Belgier waren von Livingston aus aufgebrochen, um mit einem gemieteten Boot über den Rio Dulce die etwa 30 Minuten entfernte Festung Castillo San Felipe zu besuchen. Bei einem Stopp an einer Bootsanlegestelle geriet die Gruppe um zehn Uhr morgens in die Hände landloser Bauern. Über zahlreiche Nebenverzweigungen des Flusses wurden sie an einen schwer zugänglichen Ort gebracht. "Jetzt wissen wir nicht mehr, wo wir sind", sagte der Touristenführer Mauricio Dubón in einem Telefoninterview mit einem lokalen Radiosender. Da es in der Region zwischenzeitlich nur so von Polizei wimmelt, seien die Versorgungswege abgeschnitten. Man habe nichts zu essen, sagte die belgische Geisel Juana dem Radiosender.

Die Regierung hat zwischenzeitlich 450 Polizisten und Soldaten in die Region geflogen, die die Geisel befreien sollen. Seit dem Morgengrauen durchkämmen sie die Gegend (Foto). Die Bauern drohten im Falle eine gewaltsamen Geiselbefreiung: "Die Ausländer werden für die Konsequenzen bezahlen müssen", so einer der Entführer. Er forderte die belgische Botschaft dazu auf, sich mit den Landlosen solidarisch zu erklären.

Die Bauern fordern von der Regierung, dass der seit Wochen im Knast sitzende Bauernführer Ramiro Choc endlich freigelassen wird. Bereits am 23. Februar entführte man deshalb 29 Polizisten ( http://de.indymedia.org/2008/02/208742.shtml). Die Geisel wurden nach zähen Verhandlungen freigelassen. Die Regierung versprach damals, sich für die Freilassung von Choc einzusetzen und die besetzten Ländereien zu legalisieren. Geschehen ist bis heute nichts. Es war deshalb erwartet worden, dass die Bauern zu weiteren Taten schreiten werden. Sie drohten auch an, eine durch die Region verlaufende Pipeline sabotieren zu wollen, was eine energische Reaktion des Präsidenten Alvaro Colom zur Folge hatte. Eine solche Sabotage werte er als terroristischen Akt, den man gnadenlos verfolgen werde.

Bis zur Stunde weigert sich die Regierung Verhandlungen mit den Landlosen aufzunehmen.

Links (auf spanisch):  http://siglo21.com.gt/index.php?link=noticias¬iciaid=18775&PHPSESSID=37992ddcb85d7fc88ä60a1bfaa70068
 http://www.telediario.com.gt/index.php?id=9341&tim=
 http://www.prensalibre.com.gt/pl/2008/marzo/14/226629.html
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domm 15.03.2008 - 19:29
Ich versteh nicht ganz was der Artikel soll... Sollen wir uns jetzt mit den landlosen Bauern solidarisieren, weil sie kein Land haben und Arm sind?? Willst du uns mitteilen, dass die Regierung sie in diese Lage gedrängt hat?
Falls ja, bekommen sie weder mein Mitleid oder meine Solidarität, denn Menschen ihrer Freiheit zu berauben ist ein Verbrechen, egal ob es Touristen oder Einheimische sind. Anstatt zu protestieren oder gegen die Regierung anzukämpfen, suchen sie sich die wehrlosesten Opfer, die sie finden konnten... super!! Sind ja echte Helden...

...

... 15.03.2008 - 23:07
So sehr ich mich in die Lage der Bauern hineinversetzen möchte... ich versteh einfach nicht, dass die Bauern anscheinend eine Sabotage der erwähnten Pipeline nicht vorziehen...

@domm

dommer 15.03.2008 - 23:13
schon mal hunger gehabt, stueck? nein? dann halt mal die luft an. als ob sich durch protestieren (ich wuerd lachen, wenn es nicht so traurig waere) deren maegen voll wuerden und sie auf wundersame weise UEBERLEBEN duerften.

Pipeline?

Umweltschuetzter 16.03.2008 - 08:37
"ich versteh einfach nicht, dass die Bauern anscheinend eine Sabotage der erwähnten Pipeline nicht vorziehen."

Gute Idee. Das Land, von dem man sich und seine Familie ernaehren will, mit Erdoel vergiften.

geiselnahme ist scheisse

hamburg studi 16.03.2008 - 19:01
@dommer: beantworte mal die Frage: findest du es in Ordnung, Unbeteiligte als Geiseln zu nehmen, wie berechtigt das Anliegen auch sein mag? Wenn das zu abstrakt ist, stell dir mal vor dein/e Freund/in oder Familie werden für irgendein Anliegen Dritter der Freiheit beraubt und mit dem Tod bedroht. Ist OK, wenn es einem "guten Zweck" dient, ja?? Als Student in Hamburg bin ich's ja gewohnt, auch mal bei Demos von der Polizei der Freiheit beraubt zu werden, und es macht mich jedesmal wütend. Wenn mich jemand als Geisel nehmen würde, würde ich das genauso (bzw. ungleich mehr, wegen Lebensgefahr) widerlich finden. Ich hoffe, du hast deinen Kommentar aus einem undurchdachten Impuls geschrieben und denkst nicht wirklich so. Der Comment von domm sagt eigentlich alles, 100% Zustimmung.