Berliner BVG-Streik - Vorsicht Streikbrecher!

rg 12.03.2008 14:27 Themen: Soziale Kämpfe
Streik der Berliner Verkehrsbetriebe: "Gelbe" Mini-Gewerkschaft plant Streikbruch. Demonstration am Donnerstag. Unterbrechung des Streiks zeichnet sich ab.
Werden wir solche Bilder bald in Berlin sehen? Osnabrück, Niedersachsen, im Frühjahr 2006. ver.di Streik der Müllabfuhr. Die Polizei erzwingt 1-Euro-Streikbrechern, die Müllwagen steuern, den Weg durch eine Kette von ver.di-Streikposten. Das Bild zeigt wie ein Gewerkschafter dabei festgenommen wird. de.indymedia.org/2006/02/139155.shtml

Jetzt plant in Berlin die "gelbe" Gewerkschaft Verwaltung und Verkehr (GVV) den Streikbruch. Die 250-Mann-Gewerkschaft, die weder dem DGB noch dem Beamtenbund angehört, hat der Geschäftsleitung der BVG angeboten, Streikbrecher zu organisieren um dann zusammen mit der Geschäftsleitung den ver.di Streik zu unterlaufen.

Morgen, am Donnerstag gegen 10.30 Uhr, will ver.di demonstrieren. Es wird eine Demonstration im "Sternmarsch" von verschiedenen Streikposten und Streiklokalen zum Zielstandort - Petersburger Str/ Landsberger Allee (SEZ) geben - Ankunftszeit ca. 11.°°.

In der Berliner Boulevardpresse und im Privatradio wird unterdessen weiter munter gegen den Streik gehetzt. Nicht nur dass auf den Leserbriefseiten von BILD und BZ "das Volk" täglich seinem Unmut gegen den "Chaos-Streik" in zahlreichen Ergebenheitsadressen gegenüber dem deutschen Wirtschaftsstandort Ausdruck verleihen darf. Die BZ schießt heute den Vogel ab. Sie bringt in ihrer Mittwoch-Ausgabe denunziatorische Fotos zu einem Artikel über ein Weddinger Streiklokal. Die Message an den Leser: Bereits früh um 10 Uhr lassen sich alte, übergewichtige Gewerkschafter mit Bier vollaufen. Der BVG-Streik - ein einziges Besäufnis. Und das Volk muß darben und zu Fuß zur Arbeit.

Zu dieser Stimmungsmache passt der Vorwurf aus den Reihen der "üblichen Verdächtigen" in der Berliner Linkspartei: "Die Altbeschäftigten der BVG führen ihren Arbeitskampf noch immer mit der Westberliner Mentalität der Überversorgten und haben offenbar nicht verstanden, wie privilegiert sie sind"

Das zeigt Wirkung. Es deutet vieles darauf hin, dass ver.di erst mal eine Kampfpause einlegt. Die Gewerkschaft will den Streik unterbrechen. Erstens, weil der "Rot-Rote-Senat" im Moment eine zu harte Nuss zu knacken ist, zweitens weil ein Streik während der Osterferien keine Wirkung zeigt. Geplant ist zusammen mit dem Streik der Beschäftigten der Müllabfuhr und anderer öffentlicher Dienstleister Anfang April den Senat gemeinsam unter Druck zu setzen. Wenn die nicht, wie vorher die GDL, mit einem attraktiven Angebot von Arbeitsgeberseite ebenfalls aus der Streikfront herausgebrochen werden.

Auch die linke Solidarität legt sich erst mal wieder hin. Die witzigen Soliaktionen in Weißensee und Friedrichshain zu Ende der vergangenen Woche wurden nicht fortgesetzt. Von den Organisatoren eines möglichen Berlin-weiten Schülerstreiks hat man ebenfalls lange nichts mehr gehört.
Public Domain Dedication Dieses Werk ist gemeinfrei im Sinne der Public Domain
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Streik in Berlin

Berliner 12.03.2008 - 18:46
Hier in Berlin lebend scheint der Tagesablauf aller Beschäftigten nahezu normal weiter zu laufen. Zwar sind viel mehr Radfahren um diese Jahreszeit als üblich unterwegs (wenn nicht gerade wieder ein Sturmtief über die Stadt zieht). Und auch die Autoschlangen an den Kreuzungen sind etwas länger, als üblich.

Aber irgendwie scheint jeder noch dahin zu kommen, wo es hingehen soll.

Insofern ist der Streik eine relativ zahnlose Geschichte. Fast könnte der Eindruck gewonnen werden, daß Berlin nicht von dem ÖPNV abhängig ist.

Das wäre aber dann richtig ein Schuß in den Ofen, wenn das Verlustunternehmen BVG aufgrund des Streiks anfängt, breitbandig bisher bestehende Verbindungen einzustellen, da die Berliner offensichtlich auch ohne das ÖPNV-Angebot leben können.

Aber das wäre ja nicht das erste Mal, daß die Machtposition im Streik derartig unterschätzt wird. Möglicherweise macht Verdi schon wieder eine Steilvorlage für die Arbeitgeber, Arbeitsplätze abzubauen...

@ acrata

keine ergänzung 13.03.2008 - 17:56
nur zum wissen, die kontrolleure in den u-bahnen sind nicht von der bvg und somit vermutlich nicht in ver.di organisiert. das sind "private" die ne prämie pro erwischten schwarzfahrer erhalten (sic!)
trotzdem zeigt zum beispiel der ärztestreik (erst als die sekretäre/innen(abrechnungen) mit streiken begannen zeigte er wirkung) das es mehr sinn macht an den richtigen stellen zu streiken und zwar dort wo den unternehmen die der geldhahn geschlossen wird.
bei der bahn wär so vermutlich ein kontrolleur-streik sehr wirkungsvoll+solidarität der bevölkerung

der flugi gefällt mir auch nich so aber kritisieren is leicht...
GENERALSTREIK! (an den richtigen Stellen)

Umfrageergebnisse in Berlin (Mittwoch)

Ganarchie 13.03.2008 - 18:32
Gestern war im RBB-Bildschirmtext eine Umfrage zum BVG Streik zu lesen Nach Parteipräferenz wurde gefragt ob der Streik berechtigt ist oder nicht. Bei allen Parteien (Linke/Spd/Gruene/FdP) war die Mehrheit Pro Streik - bei der CDU knapp dagegen (45 Prozent).

Die Hetze funktioniert nicht mehr so gut !

Übrigends hat Verdi sind seit Steikbeginn 10 Prozent (?) neue Mitglieder eingetreten.

Die natürlich bei der FAU besser aufgehoben wären.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 12 Kommentare an

1. mai — AAS

@AAS — AAB

@acrata — ich

@anarchist: — generalstreik generell