Zur Situation in Weimar

Rongkong Coma 11.03.2008 18:16 Themen: Antifa
Nach dem brutalsten Angriff auf das soziokulturelle Zentrum ´Gerberstraße' ist die Stimmung in Weimar angespannt. Die Polizei beschwert sich über mangelnde Kooperation der betroffenen Personen und die lokale Presse konstruiert ein Bild von rivalisierenden Jugendbanden. Dennoch regt sich Widerstand.
Trotz der anhaltenden rechten Gewalt in Weimar gibt es auch hier Lichtblicke. So blockierten am Sonntag Morgen gegen 9:00 Uhr, also sechs Stunden nach dem Angriff auf die gerberstraße, ca. 15 Jugendliche einen von der DVU gemieteteten Bus, der am Weimarer Hauptbahnhof Anhänger_innen der konservativ-rechtsextremen Partei einsammeln wollte um zu einer Veranstaltung zu fahren. Nach ca. 10 Minuten traf die Polizei ein und verteiklte Platzverweise, denen die Jugendlichen nicht nachkamen. Als dann Verstärkung der Polizein eintraf, wurden die Jugendlichen von der Einsatzpolizei verjagt. So konnte die Fahr des DVU-Busses zwar nicht verhindert, zumindest aber verzögert werden.

Währenddessen zeichnet die Presse ein merkwürdiges Bild von der Situation in Weimar. Im ersten publizierten Bericht zu den Ereignissen der Nacht ist die Rede von randalierenden Jugendlichen [1]. Eine Relativierung geschah hier: Der Hintergrund - nämlich die nationalistische, antisemitische, rassistische Ideologie – wurde verschwiegen und auf die Ebene normalen „Rowdytums“ herabgemildert. Die BerichterstatterInnen stufen so die politisch motivierte Gewalt als Konflikt zwischen „Jugendbanden“ ein [2]. Ähnlich fällt die Berichterstattung der TLZ aus. In einem ersten Bericht im Lokalteil vom Montag den 10.03. ist die Rede von "Randalierern" und einer "handfesten Rangelei" [3]. In diesem Artikel werden unkommentiert die Angaben der Polizei übernommen. So wird ein Sprecher der Polizei zitiert, es sei "alles nebulös, was wirklich um 2:30 Uhr stattgefunden hat." Auch in der Thüringer Allgemeine ist vorrangig von "Randalierern" die Rede. In einem Artikel der TA-Lokalausgabe vom Montag dem 10.03. wird sogar der Angriff auf die Gerber und eine in der gleichen Nacht geschehenen Kirchenschändung in einem Artikel abgehandelt [4].
Diese Art von berichterstattung wird am Dienstag den 11.03. fortgesetzt. In einem Artikel in der Lokalausgabe der TLZ scheint das Problem eine "Zuschärfung" der Auseinandersetzungen zwischen rechts und links zu sein [5].

Zusätzlich beschwert sich die Polizei über eine mangelnde Kooperation der betroffenen Personen [6]. In der Vergangenheit hat die Polizei immer wieder bewiesen, dass ein sensibler Umgang mit den Opfern von rechter Gewalt nicht gerade ihr oberstes Anliegen ist. Dies bestätigte sich als am Morgen des Übergriffs am Morgen eine der betroffenen Personen noch im Krankenwagen verhört wurde, als würde es sich um den eigentlichen Schuldigen handeln. Scheinbar scheint der Polizei auch das Bewusstsein zu fehlen, dass der Gang zur Polizei bedeuten kann, dass die Neonazis an die Adressen der betroffenen Personen gelangen können.
Nichtsdestotrotz fährt die Polizei eine harte Linie was die Aufklärung der Geschehnisse am Morgen des 09.03. betrifft. So wurde heute gegenüber einem Vertreter der Gerberstraße verlautet, dass die Polizei die Ursache für den Angriff auf die Gerberstraße in einem vorrangegangen Angriff zweier Jugendlicher auf einen Neonazi zu finden sei. Hier scheint die Polizei blind den Aussagen von gewalttätigen Neonazis zu vertrauen. Desweiteren ließ die Polizei verlauten, dass die Auseinandersetzung zwischen Rechten und Linken auch Grund für die Polizei werden könnte gewaltsam in die Häuser der Gerber einzudringen.

Dieser verzerrten Wahrnehmung und den absurden Androhungen entgegen ruft die Gerberstraße am Sonntag den 16.03. zu einer Demonstration unter dem Motto "Rechte Gewalt benennen - Freiräume verteidigen" auf. In einem Aufruf auf der Sonderseite zu den Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch am 05.04. heißt es: "Wir wollen weiterhin die Gerberstraße als einen Freiraum nutzen, in dem wir keine Angst vor Nazis haben müssen. Dementsprechend werden wir diesen Freiraum verteidigen!" [7] Die Antifagruppe Weimar spricht sich deutlich gegen eine Gleichsetzung von rechts und links aus und fordert dazu auf das Problem der rechten Gewalt beim Namen zu nennen.

Unterdessen weisen immer mehr Tatsachen daraufhin, dass es sich bei dem Angriff um eine länger geplante Aktion gehandelt hat. Vermutungen zufolge, sollen an dem Angriff vor Allem Neonazis aus Magdala beteiligt gewesen sein.


[1] vgl.: Vgl. MDR Teletext, 09.03.08, MDR Radiomeldungen 09.03.08
[2] vgl.:  http://agap.antifa.net/index.php?option=com_content&task=view&id=240&Itemid=41
[3] vgl.:  http://www.tlz.de/tlz/tlz.weimar.volltext.php?kennung=on1tlzLOKStaWeimar39515&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TLZ&dbserver=1
[4] vgl.:  http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.weimar.volltext.php?kennung=on1taLOKStaWeimar39515&zulieferer=ta&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TA&dbserver=1
[5] vgl.:  http://www.tlz.de/tlz/tlz.weimar.volltext.php?kennung=on3tlzLOKStaWeimar39516&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TLZ&dbserver=1
[6] ebenda
[7]  http://5april.blogsport.de/2008/03/11/das-problem-hat-einen-namen-rechte-gewalt-bekaempfen/
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Ergänzungen

Radiobericht

Radio F.R.E.I. 11.03.2008 - 20:04
Von wegen Biedermänner: Brutaler Naziüberfall auf soziokulturelles Zentrum in Weimar

Seit einiger Zeit machen Weimarer Neonazis immer wieder auf sich aufmerksam. Durch Flugblattaktionen und spontane Demonstrationen verbreiten sie ihr völkisches und nationalistisches Gedankengut auf Weimars Straßen. Dass es nicht beim verbalen Meinungsaustausch bleibt, dass müssen immer wieder alternative Jugendliche oder MigrantInnen am eigenen Leibe erfahren. Mehrere Male schon wurden Menschen in diesem Jahr mitten in der Stadt von Neonazis attackiert. Den traurigen Höhepunkt erreichte die Neonazigewalt am vergangenen Wochenende als rund 20 Neonazis eine Angriff auf das soziokulturelle Zentrum Gerberstraße starteten. Radio FREI sprach mit Johannes und wollte zunächst wissen, was für ein Projekt die Gerbertraße ist.

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=21475

Weimar. 5.4. Demojingel

Radio Corax 11.03.2008 - 20:05
Demonstration und dezentrale Aktionen gegen den Naziaufmarsch am 05.04. in Weimar
Der Kreisverband der NPD Weimar/Weimarer Land will am 05.04. unter dem Motto „Kinder, Zukunft, NPD – sozial geht nur national“ durch die Weimarer Straßen ziehen und fährt dafür eine bundesweite Mobilisierung.

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=21468

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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gibt es keinen — peter

Presse — Coma

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is schon seltsam — zeitungsleserver

weimar und kein ende — kein name

tzja — ...