Weimar: Brutaler Nazi-Angriff auf Gerber

Autonome Antifa Weimar 09.03.2008 16:03 Themen: Antifa Freiräume
Heute Nacht gab es in Weimar einen der brutalsten Angriffe auf das soziokulturelle Zentrum Gerberstraße 3 in Weimar seit den 90er Jahren. Zwischen 2:00 und 3:00 Uhr versuchten ca. 20 mit Knüppeln, Teleskopschlagstöcken und Zaunslatten bewaffnete Neonazis in die Gerberstraße einzudringen und bewarfen die Häuser und anwesende Personen mit Steinen und Flaschen. Dabei wurden mehrere Personen leicht und zwei Personen gefährlich verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die sofortige Reaktion der Gäste und Bewohner_innen konnte das Treiben nach ca. 20 Minuten beenden und die Nazis schließlich aus dem direkten Umfeld der Gerberstraße vertreiben.
Bereits gegen 2:00 Uhr wurde deutlich, dass sich auffällig viele Nazis in der Innenstadt bewegten. Kurze Zeit später bewegte sich ein Mob von ca. 20 Nazis aus Richtung des Atriums auf auf die Gerberstraße zu, brüllten lautstark Drohungen und rissen schließlich Zaunslatten aus dem Gartenzaun der Gerberstraße 1, woraufhin in der Kneipe der Gerber 3 der Hausalarm ausgelöst, die Türen geschlossen und die Polizei alarmiert wurde. Daraufhin bewarfen die Nazis beide Häuser mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen, wodurch unter Anderem ein Fenster beschädigt wurde. Als die Nazis versuchten die Türen einzurammen begannen sich die Besucher_innen mit dem Werfen von Flaschen zu wehren und begaben sich schließlich geschlossen vor die Tür. Sofort begannen die Nazis diese Personen mit Teleskopschlagstöcken, Totschlägern und Zaunslatten anzugreifen. Dabei wurden zwei Person von mehreren Nazis bewusstlos geschlagen, einer erlitt eine Platzwunde am Auge, mehrere Blessuren und eine schwere Gehirnerschütterung, der andere eine Schädelprellung. Beide mussten im Krankenhaus behandelt werden. Durch das schnelle und entschlossene Handeln der Anwesenden konnten die Nazis schließlich in die Flucht geschlagen werden, wobei es dennoch immer wieder zu körperlichen Auseinandersetzungen kam. Die Nazis verteilten sich jedoch nicht, sondern sammelten sich wieder direkt vor dem neuen Polizeirevier um sich, nun zu ca dreißigst, erneut in Richtung Gerberstraße zu bewegen. Als sie sich auf der Höhe des Brühls befanden, traf schließlich die Polizei ein: eine halbe Stunde nachdem sie alarmiert wurde. Die Polizei konnte von ca. 6 Nazis Personalien aufnehmen, ließ diese daraufhin jedoch wieder laufen. Nach dem Angriff versammelten sich einige der Angreifer im Irish Pub in der Ebertstraße, wo sie sich vermutlich auch vor dem Angriff versammelt hatten. Während des Angriffs wurden mehrere bekannte Nazis aus Apolda erkannt.
Während der ganzen Nacht blieben auffällig viele Nazis in der Innenstadt präsent. Gegen 4:00 Uhr kam es zu einem weiteren Übergriff in der Nähe der Gerberstraße. Auf der Höhe der Sparkasse wurde ein 17-jähriges Mädchen, welches auf dem Nachhauseweg von der Gerberstraße war von vier Nazis vom Fahrrad getreten und beschimpft.

Dieser erneute Angriff von Neonazis auf das autonome Zentrum Gerberstraße reiht sich in die Ereignisse der letzten Wochen und Monate ein. Bereits im Dezember kam es zu einem versuchten Angriff und beinahe jedes Wochenende kam es zu Übergriffen auf linke und alternative Jugendliche. Auch am vergangenen Freitag wurden am hellichten Tag einige Punks von Nazis mit Flaschen beworfen und verfolgt. Die rechte Gewalt scheint in Weimar langsam zum Normalzustand zu werden und beschränkt sich längst mehr auf Problembezirke wie Weimar West oder Schöndorf.

Angesichts dieser Lage ist es von großer Bedeutung Nazistrukturen offenzulegen und zu bekämpfen. So gilt es unter Anderem den Naziaufmarsch am 5. April zu verhindern. Auch an diesem Wochenende wird mit Übergriffen zu rechnen sein. Weiterhin bedarf es großer Solidarität um der Nazigewalt etwas entgegensetzen zu können.

Wir werden in den nächsten Tagen eine chronolgische Abfolge der Übergriffe und des Angriffes veröffentlichen.

DEN ANTIFASCHISCHEN SELBSTSCHUTZ ORGANISIEREN!

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

MDR-Videotext

hater 09.03.2008 - 16:34
Weimar: Am frühen Sonntagmorgen haben etwa 20 Randalierer das Soziokulturelle Zentrum der Stadt angegriffen. Wie die Polizei mitteilte, entwickelte sich nach den Attacken mit Flaschen und Steinen eine handfeste Rangelei, an der etwa 30 Jugendliche beteiligt waren. Die Beamten konnten mehrere Beteiligte festnehmen, sprach aber von vagen Aussagen. Es sei alles nebulös, was in der Nacht wirklich stattgefunden habe.

Straftäter vielleicht auf dieser Demo ???

interneter 09.03.2008 - 16:38
Vielleicht sind ja ein paar von den Nazi - Straftätern auf der Demo in Dresden gewesen ???

Fotos aus Dresden mit Thüringer und Apoldaer Nazis :

 http://www.adf-berlin.de/html_docs/gallery/2008/dresden_16_02_2008/dresden_16_02_2008.php

Noch

Was 09.03.2008 - 19:04
Solidarische Grüße auch aus Freiberg. Die Gerber ist ein echt cooles Haus. Die Kameradschaft Apolda war ja auch in dd am 16. Februar; da euch ja noch ein naziface bekannt vorkommen könnte hir ein bild:

Wer Wind säht

Mittelstürmer FC Antifa 09.03.2008 - 19:34
Nach dem Faschoangriff auf die Gerber ging in Jena das Auto von Obernazi Ralf Wohlleben in Flammen auf.

Fight back - everywhere!

@ flanke von links außen

Abwehr 09.03.2008 - 21:15
Also mal ganz ehrlich, auf mich vermittelt das eher den Eindruck, als würde das Naziproblem in Weimar nicht ernst genommen und man konzentriert sich nur auf Jena. In Weimar gibt es doch auch genügend Nazifahrzeuge, warum also 20 Kilometer weiter fahren?

@ abwehr

flanke von links außen 09.03.2008 - 21:39
Ich würde einfach mal vermuten die Weimarer Faschos sind Schläger und Assis? Politisch bedeutungslos, im Gegensatz zum stellvertretenden Landesgeschäftsführer der NPD.

ad-hoc-news 9. März 08

News 09.03.2008 - 22:59
Drei Verletzte bei Auseinandersetzung vor Jugendzentrum in Weimar
Rund 20 Personen haben am Sonntag ein soziokulturelles Jugendzentrum in Weimar mit Flaschen und Steinen beworfen. Im Anschluss habe es tätliche Auseinandersetzungen zwischen etwa 30 Besuchern des Zentrums und den Steinewerfern gegeben, teilte die Polizei mit. Drei Männer im Alter von 20 bis 24 Jahren seien verletzt worden. Einige der an den Auseinandersetzungen Beteiligten waren der Polizei bereits wegen rechtsgerichteter politisch motivierter Straftaten bekannt.

Weimar (ddp-lth). Rund 20 Personen haben am Sonntag ein soziokulturelles Jugendzentrum in Weimar mit Flaschen und Steinen beworfen. Im Anschluss habe es tätliche Auseinandersetzungen zwischen etwa 30 Besuchern des Zentrums und den Steinewerfern gegeben, teilte die Polizei mit.
Drei Männer im Alter von 20 bis 24 Jahren seien verletzt worden. Einige der an den Auseinandersetzungen Beteiligten waren der Polizei bereits wegen rechtsgerichteter politisch motivierter Straftaten bekannt.

Laut Polizei gibt es zum Teil widersprüchliche Aussagen der Befragten zum Tatgeschehen. Ermittelt werde wegen Verdachts des Landfriedensbruchs und der gefährlichen Körperverletzung.

Weitere Pressemeldungen + Ergänzung Jena/WE

Der Zeiss ist Heiß 10.03.2008 - 01:59
MDR (10.03.08 Update): Weimar: Streit zwischen rechten und linken Jugendlichen
In Weimar hat es am Morgen eine Auseinandersetzung zwischen rechten und linken Jugendlichen gegeben. Dabei wurden laut Polizei mindestens zwei Menschen verletzt. Gegen drei Uhr hatten die Rechten die linken Jugendlichen in der Gerberstraße angegriffen. Anschließend kam es in der Weimarer Innenstadt zu weiteren Auseinandersetzungen, an denen bis zu 40 Jugendliche beteiligt waren.

TLZ 10.03.08 Gerber angegriffen
Weimar. (tlz/dpa) Die Gerberstraße ist am frühen Sonntagmorgen von etwa 20 Randalierern mit Flaschen und Steinen angegriffen worden. Daraufhin entwickelte sich nach Polizeiangaben um das Soziokulturelle Zentrum eine handfeste Rangelei, an der etwa 30 Jugendliche beteiligt waren. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden zwei Besucher des Zentrums und ein weiterer Mann leicht verletzt. Die Polizei konnte bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Hauses eine Vielzahl der Beteiligten feststellen, darunter einige, die bereits bei politisch rechten Straftaten in Erscheinung traten. Die Polizeidirektion Jena ermittelt wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. "Wir haben momentan nur vage Aussagen , sagte ein Polizeisprecher. "Es ist alles nebulös, was wirklich um 2.30 Uhr stattgefunden hat. Es gebe zum Teil widersprüchliche Aussagen der Befragten zu den Ereignissen. Erst Ende Dezember war die Gerberstraße von Jugendlichen und Rechten angegriffen worden.

Thüringer Allgemeine 10.03.08 Vandalismus am Kreuz
Randalierer und Schläger drückten dem Wochenende in Weimar ihre unrühmlichen Stempel auf. Unbekannte zestörten die Christusfigur vor dem katholischen Pfarrhaus. Rechtsextremisten überfielen das soziokulturelle Zentrum in der Gerberstraße.

WEIMAR (rd). Die "Gerber" war gestern Morgen Schauplatz eines Angriffs von etwa 20 Leuten aus der rechtsextremen Szene. Gegen 2.30 Uhr sei sie mit Flaschen und Steinen beworfen worden. Vor dem Haus entwickelten sich Schlägereien, die sich auf die Altstadt ausdehnten. Als die Polizei eintraf, hatte sich der Schwerpunkt der Auseinandersetzungen in die Innenstadt verlagert. Betroffen waren u.a. Theater- und Goetheplatz sowie die Freiligrathstraße. Ein 20-jähriger und ein 24-jähriger Besucher der "Gerber" wurden ebenso verletzt wie ein 20-Jähriger aus Magdala. Einige der Angreifer sind nach Polizeiangaben in der Vergangenheit durch rechtsextreme, politisch motivierte Straftaten aufgefallen. Die Kripo ermittelt wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. - Am Morgen musste die Polizei eine weitere Auseinandersetzung verhindern, als autonome Jugendliche am Bahnhof einen Bus blockierten, der zu einer rechtsradikalen Veranstaltung fahren wollte. (...)

@Torwart (ABG?), zu der Sache Weimar Jena:
Soso, jetzt heult ihr Nazis rum, dass es "gewisse Grenzen" gibt, die es einzuhalten gilt. Wann haben euch denn jemals Grenzen interessiert? Wo waren denn die "Grenzen" als ihr in Thüringen in den letzten Monaten linke Hausprojekte mit Molotovcocktails beworfen habt (Erfurt, Arnstadt, Weimar...) und in Kauf genommen wurde, dass Menschenleben dabei drauf gehen? Wo waren die Grenzen, als ihr immer wieder Leute bewusstlos geschlagen und mit Waffen tracktiert, ja gar lebensgefährlich verletzt habt? Ihr heult hier rum, weil euch jetzt der Arsch auf Grundeis geht. Aber habt ihr mal darüber nachgedacht, warum sich jetzt in Thüringen der Widerstand steigert? Ihr bekommt das zurück, was ihr austeilt. Der Nazi-Angriff in Berga kürzlich sollte zu denken geben, denn nur durch viel Zufall und eine große Portion Glück hat es auf der Liste der über 130 Toten Naziopfer seit 1990 vor ein paar Wochen keinen neuerlichen Eintrag gegeben. Je mehr es Nazigewalt gibt, je öfter wird es dafür nun einen Konter geben, die Blümchenzeiten sind vorbei. Dass die Nr.2 der Thüringer NPD dafür quasi zur Rechenschaft gezogen wird ist in jedem Fall nachvollziehbar, wohnt doch die Nr. 1 im einige hundert Kilometer entfernten Berlin. Außerdem: Dein lieber R.W. hat sich am Tag zuvor auf der Seite des "Nationalen Widerstand Jena" über fehlende Zielgenauigkeit beschwert und regelrecht um erhöhte Schlagkraft gebettelt. Ihm wurde der Wunsch erfüllt, denn schließlich "weiß man ja, dass zu diesem Zeitpunkt vom "politischen Gegner" keine Gefahr ausgeht" (Zitat R.W. 9.3.08). Wenn dann noch am gleichen Abend ein linkes Zentrum wenige Kilometer neben Jena von RW's Kameraden überfallen wird, brauch NPD-Vize Wolle, der bereits in den letzten Wochen sein Naziprügelfußvolk durch Jena geschickt hat, sich nicht beschweren, wenn kurze Zeit später sein Auto brennt. Da sich in Thüringen NPD und Kameradschaften durchgehend überschneiden, spielt es auch keine Rolle, wer dafür nun abgestraft wird, geschweige denn ob die passende Antwort nun eurem dummen Mann-Gegen-Mann Verständnis entspricht. Im Gegensatz zu euch, wird kein Antifaschist Menschenleben in Kauf nehmen. Aber ihr habt die Grenze schon längst überschritten, das Fass ist übergelaufen und dafür gehört ihr verhältnisgemäß in die Schranken gewiesen. Nazis zurückschlagen!

Tipp am Rande, versuchts doch mal mit dem Trägheitsprinzip, dann klappts auch mit den Nachbarn: Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, solange die Summe aller auf ihn einwirkenden Kräfte Null ist.

Solidarität mit dem soziokulturellen Zentrum

AntifaschistischeGruppeApolda [AGAP] 11.03.2008 - 07:52
Solidarität mit dem soziokulturellen Zentrum Gerberstraße: Nationalismus produziert Gewalt – immer und überall!

Noch nicht abgeschlossen sind die juristischen Nachwirkungen eines rassistischen Gewaltaktes am 25. Mai 2006 gegen drei Migranten, da ereignet sich erneut ein schwerer rechtsextremer Übergriff in Weimar unter mutmaßlicher „Beihilfe“ Apoldaer Neonazis. Das soziokulturelle Zentrum Gerberstraße wurde am 8. März 2008 zum Ziel eines nächtlichen Überfalls.

Angriff des Nachts – Der Tathergang

Bereits vor dem eigentlichen Übergriff gab es die Warnung eines Besuchers, wonach sich eine Gruppe Nazis in der Nähe des Atriums versammle. Aus Vorsicht schlossen daraufhin die BesucherInnen die Türen der Gerberstraße 1 und 3.
Alles begann mit dem Auftauchen eines Provokateurs in direkter Nähe der Gerber. Er attackierte einen Gast auf dem Nachhauseweg. Die zu Hilfe eilenden BesucherInnen erkannten den Angreifer anhand von einschlägig rechtsextremer Kleidung als Neonazi („good night left side“, „hasta la vista antifaschista“ - prangerten auf Buttons und T-Shirt des Angreifers). Im Verlauf der Ereignisse legten die Helfer dem Rechstextremisten friedlich nahe die Umgebung zu verlassen. Dieser floh, während er laut rief: „Angriff!“. Das Handy an seinem Ohr verriet seine Ambition: Er war offensichtlich geschickt worden, um die Lage vor einem Angriff zu sondieren. Dieser Angriff ließ nicht lang auf sich warten. Die Kameraden warteten im Hinterhalt..
Es war kurz nach zwei Uhr als zirka 20 Nazis vor den Häusern für Soziokultur standen. Die Absicht der Rechtsextremen wurde schnell klar: Flaschen flogen gegen die Gebäude, Fahrräder kamen zu Schaden, Zaun und Tafel der Gerber 1 wurden aus ihren Verankerungen gerissen. Mit Hilfe der zerstörten Gegenstände versuchten die Angreifer die verriegelte Tür der Gerber 1 aufzustemmen.
Noch bevor die Nazis die Tür aufbrechen konnten, entschlossen sich BewohnerInnen und BersucherInnen zur aktiven Selbstverteidigung und traten auf die Straße. Nur so sahen sie den Schutz der Gäste gewährleistet. Eine handfeste Schlägerei entbrannte. Bewaffnet mit Totschlägern - womöglich erworben von Pohlmanns „Naziladen" in Schöndorf [1] – schlugen die Rechtsextremisten auf Personen ein (Zeugen wollen Pohlmann in der Tatnacht im Innenstadtbereich gesehen haben). Der Ansturm konnte zurückgedrängt werden. Die Nazis flohen kurze Zeit später. Die Bilanz des Angriffs: Zwei verletzte Gäste der Gerberstraße, die aufgrund von Kopfverletzungen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ein Betroffener wurde nach eigener Aussage am Boden liegend mit Zaunslatten und Flaschen geschlagen.

Kurze Zeit später näherte sich eine größere Gruppe von zirka 30 Nazis abermals aus Richtung Atrium. Die Polizei, die erst eine halbe Stunde nach Verständigung eintraf, verhinderte eine erneute Konfrontation.
Die Beteiligung von bekannten Apoldaer Rechtsextremisten wird von mehreren ZeugInnen bestätigt. Verstrickungen beider Szenen zeigten sich in der Vergangenheit des öfteren. Ein Angriff von Apoldaer und Weimarer Nazis auf drei Migranten 2006 in Weimar wurde überregional bekannt. Zur Zeit werden Daten abgeglichen, um beteiligte Nazis am Übergriff vom 9. März 2008 zu identifizieren.

Später - am frühen Morgen - wurde eine 18-Jährige ebenfalls von Rechtsextremisten angegriffen. Die Betroffene wurde vom Fahrrad gezogen und getreten. [2]

Zum Lesen des kompletten Beitrages bitte auf "weiter" klicken...

Gesellschaftliche Wahrnehmung: Die ersten Meldungen

Im ersten publizierten Bericht zu den Ereignissen der Nacht ist die Rede von randalierenden Jugendlichen. [3] Eine Relativierung geschah hier: Der Hintergrund - nämlich die nationalistische, antisemitische, rassistische Ideologie – wurde verschwiegen und auf die Ebene normalen „Rowdytums“ herabgemildert. Die BerichterstatterInnen stuften so die politisch motivierte Gewalt als Konflikt zwischen „Jugendbanden“ ein.
Die Gerberstraße ist ein anerkanntes libertäres, hierarchiefreies Zentrum politischen und kulturellen Lebens. Renommierte Projekte wie beispielsweise „Zug der Erinnerung“, die jährliche Israel-Palästina-Fahrt und die Queer-Gender-Days werden nicht nur von öffentlichen Trägern gefördert, sondern zeugen auch von der Qualität geleisteter Arbeit. Es verwundert, das die Presse den Vorfall auf ein Aufeinandertreffen von Chaoten reduziert. Es handelt sich nicht um Reibungspunkte zweier dogmatischer Ideologien, wie es die Gesellschaft oftmals zu verharmlosen sucht. Mit der Formel des Gleichsetzens von Extremismus jeder Art ist es hier nicht getan! Dies ignoriert das Bestreben nazistischer Kräfte zur Beseitigung des oftmals einzigen öffentlichen Widerstandes, der ihnen entgegengebracht wird.
Mit der Folgeberichterstattung der örtlichen Tageszeitungen verhält es sich ähnlich. Die Schlagworte „Jugendliche“ und „Randalierer“ finden sich dort ebenso an erster Stelle. Erst im Zuge der Artikel ist die Rede von einer Verstrickung der rechtsextremen Szene in den Übergriff. [4] Die politische Dimension wurde nicht erkannt.
Pauschal möchten wir keiner Journalistin und keinem Journalisten Mutwilligkeit im Bezug ihrer mangelhaften Berichterstattung vorwerfen. Wir bemängelt lediglich das Fehlen von Investigative. Vielleicht fühlen sich die verantwortlichen MedienvertreterInnen nun in der Pflicht ihre Berichterstattung qualitativ aufzuwerten und gewisse Dinge richtig zu stellen.

Die NPD spricht weiterhin von der Gerberstraße als eine „Rote Terrorzentrale“ und forderte schon mehrmals: „Linke Terrorzentrale schließen“. Wir betrachten den Angriff nicht als spontanen Gewaltausbruch einiger Nazis. Hier spielte sich vielmehr eine parteilich legitimierte Aktion ab! [5]
Das Fehlen einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung trägt schlussendlich zur Polarisierung der Gewalt bei.

Kritik am Vorgehen der Polizei

Bei dem Anfertigen der Gedächtnisprotokolle äußerten sich ZeugInnen zu ihrer Alarmierung der Polizei. Im Verlauf mehrerer Anrufe von Seiten der Gäste schienen die BeamtInnen gereizt und es soll auch die Aussage gefallen sein: „Sie hätten auch noch andere Sachen zu tun“.
Desweiteren äußerte sich auch die Autonome Antifa Weimar [AAW] in Bezug zur Verhaltensweise der Weimarer BeamtInnen: "Wir kritisieren scharf und halten es für einen Skandal, dass am Ende eine der Personen, die zuvor von den Neonazis bewusstlos geschlagen worden war, noch im Krankenwagen von der Polizei verhört wurde, als hätte es sich um den eigentlichen Täter gehandelt." [6]

Unterdessen wurde bekannt, dass in der Tatnacht von Seiten der Polizei 50 Rechtsextremisten im Innenstadt gezählt worden. Sechs Täter konnten kurzweilig in Gewahrsam genommen werden. Die Polizei ließ alle Verdächtigen wieder auf freien Fuß.

Nationalismus: Kriegs- und Ausgrenzungsideologie

Während sich die NPD auf ihre Demonstration zum 5. April 2008 in Weimar vorbereitet, zeigt sich auf den Straßen der „wahre Charakter“ ihrer „nationalen Bewegung“. Jene Ideologie ist schlicht und gefährlich: Der Nationalismus sei die einzige Lösung zur Rettung des „Volkes“. Im Zuge platter Parolen dauert es nicht lang, bis sich die „Begleiterscheinungen“ einer solchen Propaganda im Alltag offenbaren: Hass und Gewalt! Es häufen sich Meldungen über Angriffe auf Punks, MigrantInnen und alternative Jugendliche in der Weimarer Innenstadt und dem Landkreis Weimarer Land. [7]
Welche Ursachen hat diese übersteigerte Aggression? Zum Verständnis der gegenwärtigen Vorgänge ist es notwendig das Wesen der nationalistischen Ideologie zu verstehen. Ausgrenzung ist wesentliche Basis des Nationalismus. Erst durch das Prinzip des Ausschlusses legitimiert sich der nationale Staat im Bezug zu seinen Nachbarn. Ausgeschlossen wird im Falle des deutschen Nationalismus eine jede und ein jeder, der per Definition nicht zum Gunstkreis deutschen Landes zählt und sich nicht mit den Regeln des „Volkes“ oder gar der nazistischen „Volksgemeinschaft“ arrangieren kann und möchte. Übergriffe auf MigrantInnen und AblehnerInnen der nationalen Kriegs- und Ausgrenzungsideologie sind die Folge. Der Übergriff auf das soziokulturelle Zentrum Gerberstraße, als Anlaufpunkt für potentielle Opfer von nazistischen Bestrebungen, reiht sich in die kausale Kette der nationalen NPD-Propaganda ein. Emotionen und schwammige Begriffe wie „Volk“ und „Kultur“ dienen zur Schaffung eines „Wir-Gefühls“, in dem „Kampfbegriffe“ wie Patriotismus, Deutschlandtreue, Ehre und Opferbereitschaft die Basis bilden. Geschichte und Tradition wird zugunsten des konstruierten Nationalstaates verfälscht und für die „Bewegung“ nutzbar gemacht. Eine Übersteigerung, die zwangsläufig in Gewalt gipfelt, ist vorprogrammiert. Mit einer nationalistischen Ideologie kann es demnach keine friedliche Welt und ein Miteinander unter den Menschen geben!

[1] Vgl. MDR: Hier ab Vier, Thema: Problemkinder (Weimar/Schöndorf), 19.12.07
[2] Vgl. Indymedia: Rechte Gewalt in Weimar spitzt sich zu, 10.02.08
[3] Vgl. MDR Teletext, 09.03.08, MDR Radiomeldungen 09.03.08
[4] Vgl. TA: Vandalismus am Kreuz; TLZ: Gerber angegriffen, 10.03.08
[5] NPD/JN Anmeldung von Thomas Wienroth für den 12.08.2006 unter dem Motto „15 Jahre Gerberstraße – Linke Terrorzentrale schließen“
[6] Vgl. AAW: Brutaler Angriff auf das autonome Zentrum Gerberstraße, 10.03.08
[7] Vgl. Indymedia: Weimar: Brutaler Nazi-Angriff auf Gerber, 09.03.08

Empörung der Polizei, sie bittet um Mithilfe!

schantall,kevinne,tut die oma winken!!! 11.03.2008 - 17:41
Weimar. (tlz) In Jena wird das Auto des NPD-Kaders Ralf Wohlleben angezündet, in Weimar greifen Rechte einmal mehr die Gerberstraße (TLZ berichtete) an: Die Auseinandersetzung zwischen Rechts und Links nimmt an Schärfe zu. Die Polizei ist ratlos, weil das Soziokulturelle Zentrum - Besucher wie Bewohner - nicht daran interessiert sei, mit ihr zu kooperieren. Wenig zimperlich: Auch dieser gesprayte Spruch im Umfeld der Weimarhalle deutet darauf hin, dass es am 5. April nicht friedlich zugehen wird. Wenig zimperlich: Auch dieser gesprayte Spruch im Umfeld der Weimarhalle deutet darauf hin, dass es am 5. April nicht friedlich zugehen wird. Zwischen den detaillierten Angaben, die zum Beispiel im Internet über Indymedia verbreitet wurden, und den kargen Zeugenaussagen bestehe ein große Unterschied, beklagte Weimars Polizeichef Gregor Zeh. Er bestritt, dass die Polizei erst eine halbe Stunde später am Tatort eintraf. "Der Alarm lief um 2.30 Uhr auf und um 2.36 Uhr war der erste Streifenwagen vor der Gerberstraße." Es ist nicht die einzige widersprüchliche Aussage. Während die Polizei von drei Verletzten sprach, die ambulant behandelt worden seien, geht es im Internet um Platzwunden am Auge, mehrere Blessuren, eine schwere Gehirnerschütterung und Schädelprellung nach dem Angriff mit Teleskopschlagstöcken, Totschlägern und Zaunslatten. Die Ermittlungen der Kripo dürften sich noch hinziehen. Zeh kündigte an, die Gerberstraße in den nächsten Tagen und Wochen mit zusätzlichen Streifen schützen zu wollen. Als empörend bezeichnete das Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus den rechten Angriff. "Der Überfall zeigt wieder einmal das wahre Gesicht der Rechten: als brutale Schläger und Randalierer", sagte Uwe Adler vom Bündnis. Angesichts der aktuellen Gemengelage fällt es schwer, an einen friedlichen Verlauf der NPD-Demo am 5. April zu glauben. Ein erstes Kooperationsgespräch zwischen dem Anmelder und der Stadtverwaltung als zuständige Versammlungsbehörde wurde gestern überraschend verschoben. Heute trifft sich das Bürgerbündnis gegen Rechts, um weitere Aktionen für den 5. April vorzubereiten. Also, die Polizei bittet um kooperation, helft ihr ! ;)

polizei bittet um mithilöfe !

schantall,kevinne,tut die oma winken!!! 11.03.2008 - 17:56
durch klick auf dieses bild kommt ihr zu dem Bericht auf tlz.de oder hier.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 15 Kommentare an

trennungsschärfe — hewhocannotbenamed

hilflos, wehrlos? — rageagainstefascistscum

Defence — Defiance

Hallo? Hilflos? — NEIN

Solidarische Grüße aus Karlsruhe! — Antifa-Hausbesetzer

Kleinigkeiten — Weimarer

@weimarer — blub

Bandidos vs. antifa — wasgehtdichdasan?

fragen... — unpolitical indyleser

@ abwehr — flanke von links außen

@weimarer — kieler

witzig — präzise