Demonstrationsbeobachtung in Düsseldorf

Antifaschist_innen aus NRW 09.03.2008 13:39
Für den 08. März mobilisierten im Raum Düsseldorf mehrere palästinensisch-nationalistische Vereinigungen zu einer Demonstration "gegen den israelischen Staatsterror". Da der Aufruf mehrfach zweifelhafte Bezüge zwischen der Shoa und den gegenwärtigen Entwicklungen in Israel/Palästina herstellte und in der Forderung nach einer durch Deutschland vorangetriebenen globalpolitischen Isolierung Israels mündete, machten sich einige Antifaschist_innen aus der Region auf den Weg, die Veranstaltung unter kritische Beobachtung zu stellen.
Laut Aufruf der Veranstalter_innen (nachzulesen unter: hxxp://www.antifakomitee.de/website/demo_080308.htm) gab es klar formulierte Ziele der Demonstration in Düsseldorf - die Befreiung der deutschen Öffentlichkeit von ihren vermeintlichen "Lähmungserscheinungen" in der Meinungsbildung bzgl. Israel, einen Appell zur "sofortige[n] Einstellung jeglicher Unterstützung der israelischen Politik durch die BRD und die EU" und eine Charakterisierung von Israels außenpolitischem Vorgehen als "Genozid und ethnische Säuberung". In der Beurteilung der gegenwärtigen Situation in Israel/Palästina waren sich Veranstalter_innen und Teilnehmer_innen also einig, dass nicht etwa die prekäre Situation nach dem Wahlsieg der Hamas in Gaza, der andauernde Raketenbeschuss auf Israel durch palästinensische Terroristen oder die Konfliktlogik nationalstaatlicher Vergesellschaftung die Situation verschärft hat, sondern ein Israel vermeintlich eigentümliches Bedürfnis nach Expansion, Aggression und Völkermord. Ausgehend von diesen mehr als deutlich antisemitisch eingefärbten Argumentationsgrundlagen konnte auf einem an Passant_innen verteilten Flugblatt nachgelesen werden, wie man sich eine langfristige Perspektive für die Region vorstellt. Ziel der Agitation sei die "Schaffung eines zusammenhängenden, lebensfähigen Palästinenserstaates" - einer national homogenisierten, staatlich dirigierten Volksmasse also - der das "israelische Regime" aus der Region verbannt: "Ein Ende des Widerstandes (!) kann nur durch die Beendigung der Besatzung erreicht werden, gegen die (!) er sich richtet. Israel bekämpft nur die zwangsläufigen Symptome (!), die es selbst (!!!) verursacht." In diesen Zeilen wird in aller Deutlichkeit ein biologistisch-völkisches Weltbild formuliert, welches die jüngsten Anschläge gegen jüdische Menschen in Israel zum symptomatisch eintretenden Widerstand und den israelischen Staat an und für sich zu einem Fremdkörper im natürlich vordefinierten palästinensischen Terrain erklärt. Begleitet wurde die verschriftlichte Stigmatisierung Israels durch Sprechchöre wie "Kein Holocaust - in Palästina" und "Israel, Hände weg - von Palästina". Am Rande der Demonstration konnten Beobachter_innen sich von jugendlichen Demonstrationsteilnehmer_innen "Tod den Juden, Tod den Juden!" ins Ohr raunen lassen. Da diese eindeutig antiisraelisch durchzogene Polemik Grundtenor der gesamten Veranstaltung bildete, nutzten einige der anwesenden Antifaschist_innen den Routenverlauf an der Düsseldorfer Kö, um in geeignetem Abstand ein Transparent zu entrollen, welches Israels Recht auf Selbstverteidigung einforderte und zeigten zudem Flaggen Israels und der USA, um auf einigen Fotos festzuhalten, dass die vereinzelten Lippenbekenntnisse der Veranstalter_innen lediglich Kaschierungen für tiefgreifende antisemitische Aggressionen gewesen sind. Wie zu erwarten, seilte sich ein Demonstrant vom Gesamtverlauf des Aufmarsches ab, um die israelische Flagge und das Transparent zu Boden zu reißen und unter aggressivem Geschrei auf die Antifaschist_innen einzuschlagen. Nachdem der Angriff abgewehrt war, verließ die Gruppe unter polizeilicher Beobachtung den Ort des Geschehens.
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Ergänzungen

Paris:Tausende demonstrieren geg. isr. Gewalt

ISM 09.03.2008 - 14:17
Paris: Tausende demonstrieren gegen israelische Gewalt

Ca. 5000 Menschen demonstrierten am Samstag in Paris gegen die israelische Gewalt im Gazastreifen und den Frankreich-Besuch von Israels Präsidenten Shimon Peres.
Die Demonstration, organisiert von Palästinensischen Studentenunion in Paris, richtete sich auch gegen die internationale Untätigkeit angesichts der israelischen Besatzung und den andauernden Angriffen gegen die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen und der Westbank. Ebenso verurteilt wurde die „beschämende Haltung arabischer Führer hinsichtlich des palästinensischen Kampfes .”
Die Demonstranten, unter ihnen viele arabische Studenten, trugen palästinensische Flaggen, Bilder des verstorbenen palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat und Schilder, auf denen sie die israelischen Angriffe verurteilten. Anlässlich des internationalen Frauentages wurden besonders die palästinensischen Frauen und ihre Rolle im Kampf für Freiheit gepriesen.
Bis auf einige Beschimpfungen von Passanten verlief der Protest friedlich. Einige Demonstranten berichteten, dass während eines ähnlichen Protestes vergangene Woche jüdische Jugendliche die Demonstranten mit Steinen angriffen, die französische Polizei Tränengas einsetzte und einige der Demonstranten festnahm.

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Ein Zitat — Moshe Elad

gute aktion! — antifa

ahja...... — AFA

Lustig........... — Peter Lustig

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tja — wer

Antisemitismus pur! — Antifa

SUPER!!! — zora

@ Zora — Peter Lustig

"Anti" Deutsche — destroy civilsation

bahamasdeutschland? — nicht mit mir!

zum — 1000 mal

gaaaaanz toll — BluB

Antifaschismus? Antisemitismus? — wozu noch demonstrieren?