Drogenfriedensmarsch und -konferenz in Wien

Recht auf Rausch 07.03.2008 21:50 Themen: Repression Weltweit
Am Freitag, 7. März 2008 fand in Wien ein "Drogenfriedensmarsch" mit ca. 300 TeilnehmerInnen statt. Damit wurde gegen die Anti-Drogenpolitik der UNO protestiert, die 1998 Plan zur Schaffung einer "drogenfreien Welt" beschlossen hat. Das bisher verfolgte Ziel der Vereinten Nationen war es, bis 2008 den internationalen Drogenhandel durch "Ausrottung der Drogenproduktion" und dramatische Reduktion der Nachfrage zu eliminieren. Die Resultate dieser 10-jahres Strategie sollen in einer Tagung der UNO Drogenkommission vom 10. – 14. März 2008 in Wien evaluiert werden.

Im Vorfeld dieser Tagung hat ENCOD (European Coalition for Just and Effective Drug Policies), eine unabhängigen NGO, die gegründet würde, um mehr Transparenz und demokratische Kontrolle in die Formulierung und Ausarbeitung von Drogenpolitik zu bringen, zu Protesten vom 7. - 9. März 2008 in Wien aufgerufen. Neben der Demonstration findet u.a. eine Konferenz mit internationalen ExpertInnen zum Thema statt.
Im Jahr 1998 hat die UNO bei einem Treffen in New York den Plan geschmiedet, bis 2008 - also heuer - eine "drogenfreie Welt" zu schaffen oder zumindest den Anbau bzw. die Produktion und den Konsum von Drogen merkbar zu reduzieren. Dass dieser Plan nicht umsetzbar sein wird, war von Anfang an klar. Nichts desto trotz wurde der "Krieg gegen Drogen" bzw. gegen Menschen, die mit Drogen zu tun haben oder denen aus unterschiedlichen (herrschenden) Interessen unterstellt wird, mit Drogen tun zu haben, intensiviert. Dieser Krieg reicht von den alltäglichen Razzien in Wien bis zum Einsatz von chemischen und biologischen Kampfstoffen, mit denen z.B. ganze Regionen in Kolumbien von Flugzeugen aus besprüht werden.

Vor fünf Jahren, 2003, fand in Wien die Konferenz der UNDOC (UNO Organisation zu Drogen und Kriminalität) statt, bei der eine Zwischenbilanz gezogen und die Pläne ein wenig heruntergeschraubt wurden. Auf at.indymedia.org gabs damals eine umfangreiche Dokumentation der Proteste, doch leider sind die Beiträge in den Tiefen des Archivs verschwunden.

Von 10. - 14. März 2008 findet erneut in Wien eine Tagung der UNO Drogenkommission statt. Aufgabe der Tagung wird es sein, die Resultate der 1998 in New York beschlossenen 10-jahres Strategie zu evaluieren. Niemand bestreitet, dass sich seit 1998 sowohl das Angebot, als auch die Nachfrage nach illegalen Drogen erhöht haben.

Auf Initiative von ENCOD (European Coalition for Just and Effective Drug Policies), einer eine unabhängige NGO, die gegründet würde, um mehr Transparenz und demokratische Kontrolle in die Formulierung und Ausarbeitung von Drogenpolitik zu bringen, findet vom 7. - 9. März 2008 eine Gegenveranstaltung zum UNO Gipfel statt. Ziel dieser Veranstaltung ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass es an der Zeit ist, den "Krieg gegen Drogen" zu beenden und neue Wege in der Drogenpolitik einzuschlagen. Denn die gegenwärtige Drogenprohibition verursacht mehr Probleme als sie löst. Die meisten Regierungen sind allerdings nicht bereit dieser Realität in die Augen zu sehen. Laut ENCOD ist die Zeit reif, für nichtrepressive Strategien im Umgang mit Drogen. Strategien, welche die Gesundheit der KonsumentInnen nicht gefährden und grundsätzlichste BürgerInnenrechte achten.

Fr 7. März 2008 DRUGPEACE MARCH, Start: 17.00 Uhr am Praterstern
Sa/So, 8./9. März 2008 Drogen-Friedenskonferenz

Weitere Informationen unter:
 http://www.encod.org/info/Wien-2008-zehn-Jahre-spater.html
 https://at.indymedia.org

Interview zu Drogen-Friedens-Marsch und -Symposium mit einem Sprecher von ENCOD:
 http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=8805
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Ergänzungen

Recht auf Rausch

http://at.indymedia.org 12.03.2008 - 17:08
Kein Friede dem Krieg gegen Drogen

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Krieg gegen die Konsumenten

AntifascistRuhrpott 08.03.2008 - 00:21
Den Krieg gegen die Konsumenten gilt es mit Sicherheit zu beenden. Aber der Kampf gegen Drogenbarone und die Mafiastrukturen sollte fortgesetzt, bzw. endlich eingeleitet werden.

Und zum Thema Drogen an sich.... Meiner Meinung nach spricht nichts gegen 'ne Tüte und nen paar Bierchen, aber härtere Drogen helfen niemandem. Dass hier keine Repression Erfolge erzielen wird, ist mir auch klar. Aber in meinen Augen kommt im Beitrag die erforderliche Ausschaltung der Hierarchien des Drogengeschäfts nicht zur Geltung. Oder glaubt hier jemand, Drogenbarone sind die Symbolfigur des Antifaschismus und der Kapitalismuskritik?

hart und weich

tribble 08.03.2008 - 00:34
Hallo,

die These, dass es "harte" und "weiche" Drogen gäbe, gehört ins letzte Jahrtausend.

Wenn man danach gehen würde, müsste Alkohol und Tabak verboten sein, denn davon sterben jedes Jahr viele Menschen.

Heutzutage wird von "Drogenkonsummuster" geredet, und ob dieses noch gesund ist oder nicht.

Merke: Nicht die Substanz ist böse, sie fällt niemanden aus dem Hinterhalt an, sondern der falsche Umgang damit!

@ AntifascistRuhrpott

Ichbins 10.03.2008 - 11:30
Das der Kampf gegen Drogenbarone fortgesetzt werden sollte ich klar, aber mit einer Legalisierung wird dem ganzen kriminellen Geschäft einfach die Grundlage entzogen. Von einem Tag auf den anderen würde es sich viel weniger lohnen Drogen herzustellen oder zu verkaufen. Denkbar wäre zB ein "Drogenfachgeschäft", ein Modell dass man sich hier genauer anschauen kann:
 http://www.drogenfachgeschaeft.de/DFG.pdf

Auch ein Drogenführerschein würde den falschen Umgang mit Drogen erheblich einschränken

Legalisierung

AntifascistRuhrpott 12.03.2008 - 10:51
Ein Drogenführerschein? Wie stellste dir das denn vor? Willste sowas dann auch führ Nikotin und Alkohol einführen? Nette Idee, aber keineswegs realistisch. Genau so wenig realistisch, wie ein "Drogenfachgeschäft". Realistisch wäre der Verkauf von Gras in Läden, die sich am Coffeshopmodell orientieren.
Aber ob damit der kriminelle Markt liquidiert wird? Ich glaube nicht. Dealer könnten ihr Geld nicht mehr durch ihre Geschäfte mit dem Rausch verdienen, die "Drogenbarone" jedoch würden sich vermutlich schnell in hohe Positionen der legalen Vertriebsfirmen bringen, oder solche gründen. Oder sitzen in der Tabakindustrie Mitglieder vom Gesundheitsamt??? Ist wohl eher unrealistisch;)

Repression gegen die Konsumenten und die kleinen Dealer sollte mensch stoppen. Das wäre vielleicht ein erster, kleiner Schritt.
Doch die Gesellschaftsfähigkeit von härteren Drogen (ich denke, es gibt sie, die harten und weichen Drogen, oder wollt ihr Hasch mit Hero gleichsetzen?) bringt glaube ich keine soziale Wärme, geschweige denn eine Verbesserung der Lebensbedingungen hier.

Leider ne sehr schwierige Angelegehnheit....