Blumen für Oswald Laufer

Antifaschistische Initiative Wuppertal 07.03.2008 14:39 Themen: Antifa
Blumen für Oswald Laufer

Heute vor 75 Jahren wurde der jüdische Sozialdemokrat und Militante des Reichsbanners auf offener Straße von SA-Männern ermordet.

Wir erinnern an Oswald Laufer und an die anderen 1933 in Wuppertal ermordeten Antifaschisten!

Niemand ist vergessen!

Antifaschistische Initiative Wuppertal 7.März 2008
Zum Hintergrund:

Am 7. März 1933 wurde Oswald Laufer an der Wilhelmstraße ermordet. Die NS-Presse gab sich keine Mühe, den Mord auf of­fe­ner Straße zu verheimlichen:
Unter der Überschrift "Bolschewistischer Mordhetzer er­schossen" rechtfertigten sie die Ermordung des jüdischen Sozialdemokraten Oswald Laufer. "Drei Kopfschüsse haben dem Treiben die­ses Verräters ein Ende gemacht. (...) Der Fall möge eine Warnung für das bolschewisti­sche Untermenschentum sein, denn der Nationalsozialismus ist nicht gewillt, weiter die gemeinen Hetzereien kommunistischer Provokateure zu
dulden."Aus den polizeilichen Ermittlungen ergibt sich, dass der Mord eine Vorgeschichte hatte: Am 2. März 1933 wurde die Wohnung des Vaters von Oswald Laufer demoliert und ein Drohbrief von einer "Terror-Abwehr-Gruppe" an Oswald Laufer mit der Post gesendet, der Laufer mit Ultimatum zur Ausreise aufforderte: "Wegen ihrer politischen Einstellung haben Sie als Ausländer den Aufenthalt in Deutschland verwirkt und haben Deutschland bis zum 5.3.1933 12 Uhr
zu verlassen. Wir werden uns davon überzeugen, ob Sie dieser Aufforderung nachgekommen sind.“

Vor 75 Jahren -Terror gegen die Arbeiterbewegung in Wuppertal

Insgesamt 18 Antifaschisten wurden bis Ende August 1933 zu Opfern des "Mordsturms Puppe" und der anderen SA-Kommandos in Wupertal. Zwei Menschen wurden in den Selbstmord getrieben. Zum Vergleich: in ganz Deutschland schätzt man die Zahl auf 500-600.
In dieser Phase des offenen, teilweise spontan organisierten Terrors, beherrschte die SA weitgehend den Polizeiapparat und die politische Abteilung der Kripo hatte nur eine sekundierende Funktion. Das ganze Jahr 1933 über machte die politische Polizei im Verein mit der bewaffneten Hilfspolizei Jagd auf die Angehörigen der Arbeiterbewegung. So führte der SA-Nachrichtendienst im August 1933 in Zusammenarbeit mit der politischen Polizei unter dem Schlagwort „Sonntags-Aktion“ eine großangelegte Operation gegen frühere Angehörige der KPD durch. In Elberfeld wurden die dabei in Schutzhaft genommenen Personen in die SA-Kasernen gebracht und dort mit Gummiknüppeln schwer misshandelt. Anschließend kamen die politischen Gegner in der Regel in das KZ Kemna in Wuppertal-Beyenburg, wo sie ebenfalls schwer misshandelt wurden. Seit der Einrichtung des KZ zu Anfang Juli 1933 hatte sich der wilde Verfolgungsterror der SA allmählich von den SA-Kasernen in das seit Anfang Juli 1933 bestehende KZ Kemna verlagert, denn die nächtlichen Prügelorgien waren in der städtischen Nachbarschaft nicht unbemerkt geblieben und hatten zu Missstimmungen in der Bevölkerung geführt. Vor den Toren der Stadt diente das wilde KZ nunmehr als externe Folterstätte der politischen Polizei.

Der erste Tote auf Seiten der Arbeiterbewegung war am 1. März 1933 zu beklagen. An diesem Tag begann die SA mit der Ermordung von Friedrich Heinrich Born das öffentliche 'Abschlachten' der politischen Gegner. Wie in anderen deutschen Städten wurde die Wuppertaler SA auf ihre politischen Gegner 'losgelassen' und nicht daran gehindert, systematisch 'alte Rechnungen' zu begleichen. In Elberfeld holten sich August Puppe und sein SA-Sturm ihre Opfer am helligten Tag. Am 7. März 1933 wurde Oswald Laufer an der Wilhelmstraße ermordet. Die NS-Presse gab sich keine Mühe, den Mord auf offener Straße zu verheimlichen: Unter der Überschrift "Bolschewistischer Mordhetzer erschossen" rechtfertigten sie die Ermordung des jüdischen Sozialdemokraten Oswald Laufer: "Drei Kopfschüsse haben dem Treiben dieses Verräters ein Ende gemacht. (...) Der Fall möge eine Warnung für das bolschewistische Untermenschentum sein, denn der Nationalsozialismus ist nicht gewillt, weiter die gemeinen Hetzereien kommunistischer Provokateure zu dulden."
Aus den polizeilichen Ermittlungen ergibt sich, dass der Mord eine Vorgeschichte hatte: Am 2. März 1933 wurde die Wohnung des Vaters von Oswald Laufer demoliert und ein Drohbrief von einer "Terror-Abwehr-Gruppe" an Oswald Laufer mit der Post gesendet, der Laufer mit Ultimatum zur Ausreise aufforderte: "Wegen ihrer politischen Einstellung haben Sie als Ausländer den Aufenthalt in Deutschland verwirkt und haben Deutschland bis zum 5.3.1933 12 Uhr zu verlassen. Wir werden uns davon überzeugen, ob Sie dieser Aufforderung nachgekommen sind.“ Einen Tag nach dem Mord an Oswald Laufer zertrümmerte die SA die Wohnung des Reichsbanner Mannes Friedrich Schmidt. Am 20. April wurde er selbst in die SA-Kaserne in der Elberfelder Aue verschleppt. Dort mit Eisenstangen blutig geschlagen und mit Urin übergossen, sollte er andere Reichsbanner-Aktivisten benennen. Die anschließende Überstellung an die Polizei rettete Schmidt das Leben. Am 11. Juni 1933, nach vier Wochen Krankenhausaufenthalt, kam der „Mordsturm Puppe“ erneut zu Schmidt und verschleppte ihn wieder in die Aue. Nach schweren Misshandlungen eröffneten die SA-Schläger, dass er „diesmal nicht mit dem Leben davon käme und am Abend auf einer Kippe erschossen würde.“ In Todesangst fasste Schmidt den Entschluss aus dem 3. Stock auf die Strasse zu springen. „Durch die Handlungen hoffte ich, die Öffentlichkeit auf die unglaublichen Zustände aufmerksam machen zu können“ , so Schmidt in seiner Zeugenaussage nach dem Krieg. Schmidt blieb mit zersplitterten Füssen auf der Straße liegen. „Als die Nazis sich von ihrer Überraschung erholt hatten, schossen sie obwohl ich vollkommen hilflos und unter größten Schmerzen dar nieder lag, auf mich. Ich wurde auf den Hof gezerrt, wo sie es nicht unterlassen konnten, mich mit Fußtritten und Stockschlägen einzudecken.“ Schmidts Bruder, der ihm zu Hilfe eilen wollte, wurde mit zwei Streifschüssen am Kopf verletzt. Ein von Passanten alarmiertes Rotkreuz-Auto durfte nicht eingreifen. Erst als die Polizei erschien, kam Schmidt in ein Krankenhaus. „Seitdem bin ich ein Krüppel, da ich mich auf der Straße nur mit Hilfe von zwei Stöcken fortbewegen kann.“

Die meisten Morde verübten Angehörige des SA-Sturms 2/173 Elberfeld- Mitte. Dieser Sturm, dessen Sturmlokal in der Luisenstraße am Rande der Elberfelder Nordstadt lag, war bereits in den Vorjahren durch eine besonders brutale Vorgehensweise aufgefallen. Sturmführer war der 1903 in Elberfeld geborene arbeitslose Marmorschleifer August Puppe, den ein enges Vertrauensverhältnis mit Willi Veller verband.
Dieser SA-Sturm hatte in der linksgerichteten Bevölkerung den Beinamen „Mordsturm“, weil Puppe und seine SA-Männer in aller Öffentlichkeit die Opfer abholten und ihre Leichen in Waldgebieten und Talsperren ablegten. So erschien am 16. Mai 1936 bei jüdischen Arzt Alfred Meyer ein SA-Trupp, der seine Wohnung zertrümmerte und ihn schließlich verschleppte. Seine Leiche wurde einige Wochen später in einen Sack genäht in der Bever-Talsperre aufgefunden.

Der Kommunist Andreas Milfried wurde am 28. Juni 1933 aus seiner Wohnung verschleppt. Seine Leiche wurde einige Tage später grausam verstümmelt und von 14 Schusswunden durchbohrt im Neandertal aufgefunden.


Der 38 Jahre alte ehemalige Polizeibeamte Gustav Waselowski überlebte am 19. Juli 1933 durch Zufall einen solchen Mordanschlag. Waselowski wurde in seiner Wohnung überfallen, verprügelt und dann in einen kleinen, braunen Opel gezerrt, der offenbar als „Mordwagen“ der SA bekannt war. Unterwegs unternahm er einen Fluchtversuch, wurde von den Verfolgern aber auf einem Hof gestellt, der mit hohen Mauern umgeben war: „Die SA-Leute (...) eröffneten sofort auf mich ein starkes Feuer. (...) Ich erhielt zuerst einen Bauchschuss größeren Kalibers. (...) Ich brach zusammen. Im Fallen traf mich noch eine Kugel kleineren Kalibers in die Schulter. Die Kugel durchschlug die Lunge und blieb in der linken Seite zwischen den Rippen sitzen. [...] Während ich auf dem Gesicht lag, hörte ich Schritte und kurz darauf einen dumpfen Knall. Man hat aus allernächster Nähe einen Kopfschuss abgegeben. Der Schuss ist in den Hinterkopf reingegangen und über dem linken Auge wieder herausgedrungen. (...) Man ließ mich liegen, da man im Glauben war, ich sei tot.“


Um der Verhaftung und der Folter zu entgehen, erschoss sich am 4.Mai 1933 der Sekretär im Gesamtverband Alex Ascheuer. Nach Auskunft seiner Frau Johanna Ascheuer wurde er „nach dem 30. Jan 1933 Tag und Nacht verfolgt. Mehrmals waren SA- und SS-Leute in meiner Wohnung, um meinen Mann zu holen. Sämtliche Fensterscheiben wurden in meiner damaligen Wohnung Üllendahlerstr. 129 eingeworfen. Meiner Wohnung gegenüber befand sich die SA Unterkunft des Sturms (Eismann). Durch die andauernden tätlichen Beleidigungen der SA-Leute und durch die Verleumdungen und Beleidigungen der Nazi- Nachbarschaft, geschürt durch den Sturmführer Eismann, war es meinem Mann unmöglich seine Wohnung wieder aufzusuchen. Am 3.Mai 1933 morgens 4 Uhr bekam ich von der Polizei Bescheid, das mein Mann im Eisenbahnzuge von Düsseldorf nach Wuppertal mit Kopfschuss aufgefunden wurde.“ Bei der Besetzung des Gewerkschaftshauses am 2.5.1933, so recherchierte der Wiedergutmachungsausschuss nach dem Krieg, wurde „dem Verstorbenen angedroht, dass er persönlich für alles haftbar gemacht werden sollte, was nach Auffassung der DAF nicht als ordnungsgemäß angesehen würde. In diesen Tagen schrieb er einen Brief an einen Kollegen, in welchen er diesen Druck und seine Verzweifelung über die angedrohten Massnahmen schilderte. Am 5.5.1933 wurde er in einem Eisenbahnzug mit einem Kopfschuss aufgefunden. Und ist am 9.5.1933 im Städt.- Barmen verstorben. Es wird Freitod angenommen.“
Unter den Opfern waren auch Jungkommunisten wie Erwin Kraehkamp und Fritz Dähler Kraehkamp wurde am 25. Juni 1933 auf offener Strasse erschossen, während Fritz Dähler am 24. Juni 1933 aus der Wohnung abgeholt wurde, getötet und in einem Waldstück im Deilbachtal abgeladen wurde. Dähler war Tage zuvor von der SA gezwungen worden kommunistische Plakate von den Häuserwänden abzukratzen. "Die Morde an Dähler und Kraehkamp sorgten für ungeheure Aufregung", so die Aussage von zwei Wuppertalern, die der Emigrationsleitung in Holland berichteten. "Die Aktivisten stellten Klebezettel her, die am hellichten Tage geklebt wurden. Vor den angeklebten Zetteln bildeten sich starke Ansammlungen, die von der Polizei zerstreut wurden. Dann kratzten Polizeibeamte die Zettel mit dem Seitengewehr ab. Die Jugendgenossen sorgten weiter dafür, daß die Umstände dieser Mordtat und die Namen der Mörder in der Öffentlichkeit durch Flugblätter bekannt wurden. (Die Mörder waren SA-Sturmführer August Puppe und Scharführer Karl Vogt.) Bei Dählers Ermordung waren auch der SA Sturmbannführer Paul Hufeisen beteiligt." In einem Flugblatt, dass die Polizei am 12. März 1933 beschlagnahmen konnte, rufen Rote Jungfront und der RFB zu bewaffneten Gegenschlägen auf: "Keine Gefühlsduselei mehr. Erkennt die Kraft des Proletariats. Bewaffnet euch. Rottet diese Mördersippe aus. Prolet! Nimm die Waffe zur Hand! Rächt das Blut eurer ermordeten Klassengenossen. (...) Bereitet vor den bewaffneten Aufstand. Wir werden euch mit Rat und Tat unterstützen." Die Aufrufe der militanten Gruppen verhallten ungehört beim Wuppertaler Proletariat, auch die Aufrufer selbst, die organisierten Gruppen im RFB und RJ hatten nicht mehr „zurückgeschlagen“.



Todesopfer in Wuppertal ( März 1933-1. August 1933)


Friedrich Born 01.03.1933 KPD
Oswald Laufer 07.03.1933 SPD/Reichsbanner
Karl Altenloh 09.03.1933
Paul Reuber 18.03.1933 KPD
Friedrich Dähler 20.03.1933
August Klein 02.04.1933 KPD
Friedrich Stracke 07.05.1933
Alexander Ascheuer 09.05.1933 Selbstmord, Gewerkschaftssekretär SPD/Reichsbanner
Alfred Meyer 16.05.1933
Werner Dreyer 16.06.1933 SPD/Reichsbanner
Erwin Kraehkamp 25.06.1933 KJVD
Hans Goersmeier 26.06.1933 KPD
Wolfram Custin 26.06.1933 SPD/Reichsbanner
Friedrich Strunk 29.06.1933
Andreas Milfried 29.06.1933 KPD
Julius Henning 05.07.1933
Max Kramer 25.07.1933 KPD
Friedrich Merseburg 28.07.1933 KPD
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