Neurechter PD an der Uni Konstanz
Wie in jedem Jahr hat Jost Bauch auch 2008 am Ende des Wintersemesters ein Kompaktseminar zur "Einführung in die Gesundheitssoziologie" an der Universität Konstanz gehalten. Der außerplanmäßige Professor mit dem Status eines Privatdozenten (habilitiert, aber ohne Lehrstuhl) publizierte auch über Medizinsoziologie beim Konstanzer Hartung-Gorre-Verlag, und beim Münchner Beck-Verlag. Ebenso lehrte er bis vor kurzem auch an der Hochschule Neubrandenburg. Ebenso sitzt er im Beirat der Unternehmensberatung TQ Service GmbH, die unter anderem Ärztepraxen und Krankenhäuser berät.
Neben seinen akademischen und wirtschaftlichen Tätigkeiten treibt sich der 58-jährige gerne in Kreisen der sogenannten "Neuen Rechten" herum. Er ist eifriger Artikelschreiber für die extrem rechte Wochenzeitung "Junge Freiheit". In deren Onlinearchiv finden sich regelmäßige Veröffentlichungen Bauchs seit 2004, alle unterschrieben mit dem Hinweis: "Prof. Dr. Jost Bauch lehrt Soziologie an der Universität Konstanz." (Bauch ist nicht Professor, dazu bräuchte er eine entsprechende feste Stelle bzw. einen Lehrstuhl; mit Prof. klingt das aber natürlich viel akademischer und "seriöser" – einer der üblichen Tricks der JF). Dazu kommen Vorträge vor der rechtsextremen "Bürgerbewegung Pro Köln" und dem neurechten "Institut für Staatspolitik" sowie Publikationen in der Zeitschrift des IfS, "Sezession" und dem ehemaligen Zentralorgan der "Neuen Rechten", "criticón".
Zu ersterem Vortrag eingeladen hatten die Neonazis der "Bürgerbewegung pro Köln" wie zum Beispiel Manfred Rouhs, Ex-NPD- und JN-Mitglied, Ex-REP und Mitglied in der rassistischen "Deutschen Liga für Volk und Heimat", Fraktionsgeschäftsführer der "pro Köln"-Fraktion im Kölner Stadtrat und Bundesvorsitzender von "pro Deutschland". Rouhs verdient sein Gld mit der Produktion und dem Verkauf von Nazimusik und dem Betrieb eines nach ihm benannten Verlags, der unter anderem die rechtsextreme Zeitschrift "nation24" herausgibt, die ideologisch im Umfeld der "Neuen Rechten" anzusiedeln ist. "pro Köln" macht seit längerem mit rassistischer Hetze im Stadtrat auf sich aufmerksam und schreckt auch nicht vor antisemitischen Kampagnen u.a. gegen den Schriftsteller und KZ-Überlebenden Ralph Giordano zurück.
Das "Institut für Staatspolitik" wird aus Kreisen der "Neuen Rechten" gerne als "Reemtsma-Institut von rechts" (in Anspielung auf das Hamburger Institut für Sozialforschung) bezeichnet. Das Antifaschistische Info-Blatt schreibt dazu: "Ziel des IfS ist es, die extreme Rechte langfristig zunächst intellektuell aus der diskursiven Isolation zu führen, um sich damit die Chance auf einen nachhaltigen Einfluss als legitime politische Strömung zu sichern." ( http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/63/26.php). Auch hier referierte Bauch in illustrer Runde: Karlheinz Weißmann, Vordenker der "Jungen Freiheit", dessen Bücher unter anderem im rechtsextremen, geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Verlag "Edition Antaios" publiziert werden, war ebenfalls eingeladen. Die Historiker Wolfgang Wippermann und Alexander Ruoff sowie der Soziologe Alfred Schobert werfen Weißmann wegen seines Konzepts einer "konservativen Kulturrevolution" Geschichtsrevisionismus und "Trivialisierung des Holocaust" vor.
Bauch selbst sprach über ein "revolutionäres Subjekt von rechts" und appellierte für die Gründung einer konservativen Partei "rechts von der CDU".
Speziell in der "Jungen Freiheit" gehört Bauch seit mindestens vier Jahren offensichtlich zu den Stammautoren. Seine Beiträge bewegen sich dabei auf der ideologischen Grundlage der "Neuen Rechten":
- Betonung der Bedeutung des Kollektivs in Form von "Nation" und "Staat", das über der Freiheit des Individuums steht, und dem sich das Individuum unter allen Umständen unterzuordnen hat.
- Forderung nach verbindlichen, allgemeingültigen Normen, die das Kollektiv einen sollen. Speziell die "Nation" soll hier als einigende Kraft auftreten; dabei funktioniert die "Nation" als Wert an sich und wird über die üblichen rassistischen Exklusionsmechanismen definiert.
- elitäre Vorstellungen von der Gesellschaft und Betonung von "Funktionseliten", die in aristokratischer Manier über die Massen herrschen sollen.
- sog. "Ethnopluralismus", der hinter der essentialistischen Annahme, die Menschheit sei in – kulturell verstandene – "Ethnien" eingeteilt, die nicht "vermischt" werden dürften und also in den ihnen jeweils eigenen Räumen bleiben sollten, platten Rassismus verbirgt. (denn die biologistisch-rassistische Argumentationsweise ist einfach durch eine oberflächlich kulturalistische ausgetauscht worden)
Bauch selbst schreibt Texte, die durchaus als rechtskonservativ daherkommen, zitiert reihenweise bekannte Klassiker der Soziologie und erweckt so den Anschein einer theoretisch unterfütterten Arbeit.
Doch seine Stoßrichtung ist klar, zum Beispiel in einem Artikel Bauchs in der "Jungen Freiheit" über Samuel Huntingtons bekannte These vom "Clash of Civilisations". Wohlwollend referiert er Huntingtons These, dass zukünftige Konfliktlinien nicht mehr ideologisch oder ökonomisch verliefen, sondern zwischen Kulturen ausgetragen würden, und behauptet dann:
"Interessant ist, daß die weitgehenden Konklusionen Huntingtons, insbesondere seine Ablehnung des Multikulturalismus, sein Plädoyer für die Revitalisierung abendländischer Werte, von den Repräsentanten der öffentlichen Meinung so gut wie gar nicht rezipiert werden. Vermutlich werden diese Instanzen speziell in Deutschland durch die Thesen Huntingtons in kognitive Dissonanz versetzt, so daß aus der vielschichtigen Argumentation Huntingtons nur das Schlagwort vom Kampf der Kulturen erwähnenswert erscheint."
Dann zitiert Bauch Huntington, allerdings nicht direkt, sondern in seiner eigenen Interpretation:
"Es gelingt immer weniger, die Immigranten zu integrieren, die Diasporagemeinden ausbilden und so im Westen die ehemalige kulturelle Homogenität durch kulturelle Divergenz ersetzen. Nach Huntington ist die größte Bedrohung für die kulturelle Identität des Westens der Multikulturalismus, der von einer kleinen, aber einflußreichen Minderheit von linken Intellektuellen und Publizisten propagiert wird. Zwischen diesen Multikulturalisten und den Bewahrern des westlichen Kulturerbes tobe der "real clash" der Kulturen. Schwenkt der Westen nicht um, indem er wieder auf kulturelle Homogenität setzt und das multikulturelle Projekt verwirft, sei auf die Dauer der Bestand des westlichen Kulturerbes gefährdet."
Diese These setzt Bauch dann gegen die "One-World-Euphoristen", ein seit Jahren eindeutig codiertes Schlagwort der "Neuen Rechten" und inzwischen weiter Teile der rechtsextremen Szene im rassistischen Kampf gegen die von ihnen verachteten Menschenrechte.
So gelingt es Bauch, in typischer Taktik der "Neuen Rechten", die eigene These – hier die von der "größten Bedrohung" durch den Multikulturalismus, ein wesentlicher Bestandteil der rassistischen Idee vom "Ethnopluralismus" – als gesellschaftsfähig zu verkaufen, indem man sie in einem Artikel unterbringt, der scheinbar "nur" ein Referat der zentralen Thesen eines "vieldiskutierten", im gesellschaftlichen Mainstream anerkannten Autors ist.
Was erst bei genauer Lektüre auffällt: Max Weber oder auch Marx, Hannah Arendt und andere PhilosophInnen, die mit emanzipatorischen oder auch schlicht demokratischen Ideen verbunden werden können, geistern mit kurzen, aus dem Kontext gerissenen Zitaten durch Bauchs Texte. In fast allen Texten zitiert Bauch dagegen ausführlich und zustimmend Arnold Gehlen, NSDAP-Mitglied seit 1933, der in der Nachkriegszeit trotz seiner Apologie des Nationalsozialismus eine steile Karriere als Soziologe hinlegte. Die Wikipedia schreibt:
"Die Ausgabe [des Buches von Gehlen] 'Der Mensch' von 1940 hat besonderen Einfluss auf Autoren in der Tradition der Konservativen Revolution und deren Vorstellungen von einem Kulturkampf von rechts. Dort war die Integration der Gesellschaft für Gehlen allein über das "Gesinnungsmäßige" erreichbar. Für Gehlen bedurfte es dazu einer von oben her institutionalisierten 'Weltanschauung', "Oberster Führungssysteme", "ein Ausdruck", wie er betonte , "der dem des von Alfred Rosenberg gebrauchten des "Zuchtbildes" sehr nahe steht," (Gehlen 1940, S. 448) Unter der nationalsozialistischen Herrschaft sei gesichert, daß ein derartiges (auf Transzendenz verzichtendes) "immanentes Zuchtbild" ... "imstande sei , tragende Grundsätze des Handelns aufzustellen und durchzuführen, eine feste Organisation des Wachstums und der Leistung des Volkes aufzustellen sowie notwendige, gemeinsame Aufgaben nachzuweisen und zu realisieren."
( http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Gehlen)
Mit seiner Idee des Menschen als "Mängelwesen", das erst durch Einbettung in die Kultur seine Mängel überwinden kann, und seiner Gegenüberstellung von "Zucht" und "Entartung" ist er ein wichtiger Lieferant für das Menschenbild speziell vieler Autoren der "Jungen Freiheit" (Einer ihrer Vordenker, Karlheinz Weissmann, hat eine Gehlen-Biographie geschrieben, die bei dem rechtsextremen Dresdner Verlag "Edition Antaios" erschienen ist). Bauch widmete Gehlen aus Anlaß seines hundertsten Geburtstages 2006 einen ganzen Artikel, in dem er "Der Mensch" als Gehlens "Hauptwerk" bezeichnet und zustimmend zitiert (natürlich ohne die darin enthaltene Rechtfertigung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu erwähnen).
Auch hier ist festzustellen, dass über die scheinbar einfache Wiedergabe eines im wissenschaftlichen Mainstream als diskussionswürdig anerkannter Autors dessen – im Mainstream oft verdrängte – neurechte Thesen in eben diesen Mainstream getragen werden sollen. Gehlen funktioniert dabei sehr gut als Transportinstrument für die Thesen der sogenannten "Konservativen Revolution", der er aufgrund seiner späten Geburt nicht mehr zugerechnet wird, deren zentrale Thesen er jedoch auch vertritt, in die heutige öffentliche Diskussion. Denn auf Namen wie Ernst Jünger oder Carl Schmitt bezieht sich die "Junge Freiheit" aufgrund von taktischen Erwägungen inzwischen nicht mehr direkt – ohne dass sie deren zentrale Thesen jedoch aufgegeben hätte.
Bauch hat also nicht nur keine Berührungsängste mit der extremen Rechten, vielmehr scheint er sich im ideologischen Sammelbecken von Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus", dass die zentralen Institutionen der "Neuen Rechten" darstellen, durchaus wohl zu fühlen. Damit ist er ein Akteur im Projekt der "Neuen Rechten", sich als Scharnier zwischen Rechtsextremismus und Rechtskonservatismus zu etablieren und rechtsextreme Haltungen im gesellschaftlichen Mainstream hoffähig zu machen.
(Anmerkung zu den Zitaten: ich habe die Originalzitate von Bauch nicht verlinkt und auf Quellenangaben verzichtet, weil hier nicht der Ort ist, auf rechtsextreme Publikationen zu verweisen. Die Texte sind alle leicht im Internet zu finden)
Neben seinen akademischen und wirtschaftlichen Tätigkeiten treibt sich der 58-jährige gerne in Kreisen der sogenannten "Neuen Rechten" herum. Er ist eifriger Artikelschreiber für die extrem rechte Wochenzeitung "Junge Freiheit". In deren Onlinearchiv finden sich regelmäßige Veröffentlichungen Bauchs seit 2004, alle unterschrieben mit dem Hinweis: "Prof. Dr. Jost Bauch lehrt Soziologie an der Universität Konstanz." (Bauch ist nicht Professor, dazu bräuchte er eine entsprechende feste Stelle bzw. einen Lehrstuhl; mit Prof. klingt das aber natürlich viel akademischer und "seriöser" – einer der üblichen Tricks der JF). Dazu kommen Vorträge vor der rechtsextremen "Bürgerbewegung Pro Köln" und dem neurechten "Institut für Staatspolitik" sowie Publikationen in der Zeitschrift des IfS, "Sezession" und dem ehemaligen Zentralorgan der "Neuen Rechten", "criticón".
Zu ersterem Vortrag eingeladen hatten die Neonazis der "Bürgerbewegung pro Köln" wie zum Beispiel Manfred Rouhs, Ex-NPD- und JN-Mitglied, Ex-REP und Mitglied in der rassistischen "Deutschen Liga für Volk und Heimat", Fraktionsgeschäftsführer der "pro Köln"-Fraktion im Kölner Stadtrat und Bundesvorsitzender von "pro Deutschland". Rouhs verdient sein Gld mit der Produktion und dem Verkauf von Nazimusik und dem Betrieb eines nach ihm benannten Verlags, der unter anderem die rechtsextreme Zeitschrift "nation24" herausgibt, die ideologisch im Umfeld der "Neuen Rechten" anzusiedeln ist. "pro Köln" macht seit längerem mit rassistischer Hetze im Stadtrat auf sich aufmerksam und schreckt auch nicht vor antisemitischen Kampagnen u.a. gegen den Schriftsteller und KZ-Überlebenden Ralph Giordano zurück.
Das "Institut für Staatspolitik" wird aus Kreisen der "Neuen Rechten" gerne als "Reemtsma-Institut von rechts" (in Anspielung auf das Hamburger Institut für Sozialforschung) bezeichnet. Das Antifaschistische Info-Blatt schreibt dazu: "Ziel des IfS ist es, die extreme Rechte langfristig zunächst intellektuell aus der diskursiven Isolation zu führen, um sich damit die Chance auf einen nachhaltigen Einfluss als legitime politische Strömung zu sichern." ( http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/63/26.php). Auch hier referierte Bauch in illustrer Runde: Karlheinz Weißmann, Vordenker der "Jungen Freiheit", dessen Bücher unter anderem im rechtsextremen, geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Verlag "Edition Antaios" publiziert werden, war ebenfalls eingeladen. Die Historiker Wolfgang Wippermann und Alexander Ruoff sowie der Soziologe Alfred Schobert werfen Weißmann wegen seines Konzepts einer "konservativen Kulturrevolution" Geschichtsrevisionismus und "Trivialisierung des Holocaust" vor.
Bauch selbst sprach über ein "revolutionäres Subjekt von rechts" und appellierte für die Gründung einer konservativen Partei "rechts von der CDU".
Speziell in der "Jungen Freiheit" gehört Bauch seit mindestens vier Jahren offensichtlich zu den Stammautoren. Seine Beiträge bewegen sich dabei auf der ideologischen Grundlage der "Neuen Rechten":
- Betonung der Bedeutung des Kollektivs in Form von "Nation" und "Staat", das über der Freiheit des Individuums steht, und dem sich das Individuum unter allen Umständen unterzuordnen hat.
- Forderung nach verbindlichen, allgemeingültigen Normen, die das Kollektiv einen sollen. Speziell die "Nation" soll hier als einigende Kraft auftreten; dabei funktioniert die "Nation" als Wert an sich und wird über die üblichen rassistischen Exklusionsmechanismen definiert.
- elitäre Vorstellungen von der Gesellschaft und Betonung von "Funktionseliten", die in aristokratischer Manier über die Massen herrschen sollen.
- sog. "Ethnopluralismus", der hinter der essentialistischen Annahme, die Menschheit sei in – kulturell verstandene – "Ethnien" eingeteilt, die nicht "vermischt" werden dürften und also in den ihnen jeweils eigenen Räumen bleiben sollten, platten Rassismus verbirgt. (denn die biologistisch-rassistische Argumentationsweise ist einfach durch eine oberflächlich kulturalistische ausgetauscht worden)
Bauch selbst schreibt Texte, die durchaus als rechtskonservativ daherkommen, zitiert reihenweise bekannte Klassiker der Soziologie und erweckt so den Anschein einer theoretisch unterfütterten Arbeit.
Doch seine Stoßrichtung ist klar, zum Beispiel in einem Artikel Bauchs in der "Jungen Freiheit" über Samuel Huntingtons bekannte These vom "Clash of Civilisations". Wohlwollend referiert er Huntingtons These, dass zukünftige Konfliktlinien nicht mehr ideologisch oder ökonomisch verliefen, sondern zwischen Kulturen ausgetragen würden, und behauptet dann:
"Interessant ist, daß die weitgehenden Konklusionen Huntingtons, insbesondere seine Ablehnung des Multikulturalismus, sein Plädoyer für die Revitalisierung abendländischer Werte, von den Repräsentanten der öffentlichen Meinung so gut wie gar nicht rezipiert werden. Vermutlich werden diese Instanzen speziell in Deutschland durch die Thesen Huntingtons in kognitive Dissonanz versetzt, so daß aus der vielschichtigen Argumentation Huntingtons nur das Schlagwort vom Kampf der Kulturen erwähnenswert erscheint."
Dann zitiert Bauch Huntington, allerdings nicht direkt, sondern in seiner eigenen Interpretation:
"Es gelingt immer weniger, die Immigranten zu integrieren, die Diasporagemeinden ausbilden und so im Westen die ehemalige kulturelle Homogenität durch kulturelle Divergenz ersetzen. Nach Huntington ist die größte Bedrohung für die kulturelle Identität des Westens der Multikulturalismus, der von einer kleinen, aber einflußreichen Minderheit von linken Intellektuellen und Publizisten propagiert wird. Zwischen diesen Multikulturalisten und den Bewahrern des westlichen Kulturerbes tobe der "real clash" der Kulturen. Schwenkt der Westen nicht um, indem er wieder auf kulturelle Homogenität setzt und das multikulturelle Projekt verwirft, sei auf die Dauer der Bestand des westlichen Kulturerbes gefährdet."
Diese These setzt Bauch dann gegen die "One-World-Euphoristen", ein seit Jahren eindeutig codiertes Schlagwort der "Neuen Rechten" und inzwischen weiter Teile der rechtsextremen Szene im rassistischen Kampf gegen die von ihnen verachteten Menschenrechte.
So gelingt es Bauch, in typischer Taktik der "Neuen Rechten", die eigene These – hier die von der "größten Bedrohung" durch den Multikulturalismus, ein wesentlicher Bestandteil der rassistischen Idee vom "Ethnopluralismus" – als gesellschaftsfähig zu verkaufen, indem man sie in einem Artikel unterbringt, der scheinbar "nur" ein Referat der zentralen Thesen eines "vieldiskutierten", im gesellschaftlichen Mainstream anerkannten Autors ist.
Was erst bei genauer Lektüre auffällt: Max Weber oder auch Marx, Hannah Arendt und andere PhilosophInnen, die mit emanzipatorischen oder auch schlicht demokratischen Ideen verbunden werden können, geistern mit kurzen, aus dem Kontext gerissenen Zitaten durch Bauchs Texte. In fast allen Texten zitiert Bauch dagegen ausführlich und zustimmend Arnold Gehlen, NSDAP-Mitglied seit 1933, der in der Nachkriegszeit trotz seiner Apologie des Nationalsozialismus eine steile Karriere als Soziologe hinlegte. Die Wikipedia schreibt:
"Die Ausgabe [des Buches von Gehlen] 'Der Mensch' von 1940 hat besonderen Einfluss auf Autoren in der Tradition der Konservativen Revolution und deren Vorstellungen von einem Kulturkampf von rechts. Dort war die Integration der Gesellschaft für Gehlen allein über das "Gesinnungsmäßige" erreichbar. Für Gehlen bedurfte es dazu einer von oben her institutionalisierten 'Weltanschauung', "Oberster Führungssysteme", "ein Ausdruck", wie er betonte , "der dem des von Alfred Rosenberg gebrauchten des "Zuchtbildes" sehr nahe steht," (Gehlen 1940, S. 448) Unter der nationalsozialistischen Herrschaft sei gesichert, daß ein derartiges (auf Transzendenz verzichtendes) "immanentes Zuchtbild" ... "imstande sei , tragende Grundsätze des Handelns aufzustellen und durchzuführen, eine feste Organisation des Wachstums und der Leistung des Volkes aufzustellen sowie notwendige, gemeinsame Aufgaben nachzuweisen und zu realisieren."
( http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Gehlen)
Mit seiner Idee des Menschen als "Mängelwesen", das erst durch Einbettung in die Kultur seine Mängel überwinden kann, und seiner Gegenüberstellung von "Zucht" und "Entartung" ist er ein wichtiger Lieferant für das Menschenbild speziell vieler Autoren der "Jungen Freiheit" (Einer ihrer Vordenker, Karlheinz Weissmann, hat eine Gehlen-Biographie geschrieben, die bei dem rechtsextremen Dresdner Verlag "Edition Antaios" erschienen ist). Bauch widmete Gehlen aus Anlaß seines hundertsten Geburtstages 2006 einen ganzen Artikel, in dem er "Der Mensch" als Gehlens "Hauptwerk" bezeichnet und zustimmend zitiert (natürlich ohne die darin enthaltene Rechtfertigung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu erwähnen).
Auch hier ist festzustellen, dass über die scheinbar einfache Wiedergabe eines im wissenschaftlichen Mainstream als diskussionswürdig anerkannter Autors dessen – im Mainstream oft verdrängte – neurechte Thesen in eben diesen Mainstream getragen werden sollen. Gehlen funktioniert dabei sehr gut als Transportinstrument für die Thesen der sogenannten "Konservativen Revolution", der er aufgrund seiner späten Geburt nicht mehr zugerechnet wird, deren zentrale Thesen er jedoch auch vertritt, in die heutige öffentliche Diskussion. Denn auf Namen wie Ernst Jünger oder Carl Schmitt bezieht sich die "Junge Freiheit" aufgrund von taktischen Erwägungen inzwischen nicht mehr direkt – ohne dass sie deren zentrale Thesen jedoch aufgegeben hätte.
Bauch hat also nicht nur keine Berührungsängste mit der extremen Rechten, vielmehr scheint er sich im ideologischen Sammelbecken von Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus", dass die zentralen Institutionen der "Neuen Rechten" darstellen, durchaus wohl zu fühlen. Damit ist er ein Akteur im Projekt der "Neuen Rechten", sich als Scharnier zwischen Rechtsextremismus und Rechtskonservatismus zu etablieren und rechtsextreme Haltungen im gesellschaftlichen Mainstream hoffähig zu machen.
(Anmerkung zu den Zitaten: ich habe die Originalzitate von Bauch nicht verlinkt und auf Quellenangaben verzichtet, weil hier nicht der Ort ist, auf rechtsextreme Publikationen zu verweisen. Die Texte sind alle leicht im Internet zu finden)
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
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Kritisiert werden darf immer, sofern sie angemessen ist. Ich finde, daran gibt es nichts auszusetzen.
auch nochmal zu den ergänzungen
Und zur Klarstellung, wo dieser Mensch politisch zu verorten ist, sind Verweise auf "Pro Köln", die "Junge Freiheit" usw. durchaus gerechtfertigt, da sie als Beleg dafür dienen, dass diese Theorien vom rechtsextremen Lager aufgenommen werden. Denn eine Veröffentlichung in dem Bereich zeigt, dort wird die Theorie auch unterstützt. Und dass reicht für eine Brandmarkung meiner Meinung nach aus. Wer rechte Ideologien vertritt, die bis weit ins rechtsextreme Lager aufgenommen werden, diese durch Veröffentlichungen unterstützt, darf schlicht und einfach meiner Meinung nach nicht an einer Hochschule lehren. Punkt.
Korrektur
Autoren der Jungen Freiheit
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
was denn nun?
ergäzungzuzergänzung
ebenso nicht selten, in linken kreisen, ist es dass andere, autoren von texten, darauf aufmerksam machen,
dass sie mehr hätten schreibe können, an stelle einfach den text um die geforderten inhalte zu ergänzen.
ne,
Zur Erinnerung:
- vor ein paar Tagen haben die GenossInnen per Flugblatt auf den JF-Schreiberling hingewiesen.
- jetzt folgt eine brauchbare Auseinandersetzung mit seinem rassistischem Geschreibe in der JF und in anderen Publikationen.
Ich bin ja nich aus Konstanz, aber in Regensburg wäre so saubere, antifaschistische Arbeit mehr als notwendig.
Hochachtung!
@ egal