"Kritik ist eine Waffe" - Demobericht

Medienkollektiv.Niederrhein 04.03.2008 14:07 Themen: Antifa
Trotz des schlechten Wetters fanden sich am 1.3.2008 ca. 200 Antifaschistinnen in Bochum ein. Unter dem Motto "Kritik ist eine Waffe", riefen zahlreiche Gruppierungen aus dem ganzen Bundesgebiet zu einer Demonstration gegen "Volk, Staat und Kapitalismus" auf.
Trotz des schlechten Wetters fanden sich am 1.3.2008 ca. 200 Antifaschistinnen in Bochum ein. Unter dem Motto "Kritik ist eine Waffe", riefen zahlreiche Gruppierungen aus dem ganzen Bundesgebiet zu einer Demonstration gegen "Volk, Staat und Kapitalismus" auf.
Um ca. 15.00 Uhr zog die Demonstration, nach einigen technischen Schwierigkeiten am Lautsprecherwagen, in Richtung Innenstadt los. Sofort entwickelte sich eine lautstarke und kraftvolle Demonstration. Aufgrund einiger Schwierigkeiten bei der Anmeldung der Veranstaltung änderte die Polizei im Vorfeld die geplante Demonstrationsroute, weshalb die Demonstration vermehrt durch reines Wohngebiet zog. Nach zwei Kundgebungen endete die Demonstration um ca. 16.30 wieder am Hauptbahnhof Bochum.
Trotz der zahlreichen Drohungen, ausgehend vom Polit-Cafe Azzoncao und anderen, kam es die gesamte Veranstaltung über zu keinerlei Störungen durch eben diese.
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Ergänzungen

Fahnen?

Pallor 04.03.2008 - 14:14
Könntet ihr mir bitte erklären wie Mensch gegen Staaten und Nationen auf die Strasse gehen kann(was ganz klar im Aufruf enthalten ist) und dann Israel Panzer auf den Aufruf druckt und Israel Fahnen schwenkt?

Pallor

P.S.: Erstaunlich das die Demo in Essen durch Antideutsche massiv versucht wurde zu stören...

Weitere Fotos

mekava 04.03.2008 - 14:26
Hier noch Fotos von der Abschlusskungebung

@pallor

die antideutschen 04.03.2008 - 14:30
dass wir die demo in essen gestört haben, lag daran, dass im aufruftext rechtskonservative inhalte vertreten wurden. das fanden wir scheiße.

zur kritik im einzelnen checkt:
 http://antifaessen.blogsport.de/2008/02/09/zur-antikapitalistischen-demo-am-92-in-essen/#more-104



fazit

berliner 04.03.2008 - 14:34
halten wir also fest:
1.mehr als schlechte mobilisierung!
wer im ganzen bundesgebiet mobilisiert zu einer demo, die in einem 17mio-ballungsraum stattfindet und gerade einmal 200 leute zusammenbekommt, muss irgendetwas falsch machen!
vielleicht wars der panzer auf dem flyer. vielleicht wars der mehr als 4 a4-seiten umfassende aufruf. vielleicht auch einfach nur die vollkommen ins leere laufende antideutsche ideologie.

2.gegen staat mit staatsfahnen!
wer schon als header "gegen staat" aufführt, sollte wissen, dass auch israel ein staat ist. noch dazu ein besonders aggressiver, aber das wollte man dann wohl mit "kosmopolitismus staat völkerrecht" auf einem der transpis legitimieren.

3.die häßlichsten transpis ever!
wer mit solchen transpis, die im layout und aussage sowas von schlecht sind, durch die gegend zieht, braucht sich nicht wundern, wenn linke cafes und gruppen sich von der demo distanzieren und man letztendlich nicht einmal in die gesellschaft interveniert.

es war eine mehr als schlechte demo und lediglich zur befriedigung der unzufriedenen "wir kritisieren den szenesumpf"-antideutschen tauglich.

sitz! fein!

This is the end, my friend...

eine Bochumerin 04.03.2008 - 15:44
Mir ist die Demo beim Samstagseinkauf über den Weg gelaufen. Die Zahl von 200 TeilnehmerInnen halte ich für deutlich übertrieben - 150 mögen es vielleicht gewesen sein, es war auf jeden Fall extrem übersichtlich. Das Wetter war übrigens so schlecht nicht. Es war etwas windig, dafür haben die Winkelemente halt geflattert. Die ausbleibende Mobilisierung und die minimale Zahl an TeilnehmerInnen zeigt noch einmal deutlich, dass die Antideutschen ihre besten Zeiten schon ein Weile hinter sich haben und derzeit schwer auf dem absteigenden Ast sind. Außer Panzerbildchen, Jungstecher-Gehabe und einem Sozialverhalten wie aus einer Counterstrike-Party haben sie nichts mehr zu bieten. In Bochum war das Interesse an der Demo denn auch gleich Null. Vielleicht kommen ja tatsächlich mal wieder Zeiten, die nicht dominiert sind vom Kampf der rivalisierenden Polit-Gangs um die Lufthoheit über den Stammtischen und in denen mensch sich stattdessen mit den realen Problem realer Menschen auseinandersetzt und den Perspektiven von Veränderunng auseinandersetzt.

schlechtes wetter!

o 04.03.2008 - 16:06
Wenn man bedenkt, dass zahlreiche Züge wegen des schweren Unwetters ausgefallen sind und teilweise ganze Zugstrecken gesperrt waren, lässt sich sagen, dass 200 Menschen schon ok sind. Trauriges Fazit ist aber eben auch hier, dass - wenn es sich gerade mal nicht nur direkt gegen Nazis richtet - sich kaum mehr Leute mobilisieren lassen. Wobei das Wetter sicherlich auch mit ausschlaggebend war.

Alle anderen Antifa-Demos, die am 1.3. stattfanden litten auch an dem Unwetter der Nacht zuvor. Zur Demo in Bad Nenndorf, konnten so dann auch nur ca. 150 Leute kommen.

Schön aber, dass an einem einzigen Tag in verschiedensten Städten so viele Antifaveranstaltungen stattfinden konnten.

...von wegen "nicht nationalistisch"!!?!

AFAruhrpott 04.03.2008 - 17:22
Hmmm... das schien ja wohl mal nicht so der burner gewesen zu sein^^

Zum thema Nationalismus:

Mich wundert doch ziemlig, dass die im vorfeld diskutierten (doch teils sehr abgedrifteten) meinungen zu dem aufruf meist folgend abliefen:
I "...diese 'nationalistische' Demo wird nicht unterstützt, ist völliger müll etc."
II "...Wo ist das denn nationalistisch, könnt ihr nicht lesen.... in dem aufruf steht "gegen jeden Staat"...." ...

Nun, da schienen sich doch diverse personen mit antideutscher ideologie befasst zu haben, um schon im vorhinein zu wissen, dass eine "Staatensolidarität und -befürwortung" im ganz großen Stil auftreten wird und sich ganz und gar NICHT "gegen jeden Staat" ausgesprochen wird...!!!

Es war völlig vorraussehbar, dass sich ein einziges Israel-Fahnenmeer durch die reihen wogen wird!!

Doch leider scheint es immer noch diejenigen zu geben, welche nicht langsam verstehen, dass der antideutsche Nationalismus eben nicht antifaschistisch/-kapitalistisch ist, sondern sich an imperialistischen, staatlichen und kapitalistischen ideologien bedient.

Zur Demo:

Es wird hier im Bericht völlig außen vor gelassen, dass von den (höchstens 150-160) teilnehmern die hälfte schon NACH DEM ERSTEN REDE BEITRAG wieder ABGEZOGEN sind, nachdem eine absolut Identitäre "Isreal-Soli etc"- Rede gehalten wurde.
...
Nun, der antideutsche mob versteht sich halt auf's leute vergraulen^^
...

Zur "kapitalismuskritik":

Die als Antikapitalistisch angekündigte demo wurde schon im vorfeld auf den Infoveranstaltungen (von den veranstaltern) als Identitär erklärt, wobei sich die "kapitalismuskritik"(=D) lediglich in ansätzen in dem aufruf finden ließ.

Es wurde klar gesagt, dass nach langer "ruhepause" nun mal wieder "bestimmte themen" zum diskurs gestellt werden (müssen).

Nun, das scheint durch und durch antikapitalistisch zu sein..... ebenso wie ein Panzer, welcher NATÜRLICH nicht von rüstungsindustrie gebaut wird (für ein unglaubliches geld) um später zur unterdrückung und imperialistischem machtgehabe zu wirken, sondern damit die USA (und Isreal) den kommunismus und antikapitalismus schaffen....

....hat sich jemals ein antideutscher mit der Kommunismus-Hysterie und verfolgung in den 60ern befasst??? Oder mit dem Kalten Krieg..... wer wirklich glaubt, dass die USA kommunismus-bringend sind, scheint sich wohl wirklich zuviel CocaCola um die ohren gepfiffen zu haben.... (freaks!)

Und nun zum Wetter:

Es war weder so, dass die züge extrem lange verspätungen hatten, noc so, dass in irgendeiner weise regen oder sonstiges eine zufahrt verhindert hat. das wetter war astrein., lediglich der wind blies ein bisschen!!!


Nun, damit sollten einige falschmeldungen/fehlinformationen und weiteres aus dem wege geschafft sein.

Hoffentlich ist der 1.3. allen eine lehre und es wird sich in zukunft nicht so ein konsenzloser-müll auf den straßen breitmachen!!

ALERTA ANTIFASCISTA!

skurile veranstaltung

peter pan 04.03.2008 - 18:38
was sollte diese Veranstaltung eigentlich? Sie wirkt wie eine Nazidemo, der es erstmal nur darum geht überhaupt Präsenz zu demonstrieren. Lediglich die Fahnen haben eine andere Färbung - nicht aber der Ausdruck. Dieser macht vielmehr deutlich, dass es sich bei den vorgeblichen staatskritischen und antikapitalistischen Inhalten um Etikettenschwindel handelt, der dazu dient die radikale Linke im allgemeinen und die Antifa im besonderen handlungsunfähig werden zu lassen.
Diese Leute sind genausowenig Links wie "autonome Nationalisten" oder sonstige Faschisten.

Faschismus bekämpfen - unter welchem Deckmäntelchen auch immer!

nochmal: zum elend der antinationalen kritik

a. gain 04.03.2008 - 20:07
Anmerkungen zum Diskurs der"antinationalen" Linken

Kategorie: Eigene Veröffentlichungen > Texte

Wir dokumentieren an dieser Stelle ein Flugblatt das auf einer "Libertären Demo" unter dem Motto "Für ein freies und selbstbestimmtes Leben - Kapitalismus abschaffen!" in Dortmund am 30.04. verteilt wurde.

In einem Aufruftext zu einer "antinationalen" Demonstration, die am 01.09.2006 in
Dortmund stattfand, hieß es, man werde auf der Demonstration "keineswegs Nationalflaggen egal(!) von welchem Staat tolerieren", da diese "für feste und klare Herrschaftsstrukturen" stünden und ein "Bestandteil des Systems was es zu bekämpfen gilt" seien. Anhand dieses kurzen aber prägnanten Zitats wollen wir einige inhaltliche Differenzen zwischen uns und den Organisatoren der heutigen Demonstration beleuchten.

Auf den ersten Blick scheinen die oben aufgeführten Aussagen der Antinationalen aus kommunistischer Sicht ebenso zutreffend wie unterstützenswert. Die "freie Assoziation der Individuen", wie Karl Marx sie forderte, steht in einem unüberbrückbaren Gegensatz zum (National-)Staat und ohne Zweifel sind Nationalflaggen und alles, was sie symbolisieren, bezeichnend für ein System, das wir lieber heute als morgen auf dem Müllhaufen der Geschichte sähen. Jedoch (und hier dürften die ersten Differenzen zu Tage treten) sehen wir den Nationalstaat nicht ausschließlich als Herrschaftsinstrument und Zurichtungsanstalt (was er ohne Zweifel auch ist). Vielmehr sind wir der Meinung, dass es zur Kenntnis zu nehmen gilt, dass der bürgerliche Nationalstaat (und alles, was er historisch mit sich brachte: Volkssouveränität im Sinne bürgerlicher Demokratie, Gewerbe- und Vertragsfreiheit sowie Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit und nicht zuletzt bürgerliche Rechtsverhältnisse, die erstmals den Einzelnen vor der Willkür des Staates bzw. des Souveräns schützten) im historischen Kontext in erster Linie einen Fortschritt darstellt. Zwar soll durch diese Erkenntnis der bürgerliche Nationalstaat keinesfalls vor berechtigter und notwendiger Kritik in Schutz genommen werden, denn das Leben im Kapitalismus ist und bleibt für jeden Einzelnen eine tagtägliche Zurichtung und Erniedrigung. Doch drängt sich in Anbetracht der Weltgeschichte (insbesondere der, der letzten 100 Jahre) die deprimierende Einsicht auf, dass dieser bürgerliche Nationalstaat die freiste Gesellschaftsordnung hervorgebracht hat, die es bisher gab. Dies gilt sowohl im Vergleich mit praktisch jeder vor-nationalen bzw. vor-bürgerlichen Gesellschaft (Vor der französischen Revolution 1789 und der damit einhergehenden Herausbildung des ersten Nationalstaats im modernen Sinne herrschten in ganz Europa absolutistisch regierende Monarchen) als auch unter Betrachtung der facettenreichen faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts, die den ursprünglich bürgerlichen Charakter des Nationalstaats durch Außerkraftsetzen bürgerlicher Rechtsverhältnisse zu überwinden suchten. Die Erkenntnis, dass so ziemlich alles bisher da gewesen deutlich "schlimmer" war als der bürgerliche Nationalstaat, sollte zu denken geben, wenn sie auch keinesfalls die berechtigte Forderung nach seiner Abschaffung diskreditieren soll. Doch gilt es gerade heute zur Kenntnis zu nehmen, dass die freudig erwartete soziale Revolution seit gut 150 Jahren ausbleibt und sich in vielen Ländern zur Zeit nicht die herrschaftsfreie Gesellschaft als greifbare Alternative zum bürgerlichen Nationalstaat präsentiert, sondern in höchstem Maße gegen die individuelle Freiheit gerichtete Gesellschaftskonzeptionen wie Faschismus oder Islamismus.


Ein Exkurs in Sachen Kapitalismuskritik

Die Tatsache, dass wir alle auch nach über 150 Jahren Kapitalismus noch vergeblich auf die soziale Revolution warten, wirft zudem die Frage auf, ob der "Großteil der Gesellschaft", der den "kapitalistischen MachthaberInnen" (folgt man der Darstellung des Aufrufs zur heutigen Demonstration) "ohnmächtig gegenüber" steht, überhaupt ein Interesse an der Aufhebung des Systems hat, das ihn tagtäglich auf erniedrigende Weise zu Wirtschaftssubjekten degradiert. (Letzteres gilt für die viel zitierten "kapitalistischen MachthaberInnen" -wer auch immer das sein soll- übrigens ebenso wie für die Klofrau bei Mc Donalds.) Bezeichnend für das kapitalistische Herrschaftssystem ist schließlich gerade die Tatsache, dass es kein personalisierbares System von Herrschern und Beherrschten (wie z.B. im Feudalismus der Fall) ist, sondern alle Mitglieder der Gesellschaft (Top-Manager und Klofrau) den selben
ökonomischen Prinzipien unterwirft und von den Meisten kritiklos mitgetragen wird.


Gegen jeden Nationalismus?

Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt in der Weltsicht der Antinationalen ist für uns die immer wieder implizit oder explizit geäußerte Gleichsetzung aller Nationen bzw. Nationalismen.
Dass eine solche Gleichsetzung alles andere als legitim ist, erschließt sich bei der vergleichenden Betrachtung der Genese des Nationalgedankens in Frankreich und Deutschland.
Im Zuge der französischen Revolution erklärten sich die Vertreter des dritten Standes, also all jener, die nicht dem Adel oder Klerus angehörten, 1789 zur Nation und prägten dadurch erstmals die moderne Bedeutung dieses Begriffes. Die Nation stand somit für die Einheit aller männlichen Staatsbürger, die erstmals unabhängig von Stand, sozialer Herkunft oder Religionszugehörigkeit über gleiche einklagbare Rechte gegenüber dem Souverän verfügten. Wer zur Nation gehörte, war in Frankreich also durch die mit bestimmten Rechten verbundene Staatsbürgerschaft definiert. In Deutschland entwickelte sich ein von einer breiten Bevölkerungsschicht getragener Nationalgedanke erst einige Jahrzehnte später und zwar als eine Bewegung gegen die napoleonische Besetzung des Rheinlandes, durch die erstmals in deutschsprachigem Gebiet bürgerliche Rechtsverhältnisse durchgesetzt worden waren. Der deutsche Nationalismus richtete sich somit nicht allein gegen die französische Besatzungsmacht als solche, sondern auch gegen all jene bürgerlichen Errungenschaften, die die Besatzer mit sich gebracht hatten. (So wurde beispielsweise 1817 im Rahmen des Wartburgfestes eine rituelle Verbrennung verschiedener liberaler Schriften sowie des Code Civil, des französischen bürgerlichen Gesetzbuchs, vorgenommen.) Hinzu kam der seit jeher völkische und antisemitische Charakter des deutschen Nationalismus: Wer "Deutscher" war, war keine Frage der Staatsbürgerschaft, sondern wurde an der "Volkszugehörigkeit" festgemacht. Dieser Logik folgend galten den Vordenkern des deutschen Nationalismus die Juden als undeutsch; eine rechtliche Gleichstellung dieser gesellschaftlich marginalisierten Gruppe gehörte nie zu den Forderungen der Mehrheit der deutschen Nationalisten (im Gegensatz zu den französischen).
Auf die Tradition des deutschen Nationalismus bezogen sich seit den 1920er Jahren auch die
Nationalsozialisten. Getreu der Vorstellung, Deutscher könne nur sein, "wer deutschen Blutes ist" (NSDAP-Parteiprogramm), griffen sie die traditionell völkischen, antisemitischen und anti-aufklärerischen Motive des deutschen Nationalismus auf und führten unter reger Anteilnahme der deutschen Mehrheitsgesellschaft einen historisch beispiellosen Vernichtungsfeldzug gegen alles als volksfremd imaginierte. Dementsprechend kann es keinesfalls als Zufall gelten, dass die größte Barbarei der Menschheitsgeschichte nicht von einer Staatsnation mit bürgerlich-liberaler Tradition wie Frankreich oder den USA ausging, sondern von Deutschland. Im Gegensatz zum bürgerlichen Staatsnationalismus Frankreichs war der hegemoniale Teil der deutschen Nationalisten also seit jeher völkisch, antisemitisch und antiliberal. In Anbetracht der verhängnisvollen historischen Folgen, die aus diesem Unterschied erwachsen sind, verbietet sich jede Gleichsetzung dieser beiden Nationalismen.


Zur Notwendigkeit der Existenz eines jüdischen Staates nach Auschwitz

Abschließend wollen wir es uns nicht nehmen lassen, auf das Lieblings-Reizthema der deutschen Linken einzugehen, und deutlich zu machen, warum wir auf der Notwendigkeit der Existenz des Staates Israel bestehen. Dass Israel kein Staat wie jeder andere ist, ist so offensichtlich, dass es eigentlich keiner näheren Erläuterung bedürfte: Israel wurde 1948 von jüdischen Emigranten gegründet, die den Vernichtungsplänen der Nazi-Deutschen entkommen waren. Er wurde explizit mit dem Anspruch gegründet eben das durchzusetzen, was die bürgerlichen Gesellschaften Europas so offensichtlich nicht gewährleisten konnten oder wollten: gleiche staatsbürgerliche Rechte und insbesondere das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit für Juden. Das politische Bekenntnis zu Israel von linksradikaler Seite ist somit der schlichten Tatsache geschuldet, dass wir in einer Welt leben, in der Antisemitismus (also die Ideologie, die zur größten Barbarei der Menschheitsgeschichte führte) eine Selbstverständlichkeit und die soziale Revolution (und mit ihr die unwiederbringliche Überwindung all dessen, was Auschwitz möglich machte) in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist. Auch wenn Israel seinen Bürgern momentan nicht die Sicherheit vor Angriffen von Antisemiten bieten kann, die man sich wünschen würde, stellt dieser Staat doch für viele eine Lebensversicherung dar. Hätte es vor 1945 schon einen jüdischen Staat gegeben, wären wahrscheinlich viele hunderttausende europäische Juden den deutschen Massenmördern entgangen. Doch auch nach 1945 bzw. nach 1948 - dem Jahr der Gründung Israels - wurden Juden verfolgt und zur Flucht gezwungen, ob aus den arabischen Staaten, aus Äthiopien oder aus der ehemaligen Sowjetunion. Der Staat Israel hat in den letzten Jahrzehnten Millionen von Menschen aufgenommen und sie so dem direkten Zugriff von Antisemiten jeglicher Couleur in ihren Herkunftsländern entzogen. Der antinational begründete Antizionismus europäischer Linker stellt deshalb schlichtweg eine unerträgliche Ignoranz gegenüber der Lebensrealität der vom Antisemitismus Verfolgten dar. Solange wir in einer Welt leben, in der es Staaten gibt, in der es Kapitalismus gibt und in der es Antisemiten gibt, muss die Existenz Israels und ihre notfalls militärische Verteidigung von der Linken als Notwendigkeit anerkannt werden.


Antifas aus dem Ruhrgebiet (April 2007)


Alle auf Personengruppen bezogenen Substantive, die im Text verwendet wurden, sind geschlechtsneutral zu verstehen.

diskussion

unwichtig 05.03.2008 - 00:07
diskussion dazu in einem kommunistischem forum:

hxxp://www.kommunismus.ch/forum/index.php?topic=47.0

immer sachlich bleiben.

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wir nix erklären — medienkollektiv.niederrhein

Mir fehlen die Worte — Kaputtlacher

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Frage? — Mike

Warum Solidarität mit Israel?! — Ihr macht mich nur noch antideutscher

Titel — Pallor

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Unglaublich — ffm

Solidarität ist unsere Waffe — Demo gegen Kapitalismus

kommt ma runter — ...