Frische Brötchen im Knast! Über die Kündigung

Thomas Meyer - Falk 04.03.2008 12:52 Themen: Repression
Auch im Gefängnis gibt es kleine Dinge die zumindest etwas Lebensqualität verschaffen können; in Bruchsal war dies – bislang – die einmal pro Woche mögliche Bestellung von frischen Back- und Kuchenwaren. Diese wurden dann(auf Kosten der Gefangenen) von einer Bäckerei in der Stadt, der Firma Kirchner, Inhaber Thomas Fabry, immer Freitags geliefert.
Auch im Gefängnis gibt es kleine Dinge die zumindest etwas Lebensqualität verschaffen können; in Bruchsal war dies – bislang – die einmal pro Woche mögliche Bestellung von frischen Back- und Kuchenwaren. Diese wurden dann(auf Kosten der Gefangenen) von einer Bäckerei in der Stadt, der Firma Kirchner, Inhaber Thomas Fabry, immer Freitags geliefert.

Nachdem es mehrmals Probleme mit der Lieferung gab und ich es nicht nur bei dem üblichen “murren“ belassen wollte, schrieb ich Herrn Fabry Anfang Januar einen Brief. Diesen beantwortete er nicht.

Auch wenn ich Gefangener bin, so erwarte ich doch ein Mindestmaß an Respekt, erst recht von einer Firma der ich gutes Geld für ihre Waren bezahle. Um mal zu sehen was passieren würde, reichte ich beim örtlichen Amtsgericht einen Antrag auf Gewährung von Prozesskostenhilfe für eine später noch zu erhebende Zivilklage wegen Verletzung kaufvertraglicher Pflichten der Firma Kirchner ein.
Jetzt erfolgte die Reaktion prompt. Mich suchte in der Zelle der Bereichsleiter G. (ein JVA – Beamter) auf und teilte mir mit, Fabry drohe mit Kündigung der Belieferung der Anstalt. Ob ich nicht bereit wäre meinen Antrag zurück zu ziehen !?
Wäre es nur um mich gegangen, ich hätte auf meinen Antrag beharrt, jedoch dachte ich auch an die Mitgefangenen und so zog ich mein Gesuch nach Prozesskostenhilfe zurück.

Freilich es nutzte nichts mehr, denn kaum war die Rücknahme verschickt, kam der Beamte G. erneut zu mir und berichtet, Fabry habe dennoch „fristlos“ gekündigt, denn „so was“ (gemeint waren Beschwerden) habe er nicht nötig, so gut sei der Umsatz mit den Gefangenen dann doch nicht.

Die Anstalt beeilte sich im ganzen Haus große Aushänge zu verbreiten, auf welchen Sie die Kündigung bekannt machte und darauf verwies, ein Gefangener der vor Gericht geklagt habe sei Schuld. Einige Wärter schickten Gefangene gleich zu mir, mit den Worten, sie mögen sich „bei Herrn Meyer Falk“ für die Kündigung bedanken.

Was die JVA freilich nicht bekannt gemacht hatte: ihr passte die Kündigung gut ins Konzept, war doch schon 2007 angedacht, diese Bäckereilieferung einmal abzuschaffen, denn sie verursacht der Anstalt gewisse personelle Aufwendungen.

Und durch ein Telefonat einer guten Bekannten von mir mit der Gattin des Herrn Fabry kam heraus, dass meine Eingabe nur der Tropfen war der das Fass zum überlaufen gebracht hatte. So hatte die Bäckerei vor längerer Zeit Besuch von Justizbeamten, da der Verdacht im Raum stand, sie würde Metallgegenstände, versteckt in Backwaren in das Gefängnis schmuggeln. Ebenfalls für Unannehmlichkeiten sorgte eine Beziehung zwischen einer Verkäuferin der Firma mit einem Gefangenen hier. Und so weiter.

Aber für die Gefängnisleitung war/ist es einfacher die Angelegenheit einem Gefangenen in die Schuhe zu schieben und die Hände in Unschuld zu waschen.

In erwähntem Telefonat sicherte Frau Fabry zu, man werde die Gefangenen vorübergehend noch mal beliefern, bis die Anstalt Ersatz gefunden hätte. Wenige Tage später wollte keine Seite von dieser Zusage etwas wissen und so gibt es vorerst keine frischen Backwaren mehr zu bestellen.

Im persönlichen Gespräch waren die Mitgefangenen durchaus verständnisvoll für meine Vorgehensweise, wenn sie auch enttäuscht waren über die Reaktion des Thomas Fabry, der fristlos gekündigt hatte. Sie berichteten von ihrer eigenen Problemen mit der Bäckerei und wie sie sich nie getraut hätten mal selbst zu Feder und Papier zu greifen.

Nun ist es nicht überlebenswichtig ob man sich einmal pro Woche frische Backwaren bestellen kann oder nicht, aber letztlich ist es doch ein weiterer Rückschritt. Ob die Anstalt, wie sie behauptet, sich um einen Ersatzlieferanten bemüht oder ob sie nur so tut als ob, wir wissen es nicht.

Menschlich jedenfalls ist die fristlose Kündigung durch die Firma Kirchner (Bruchsal), die alle 450 Gefangenen trifft nicht nachvollziehbar.

Thomas Meyer – Falk
c/o JVA – Z. 3113
D- 76646 Bruchsal
 http://www.freedom-for-thomas.de
 http://freedomforthomas.wordpress.com
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Ergänzungen

komplette überschrift

lautet 04.03.2008 - 13:38
Frische Brötchen im Knast! Über die Kündigung einer Dorfbäckerei

Haftstrafe

hehe Falsche Frage 04.03.2008 - 18:53
Der Mensch sitzt wegen eines Banküberfalls seit 96 bis 2010, und danach heißtes Sicherheitsverwahrung. Mit dem Geld sollten Antifaschistische Aktionen bezahlt werden.

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