Brandanschlag in Dautphetal - Informationen

dissidentIn 29.02.2008 13:20 Themen: Antifa
In der Nacht zum Dienstag, dem 19.2. wurde auf ein Wohnhaus in Dautphetal, in der Nähe von Marburg, ein rassistischer Brandanschlag verübt. Nur mit Glück wurde niemand verletzt, da der Brand an der Holzfassade rechtzeitig bemerkt wurde.Über die Reaktionen und die für den 1.3. geplante Demonstration gibt es hier einige Informationen.
Nur mit Glück wurde niemand verletzt, da der Brand an der Holzfassade rechtzeitig bemerkt wurde. Zuvor wurde mit großen Buchstaben das Wort "Hass" an dass Gebäude geschmiert, die beiden S als gezackte Runen gestaltet. Mehrere Augenzeugen sahen die bislang unbekannten Täter mit "Ausländer raus" - Rufen davonlaufen.
Der Bürgermeister Bernd Schmidt (Freie Wähler) von Dautphetal kommentiert, er sei "hart schockiert", dass es ausgerechnet diese Familie getroffen habe, da ihr türkischer Migrationshintergrund "nicht erkennbar gewesen, so eingepasst sind sie". Auch RTL betonte im zweiten Satz der Berichterstattung, wie integriert die Familie sei. So als ob „nicht-integrierte Ausländer“ (was immer das ist) halt mit der Bedrohung von Leib und Leben rechnen müssten.
Statt von Integration zu schwafeln, kam es linken Gruppen und dem DGB darauf an, Solidarität mit der betroffenen Familie und allen Opfern rechter Gewalt zu zeigen und gegen Rassismus ein deutliches Zeichen zu setzen. Unter diesem Motto meldete der DGB am Samstag, den 1.3. um 13.15 eine Demonstration in Dautphetal an.
Doch die Gemeinde zeigte sich wenig begeistert. In der Sitzung der Gemeindevertretung sechs Tage nach dem Anschlag wurde nach der überregionalen Berichterstattung Betroffenheit gezeigt und viel von guter Nachbarschaft und Gemeinschaft gesprochen. Doch eine von Außen organisierte Demonstration brauche man nicht, schließlich habe man gar keinen Rassismus, so der Bürgermeister des Örtchens Bernd Schmidt.
Auch der Sprecher des Innenministeriums kommentierte kurz nach der Tat: "Die Umstände und Motive, die zu dieser Tat führten, müssen jetzt so schnell wie möglich aufgeklärt werden. (…) Ausländerfeindliche Straftaten und Übergriffe haben in Hessen bislang noch nie einen Nährboden gefunden, und das wird auch künftig so bleiben." Vergessen ist, dass es in Gladenbach im Jahr 2004 mehrere Nazi-Aufmärsche gab, bei denen bis zu 150 Nazis aus dem Umland, kaum einer älter als 18 Jahre, gekommen waren. Dank entschlossener antifaschistischer Mobilisierungen wurden sie allerdings zum Debakel für die Nazis. Vergessen ist auch, dass selbst die Landesregierung Hessen, die selbst durch rassistischen Wahlkampf auffällt, die Zahl der "Rechtsextremisten" in Hessen auf über 3000 schätzt. NPD Mitgliederzahlen wachsen an und sie vermutet mindestens 750 gewaltbereite Neonazis.
Vergessen wird, dass in einigen Kreistagen die NPD, DVU und REPs Einzug erhielt, dass im hessischen Hinterland rechte Zentren bestehen, Jugendliche bedroht werden usw. Statt dessen wird wie üblich von allen Seiten betont, Rechtsextremismus und Gewalt gebe es nicht. Doch kaum wurde die Demo bekannt, schon meldeten Nazis (in Person des durch seine Gladenbach und Marburg Debakel reichlich gescheiterten Nazis Manuel Mann) eine Gegendemo an. Dies freilich wollte die Gemeinde erst nicht zugeben. Nun hat sich der Bürgermeister von beiden Veranstaltungen distanziert.
Am heutigen Freitag schrieb das konservative Lokalblatt Oberhessische Presse, auch die betroffene Familie hätte sich von der Soli-Demo distanziert, was völlig falsch ist. Das Anliegen der Familie ist nach wie vor zu zeigen, dass Rassisten das Problem sind und nicht die Frage, wer wie "integriert" ist. Außerdem soll auch an die anderen TürkInnen und Menschen überall her gezeigt werden, dass es viele Leute gibt, die sich mit den Opfern rassistischer Gewalt solidarisieren.

Die Demonstration beginnt am Samstag, den 1.3., um 13.30 Uhr am Bahnhof Friedensdorf und führt in die Ortsmitte. In Marburg ist der Treffpunkt um 12.15 Hbf.

Weitere Infos zur Demo:

 http://www.region-mittelhessen.dgb.de/termine/termindb/termin_single?termid=324


Weitere Info zu Nazis in Hessen:

 http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/meldungen/rechtsextremismus-hessen/
 http://beratungsnetzwerk-hessen.de/uploads/uploads_allgemein/Hessen_Drucksache_166093.pdf
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Ergänzungen

presseerklärung des dgb

... 29.02.2008 - 13:23
Brandanschlag in Dautphetal: DGB verwahrt sich gegen Gleichsetzung mit Neonazis und hält an Demonstration fest


Die DGB Region Mittelhessen betrachtet die Gleichsetzung von einer Gewerkschaftsdemonstration gegen Rassismus und Solidarität mit Opfern eines rechtsextrem motivierten Brandanschlages als skandalös. "Wer sich in einem Atemzug von einer DGB-Kundgebung und einem Aufmarsch von Neonazis distanziert, überschreitet nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks, sondern offenbart auch, aus der Deutschen Geschichte nichts gelernt zu haben", so der Vorsitzender der DGB-Region Mittelhessen, Ernst Richter.

"Die Demonstration wurde auf Anfrage von Bürgern aus Dautphetal sowie Rücksprache und Billigung der Opfer des Brandanschlags vom DGB organisiert. Letzteres ist der entscheidende Grund, warum wir an der Durchführung der Demonstration festhalten" erklärte der DGB-Organisationsekretär Dr. Immelt. "Eine zentrale Lehre haben wir als Arbeiterbewegung aus der Geschichte gezogen: Neofaschismus kann nicht durch Wegschauen und Totschweigen, sondern nur durch entschiedenes Handeln, wirkungsvoll bekämpfen kann". Das bestätige auch der geplante Aufmarsch von Neonazis, "von dem wir erst aus der Presse erfahren haben," führt Immelt weiter aus.

Wir hätten uns gewünscht, dass in der Gemeinde Dautphetal für eine zivilbürgerschaftliche Initiative entstanden wäre. Zwölf Tage nach dem Brandanschlag reiche aber nicht die Erklärung: "Wir haben hier kein Rassismus!", wie die rechtsextremen Aktivitäten aus dem regionalen Umfeld bestätigen. "Wir begrüßen, dass Herr Bürgermeister Schmidt den Neonaziaufmarsch verboten hat. Leider lässt die Rechtssprechung wenig Hoffnung zu, dass diese Untersagung vor dem Verwaltungsgericht Bestand hat," so Richter. Das sei ein Grund mehr, die Demonstration durchzuführen, die sich nicht gegen die Gemeinde und ihre Bürger richte.

Die DGB-Demonstration beginnt um 13:30 am Bahnhof Dauthetal • Friedensdorf.

frankfurter rundschau vom 29.2.08

... 29.02.2008 - 13:36
Nachrichten
Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit

Dautphetal. Um ihre Solidarität mit der türkischen Familie zu zeigen, auf deren Wohnhaus im Marburger Hinterland in der vergangenen Woche ein Brandanschlag verübt wurde, plant die Erziehungsgewerkschaft GEW eine Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit. Die Gewerkschafter laden die Bürger dazu ein, sich am Samstag, 1. März, ab 13.15 Uhr am Bahnhof von Dautphetal-Wilhelmshütte zu treffen. Die Demonstranten wollen dann unter dem Motto "Wir sagen Nein zu Rassismus" quer durch den Ort ziehen.

wöll ist anmelder

antifa 29.02.2008 - 15:10
der fascho marcel wöll, ladesvorsitzender der npd in hessen ist anmelder der nazidemo. das ordnungsamt bestätigte eine anfrage.

wohnt er nicht in südhessen?

am gericht wurde heute verhandelt, die nazidemo bleibt verboten!!!

nazidemo bleibt verboten!

antje 29.02.2008 - 19:32
Die Veranstalter der Nazidemo erliegen vor dem Gericht. Der Naziaufmarsch bleibt somit Verboten. Der Anmelder ist Marcel Wöll aus Südhessen. Die Nazis werden keine Rechtsmittel einlegen.

Alle AntifaS: Trotzdem hin!

"Hölle von Gladenbach"

luci 29.02.2008 - 19:57
Gladenbach: Der armselige Versuch von Neonazis damals, in Gladenbach aufzumarschieren wurde im Nachhinein in Internetforen der Nazis als "die Hölle von Gladenbach" beschrieben. Nicht zu Unrecht.

Demonstraton in Dautphe

http://www.op-marburg.de/ 29.02.2008 - 21:21
Anlass für diese Demonstration ist der Brandanschlag auf das Haus der Familie Oluk im Ortsteil Wilhelmshütte. In der Nacht zu Dienstag, 19. Februar, wurde die Holzverkleidung eines Teils der Fassade des Hauses in Brand gesteckt. Zuvor wurde in großen Lettern das Wort „Hass“ an die Fassade geschmiert. Die Täter flohen nach der Brandlegung und riefen dabei „Ausländer raus“.

Ernst Richter, Vorsitzender der DGB-Region Mittelhessen, bestätigte am Freitag nochmals, dass die Demonstration stattfindet. Die Familie Oluk habe erneut signalisiert, dass sie den Protest gut findet, sagte Richter. Der DGB wolle Solidarität mit der Familie und mit den Opfern rechter Gewalt zeigen und ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Richter begrüßt, dass „Bürgermeister Bernd Schmidt versucht, die Demonstration der Neonazis zu verbieten“.

Die Verbotsverfügung der Gemeinde gegen den Antrag des „Volkstreue Komitee für gute Ratschläge“, das der rechten Szene zugeordneten wird, hatte jedoch am Freitag vor dem Verwaltungsgericht keinen Bestand, obwohl, so Schmidt, „wir mit allen rechtlichen Mitteln versucht haben, das Verbot aufrecht zu erhalten“.

Zumindest sei es jedoch gelungen „viele Auflagen“ zu vereinbaren. So dürften unter anderem nur zwei Megaphone eingesetzt werden, zudem verlaufe der Zug in einer kürzeren Zeit, 12 bis 14 Uhr, auf einer anderen Strecke als beantragt. Startpunkt ist das Schwimmbad in Dautphe, von wo aus es durch den Ort zum Bürgerhaus geht. Dort findet eine Kundgebung statt, nach der es zum Schwimmbad zurück geht.

Der Veranstalter hat etwa 50 Personen als Teilnehmer angegeben, der DGB erwartet 150 bis 200 Unterstützer. Die Gemeinde hat mit den Streckenläufen dafür gesorgt, dass beide Gruppen strikt voneinander getrennt sind: die gewerkschaftliche im östlichen Teil des Ortes, die andere im westlichen. Ein beträchtliches Polizeiaufgebot wird nach Angaben des Bürgermeisters dafür sorgen, dass es bei der Trennung bleibt.

Im Falle der Brandstiftung am Haus der Oluks gibt es nach Angaben von Staatsanwältin Annemarie Wied bei der Ermittlung der Behörden keine neue Entwicklung.

anmelder ist manuel mann

nix wöll 01.03.2008 - 18:24
anmelder war manuel mann und nicht marcel wöll. aufgetaucht ist er in dautphetal aber nicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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NEONAZIDEMO — in Dautphetal

POLITIKUM "der Ausländer" — Es wurde keinE AutorIn angegeben!