100 militante Neonazis randalieren in Colditz

kritisch intervenierende antifaschist_innen 25.02.2008 22:42 Themen: Antifa
Am vergangenem Samstag, dem 23.02.08 griffen etwa 100 vermummte Neonazis einen Dönerladen, eine Turnhalle und ein Elekrogeschäft in Colditz (Sachsen) an. Scheiben wurden eingeschmissen, Molotowcoktails wurden geworfen, eine Nebelgranate und eine Bombe, in der sich Farbe oder ähnliche Chemikalien befanden, wurden gezündet. In der sächsischen Kleinstadt versuchen die Nazis brutal ihre Hegemonie durchzusetzen.
Gegen 19.30 Uhr versammelten sich etwa 100 Neonazis auf dem Sophienplatz, um ein Elektrogeschäft und die dazugehörige Turnhalle, in der schon 3 alternative Konzerte stattfanden, anzugreifen. Innerhalb von 10 – 15min hatten die vermummten Nazis die Turnhallenfenster mit Molotowkcoktails beworfen und wollten sich über die Eingangstür Zutritt in die Halle verschaffen, was ihnen glücklicherweise nicht gelang. In dem daneben gelegenem Geschäft wurden die Fenster zerschlagen und eine Nebelgranate hineingeworfen. Dies reichte den regionalen und zum Teil überregionalen Neonazis noch nicht, so dass sie eine weitere Bombe mit Farbe/Chemikalien zündeten, welche die Geschäftsräume und die Elektrogeräte unnutzbar machte. Zudem wurde versucht, einen Brandsatz in die Wohnung über dem Geschäft zu werfen. Auf dem Rückweg wurden zum wiederholten Mal bei einem Dönergeschäft die Scheiben eingeschlagen und randaliert. Die Täter_innen kommen zum Teil aus dem Umfeld der verbotenen Kameradschaft Sturm 34 aus dem Nachbarlandkreis Mittweida. Es entstand ein Sachschaden von etwa 100 000€.

Im Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (mdr) wird behauptet, Ziel der Nazis sei der Überfall auf ein linkes Konzert gewesen, was dann aber nicht stattgefunden habe. Tatsache ist, das an diesem Wochenende überhaupt kein Konzert geplant war!
Der brutale Überfall ist vielmehr als ein Racheakt zu deuten, der den Vermietern und den Veranstaltern von 3 alternativen Konzerten in Colditz galt, welche einen Gegenpol zur real existierenden Nazihegemonie darstellen. Vermieter, Veranstalter und Alternative in Colditz werden seit dem letzten Konzert am 1.2.08 mit Drohanrufen, Übergiffen und Sachbeschädigungen terrorisiert. So wurden am Donnerstag Abend Alternative Jugendliche verprügelt und am Freitag vor der Randale versammelten sich ca. 30 auf den Netto Parkplatz um alternativen Jugendlichen zu drohen und zu verprügeln.
Die Information, die der mdr nun so bereitwillig kolportiert stammt wahrscheinlich aus einem Anruf eines Nazis bei der Polizei, mit dem diese die Veranstalter wieder nur denunzieren wollten.

Im Bericht der lvz wird behauptet, linke Jugendliche hätten in der Nacht einen Überfall auf einen Jugendclub geplant, auch dies ist eine Behauptung der Nazis, die dazu diente, die Polizei abzulenken um in Ruhe am Markt angreifen zu können.
Die Polizei lässt sich bereitwillig von den Nazis die Stichworte geben, die sie dann an die Presse weitergibt, weil ihr wie auch der Stadt Colditz die alternativen Konzerte ein Dorn im Auge sind.
Das was hier von der Presse so bereitwillig berichtet wird hat
Entgegen jeden Gerüchten und der bürgerlichen Presse muss vermeldet werden, dass an dem Samsatg in Colditz KEIN alternatives Konzert geschweige denn ein Überfall auf den Jugendclub geplant war.
Der geplante Überfall ist trauriger Höhepunkt einer langen Chronik rechtsextremer Gewalttaten in Colditz und Umgebung. In Colditz sind Zustände erreicht, die an eine ostdeutsche Kleinstadt der 1990er Jahre erinnern, das Nazikonzept der „National befreiten Zone“ ist hier die Realität.
Erst Mittweida, dann Mügeln, dann wieder Mittweida und nun Colditz: Keine Überraschung für kritisch beobachtenden Antifaschist_innen, Sachsen ist eine Nazihochburg, das Dreieck zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz ist neben Ostsachsen, Sächsischer Schweiz und Vogtland nun ein weiteres Tummelplatz auf der braunen Landkarte.
Colditz Bürgermeister Manfred Heinz macht nach, was Mügelns Bürgermeister Deuse und Mittweidas bürgermeister Damm vorgemacht haben. Er schaltet auf Heimatschutzmodus. Zitat aus der LVZ von ihm: „Wogegen ich mich aber verwahre, ist die Behauptung, Colditz sei eine rechte Hochburg“.


Hier eine kurze Chronik rechtsextremer Aktivitäten in Colditz und Umland:

Seit den 1990er Jahren wird die Region Colditz von Nazis dominiert. Es existieren zudem zahlreiche überregionale Kontakte zu organisierten Nazistrukturen. So waren in den 1990er Jahren Neonazis aus Hausdorf/Colditz an Überfällen in Leisnig beteiligt. Nachdem es einige Zeit ruhiger geworden war, kommt es seit Anfang des Jahres 2007 immer häufiger zu Propagandadelikten, sowie zu Übergriffen auf nichtrechte Jugendliche, Angriffe auf Veranstaltungen und Objekte. Besonders der ehemalige Bikershop an der B167 in Colditz etablierte sich zunehmend zum Treffpunkt der regionalen Naziszene. Unterstützung findet die Szene im städtischen Jugendclub in Colditz, welcher ein weiterer Treffpunkt der Neonazis ist. Rechtsextreme Sticker und Sprühaktionen dominieren seit Jahren das Stadtbild, die Komunalpolitiker_innen sind auf dem rechten Auge blind.

19. Mai 2007:
In Colditz wird ein von alternativen Jugendlichen organisierte Konzert von ca. 30 Neonazis angegriffen, dabei gehen zahlreiche Scheiben zu Bruch.

1. Juni 2007:
In Bockwitz zwischen Colditz und Leisnig wird ein von alternativen Jugendlichen genutzter Bauwagen, der das Logo „Good Night White Pride“ trug, abgebrannt und ein Brandanschlag auf das Wohnhaus einer migrantischen Familie im selben Ort verübt.
Ziel des Angriffs war wahrscheinlich die Verhinderung eines am Tag darauf geplanten Fußballturniers mit Anschließender Party am Gelände des Bauwagens, das aber trotzdem beschützt von vielen Leuten stattfinden konnte.

Ende Juli 2007:
In Colditz verschaffen sich Unbekannte gewaltsam Zutritt zu einer Gartenlaube in der sich alternativen Jugendliche treffen.

13.-18.8.2007:
In Colditz kommt es zu zahlreichen Sprüh- Flyer und Klebeaktionen im Rahmen des Nazi- Gedenkens an Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess.

13.9.2007:
Ein Vortrag "vom Einsteiger zum Aussteiger" findet im Jugendcenter Colditz statt. Zum diesem Vortrag war neben Jens Schober die „schuhcreme braun de la schuhcreme braun“ der Naziszene zwischen Leisnig und Grimma anwesend.

8./9.10.2007:
Es tauchen Sprühereien und Aufkleber mit dem Abbild von Horst Wessel in Colditz, Thümmlitzwalde und Leisnig auf .
19.10.2007:

Eine Gruppe versucht vermummt und mit einem Feuerlöscher bewaffnet eine Gruppe alternativer Jugendlicher anzugreifen.

Oktober 2007:
In Tanndorf, einem Nachbarort von Colditz, tauchen Schmiererein auf, welche mit NSC unterzeichnet sind auf. Es lässt vermuten, dass sich hinter der Abkürzung NSC „Nationale Sozialisten Colditz“ verbirgt.

17./18.11.2007:
Neonazis schlagen die Scheiben verschiedener migrantischer Geschäfte ein.

20/21.12.07:
Es werden zum wiederholten Mal die Scheiben der Turnhalle eingeworfen, in der alternative Konzerte stattfanden.

01.02.08:
Nach einem alternativen Konzert werden 3 Besucher_innen von ca. 20 Neonazis verprügelt und müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

15.02.08:
Mitglieder der Neonazikameradschaft „Bündnis für Deutschland“ aus dem Muldentalkreis und dem Landkreis Döbeln verteilen rund 600 geschichtsrevisionistische Flugblätter zur Bombardierung Dresdens am 13.2.1945.

16.2.08:
Auf dem Rückweg von einer Antifa Demonstration aus Borna werden 5 Insassen eines PKW zum Anhalten gezwungen und ihr Auto von 5-10 vermummten Neonazis demoliert, welche das Auto von Colditz aus verfolgt hatten.

21.2.08:
In Colditz werden zum wiederholten Mal alternative Jugendliche verprügelt.

22.02.08:
In Colditz sammeln sich ca. 30 Neonazis auf den Netto Parkplatz und bedrohen alternative Jugendliche. Einige von ihnen werden verprügelt.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Mit Gesichtsmasken u. Baseballschlägern

http://www.linkezeitung.de/ 25.02.2008 - 22:58
Überfall mit Gesichtsmasken und Baseballschlägern

Erst vor einer Woche hatten Neonazis bei Colditz einen gewalttätigen Angriff auf politische Gegner verübt. Fünf junge Männer aus Geringswalde waren am Samstag mit dem Auto auf dem Rückweg von einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Borna. Dabei wurden sie über mehrere Kilometer auch über Nebenstraßen und durch ein Waldstück von vier Fahrzeugen verfolgt. Schließlich wurden sie nach eigenen Angaben ausgebremst und auf der B 176 zum Halten gezwungen. Aus den vier Wagen seien mit Masken vermummte Männer ausgestiegen und hätten das Auto der Nazi-Gegner mit Baseballschlägern und Schlagstöcken demoliert. Die jungen Leute konnten dennoch mit Mühe flüchten und Richtung Hartha weiterfahren, wo ihnen die herbeigerufene Polizei entgegenkam, berichtete die Leipziger Volkszeitung. Die Polizei nahm die Anzeige auf und sicherte Spuren. Das Auto hatte Totalschaden.

In der Nacht darauf wurden die jungen Männer in Geringswalde mit dem Tode bedroht, berichtete die Chemnitzer Morgenpost am Freitag. Einer der Betroffenen: "Mehrere Autos fuhren vor, aus denen Nazi-Musik dröhnte. Die maskierten Insassen stiegen aus, grölten 'Freitag machen wir euch kalt!'" Beim Eintreffen der Polizei waren die Nazis bereits verschwunden. Von dem rechtsextremen Hintergrund war freilich in der Polizei-Pressemeldung über den Überfall auf der B 176 keine Rede: dort wurde nur über eine "Sachbeschädigung" berichtet. Erst auf Nachhaken der Medien ergänzte die Polizei die Meldung.

Weitere Morddrohungen wurden in den folgenden Tagen aus Kreisen der Berufsschulen in Rochlitz und Mittweida weitere Morddrohungen laut, berichtete der Bürgermeister von Geringswalde, Rainer Eckert (66, Die Linke). "Wir hatten mitbekommen, dass die Nazis etwas Größeres planen. Eine üble Geschichte - die Jungs stehen alle auf einer 'Schwarzen Liste'." Bürgermeister Eckert forderte Polizeischutz für den 5.000-Einwohner-Ort an.
Kerstin Köditz brachte den Überfall im Landtags-Innenausschuss auf die Tagesordnung. Inzwischen kümmert sich Sachsens Landespolizeipräsident Bernd Merbitz (52) selbst um den Fall. "Er sagte, die Opfer hatten Todesangst, weil die vermummten Täter mit äußerster Brutalität vorgingen", berichtete Köditz aus der Ausschuss-Sitzung.

1.3.2008 in Leipzig

Antifa 26.02.2008 - 00:38
Kommt am 1.3.2008 nach Leipzig, denn genau dort sitzen einige der Neonazis die in Colditz randaliert haben und zittern jetzt schon vor der Demo am 1.März in Leipzig.

Sachsen ist die dreckigste Nazihochburg Europas. Doch ab heute ist Schluss.

Good Night Ihr Leit

Leipzig:Naziüberfall in Straba nach Reudnitz

link 26.02.2008 - 08:59

[redok] berichtet

Kent Brockman 26.02.2008 - 09:40
Rechte Randale: Verbotener "Sturm 34" mit dabei ->  http://www.redok.de/content/view/1031/36/ (24.02.2008)

auch in geringswalde

xxx 26.02.2008 - 11:22
auch der geringswalder bürgermeister rainer eckert (der bezeichnenderweise der ostdeutschen volkspartei dieLINKE angehört), versucht schon mal linken jugendlichen interviews gegenüber tv/presse zu verbieten. öffentlichkeit würde nur der stadt schaden: "Doch Näheres dazu wollte Bürgermeister Eckert nicht sagen: Er fürchtet um das Image seiner Stadt." LVZ 22.2.08

Flucht aus Colditz

Mulde 26.02.2008 - 15:04
Der Artikel über rechtsextreme Aktivitäten bzw. Nazi-Aktivitäten in Colditz ist mit einem Foto des Gesellschaftsspiels "Escape from Colditz" versehen.
Der Inhalt des Artikels geht dann aber gar nicht auf den Hintergrund dieses Gesellschaftsspiels ein. Das will ich hiermit nachholen.

Während des 2. Weltkriges hat die NS-Führung das Schloss Colditz als Gefangenenlager für alliierte Offiziere missbraucht. Nach den allgemeingültigen Regeln konnten und können Offiziere als Kriegsgefangene nicht zur Arbeit gezwungen werden.
Die gefangenen Offiziere nutzten ihre bescheidenen Möglichkeiten für vielfältige und zahlreiche sowie geschickt ausgeklügelte Fluchtversuche. Es wurden z.B. Passierscheine täuschend echt gefälscht. Deutsche Wehrmachtsuniformen wurden hergestellt. Dazu wurde eine Nähmaschine gebaut. Es gab einen eigenen selbst gebauten Radioempfänger. Es wurden Tunnel gegraben und sogar ein flugfähiges Segelflugzeug für die Flucht vom Schlssberg wurde gebaut. Nicht alle Fluchtversuche gelangen und einige erfolgreichen Flüchtlinge wurden später wieder eingefangen. Einzelne kamen aber durch.
Besonders in Großbritannien wurde Colditz zur Legende.
Deswegen wurde in Großbritannien auch dieses Gesellschaftsspiel herausgebracht.
Im Schloss gibt es heute - auch schon zu DDR-Zeiten - eine Ausstellung, die die damaligen Lebensbedingungen im Gefangenenlager und die Fluchtgeschichten zeigt.

23.02.2008

Nicole 02.02.2010 - 10:36
In der Nacht vom 23. zum 24. Februar wurde Henry B. grundlos von Nazis direkt vor dem Eingang des Jugendclubs in Colditz zusammengeschlagen. Durch einen Schlag auf den Kopf mit einer Bierflasche fiel er die Treppe herunter und wurde dort am Boden liegend noch mit einem (Ketten-??)Handschuh attackiert. Grauenvoll, wenn man bedenkt, dass die Security und zahlreiche andere Gäste tatenlos danebenstanden...