Morddrohungen in Bucaramamga

kanalB 22.02.2008 10:07 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Seit die kolumbianische Lebensmittelgewerkschaft SINALTRAINAL ihre internationale Kampagne gegen Coca-Cola wieder aufgenommen hat, verschärft sich der Terror gegen Coca-Cola Gewerkschafter.
Ausführendes Organ ist die "Front Aguilas Negras" der AUC, der wichtigsten paramilitärischen Gruppierung des Landes. Derzeit richtet sich die Offensive der Paramilitärs vor allem gegen die Sektion von SINALTRAINAL in Bucaramanga. Dort arbeiten der Vorsitzende von SINALTRAINAL Javier Correa, José Domingo Flores und Luis Edoardo Garcia. Alle drei haben seit ihrem Eintritt in die Gewerkschaft in den 70er Jahren eine jahrzehntelange Geschichte der Verfolgung und Einschüchterung durch die Geschäftsführung von Coca-Cola, die staatlichen Behörden und die Paramilitärs hinter sich. So wurden Domingo Florez und Luis Edoardo Garcia 1996 ein halbes Jahr in Untersuchungshaft genommen, weil die Geschäftsleitung sie, ohne Beweise vorzulegen, als Terroristen denunziert und behauptet hatte, sie hätten zwei Bomben auf dem Werksgelände hinterlegt. Der Sohn von Domingo Florez wurde im September 2007, als er von der Schule nach Hause kam, entführt und zusammengeschlagen.

Am 14. Februar erreichte uns eine E-Mail von Sinaltrainal, in der von den neuesten Morddrohungen berichtet wird und ein paar Hintergründe für die Verschäfung des Terrors gegen die Gewerkschafter erläutert werden (spanisches Original unten). SINALTRAINAL bittet um die Solidarität der internationalen sozialen Bewegung.


Neue Todesdrohungen

Am vergangenen 12 Februar wurde im Haus, in dem José Domingo Florez wohnt, ein Briefumschlag hinterlegt, der die folgende Morddrohung gegen Coca-Cola Arbeiter, die Sinaltrainal-Funktionäre sind, enthielt:

„Aguilas Negras F.A.N.
Ihr Scheißterroristen, nachdem ihr unseren Befehl aus Santander zu verschwinden nicht befolgt habt, haltet euch an die Konsequenzen, die sehr menschenunwürdig sein werden. Wir werden mit euren Familien anfangen und dann mit euch Scheiß-Gewerkschaftern weitermachen. Eure fehlgeleitete Ideologie passt nicht zu diesem Land, alle Scheiß-Terroristen werden sterben. Javier correa, domingo flores und luis garcia, wir überwachen euch. Wir wissen, was ihr macht und was ihr nicht macht, ihr Scheiß-Typen. Niemand wird euch vor unserer Gruppe Aguilas Negras retten, glaubt nicht, dass ihr ein militärisches Ziel seid, Scheiß-Typen. Seht euch vor, wir geben Vollgas. Front Agulilas Negras“

Zwei Tage nach dem 12. Februar wurde im selben Haus ein weiteres Schreiben gefunden, in dem Drohungen gegen Domingo Flores standen, in denen sie ihn warnen, dass sie nun gegen seine Familie vorgehen werden, dass sie seine Tochter von der Schule mitnehmen werden und dass er sein Haus verlassen müsse.

Diese Drohungen kommen genau zu dem Zeitpunkt, in dem die Coca-Cola Abfüllanlagen unilateral festgelegt haben, dass sie die Sozialleistungen, den bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für die Arbeiter nicht mehr zahlen werden.

Seitdem wir verlautbart haben, dass wir die internationale Kampagne gegen Coca-Cola wieder aufnehmen, dass wir gegen das Freihandelsabkommen opponieren und dass wir wegen Verstössen gegen die Freiheit der gewerkschaftlichen Organisierung Anzeige gegen den kolumbianischen Staat und gegen Coca-Cola erstattet haben, ist der Terror gegen die Arbeiter und ihre Familien verschärft worden.

Diese neuen Drohungen kommen nun zu einem Zeitpunkt, wo eine Delegation des us-amerikanischen Gewerkschaftsdachverbandes AFL CIO in Kolumbien ist, die konstatiert, dass hier das Leben und die Rechte der Arbeiter nicht respektiert werden. Álvaro Uribe Vélez behauptet, weiterhin, dass es keine Paramilitärs gebe und dass seine Regierung das
Leben und die Existenz der sozialen Organisationen beschütze. Die Wirklichkeit ist aber, dass im Jahr 2008 bereits 6 Gewerkschafter umgebracht worden sind und dass der Staatsterrorismus im ganzen Land evident ist.

2007 haben wir in Bucaramanga 10 Todesdrohungen erhalten. Wir haben diese vor den lokalen Autoritäten angezeigt und bis heute gibt es KEINERLEI Resultat der „umfassenden Untersuchungen“ durch die kolumbianische Justiz.
Wir fordern, dass der kolumbianische Staat die intellektuellen und materiellen Verantwortlichen für die Drohungen auffindet und für das Leben der Mitglieder von SINALTRAINAL und ihrer Familien garantiert.
Von Coca-Cola fordern wir, dass sie das Recht auf gewerkschaftliche Organisation respektiert und dass sie diejenigen, die unsere Rechte mit Füßen treten, an die Justiz ausliefert.

Wir hoffen auf die Solidarität der internationalen sozialen Bewegung.

Nationale Leitung
Sinaltrainal


*********************************


Sonderseite zum Thema SINBALTRAINAL/Coca-Cola-Kampagne bei kanalB:
 http://kanalb.org/topic.php?clipId=265





*******************************************
spanisches Original (E-Mail vom 14.02.2008)

El pasado 12 de febrero, fue dejada en la casa de habitación de José Domingo Florez, un sobre de papel amarillo que contenía la siguiente amenaza contra los trabajadores de Coca cola, dirigentes de Sinaltrainal:
"AGUILAS NEGRAS F.A.N. terroristas hijueputas como no obedecieron nuestra orden de salir de Santander ahora atenganse de las consecuencias que van hacer muy infrahumanas empezaremos con sus familias y después con ustedes sindicalistas hijueputas -su malparia ideología no sirve para este país se van ha morir todos los hijueputas terroristas del Javier correa domingo florez y luis garcia cuidense los tenemos controlados sabemos que hacen y que no hacen malparios de la mierda nadie los va ha salvar de nuestro grupo aguilas negras no creen que son objetivo militar-cabrones de mierda..cuidense vamos con toda. Frente aguilas negras"
Dos días después -14 de febrero-, en la misma casa fue encontrado otro escrito, éste en un papel cartón con amenazas contra Domingo Florez, donde le advierten que ahora procederán contra su familia, que se llevaran a su hija del colegio y que debe abandonar y entregar su casa.

Estas amenazas aparecen precisamente en momentos en que las embotelladoras de Coca Cola han definido unilateralmente no pagar las prestaciones sociales a los trabajadores, los permisos remunerados y el tiempo de convalecencia médica; además, ha trasladado a la fuerza a varios trabajadores de los puestos de labor, para precarizarlos más.

Desde el momento en que le manifestamos al mundo que reactivaremos la campaña mundial contra Coca Cola, que nos oponemos al tratado de libre comercio y que hemos presentado queja ante la Organización Internacional del Trabajo por hechos violatorios al derecho de asociación y libertad sindical cometidos por el estado colombiano y la multinacional Coca Cola, se han intensificado las amenazas y el terror contra los trabajadores y sus familias.

Estas nuevas amenazas se realizan en momentos en que la delegación de la AFL CIO Central Sindical de los Estados Unidos se encuentra en Colombia, constatando el irrespeto a la vida y los derechos de los trabajadores. Álvaro Uribe Vélez insiste en que los paramilitares no existen y que su gobierno protege la vida y la existencia de las organizaciones sociales. La realidad es una sola, en el 2008 han sido asesinados 6 dirigentes sindicales y el terrorismo de estado es evidente en todo el territorio nacional.
En el 2007 recibimos en Bucaramanga 10 amenazas de muerte, hicimos las denuncias ante las autoridades respectivas y hasta la fecha no existe NINGUN resultado de las "investigaciones exhaustivas" de la justicia colombiana.
Exigimos al Estado colombiano investigar y encontrar a los responsables materiales e intelectuales de estas amenazas de muerte y garantizar el derecho a la vida de los afiliados de SINALTRAINAL y nuestras familias. A Coca Cola le exigimos el respeto al derecho de asociación y libertad sindical y la entrega de los responsables de la violación de nuestros derechos a la justicia.

Dirección national/ Sinaltrainal
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

zwei weitere aktuelle Artikel zum Thema

Entdinglichung 22.02.2008 - 14:29
- Interview mit dem Gewerkschafter José Giraldo Toro aus Patia/Departamento Cauca, der vor einigen Wochen von Paras mehrere Tage festgehalten und gefoltert wurde (engl.) - der britische Minister Kim Howells auf Truppenbesuch in Kolumbien bei einer Armee-Einheit, welche vermutlich 2005 drei Gewerkschafter ermordet hat (engl.) ansonsten sollte dieser Artikel auf die Startseite!