Prekäre Superhelden auf der Berlinale

Mir reicht's ... nicht! 18.02.2008 18:30 Themen: Globalisierung Kultur Soziale Kämpfe
Bei der Premiere des Films „Die Schwester der Königin" gab es am Freitagabend (15.2.2008) eine überraschende Wendung. Als Scarlett Johansson und Natalie Portman den roten Teppich vor dem Berlinale Palast betraten, erklommen Prekäre Superhelden die Großbildleinwand und entrollten ein Banner mit der Aufschrift „Mir reicht's nicht, Statistin in meinem eigenen Leben zu sein." Sie warfen Glückskekse mit Zitaten prekär Beschäftigter und skandierten glamouröse Superslogans: "Glamour, Glamour - prekär on tour!" Mit ihrer Aktion unterstützten die beiden Superhelden GlamGirl und IncrediBoy die Kampagne „Mir reicht's ... nicht!", die sich gegen unsichere Arbeitsbedingungen in der Kultur- und Wissensproduktion richtet.
Bei der Premiere des Kostümfilms „Die Schwester der Königin", einem der mit Spannung erwarteten Höhepunkte der Berlinale, gab es am Freitag, den 15. Februar 2008, eine überraschende Wendung. Als Scarlett Johansson und Natalie Portman den roten Teppich vor dem Berlinale Palast betraten, erklommen Prekäre Superhelden die dortige Großbildleinwand und entrollten ein Banner mit der Aufschrift „Mir reicht's nicht, Statistin in meinem eigenen Leben zu sein." Von der Leinwand herunter riefen sie: „Glamour, Glamour – prekär on tour!"

 http://www.youtube.com/watch?v=DG_KNFYItec

Die beiden Superhelden Glamgirl und Incrediboy forderten eine öffentliche Diskussion über prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen: „Mir reicht's, dass es selbstbestimmte Arbeit nur im Tausch gegen Prekarität gibt. Mir reicht's nicht, nur 5,50 Euro die Stunde zu verdienen. Mir reicht's, dass nach jedem Filmprojekt der Absturz auf Hartz IV droht. Mir reicht's nicht, dass es das schöne Leben immer nur in der Zukunft gibt." Dabei warfen sie mit Glückskeksen, in denen sich statt Sinnsprüchen Zitate von Beschäftigten der Berlinale befanden: „Ich habe im Sommer gekellnert, um mir das Praktikum leisten zu können, dabei sein ist alles." (Praktikantin). Auch zwischen den Besuchern tauchten Prekäre Superhelden auf - sie hielten Sprechblasen hoch mit Statements wie „Immer wieder Hartz IV – für 'Vier Minuten' Plaisir" und „G.L'amour will ich mir leisten können!".

Mit ihrer spektakulären Kletterpartie unterstützten die Prekären Superhelden die Kampagne „Mir reicht's ... nicht!", die sich gegen unsichere Arbeitsbedingungen in der Kultur- und Wissensproduktion richtet. Gerade in der Filmbranche liegen Prekarität und Glamour oft dicht beieinander. Doch während bei der Berlinale alle Kameras auf den roten Teppich gerichtet sind, bleiben schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende soziale Absicherung weitgehend unsichtbar. Prekäre Verhältnisse finden sich überall – in der Kulturbranche sind sie nicht nur weit verbreitet, sondern auch besonders akzeptiert. Das Versprechen von kreativer Selbstverwirklichung und das Rampenlicht der Filmbranche rechtfertigen unbezahlte Praktika und sebständige Dauerverausgabung.

Mit dem Auftritt der Prekären Superhelden setzte sich die Intervention der Kampagne „Mir reicht's... nicht!" auf der Berlinale fort. Bereits am Samstag, den 9.2., hatte im Roten Salon der Volksbühne die „Gala der Prekären Perspektiven" stattgefunden. Dort wurden beispielhafte Protestaktionen von Prekären Kulturproduzenten prämiert – etwa die Intermittents du Spectacle aus Paris, die einen Sommer lang die Musik- und Theaterfestivals in Frankreich lahmlegten.

Die Berlinale war nach der documenta 12 die zweite Station der Kampagne „Mir reicht's ... nicht!" Auch in Kassel waren zahlreiche Gespräche mit Kulturprekären geführt und über gemeinsame Strategien diskutiert worden.
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Ergänzungen

Siehe auch:

http://www.blondmag.com 18.02.2008 - 19:57
"...Urrebellisch treten die Berliner Überflüssigen und die Hamburger Prekären Superhelden auf. Die Aktivisten marschieren bei dekadenten Bankett-Veranstaltungen ein, um die Büfetts abzuräumen, oder plündern gleich Edel-Supermärkte. „Obwohl wir den Reichtum dieser Stadt produzieren, haben wir kaum etwas davon“, skandierten die als Superhelden verkleideten Aktivisten auf einem in einem Hamburger Supermarkt hinterlassenen Flugblatt. Und weiter: „Das muss nicht so bleiben. Von dem Gourmetfrühstück bis zu Wildschweinkeule und Champagner vom Frischeparadies: Die Orte des Reichtums sind so zahlreich wie die Möglichkeiten, sich diesen Reichtum zu nehmen..."

weiterlesen auf:
Hallo worum geht´s ? Wir sind dagegen !
 http://www.blondmag.com/cgi-bin/adframe/miteinander/article.html?ARTICLE=/miteinander/08-02-rebellion/01-Rebellion.snp&id=1202161891662496616324470

Siehe auch:

Held/in 18.02.2008 - 22:12

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Weiter so ! — Barakuda

DANKE! — Grauwacke

wirklich geil! — Supi!

fett — fett