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Magdeburg: "NARVIK" muss sofort Räumen.

af tamue 14.02.2008 10:34
In Abwesenheit beider Streitparteien – bei Zivilprozessen keinesfall unüblich – verkündete der Vorsitzende der 5. Zivilkammer des Magdeburger Landgerichts gestern das Urteil in der juristischen Auseinandersetzung um das" Narvik" -Geschäft im Magdeburger Hundertwasserhaus : " Thor-Steinar" -Verkäufer Uwe Meusel muss umgehend ausziehen.
Magdeburg. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nachdem bei ihm die schriftliche Entscheidung der Zivilkammer eingegangen ist, hat der Beklagte Uwe Meusel genau einen Monat Zeit, um dagegen Rechtsmittel einzulegen. Sollte der Mann, der im vergangenen Jahr das Ladenlokal im Hundertwasserhaus für drei Jahre gemietet hatte, gegen seinen Rauswurf vorgehen wollen, muss er beim Oberlandesgericht in Naumburg Berufung einlegen. Allerdings erst, nachdem er zuvor eine sogenannte Sicherheitsleistung von 22 000 Euro hinterlegt hat, um das Geschäft bis zur OLG-Entscheidung weiter betreiben zu können.

Richter Thomas Burgers Spruch fiel im Sinne der Vermieterin, dem Siedlungswerk St. Gertrud, aus, weil er es für erwiesen hielt, dass Meusel sich den Mietvertrag durch" arglistige Täuschung" erschlichen hat.

Knackpunkt ist die" Sortimentsliste ", die das Siedlungswerk im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung angefordert hatte. Die Angaben seien" unvollständig" gewesen, sagte Burger. So habe der Mieter lediglich eine jährliche Sommer- und Winterkollektion sowie Zwischenkollektionen ausgewiesen. Zwar habe Meusel die Kleidungsstücke von Jeans über Taschen bis zu Badehosen akribisch aufgelistet, jedoch" vergessen ", dass es sich bei fast allen Kleidungsstücken um die Marke" Thor Steinar" handelt.

Burger : " Das hätte der potenzielle Mieter jedoch unbedingt mitteilen müssen, denn natürlich wusste er, dass in der Öffentlichkeit diese Marke mit einem Bezug zur rechtsradikalen Szene wahrgenommen wird. " Unabhängig davon, ob" Thor Steinar" auch tatsächlich nur von Szeneangehörigen getragen wird. " Die verschiedenen strafrechtlichen Ermittlungsverfahren der Vergangenheit belasten die Marke in der allgemeinen Wertschätzung. " Dadurch sei auch die Wertschätzung und die Vermietbarkeit des Hundertwasserhauses gemindert worden, schätzte der Zivilrichter ein. " St. Gertrud hätte das Geschäft nicht an die, Uwe Meusel Factory ‘ vermietet, wenn bekannt gewesen wäre, dass dort eine Marke verkauft wird, die im Geruch steht, eine NS-Marke zu sein. " Umso mehr, da das Gebäude des jüdischen Künstlers Hundertwasser über die vermietende Gero AG in einem sehr engen Verhältnis zum Bistum steht. Nach Auffassung der Kammer sei auch nach Vertragsabschluss das Mietverhältnis durch die Parteien nicht bestätigt worden.

So zeigte sich Bistumssprecher Thomas Lazar gestern erfreut über das Urteil : " Dieser Prozess war wichtig, um auf die heikle Bekleidungsmarke aufmerksam zu machen. " Einen Imageschaden für die katholische Kirche sehe er nicht.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann ( SPD ) begrüßte die Entscheidung : " Das Urteil ist ein Zeichen, dass sich bürgerliches Engagement gegen Rechts lohnt. " Es sei ein Erfolg für das Ansehen der Landeshauptstadt.

Quelle:
Volksstimme, 14.02.08
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Ergänzungen

AIP: Good bye Narvik - No one will miss you!

Leser_in 14.02.2008 - 16:38
Wie das Landgericht Magdeburg am heutigen Vormittag entschied, muss das "Narvik" seine Geschäftsräume im Hundertwasserhaus schließen. Damit hat die Gero AG, die die Ladenfläche vermietet, Recht bekommen, vom Inhaber Uwe Meusel über das Warenangebot getäuscht worden zu sein. Aus diesem Grund hatte die Gero AG, die an die katholische Kirche angeschlossen ist, den Mietvertrag mit dem "Narvik" gekündigt. Die "Uwe Meusel Factory" als Betreiber hingegen bestand auf dem 3 Jährigen Mietvertrag oder forderte als Alternative eine 6-stellige Abfindung. Statt Auskunft über das konkrete Sortiment zu geben, war stattdessen nur von Outdoorbekleidung die Rede - arglistige Täuschung nannte dies der Richter in seiner Urteilsbegründung. Die heutige Entscheidung ist ein weiterer Höhepunkt im nunmehr 7 monatigen Streit um das "Narvik". Meusel kann innerhalb des nächsten Monats Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Sollte das Urteil bestand haben, könnte dies Basis für eine ganze Reihe von Räumungsklagen gegen weitere "Thor Steinar"-Geschäfte werden.

Das "Narvik" wurde symbolisch zugestellt mit Umzugskartons.

Dass die gerichtlich angeordnete Räumung des Ladens im Gegenzug jedoch die rechte Szene in Magdeburg in ihren Aktivitäten kaum stören wird, ist überflüssig zu erwähnen. Das "Narvik" hat es nicht geschafft sich als Treffpunkt der organisierten rechten Szene zu etablieren; vielmehr war die Stimmung innerhalb der Szene zum Teil auch gegen den Laden. Auch wenn der Rausschmiss des Ladens erfreulich ist, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Problem rechter Weltanschauungen damit alles andere als erledigt ist. Umso genauer muss man also auch zukünftig auf rechte Aktivitäten schauen und ihre gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen weiterhin skandalisieren.

Und tschüss ...

Das Bündnis gegen Rechts Magdeburg hatte kurzfristig zum letzten Verhandlungstag zu einer Kundgebung vor dem "Narvik" aufgerufen. Ab 16 Uhr versammelten sich Menschen vor dem Laden und bauten gut gelaunt, symbolisch einen Stapel Umzugkartons vor dem Laden auf. Abgerundet wurde das Bild durch schadenfrohe "Und tschüss …"-Schilder. An der Kundgebung nahmen zwischenzeitlich circa 25 Menschen teil. Nach knapp einer Stunde wurde die Kundgebung beendet und die Teilnehmer_innen zogen zusammen in Richtung Ernst-Reuter-Allee, wo Nazis eine Kundgebung angemeldet hatten.

 http://aipmd.pytalhost.de/texte/narvik06.html

[redok] ....

Kent Brockman 15.02.2008 - 23:21
Die unendliche Geschichte "Thor Steinar" (15. Februar 2008) ->  http://www.redok.de/content/view/1018/36/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

Demo gegen Thor-Steinar in Berlin

antifa.de 14.02.2008 - 12:59
Für Freitag, den 22.2.08 ist eine Demo gegen den Berliner TS-Laden "TØNSBERG" geplant. Dem Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße 18 wurde zwar gekündigt, das Geschäft geht jedoch munter weiter, weil erst ein Gericht entscheiden muss - und das kann noch Monate dauern.

Demo gegen Thor-Steinar in Berlin: Freitag | 22.2.08 | 17 Uhr | S-Bhf. Oranienburger Straße

Norwegen vs. Thor Steinar

bert 14.02.2008 - 15:50
Tagesspiegel-artikel:


Norwegen verklagt Thor SteinarDie norwegische Flagge soll nicht mit dem Neonazi-Milieu in Zusammenhang gebracht werden. Die umstrittene Modemarke Thor Steinar hatte das Symbol für Werbezwecke verwendet.

Das Land Norwegen hat wegen „widerrechtlicher Verwendung staatlicher Hoheitszeichen“ Anzeige gegen die umstrittene Modemarke Thor Steinar erstattet. Damit will das Land verhindern, dass die bei Neonazis äußerst beliebte Marke weiterhin die norwegische Flagge auf ihre Textilien druckt und für Werbezwecke missbraucht. Laut dem deutschen Markengesetz dürfen offizielle Staatssymbole nicht zur Kennzeichnung von Waren oder Dienstleistungen benutzt werden.

„Wir wollen, dass unsere Staatsflagge, als Symbol des demokratischen Norwegens, nicht weiter in Verbindung mit dem rechtsextremen Milieu gebracht wird“, sagte der Gesandte des Staates Norwegen, Andreas Gaarder, dem Tagesspiegel. „Jetzt liegt die Entscheidung bei der deutschen Justiz.“ Gaarder lobte zudem ausdrücklich das zivilgesellschaftliche Engagement von Anwohnern und Politikern gegen die Modemarke und ihre Läden.

„Ich begrüße es, dass die norwegische Regierung gegen Thor Steinar aktiv geworden ist“, sagte der Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy (SPD) dem Tagesspiegel zu der Initiative Norwegens. Er hoffe, dass das Verfahren Erfolg hat.

Bereits am 5. November wurde ein entsprechender Bußgeldbescheid über 2000 Euro an die Protex GmbH in Königswusterhausen verschickt, die Thor Steinar vertritt. Das bestätigte das Bundesamt für Justiz dem Tagesspiegel. Geschäftsführer Uwe Meusel legte dagegen Widerspruch ein. Jetzt soll der Fall am 31. März vor dem Amtsgericht Potsdam verhandelt werden. Sollte das Gericht zu Gunsten des Staates Norwegen entscheiden, hätte das Urteil weitreichende Folgen für die Marke. Neben der Bezahlung des Bußgeldes, wäre es Protex dann ab sofort untersagt, die Norwegen-Fahne zu verwenden. „Es gibt dann nur zwei Möglichkeiten: Die Flagge abmachen oder, wo das nicht geht, das Kleidungsstück vernichten“, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Justiz. Der finanzielle Schaden für das Unternehmen wäre immens, da ein Großteil der Artikel mit der norwegischen Flagge verziert ist. Die Firma selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Thor Steinar ist, laut Aussage des Verfassungsschutzes Brandenburg, „ein identitätsstiftendes Erkennungszeichen“ für Rechtsextremisten. Vor drei Jahren war das Runen-Logo der Marke aufgrund der Ähnlichkeit mit Symbolen aus dem Nationalsozialismus in Brandenburg, Berlin, Sachsen und Tschechien zeitweise verboten worden. Hunderte Textilien der Firma wurden beschlagnahmt. Daraufhin änderte Thor Steinar das Motiv. (Tsp)