Dresden: Hunderte protestieren gegen Naziaufmarsch

ra0105 13.02.2008 23:22 Themen: Antifa
Etwa 400 Antifaschisten haben in den Nachmittagsstunden und bis in den Abend hinein gegen einen Naziaufmarsch in der sächsischen Landeshauptstadt protestiert. Zu einer Kundgebung, in der Nähe der wiederaufgebauten Synagoge, hatten antifaschistische Gruppen aufgerufen. Ihr Protest richtet sich auch gegen das 'bürgerliche' Gedenken.
Ersten Angaben zur Folge marschierten mehr als 1000 Neonazis durch Dresden. Damit erreichten sie ihre Erwartungen.
Um 17:00 Uhr hatten sich in der Nähe bis zu 400 Antifaschisten vor der Synagoge versammelt. Während im Innern des Gotteshaus einige Veranstaltung liefen und Antifaschisten sich in der Synagoge aufwärmen konnten, sammelten sich am Dresdener Zwinger gegen 19:00 Uhr die ersten Neonazis.
Die Polizei hielt sich in unmittelbarer Nähe der antifaschistischen Kundgebung zurück. Lediglich ein Transparent mit der Aufschrift "Lieber eine Bombe auf den Kopf als nach Ausschwitz" - ein Ausspruch eines überlebenen jüdischen Zeitzeugen, sorgte für Irritationen, wurde letztendlich dann doch zugelassen.

Vor der Frauenkirche versammelten sich mehr als 500 Menschen um an die allierten Bombenangriffe von vor 63 Jahren zu erinnern. Antifaschisten werfen den Teilnehmern vor, durch die Pflege des "Dresden-Mythos" eigene Schuld an den Ereignissen zu verleugnen. "Selber Schuld" daher das Motto der Protesten auch am 16. Februar.
In den Abendstunden kam es zu Übergriffen und kleineren Jagdszenen zwischen Antifaschisten die versuchten zum Auftaktsplatz der Neonazis vorzudringen. Es hagelte zahlreiche Platzverweise. Die Demonstration der Rechtsextremisten zog vom Zwinger über den Postplatz via Dr.-Külz-Ring zum Rathaus. Dort an einer Skulptur einer Trümmerfrau endete der Fackelmarsch. Vor allem gegen Ende des Aufmarsches gelang es Antifaschisten vermehrt an die Route zu gelangen und lautstark ihren Unmut zu artikulieren. Größere Störungen blieben jedoch aus.
Nach Abschluss der Demonstration bewegten sich zahlreiche Nazigroßgruppen teils ohne Polizeibegleitung durch die Innenstadt. Antifaschisten rufen zu massiven Protesten am Samstag auf. Dann soll ein Nazigroßaufmarsch durch Dresden ziehen. Nach den durchaus erfolgreichen Protesten im vergangenen Jahr rechnen sich viele gute Chancen aus, auch in diesem Jahr den Nazis ihre Suppe ordentlich zu versalzen.
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Ergänzungen

its the final countdown

... 14.02.2008 - 07:42
Ich glaube es wird noch nicht deutlich genug was Samstag in Dresden abgehen wird, schon auf einer art warm-up demo der Nazis beteiligen sich 600 Fratzen - Samstag wird in Dresden definitiv (!) einer der größten (wenn nicht sogar der größte) Naziaufmarsch dieses Jahr und auch der letzten Jahre stattfinden, es ist mit mehreren tausend Teilnehmern zu rechnen -> und davon ist nun wirklich jeder einzelne einer zuviel!

Deshalb sollten sich alle antifaschistischen Kräfte am Samstag nach Dresden bewegen!

Blogbericht mit Bildern

Kuno 14.02.2008 - 11:47
1000 Nazis! An einem Mittwoch. Und das obwohl die Freikraftler vom “Aktionsbündnis gegen das Vergessen” praktisch gegen den samstäglichen Aufmarsch mobilisiert haben, den sie als populistische Anbiederung sehen. (In einem Redebeitrag auf ihrer Abschlußkundgebung hieß es: “Sie können selbst beurteilen, wer die Opfer angemessen behandelt und wer sie verhöhnt.”) Es gab keinerlei Begünstigung oder Duldung von Gegenaktivitäten durch die Stadt, wie es anderswo mittlerweile üblich ist und die Antifa bei solchen Aufmärschen teilweise weniger dringend nötig gemacht hat. Diese Stadt hat wirklich Nazis satt, fließend aus der Wand, als Flatrate. Und gerade mit Blick auf das Ordnungsamt und die Stadtverwaltung hat sie daran zu einem erheblichen Teil selber schuld. Daß die Antifa diese Zustände thematisiert und konsequenterweise gegen Nazis und die Stadt textet, kann nur aus sehr großer räumlicher oder inhaltlicher Entfernung für kontraproduktive “Kompromißunfähigkeit” gehalten werden.

Leider fanden sich nur etwa 200 bis 300 Antifas ein, die die meiste Zeit an ihrer unglücklich zwischen Synagoge und Polizeihauptwache platzierten Kundgebung festklebten oder sich beim Umherschweifen in der Stadt Platzverweise einsammelten. Die Versuche, die lieben Genossen aus anderen Städten schon vorm Wochenende nach Dresden zu locken, waren nur in recht begrenztem Ausmaß erfolgreich. Wie schon am Morgen durchsuchte die Polizei wieder gründlichst bis in die Intimsphäre, bei vielen Antifas mehrfach. Zwischendurch befreite eine kleine Einsatzgruppe gar einen Baum und ein paar Sträucher von der Bedrohung durch Randalierer und bewachte die Szenerie danach noch eine Weile.

Unterdessen wurde beim Rumgeopfer an der Frauenkirche eine Kerze auf eine Seite des Wiederbaus projiziert. Beim Durchlaufen der beträchtlichen Opfermenge versuchte ich abermals vergeblich klarzubekommen, daß das alles wirklich passiert ist und passiert: sie haben die Frauenkirche wirklich wiederaufgebaut, sie nutzen sie wirklich als Symbol ihrer Geschichtsverdrehung, es stehen wirklich Hunderte von Menschen auf dem Platz davor herum und sind wirklich tief bewegt. Gbt es nicht mittlerweile auch Leute, die damals wirklich Angehörige verloren haben und dieses Schauspiel grotesk und instrumentalisierend finden? Als wir den Platz verließen, hörte ich einen Polizist sagen: “Was soll denn hier schon passieren?” Und ich dachte: ‘Was würde wohl passieren, wenn ich jetzt anfange zu singen?’

Auf der Zielgeraden, als der Nazi-Schweigemarsch den Postplatz passiert hatte, schafften es genügend Antifas und auch empörte Dresdner an die Demoroute heran, um bis zum Schluß die höchst pathetische klassische Musik aus dem Kameradenlauti mit anhaltenden lauten Sprechchören zu übertönen.

Eine Schrecksekunde, besser eine ganze Reihe von Schreckminuten gab es, als die Abschlußkundgebung der Nazis am Rathaus gerade beendet war und die Wand aus Polizeiwannen, die in Richtung Pirnaischer Platz alles hermetisch abgeriegelt hatte, inklusive sämtlicher Beamter von einem Moment auf den nächsten verschwand. Bis dahin waren alle Mutmaßungen über einen eventuellen Durchbruch einer größeren Nazigruppe zum Ort der Antifa-Kundgebung mit dem Verweis auf eben diese Blechwand mit Ninjabesatzung verworfen worden, jetzt lagen plötzlich zwischen mehreren Hundert motivierten Nazischlägern und der Kundgebung nur noch ein paar Hundert Meter schlecht bewachtes Gelände.

Glücklicherweise gelang den Nazis schließlich doch kein organisierter Durchbruch mehr, nach kleineren Rangeleien fuhren sie nach Hause bzw. versuchten es, da einige ihrer Busse in der Zwischenzeit kaputtgegangen waren.

Abschließend will ich noch mal so parolenfrei wie möglich und hoffentlich unmißverständlich darauf hinweisen, daß ich alle Argumente kenne, die mittlerweile gegen Antifa-Aktionen sprechen, daß es in Dresden aber anders aussieht. Man muß sich nicht als bessere Demokraten in die Spur werfen, wenn die jeweilige Stadt das in Gestalt von Bürgerprotesten oder Demoverboten bereits tut. Man muß sich auch nicht als Feigenblatt hergeben, um eine üble Situation weniger übel erscheinen zu lassen. Im Falle Dresdens ist jedoch die geschichtsrevisionistische Opfermythologie ein solches Massenphänomen, die Zusammenarbeit von Antifa und “Bürgers” so abwesend, die Duldung und Begünstigung der Nazis so umfassend und auch die Schnittmenge zwischen expliziten Nazipositionen und “normalem” Welt- und Geschichtsbild so groß, daß es keinen Grund für Entwarnung oder Rückzug gibt.

Am Samstag werden voraussichtlich noch erheblich mehr Nazis in die Stadt kommen. Es wird seitens der Polizei und der Stadt wieder für eine möglichst reibungslose Nazidemo mit idealer Innenstadtroute gesorgt werden. (Das Ordnungsamt hat offenbar die jüdische Gemeinde unter Druck gesetzt, wegen der vorbeiziehenden Nazis ihren samstäglichen Abschlußgottesdienst nicht im Freien im Innenhof der Synagoge durchzuführen. Ist alles nur zu ihrer eigenen Sicherheit…)

Was immer an diesem reibungslosen Ablauf gestört, behindert oder gar gestoppt werden kann, würde richtig helfen. Nicht beim Beseitigen der Schandflecke der tollen Stadt, nicht beim Verhindern der Besudelung der schönen historischen Kulisse, nicht beim Retten irgendwelcher Demokratieideale oder eigener revolutionsromantischer Selbstbilder - was nebenbei sicherlich auch alles eine Rolle spielen wird -, sondern vor allem original beim Konfrontieren von Tausenden nationalsozialistischen Schlägern, denen sonst gerade nicht viel im Weg steht.

Mußte mal gesagt werden.


aus dem classless Blog:
 http://www.classless.org/2008/02/14/dresden-selber-schuld-teil-2-der-viel-zu-grose-kleine-naziaufmarsch/

Dresden; selber Schuld...

radio corax 14.02.2008 - 23:42
Der 13. Februar ist in jedem Jahr ein Tag des Gedenkens. An diesem Tag wurde bei Bomber-Angriffen der Alliierten die Stadt Dresden nahezu vollständig zerstört. Die Strategie der alliierten Luftangriffe hatte zum Ende des zweiten Weltkrieges eine Demoralisierung des deutschen Volkes zum Ziel, um die verlustreichen Bodenkämpfe endgültig zu beenden und Nazi-Deutschland zur Kapitulation zu zwingen. Der Erfolg dieser Strategie ist bekannt. Wenn heute offiziell dieses tages gedacht wird, klingt aber weniger eine kritische historische Betrachtung durch die Reden der Politiker, sondern immer öfter ist von den unschuldigen Opfern die Rede. Die amerikanischen Bomber stehen dabei nicht selten als Inbegriff einer grausamen und menschenverachtenden Kriegsführung. Und als kleiner Nachsatz wird dann meist erwähnt, dass ja auch die Deutschen irgendwie zu dieser Entwicklung beigetragen hätten. Das ist seit Jahren auch Anlass für die Nazis, auf diesen Opfermythos aufzusatteln und zeitgleich in Dresden in Erscheinung zu treten. Auch wenn immer mehr Gegnerinnen und Gegner eines solchen geschichtsrevisionismus gegen Nazi-Gedenken und bürgerliche Geschichtsverfälschung protestieren, bleibt ein klares politisches Schuldbekenntnis für diesen Tag seitens deutscher Politiker aus. Der Publizist Daniel Kulla hat sich die Gedenkveranstaltungen in Dresden näher angesehen und gab Radio Corax zu diesem Thema ein Interview.

13.|16. Februar 2008 in Dresden

antifa.sozialbetrug 15.02.2008 - 09:01
Dresden; selber Schuld. Der viel zu große kleine Naziaufmarsch?!

Der 13. Februar ist in jedem Jahr ein Tag des Gedenkens. An diesem Tag wurde bei Bomber-Angriffen der Alliierten die Stadt Dresden nahezu vollständig zerstört.
 http://www.freie-radios.net/mp3/20080214-gedenktagin-21147.mp3
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-post-416.html#416

Gegen Nazis und Geschichtsverdrehung!

selber Schuld 15.02.2008 - 12:53
Auch im "Westen" der Volksgemeinschaft ist Geschichtsrevisionismus en vogue. Im baden-württembergischen Pforzheim gedenken am 23. Februar alljährlich Nazis und Teile der Bürger (2005 waren es über 5000) der Bombardierung der Rüstungsstadt im zweiten Weltkrieg.
Dagegen formiert sich in diesem Jahr ein breiter Widerstand von antifaschistischen Gruppen aus Baden-Württemberg, die mit Bussen und Zugtreffpunkten zu einem Aktionstag und einer Demonstration "Gegen jeden Geschichtsrevisionismus" mobilisieren:
 http://aabw.antifa.net

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Was ist das zum Teufel??? — I-like-israel

@ I-like-israel — yom

lieber steffen, — Dresdner

VIel Glück in Dresden — Bubba Ray Dudley

sooo krass — ich

@so krass — wars nicht

Norwegen zeigt Modemarke "Thor Steinar" an — http://www.tagesschau.de/