Naziüberfälle auf die Hirsch-Q – Eine Chronik

Autonome Antifaschisten Dortmund (aAD) 12.02.2008 02:00 Themen: Antifa Freiräume
Viele werden wissen, dass die alternative Kneipe „Hirsch-Q“ (Brückstr. 62) in Dortmund, in der Vergangenheit mehrfach von Neonazis überfallen wurde. Dabei gingen die Neonazis, die dem Spektrum der „Autonomen Nationalisten östliches Ruhrgebiet“ zuzuordnen sind, mit erheblicher Gewalt gegen Sachen und Menschen vor. Der jüngste Zwischenfall ereignete sich am Rosenmontag (04.02.2008). Hier nun eine Chronik (ohne den Anspruch auf Vollständigkeit!) über die Aktivitäten der Nazis gegen und im direkten Umfeld der „Hirsch-Q“...
28.04.2006:
Eine Gruppe von ca. 20-25 vermummten und teilweise bewaffneten Neonazis greift die Gaststätte „Hirsch-Q“ an, in der gerade ein Konzert läuft. Die Neonazis werfen die große Fensterfront der Gaststätte auf voller Breite mit schweren Pflastersteinen ein. Danach sprühen Sie einen chemischen Kampfstoff (vermutlich CS-Gas) in großen Mengen in das Lokal und attackieren Gäste vor der Tür mit Schlägen, Tritten und Knüppeln. Die Gruppe löst sich (wie) auf ein Kommando hin auf und flieht in Kleingruppen geschlossen in verschiedene Richtungen. Lediglich ein Täter kann von einem Türsteher der „Hirsch-Q“ an der Flucht gehindert und später an die Polizei „übergeben“ werden. Die Polizei nimmt im Verlaufe ihrer eingeleiteten Fahndung 16 /17 (Es waren zwei Zahlen in der Presse im Umlauf) Personen fest, „die der rechten Szene zuzuordnen sind. Tatvorwurf: Landfriedensbruch und gemeinschaftlich begangene Körperverletzung.

- Mehrere durch Schläge und Tritte leicht verletze Gäste
- Mindestens 1 schwer verletzter Gast, der einen Pflasterstein ins Gesicht bekam und eine Nasenfraktur und Prellungen erlitt
- Schleimhautreizungen bei allen Anwesenden
- 3 zerstörte Scheiben
- Fotos der beschädigten Fensterfront erscheinen auf einer Homepage der „Kameradschaft Hamm“ unter „Wir in Aktion!“
Folgendes ist anzumerken: Im Mai 2007 wurde lediglich ein Täter vom Jugendschöffengericht wegen gemeinschaftlich begangener Körperverletzung zu 1 Woche Dauerarrest und 100 Sozialstunden verurteilt. Damit lag das Schöffengericht mit seinem Urteil sogar noch über den 80 Sozialstunden, die die Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel als Strafe gefordert hatte.
Sowohl das Gericht als auch die Staatsanwaltschaft hatten dem Angeklagten zuvor geglaubt, er habe sich „von der rechten Szene gelöst“ und dies obwohl er zwischenzeitlich in die Wittener Str. 44 (eine stadtbekannte Nazi-WG in der unter anderem Dennis (G-Punkt) Giemsch und Diddi Surmmann wohnen.) umgezogen war und im Prozess szenetypische Kleidung trug. Darüber hinaus ist es unbegreiflich wie man zum einen den Angeklagten so milde bestraft hat, obwohl er alle seine Mittäter gedeckt hat; und wie Frau Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel es mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, in einem Satz von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen an diesem Abend auf der Brückstr.“ zu sprechen, und dann im nächsten Satz lediglich eine Strafe von 80 Sozialstunden zu fordern. Es kommt erschwerend hinzu, dass der Angeklagte wegen dem Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole einschlägig vorbestraft und ihm somit eine längere „Karriere“ innerhalb der rechten Szene zu unterstellen ist Er hatte einige Jahre zuvor in Hessen mit einigen „Kameraden“ öffentlich laut Rechtsrock gehört und mehrfach „Sieg Heil“ gerufen und den Hitlergruß gezeigt. Gegen alle anderen 15 bzw. 16 Tatverdächtigen (die teilweise bereits polizeilich bekannt sind) wurde das Verfahren, „mangels Beweisen“, eingestellt.
Somit mussten die Dortmunder Neonazis für diesen Überfall auf eine ZIVILE Einrichtung im Stil der SA lediglich ein schmerzloses Bauernopfer erbringen und keine weiteren Konsequenzen fürchten. Eine Abschreckung der Täter vor Wiederholung(en) hätte anders ausgesehen.
Als Skandal ist es zu werten, dass die Dortmunder Justiz es trotz erheblichen öffentlichen Interesses (bedenkt man den Pressespiegel direkt nach dem Angriff...) nicht für nötig hielt die Presse über den Prozess zu informieren. Dass der Prozess und das Urteil überhaupt in der Dortmunder Presse Erwähnung fand, ist lediglich auf das Engagement der Hirsch-Q-Betreiber zurück zu führen, die die Presse informierten welche bis dato (ein Tag vorher) völlig ahnungslos war. Es wurde hier der Eindruck erweckt, dass es der Dortmunder Justiz darum ging möglichst nichts an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, um eine erneute Diskussion über das Neonaziproblem Dortmunds von vorne herein zu unterbinden.


17.04.2007:
4 „autonome Nationalisten“ attackieren auf der unteren Brückstr. eine Gruppe von 3 alternativen Jugendlichen, welche sich in die „Hirsch-Q“ flüchten. Die Nazis hatten auf die Jugendlichen eingeschlagen und getreten und sie Richtung Wall gedrängt.
Ein Mädchen, aus der Gruppe wurde im Gesicht und an der Hüfte verletzt.
Ein Junge hatte mehrere Beulen am Kopf und Prellungen an den Armen, da er versucht hatte seinen Kopf zu schützen.
Die Polizei nimmt laut eigener Pressemitteilung am HBF 4 Tatverdächtige in Gewahrsam.


21.4.-28.4.07:
Die gesamte Fensterfront der Gaststätte „Hirsch-Q“ wird mit Harkenkreuzen beschmiert.


29.04.2007:
Fast auf den Tag genau nach dem ersten Angriff attackieren 2 Neonazis die Fensterfront des geschlossenen Lokals mit Pflastersteinen. Da seit dem ersten Angriff Sicherheitsglas verbaut wurde, schlagen die Steine nicht ins innere des Lokals. Als der Wirt, der mit einem Freund „privat“ in der Gaststätte war die Fenster aufreißt, zeigt einer der beiden Neonazis den Hitlergruß und schreit „Sieg Heil!“. Danach ergreifen beide Täter in nördliche (Wall, Münsterstraße...) Richtung die Flucht. Die herbei gerufene Polizei ist erst nach 10 Minuten mit einer Streife vor Ort und nimmt zunächst die Personalien der Zeugen (Wirt + Freund) auf, bevor sie mit deren Täterbeschreibungen eine Fahndung einleitet. Die Neonazis können sich durch diese unnötige Verzögerung dem Zugriff der Beamten entziehen und unerkannt entkommen.

2 beschädigte Scheiben (Macken und Kratzer)


10.05.2007:
Gegen 4 Uhr hält sich ein Gast der „Hirsch-Q“ auf der Brückstr. unmittelbar vor dem Lokal auf, welches bereits geschlossen und verwaist ist. Eine Gruppe von ca. 5 „autonomen Nationalisten“ beleidigt ihn zunächst, um ihn kurz darauf zu attackieren. Die Täter treten, als ihr Opfer am Boden liegt weiter auf dieses ein und hören erst auf als ein Anwohner von dem Lärm geweckt wird, sein Fenster aufreißt und die Neonazis anschreit. Daraufhin ergreifen diese die Flucht. Das Opfer möchte nicht, dass die Polizei verständigt wird und taumelt betrunken von dannen.

Der Gast hatte erhebliche Schwellungen und Blutergüsse im Gesicht und vermutlich einige Prellungen


01.09.2007:
In den späten Abendstunden attackiert erneut eine Gruppe von 15-20 „autonomen Nationalisten“ die Hirsch-Q. Die Täter werfen erneut Flaschen, Pflastersteine und andere Wurfgeschosse gegen die, in diesem Fall geöffnete Fensterfront der Gaststätte. Der schnellen Reaktion des Türstehers, der die Fensterfront sofort schloss und verriegelte, ist es zu verdanken, dass die Wurfgeschosse nicht in vollem Umfang in die Gaststätte schlugen. Als die Neonazis merken, dass das Sicherheitsglas dem „Beschuss“ standhält, nehmen sie mit mehreren Personen den schweren Gehwegaufsteller (Brinkoff´s—Werbe-Schild) und schlagen auf eine der Scheiben ein, bis diese berstet. Zeitgleich sprühen andere Täter erneut große Mengen eines chemischen Kampfstoffes in den Eingangsbereich und die Gaststätte und attackieren Gäste im Eingangs- und Außenbereich. Erneut ergreifen sie (wie) auf ein Kommando die Flucht, werden aber vom Wirt und Gästen verfolgt. Sie fliehen in die „Coronita Bar“ (Platz am Ampfelbrunnen); an/in der sich noch weitere „autonome Nationalisten“ und „doitsche Mädels“ befinden. Die herbeigerufene Polizei nimmt 3 Neonazis (Surmann, Nikolaus und Kirchhof), die als Täter eindeutig identifiziert werden können, vorüber gehend fest.

Mindestens 5 durch CS-Gas verletzte Gäste
mehrere durch Tritte/Schläge leicht verletzte Gäste
1 zerstörte Scheibe

Zuvor hatte in Dortmund eine Demonstration der „autonomen Nationalisten“ zum Antikriegstag stattgefunden. Vielleicht galt es ja „Kameraden“ aus anderen Städten zu zeigen was in Dortmund „geht“...?
Der Prozess gegen die in dieser Nacht verhafteten Neonazis findet im März vor dem Amtsgericht Dortmund statt. Genaue Daten folgen...


07.10.2007:
In den frühen Morgenstunden kommt eine Gruppe von ca. 15 Neonazis (Männer wie Frauen) in die „Hirsch-Q“, ohne zunächst aufzufallen. Sie werden schließlich vom Personal als Neonazis identifiziert, welches da sie trotz mehrmaliger Aufforderung nicht gehen wollen, die Polizei verständigt. Als diese vor Ort eintrifft beginnen die Nazis im Laden eine Schlägerei. Die Polizisten weigern sich die Gaststätte zu betreten mit der Begründung sich nicht „selbst zu gefährden“... Ein Nazi verlässt das Lokal und handelt für alle seine „Kameraden“ „freien Abzug“ mit den Polizisten aus. Die Polizei lässt alle Neonazis gehen, ohne nur einen Ausweis zu kontrollieren. Stattdessen nimmt sie 2 Gäste der Hirsch-Q, die lauthals protestieren, in Gewahrsam. Darüber hinaus zwingt sie den Wirt sein Lokal umgehend zu schließen. Beim Aufräumen findet das Personal ein verstecktes Messer und einen Schlagring ähnlichen Gegenstand.

Das Verhalten der Beamten vor Ort ist einfach unerklärlich... Wie kann man Tatverdächtige von Körperverletzungen einfach laufen lassen und das Lokal schließen, wo den Beamten „die Geschichte“ der Überfälle nicht unbekannt ist..?!


04.02.2008:
Gegen 19:15 flieht eine Person vor einer Gruppe von 5-6 „autonomen Nationalisten“ in die „Hirsch-Q“, da er zuvor von ihnen bedroht worden war. Die Neonazis stellen sich ca. 6 Meter von der „Q“ an eine Kabelbrücke (Ecke Helle/Brückstr.). Gäste der „Hirsch-Q“ fotografieren die autonomen „Nationalisten“ um im Zweifelsfall Beweismittel zu haben. Darüber hinaus verständigt der Wirt die Polizei. Bevor diese eintrifft beginnen die Neonazis plötzlich die Fensterfront der Gaststätte mit Flaschen, Holzklötzen und mindestens einem Stein zu bewerfen, um sich danach in alter Manier (wie) auf ein Kommando hin gemeinsam in Richtung Platz am Ampfelbrunnen („Coronita Bar“?)/Schwanen-Wall zurück zu ziehen.
Die Polizei nahm nach eigener Pressemitteilung 12 Personen, „die dem rechten politischen Spektrum zuzurechnen sind“ in Gewahrsam.

Bei diesem Angriff wurden weder Menschen verletzt, noch entstand am Lokal Schaden.

Trotzdem kann man ihn aufgrund der vergangenen Vorfälle nicht als harmlos abtun. Er reiht sich ein in eine Reihe von Über- und Zwischenfällen, die gezielt, geplant und mit erheblicher Gewalt durchgeführt worden sind.


09.02.2008:
In den Morgenstunden taucht eine Gruppe von „autonomen Nationalisten“ vor der „Hirsch-Q“ auf und fotografiert durch die geschlossene Fensterfront Gäste des Lokals.

Täter entkommen vor dem Eintreffen der Polizei.


10.02.2008:
In den späten Abendstunden schlagen 2 Neonazis zunächst im vorbeigehen an die Fensterfront der „Hirsch-Q“ (die am So. geschlossen ist). Danach halten sie sich ca. 10m von der Gaststätte entfernt auf der Brückstraße auf. Als der Wirt, der durch die Schläge aufmerksam geworden war, die Fenster aufreißt und die Nazis anschreit, lässt einer von ihnen einen Stein fallen und beide ergreifen die Flucht.

Die Polizei sieht sich aufgrund der flüchtigen Täter nicht genötigt „raus zu kommen“

Sprachen nach dem 1. Angriff noch alle; von Grünen bis SPD, Bezirksvertretungen etc. vom „Angriff auf die Demokratische Stadt“; und wurde öffentlich über „Arbeitskreise gegen Rechts“ diskutiert sind die letzten Angriffe gerade noch eine Randnotiz im Lokalteil wert.
Darüber hinaus ist immer von „der linken Szene-Kneipe Hirsch-Q“ oder „dem beliebten Treffpunkt der autonomen Szene Hirsch-Q“ in der Presse die Rede. Haben sich die Journalisten, die sich einer solchen Wortwahl bedienen, mal „die Mühe“ gemacht die „Hirsch-Q“ zu besuchen. Denn wenn das Publikum bestimmt, in welche Ecke ein Laden zu stellen ist, dann kann man nicht sagen, dass die „Hirsch-Q“ „die linke Szene-Kneipe Dortmunds“ oder gar „der autonomen Treff“ ist. Sie ist eine Kneipe mit durchaus gemischtem Publikum.
Wenn man aber meint die „Hirsch-Q“ als klar links(extrem) zu definieren und die Angreifer eindeutig rechtsextrem sind; und man dies immer wiederholt; erweckt man den Eindruck, dass es in gewisser Weise ein interner Konflikt beider Lager ist, der die Gesellschaft lediglich tangiert. Und wenn man dies tut wird es gefährlich! Denn es wäre sehr naiv zu glauben, dass die Neonazis ihre Feindbilder und Angriffe nur auf die „linke Szene“ und ihre vermeintlichen Treffpunkte beschränken. Allmachtsphantasien z.B. der Glaube Dortmund sei „ihre Stadt“ paaren sich bei den „autonomen Nationalisten“ mit erheblicher Gewaltbereitschaft und einer Politik der direkten Aktion (mal mehr mal weniger risikofreudig). Erwischt werden, Schnauze halten und zur Tat stehen empfinden die „ Kameraden“ wohl mehr als „Feuertaufe“ für angehende „Arier“ als als Anstoß sich über ihr Leben und ihr Fehlverhalten „Gedanken zu machen“
Als ein 17 Jähriger Neonazi den Punk Thomas „Schmuddel“ Schulz an der Kampstr. ersticht, tönt es auf einer Homepage des „Freien Widerstand Dortmund“: (...) „Die Machtfrage wurde gestellt, und für uns zufriedenstellend beantwortet!“ (...) darüber hinaus tauchten Aufkleber mit einem blutigen Messer und dem Spruch: „Antifaschismus; ein Ritt auf Messer´s Scheide“ auf. Womit sich die Dortmunder Neonazis offen hinter den Mörder und seine Tat stellten. Ja, sie sogar glorifizieren. Aber laut Gericht auch kein Mord... Todschlag... 7 Jahre Jugendstrafe. Mordmerkmale: Heimtücke, niedere Beweggründe, Arg- und Wehrlosigkeit?! Der politische Hintergrund wurde verwischt, denn „Zecke“ sagt der Mörder angeblich zu vielen.

Die Stadt Dortmund und ihre Ordnungsbehörden üben sich in inszenierter Symptombekämpfung.
Neonaziläden werden in langen Prozessen „offiziell“ „dicht gemacht“ und Wiedereröffnungen durch ordnungsrechtliche „Nutzungsänderungssperrungen“ unterbunden. Ein Akt mit dem sich sowohl Bezirksvertretung als auch Stadt rühmten und von der Presse auch noch eifrig beklatscht wurden. Dass damit das Problem nicht aus der Welt ist, und die Nazis das Haus mit den 2 neuen Ladenlokalen auch ohne offizielle Genehmigung als Treffpunkt nutzen (was sie auch gerne mittels gehisster Reichskriegsfahne demonstrieren) scheint nun aber keinen mehr zu interessieren. Angriffe und Bedrohungen gegen Menschen die nicht in das verengte Weltbild der Neonazis passen sind in dem Viertel Rheinische-/Ofenstr. zu beobachten. Darüber berichtet aber keiner. Auch, dass beim Angriff auf das Lokal „Casablanca“ von den Neonazis eine Schusswaffe mitgeführt wurde, scheint niemanden mehr „vom Hocker zu hauen“. Da können in aller Regelmäßigkeit das Wahlbüro der StadtGrünen und das Haus von Mitgliedern des Bündnis Do. gegen Rechts mit Harkenkreuzen beschmiert werden, öffentlich Morddrohungen verbreitet werden und „autonome Nationalisten“ nachts Menschen durch die Straßen jagen und zusammenschlagen (immer wieder Brückstr., Neujahr 07/08...), ohne dass es irgend jemand außer „den üblichen Verdächtigen“ (Bündnis Do. gegen Rechts, Antifa etc.) für nötig hält gewisse Zusammenhänge zu erkennen und zu versuchen dem Problem Herr zu werden...?! Wo sind denn die Stadträte oder unser Sozi-OB Langeweyler...? Der sog „Aufstand der Anständigen“ ist in dieser Stadt zu einem „Nichtstun der Zuständigen“ geworden...
Und Holta die Polta haben sich in Dortmund neue rechte Strukturen gebildet und es ist nicht mehr alles so einfach wie es früher mal schien... (Schön SS-Siggi is Kommandante usw.)... Ja und man müsste sich mit dem Thema beschäftigen, um mit zureden und die Gefahr, die von rechts ausgeht einschätzen zu können. Und spätestens hier scheint der Wille oder das Interesse zu fehlen...
Es gäbe einiges aufzuarbeiten...
Die „autonomen Nationalisten“ kommen eben nicht nach dem 80er/90er-Nazi-Skin-Klischee: besoffen „Ausländer raus“-schreiend daher. Sie versuchen teilweise zwanghaft einen eigenen „Autonomen-Stil“, (der durchaus Symbole und Inhalte der Linken Szene kopiert) in ihrer Szene zu etablieren. Dieses Bewusstsein äußert sich in ihrer Kleidung, ihrem Auftreten nach außen und ihren Aktionsformen. Ihre Kleidung ist eher unauffällig und alterstypisch, sprich: i.d.R. Dunkle „Windbreaker-Jacken“, lockere Jeans, Basecaps, Turnschuhe, Kapu-Pullis, durchaus Piercings usw. wenn man ein bisschen genauer hinsieht, sieht man vielleicht den einen oder anderen verräterischen Button, oder den Markennamen „Thor Steinar“ aufblitzen. Im allgemeinen fällt es aber selbst Antifas und erst recht den Streifenpolizisten schwer zu erkennen, dass es sich eindeutig um „Kameraden“ handelt. Dies ist sicherlich; neben der Anpassung an den Durchschnitt der Jugendlichen, die es ja für sich zu begeistern gilt; einer der Gründe für diesen radikalen Outfitwechsel.
Kommen sie im Outfit eher gesetzt daher, sind sie in ihrem Vorgehen als überlegt und gezielt gewalttätig zu klassifizieren. Sie schlagen nicht wahrlos irgend wen zusammen, sie „suchen“ sich ihre Opfer. So bedrohten sie in der Vergangenheit öfter Antifas, die sie aus ihren „Anti-Antifa-Listen“ kennen oder die eindeutig als solche zu erkennen waren. Vermutlich mit dem Bewusstsein, dass ihre Opfer sie erst dann als Nazis und unmittelbare Gefahr wahrnehmen, wenn sie bereits mit dem Schlagring in der Hand vor ihnen stehen und ihnen einen Spruch drücken...
Viel zu oft blieb es eben nicht nur bei den Drohungen, immer wieder wurden Menschen von den Nazis attackiert und kamen nicht immer mit dem Schrecken davon. Die Anschläge auf die „Hirsch-Q“ (die es hier zu dokumentieren galt). Der Mord an Schmuddel. Die namentlichen und öffentlichen Morddrohungen gegen Antifaschisten. Die Möchtegern-Wehrsportübungen in Dorstfeld. Die Naziaufmärsche und damit verbundene Nach-der-Demo-Aktionen und -Angriffe der Nazis. Der gewalttätige Durchbruchsversuch der Nazis am 1.5.07. Der bewaffnete Überfall auf das Lokal „Casablanca“. Die unzähligen „kleinen“ Zwischenfälle von gewalttätigem Flyerverteilen von Seiten der Nazis (Dennis (G-Punkt) Giemsch ganz vorne mit dabei!), über eindeutige Nazi-Aufkleber an Wohnungstüren von Antifaschisten, bis zum Sit In von Peter Voss (ehemaliger Betreiber des „Buy or Die“) mit seinen „kameradschaftlichen“ Freunden in der „Hirsch-Q“, dass erst durch die Polizei aufgelöst werden konnte.
Dies alles zieht sich wie ein kontinuierlicher brauner Faden durch die Dortmunder Stadtgeschichte.
Die Polizei war am Rosenmontag mit einem erheblichen Aufgebot von Kräften im Einsatz. Wobei die Kräfte der Polizeiinspektion 1 (PI 1) von Kräften der 3. Bereitschaftspolizei-Hundertschaft (3. BPH) unterstützt wurden. Allein die Tatsache, dass die Polizei an diesem Abend ein solches Aufgebot einsetzte und 12 Personen vorübergehend in Gewahrsam nahm und ED-behandelte, obwohl nur nach 5-6 gefahndet wurde, zeigt dass die Polizeiführung die (erneut teilweise polizeibekannten) „autonomen Nationalisten“ als „Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ (wie es so schön heißt) ansah. Auch wenn der Umfang des Polizeieinsatzes für uns (und viele andere) kein relevanter Indikator ist, so sollte dieser Umstand aber doch zumindest die Bürger dieser Stadt beeindrucken. Es ist an der Zeit, dass auch die Lokalpolitik, die Lokalpresse und die Dortmunder Öffentlichkeit der rechten Bedrohung, die in Dortmund zweifelsfrei existiert, angemessen Rechnung trägt. Es muss darum gehen ein Problembewusstsein zu schaffen um dem Faschismus gesamtgesellschaftlich den Boden zu entziehen. Durch Verschweigen und Verharmlosen werden die Nazis nicht verschwinden.


Wir haben versucht mit dieser Chronik einen Abriss über die Geschehnisse an und um die „Hirsch-Q“ zu geben. Sofern Hintergrundinformationen gegeben wurden sind die Quellen angegeben oder den Autoren bekannt. Wären wir Journalisten würden wir uns natürlich auf „unseren Quellenschutz“ berufen, darüber hinaus haben wir aus Gründen des Datenschutzes keine Personen (außer (G-Punkt)-Nazis) namentlich erwähnt, auch wenn u.U im allgemeinen bekannt sein sollte von wem die Rede ist.

Eine letzte Bitte noch: Indymedia ist kein Forum für den Meinungsaustausch... Inhaltliche oder Grundlegende Differenzen sollten intern und nicht vor den Augen des Verfassungsschutzes und den Nasen diskutiert werden. „Ergänzungen“ sollten Ergänzungen sein und nichts anderes... Danke

Mit antifaschistischen Grüßen

aAD



Bericht Überfall 28.4.06:  http://de.indymedia.org/2006/04/145072.shtml
Fotos 28.4.06:  http://de.indymedia.org/2006/05/145644.shtml
Angriff auf Jugendliche17.4.07:  http://de.indymedia.org/2007/05/177484.shtml
Bericht „Besuch“ 7.10.07:  http://de.indymedia.org/2007/10/196418.shtml
Überfall „Casablanca“ 17.11.07:  http://de.indymedia.org/2007/11/199717.shtml
Polizeipresse 4.2.08:  http://de.indymedia.org/2008/02/207230.shtml

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Ergänzungen

coronita bar

ich 12.02.2008 - 08:39
schon merkwürdig wie selbstverständlich die stadt ihren namen von den nazis in den dreck ziehen lässt. jeder weiss, dass die nazis sich in der coronita bar aufhalten und von dort mittlerweile jede woche losziehen um andersdenkende und migranten einzuschüchtern, anzugreifen, verletzten oder im extremfall töten. dortmund hat diese jahrtausend schon 4 nazimorde zu verkraften, soviel wie keine andere deutsche stadt im vergleich. wöchentlich gibt es von angriffen zu berichten. sie rekrutieren mittlerweile massenhafr nachwuchs bei fussballspielen (besonders bei amateurspielen). da bekannt ist wo die nazis sich am wochenende aufhalten um straftaten zu begehen und nicht unter beobachtung stellen, lässt die vermutung aufkommen, dass der stdt ihr ruf scheissegal ist. wenn ihr also egal ist, wenn junge menschen von fehlgeleiteten neonazis zusammengeschlagen werden, so sollte ihr doch wenigstens bewusst sein, dass sich die coronita bar direkt am konzerthaus befindet. ohoho, das könnte doch zu imageschaden führen, oder

Bild etwas aufgehellt

Anarcho 12.02.2008 - 12:51
... es war etwa arg dunkel.

Das Geständnis des V-Manns

http://www.fr-online.de 13.02.2008 - 20:42
Die Hauptfigur der nordrhein-westfälschen V-Mann-Affäre ist geständig. Der 27-jährige Informant des Landes-Verfassungsschutzes hat am Montag vor dem Landgericht Bielefeld zugegeben, mit Kokain gehandelt und etwa ein Dutzend illegaler Waffen besessen zu haben. In den vergangenen drei Jahren wurde Sebastian S. als V-Mann geführt und erhielt ein monatliches Gehalt. Dabei zeigte die Neonazigröße nicht nur "szenetypisches Verhalten", wie es Informanten gebilligt wird, sondern organisierte zudem Rechtsrockkonzerte und mischte bei gewalttätigen Aufmärschen mit. In einem Monat wird mit einem Urteil gegen S. gerechnet; ihm drohen bis zu vier Jahren Haft.

Sebastian S. sollte für den Verfassungsschutz die rechtsradikale Szene in Ostwestfalen ausspähen. Er galt der Behörde des NRW-Innenministeriums als wichtige Quelle. Der Verfassungsschutz wird verdächtigt, S. vor der Strafverfolgung gewarnt zu haben. So soll sein Führungsbeamter den mehrfach vorbestraften Neonazi telefonisch gewarnt haben, dass sein Handy abgehört werde. Gegen den V-Mann-Führer ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen des Verdachts der Strafvereitelung. Der zuständige Innenminister Ingo Wolf (FDP) verweigert seit Monaten Auskünfte zu den Vorwürfen gegen seinen Behörde.

"Das Innenministerium ist nicht kooperativ", sagt Staatsanwalt Christoph Mackel der FR. Seit Monaten kämen die Ermittler nicht voran. "Wir haben weder Namen noch Identität des V-Mann-Führers", so Mackel. Die Affäre wurde mehrfach im Parlamentarischen Kontrollgremium des Landtags unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten.

Aufschluss könnten nun allein die Akten der telefonischen Überwachung von Sebastian S. geben, die das Ministerium zurückhält. Auch der Anwalt von S. erhielt nur Akten mit geschwärzten Telefonnummern und Namen und verlangte vor Gericht Einsicht. Diese wurde ihm nicht gewährt. "Das Schwärzen von Originalakten ist ein sehr seltener Vorgang", sagt der Sprecher des Bielefelder Landgerichts Guisbert Eisenberg.

Bei der Organisation des Prozesses in Bielefeld kam es zu einer Panne: Sebastian S. wurde über Nacht in eine Gemeinschaftszelle mit einem Neonazi gesteckt, den er früher ausgespäht hatte. Offenbar konnten Mithäftlinge eine tätliche Auseinandersetzung der alten Kameraden nur mühsam verhindern.

Flyeraktion NW Dortmund !

antifas_nrw 13.02.2008 - 22:50
Bleibt noch eine aktuelle Ergänzung!

Heute am 13.2.08 wurden auf der Brückstraße in Dortmund in ca 30 Meter Entfernung zu alternativen Kneipe "HIRSCH-Q" durch ca. 20 Anhänger des NW_Dortmund Flyer verteilt, auf denen Mobilisierungsaufrufe für den internationalen Naziaufmarsch am 16.2.08 in Dresden aufgedruckt waren ! Dies zeigt erneut welche Gefahr von dieser Gruppe ausgeht, da sich die Brückstraße in diesem Bereich normalerweise in "linker" Hand befindet !

@Flyeraktion NW Dortmund @hysterischePottler

Dortmunder 14.02.2008 - 00:33
Nazifake löschen!(euren scheiß kann auch keiner lesen!) Brückstr. war auch nie in "linker" Hand, also tut nicht so als ob ihr irgend etwas erobert hättet! Auch hier einen kult auf zu bauen, das Dortmund die Fascho-Stadt ist wirklich absurd. Die sitzen ein paar Hanselfransels in Dorstfeld und am Wochenende komm se mal in die City damit sie da nicht verrotten. War nie zu einem Zeitpunkt der Überfälle in der Hirsch-Q, wunder mich aber wirklich, wieso diesen Pommesköppen nicht einfach auf die Pfanne gehauen wurde.

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bildet banden — nee

Fehler — AGRM

was wäre wenn...?! — Dortmunder

Autonome Nazis — Antifada

Ein Kreuz aus Harken — Gärtner

HirschQ — Gast

Träumer! — hase

Demnächst — klartext