Dresden: Proteste gegen Neonazis und Geschichtsrevisionismus

ra0105 et al. 10.02.2008 00:00 Themen: Antifa
Es gibt Dinge, die ändern sich nie... Zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 2008 stehen wieder viele Veranstaltungen an. Neben dem bürgerlichen Gedenken, wird Dresden auch in diesem Jahr am 16. Februar 2008 Austragungsort des vermutlich größten Aufmarsches von Rechtsextremisten in der Bundesrepublik sein. Dazu kommt noch ein Fackelaufmarsch der Neonazis am Abend des 13. Februar. Doch nicht nur die Aktivitäten der Nazis sind vielen ein Dorn im Auge. Schon seit Jahren kritisieren einige lokale Antifaschisten auch die Gedenkpolitik der Stadt und vor allem die der Bürger. In jedem Fall stehen der Landeshauptstadt ereignisreiche Tage ins Haus...

Links: Ordnungsamt kämpft für Nazidemo (10.02.) | 03.02. Mobiaktionen in Dresden | Das war Dresden 2007, 2006, 2005 1 2, 2004 1 2

coloradio (freies Radio Dresden): 13.02. in Borna (18.02.) | Interview mit einem Antifa zum Ablauf des 16.02. (16.02.) | Hörerreplik auf Interview mit Bürger Courage (16.02.) | Interview mit Bürger Courage zum Ablauf des 16.02. (16.02.) | Presseschau - Replik auf SZ (16.02.) | Redebeitrag ART DD (16.02.) | Eröffnung der Gegenkundgebung (16.02.) | Ablauf des 13.02. und Ausblick auf 16.02. mit Antifas (14.02.) | Jahrestag der Bombardierung - eine Momentaufnahme (13.02.) | ausführliches Gespräch rund um den 13.02. in Dresden mit einer Gegendemonstrantin (12.02.) | Irmtraud Gutschke (ND) im Gespräch mit Hermann Kant (12.02.) | Ordnungsamt verbietet Antifademo in der Innenstadt. (08.02.) | Interview mit Bürger Courage (08.02.) | Interview mit Antifa AktivistInnen (07.02.)

13. Februar: kleines Resümée | Naziaufmarsch und Gedenken Mathildenstraße | Naziaufmarsch | Heidefriedhof

16. Februar: Einschätzung: schlecht gespielt und trotzdem gewonnen | Tausende gegen Naziaufmarsch | kurzer Rückblick auf 16.02. | Einschätzung eines Antifas zum 16.02. | Tausende Neonazis bei "Pflichttermin" | Video Antifademo

Überblicksartikel vom Medienkollektiv Berlin

Mehr Informationen auch unter: venceremos | Nazis-Blockieren
Warum die Aufregung? Hintergründe rund um den 13. Februar 1945 und dem Diskurs um ein Gedenken

Die Erinnerung an Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wird in wohl keiner anderen Stadt Deutschlands bis heute so sehr lebendig gehalten, wie in Dresden. Vom 13. bis 15. Februar 1945 bombardierten Flugzeugstaffeln der britischen „Royal Air Force“ und der „United States Army Air Forces“ in vier Wellen die sächsische Landeshauptstadt, wobei etwa 35000 Menschen starben.Obwohl die Ausmaße der Zerstörungen und auch der Verlust an Menschenleben in anderen deutschen Städte teils höher waren, wird seitens der Nazis ein Bombenholocaust in Dresden herbei halluziniert. Die entsprechende Rede im sächsischen Landtag sorgte für bundesweite Empörung.
Einige Antifaschisten kritisieren jedoch, dass es von der Ausrichtung des bürgerlichen Gedenkens hin zur Verunglimpfung der Shoa kein allzu weiter Weg ist.
Jahrzehntelang fand eine Auseinandersetzung über die Ursachen des Angriffs kaum statt. In der DDR wurden die Verantwortlichen als alliierte Luftgangster diffamiert, ein Ausdruck den schon Goebbels benutzte. In Zeiten der Blockkonfrontation war diese Lesart der Ereignisse auch sehr bequem. Wie auch die Dimmitroff-These, die offizielle Staatsdoktrin zur Erklärung des deutschen Faschismus, mehr als nur geeignet war eigene Schuld auf die 'Kapitalistenklasse' abzuwälzen.
Spätestens nach der Wiedervereinigung war diese Sichtweise nicht mehr en vogue. Und so verstieg sich man sich darauf, die universelle Kategorie Leid besonders zu betonen. Nach dem Motto, ja es war damals alles schlimm. sollte nun die Hand zu endgültigen Versöhnung gereicht werden. Einige lokale Antifaschisten warnen vor einer Entkontextualisierung. Sie vermissen eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Stadtgeschichte.
Dresden war keineswegs das unschuldige Opfer widriger Umstände. Neben der militärischen Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt und Verwaltungszentrum besaß die Stadt auch einen überproportionalen Anteil an NSDAP-Parteimitglieder.
Auch die erste Bücherverbrennung im nationalsozialistischen Deutschland fand in Dresden statt. Dresden war also eine ganz 'normale' deutsche Stadt in dieser Zeit. Das KZ Pirna-Sonnenstein, mit etwa 15.000 Toten, lag gleich vor den Stadttoren.

Kritik am bürgerlichen Gedenken

Beim offiziellen Gedenken soll diesen Umständen durch die Architektur der Gedenkstätte Rechnung getragen werden. Ein Stelenkreis mit den Inschriften der Stätten nationalsozialistischen Terrors umgibt ein Rondell. Doch eine der Stelen ist der Ort eines anderen Leides - Dresden.
Dadurch, so die Kritik einiger Antifas, werden die Opfer der nationalisozialistischen Terrorherrschaft in einem Atemzug mit der Stadt Dresden genannt. Diese Nivellierung der Ereignisse führe aber jegliche Kausalität ad absurdum. Schließlich solle man nicht vergessen, dass der letzte "Judentransport" durch die Bombardierung verhindert wurde und nicht etwa durch den Widerstand der heimischen Bevölkerung. Gerne vergessen Anwohner auch, wenn sie über ein angebliches unnötiges Kriegsverbrechen fabulieren, dass vom 13. Februar 1945 bis zum 08. Mai 1945 noch Hundertausende in dem Krieg sterben mussten, den die Deutschen Jahre zuvor entfachten. Mithin sei die Bombardierung Dresdens einer der Schritte, die unternommen worden wären, um das nationalsozialistische Deutschland zur endgültigen Kapitulation zu zwingen. Die Tatsache, dass es nach dem Krieg zu keinen relevanten Guerilliaaktivitäten kam, zeige, dass das "Moralbombing" letztlich doch von Erfolg gekrönt war.
Genau auf diesen Umstand möchten einige Antifaschisten hinweisen, wenn sie unter dem Motto "Selber Schuld" auch gegen das bürgerliche Gedenken protestieren.

Die jährlichen Nazigroßäufmärsche und Provokationen der NPD im sächsischen Landtag sind jedoch am bürgerlichen Gedenken nicht spurlos vorrüber gegangen und haben im bürgerlichen Lager zu Diskussionen geführt. Die Zeiten, als jemand wie der Holocaust-Leugner David Irving mit standing ovations von der Dresdener Bevölkerung empfangen wurde, und in der DNN (Dresdener Neueste Nachrichten) aus 800 Neonazis aus ganz Deutschland 800 trauernde Bürger wurden, sind auch in Dresden vorbei. Es wird sich offiziell von der Instrumentalisierung des Gedenkens durch die Neonazis distanziert, und das Ereignis in die Geschichte eingeordnet, welches es ohne die Nationalsozialisten nicht gegeben hätte. Gleichzeitig wurde eine Historikerkommission einberufen, um die übertriebenen Opferzahlen und die teilweise absurden Gerüchte und Legenden, welche um das Thema 13.02. kursieren, auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. In letzter Zeit gibt es vermehrt Bemühungen unter anderem von offiziellen Vertretern der Stadt Dresden und des Landes Sachsen, Gedenktage wie zur Reichspogromnacht am 9. November und dem Jahrestag zur Befreiung von Auschwitz am 27. Januar verstärkt ins öffentliche Bewußtsein in Dresden zu rücken. Die Resonanz bei den Dresdener Bürgern hält sich bisher jedoch in Grenzen.

Zwei Neonaziaufmärsche

Im letzten Jahr kam es zu großen Diskussionen innerhalb der Naziszene, bei der es um das wahrhaftige Gedenken ging, und dass so etwas nur am 13.02, möglich ist, auch wenn der Termin in der Woche liegt. Einige wünschten sich auch wieder den abendlichen Fackelmarsch und die guten alten Zeiten zurück, in denen sich auch noch Bürger dem Neonaziaufmarsch anschlossen. Eine wichtige Rolle wird auch die Tatsache gespielt haben, dass lokale Szenegrößen wie Ronny Thomas auch mal gerne der Bestimmer sein und die Deutungshoheit der FKS (Freie Kräfte Sachsen) über das Ereignis in der Neonaziszene durchsetzen wollten. (ausführliche Einschätzung des ART Dresden) Ein Argument von Ronny Thomas und Co war übrigens, dass in der Woche nicht so viele Antifaschisten anreisen könnten, und deshalb der Aufmarsch ungestörter stattfinden würde. Im Endeffekt trat das Gegenteil ein, im letzten Jahr waren so viele Gegendemonstranten, vor allem Jugendliche aus der Region, wie noch nie auf der Straße.

In diesem Jahr haben sich die Neonazis auf zwei Naziaufmärsche geeinigt, einen traditionellen Fackelmarsch am Abend des 13.02. und einen Großaufmarsch am Sonnabend den 16.02.. Der Aufmarsch am Abend des 13.02. wird von Neonazis aus der Region getragen, zu der einige hundert Neonazis erwartet werden.

Mit besonderer Spannung wird jedoch der 16. Februar erwartet. Bundesweit mobilisieren Neonazis zu ihrem Aufmarsch. In den vergangen Jahren konnte der Neonaziaufmarsch bereits erfolgreich gestört werden. Im letzten Jahr mussten die Neonazis eine erhebliche Routenkürzung aufgrund von Sitzblockaden und Ausschreitungen hinnehmen.Dresdener Antifaschisten hoffen auch in diesem Jahr auf zahlreiche Proteste. So beginnt die bundesweite Antifademo um 10:00 Uhr in der Innenstadt.
Gegen den Naziaufmarsch mobilisieren teilweise auch Bürger. Eine u.a. vom DGB organisierte Demonstration wendet sich gegen die Vereinnahmung der Gedenkveranstaltung durch Rechtsextremisten. Offensiver geht das Bündnis "Nazis blockieren" vor, welches sowohl von demokratischen Initiativen und Einzelpersonen wie von Antifagruppen unterstützt wird. Dieses ruft dazu auf, den Aufmarsch zu blockieren.

Mittwoch, 13. Februar

Es gibt eine Kundgebung der Intiative gegen Geschichtsrevisionismus am Eingang des Heidefriedhof ab 10:00 Uhr. Anfahrt über Moritzburger Landstrasse mit der Linie 3 zum Wilden Mann, weiter mit dem Bus.
ca. 150 Teilnehmer, massives Polizeiaufgebot, Vorkontrollen, Kundgebung fast im Kessel, viele Nazis auf dem Friedhof

ab 14.00 Uhr Kundgebung und Infostände auf dem Hasenberg/An der Synagoge

15:00 Uhr Kranzniederlegung der jüdischen Gemeinde auf dem Heidefriedhof

Um 17:00 Uhr beginnt eine Kundgebung (mit Musik und Tee) gegen den Naziaufmarsch auf dem Tzschirnerplatz in der Nähe der Synagoge.
300-400 Teilnehmer, viele Platzverweise, teilweise Festnahmen wegen nicht beachteter Platzverweise, Kesselungen von größeren Gruppen, Reste der Antifakundgebung geschlossen in Richtung Neustadt abgewandert

ab 17.00 Uhr Zeitzeugendiskussion im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Dresden

17:00 Uhr Kundgebung gegen Faschismus und Krieg am Obelisk der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer in der Pillnitzer Straße organisiert vom VVN-BdA Dresden und Revolutionärer Freundschaftsbund e.V.

Die Nazis versammeln sich (laut den Nazis) ab 19:00 Uhr hinter der Semperoper und werden vermutlich nicht vor 20:00 Uhr losgehen. Wenn der Naziaufmarsch beendet ist, muss mit größeren Nazigruppen in der Innenstadt gerechnet werden.
Nazidemo ist beendet, bewegen sich nach Hause, ca. 1000 Teilnehmer, wie immer Nazimobs danach in der Innenstadt, die letzten etwa 100 auswärtigen Nazis, die wegen kaputten Bussen nicht nach Hause konnten, sind heute früh mit dem Zug nach Cottbus abgereist

Info-update

Der Handy-Ticker ist jetzt geschaltet und erreichbar unter ticker.hopto.org
Für den 16.02. gibt es eine neue Infonummer 0351-3212353, diese wird am 16.02. ab 9:00 Uhr erreichbar sein.
EA-Nummer: 0351 899 60 456
Den aktuellen Stadtplan für den 16.02. von venceremos kann man sich jetzt runterladen. (Am Anfang dieses Artikels, oder link unten folgen)

Sonnabend (Samstag), 16. Februar

Die Antifademo ist vom Ordnungsamt der Stadt Dresden an den Stadtrand verlegt worden und soll erst um 15:00 Uhr beginnen. Dagegen wurde Klage eingereicht, eine Entscheidung ist bis Dienstag zu erwarten. Weitere Informationen erscheinen hier in den nächsten Tagen. - Die Klage ist erstmal abgewiesen worden. Startpunkt der Antifa-Demonstration wäre damit Bahnhof Neustadt um 15:00 Uhr. Die Route konzentriert sich auf die Neustadt und den Rand des Stadtzentrums. - Achtung, die Demo findet höchstwahrscheinlich nicht statt, die Anmeldung wird aber aufrecht erhalten. Im Ticker wird dann stehen, ob es Sinn macht, sich um 15:00 Uhr zum Bahnhof Neustadt zu begeben.

Am 16.02 beginnt um 10:00 Uhr eine Protest-Kundgebung von verdi am Wienerplatz (Hauptbahnhof) gegen den Naziaufmarsch. Mit fettem soundsystem.

Da die jüdische Gemeinde am 16.02. nicht allein sein möchte, wenn die Nazis an der Synagoge aufmarschieren, wird es am 16.02. ab 10:00 Uhr einen öffentlichen Gottesdienst geben, der besucht werden kann. Bitte entsprechend benehmen (z.B. kein Aufruhr aus dem Gottesdienst heraus starten), und männliche Teilnehmer nur mit Kopfbedeckung.
Erklärung der jüdischen Gemeinde Dresden zum Naziaufmarsch

12.00 - 14.00 Uhr im Haus der jüdischen Gemeinde: Filme für Demokratie und Menschenrechte, sowie Podiumsdiskussion mit Annelie Buntenbach, stellv. Vorsitzende des DGB-Bundesvorstands

Ein weiter Anlaufpunkt am 16.02. ist die zivilgesellschaftliche Gegendemonstration "Geh Denken!" welche um 14:30 Uhr am Goldenen Reiter starten wird.
mehr Informationen unter: Dresden für Demokratie
- wahrscheinliche Route: Goldener Reiter - Köpkestraße - Carolaplatz - Synagoge - Pirnaischer Platz - Wilsdrufferstraße - Augustusbrücke

Das Ordnungsamt will, dass die Nazis ihren Aufmarsch am 16.02. eher beginnen, damit die eher fertig sind, möglichst vormittags. Die Nazis beharren jedoch darauf sich erst ab 13:00 Uhr hinter der Semperoper zu versammeln. Start wird nicht vor 14:00 Uhr sein, eher später. Nach dem Ende der Nazidemo sollte die Innenstadt gemieden werden, in den vergangen Jahren waren immer größere Gruppen (bis zu einige hundert Nazis pro Gruppe) nach dem Naziaufmarsch in der Innenstadt unterwegs. Empfehlenswert ist es, sich dann in Richtung Neustadt zu bewegen.
- bisher wahrscheinliche Naziroute (auf den Ticker achten): Petersburgerstraße - Dr.-Külz-Ring - Wallstraße - Posplatz - Zwingerteich (möglich ist auch entgegengesetzte Reihenfolge)

Wetter:Es wird trocken und kalt werden. Temparaturen von 0° bis -6° in den Abendstunden. Es werden sich also nicht nur die Nazis sich warm anziehen müssen.

Stadtplan zum runterladen auf venceremos mit Infos und Telefonnummern für den 16.02. im pdf-Format.


Bild oben: Antifademo in Dresden 13.02.2007 - Quelle: Akubiz

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Ergänzungen

filmtip: vom mythos einer unschuldigen stadt

fipi-fan 11.02.2008 - 00:20
die filmpiraten (  http://www.filmpiraten.de.vu ) haben dazu einen guten hintergrundbericht gemacht, der deutlich aufzeigt, worum es bei dem gedenken geht und worum nicht und die position der kritiker des gedenken beleuchtet. er heißt "vom mythos einer unschuldigen stadt", 15 min. und ist beim indymedia video distribution network runterzuladen unter  http://video.indymedia.org/en/2006/12/653.shtml

13.|16. Februar 2008 in Dresden: Geschichtsre

antifa.sozialbetrug 11.02.2008 - 11:34

und das sagt der verfassungsschutz

landesamt vs sachsen 12.02.2008 - 14:14
folgender text ist von der internetseite des landesamt für verfassungsschutz sachsen:

Aktivitäten von Extremisten im Zusammenhang mit dem Jahrestag der Luftangriffe auf Dresden am 13. Februar 1945

Rechtsextremistische Szene

Innerhalb der rechtsextremistischen Szene besitzt der Jahrestag eine hohe Symbolkraft. Auch in diesem Jahr planen Rechtsextremisten mehrere Aktivitäten.

Am Vormittag des 13. Februar wollen sich Rechtsextremisten voraussichtlich erneut an der offiziellen Kranzniederlegung der Stadt Dresden auf dem Heidefriedhof beteiligen.

Für den Abend des 13. Februar wurde von der rechtsextremistischen "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland – Landesverband Sachsen/Niederschlesien" (JLO) in Dresden ein Aufzug mit Abschlusskundgebung am Rathausplatz angemeldet. An der Veranstaltung werden sich voraussichtlich überwiegend Angehörige der regionalen rechtsextremistischen Szene, insbesondere der rechtsextremistischen Kameradschaftsszene, beteiligen. Die Initiatoren der Veranstaltung setzen damit ihre Vorstellungen um, wonach der „Trauermarsch“ am historischen 13. Februar stattfinden sollte, schließen aber eine Teilnahme am 16. Februar nicht aus. Die regionale Kameradschaftsszene wird als aktionsbereit, flexibel und teilweise gewaltbereit eingeschätzt.

In Borna (Landkreis Leipziger Land) plant eine Initiative „Freie Kräfte Borna“ für den 14. Februar einen Aufzug unter dem Motto „Ein Licht für Dresden“ mit ca.100 Teilnehmern.

Am 16. Februar findet in Dresden der „Trauermarsch“ der JLO statt. Der Trauermarsch gehört zu den zentralen Veranstaltungen der rechtsextremistischen Szene mit überregionaler Bedeutung. Angesichts der grundsätzlich hohen Mobilisierungswirkung des Termins wird die Veranstaltung wieder zahlreiche Rechtsextremisten aus dem gesamten Bundesgebiet anziehen. An der Veranstaltung beteiligten sich in den letzten Jahren namhafte Vertreter rechtsextremistischer Organisationen und Parteien aus dem gesamten Bundesgebiet. Insbesondere die NPD nutzte die Veranstaltung als Plattform. Die JLO hat bereits bis zum Jahr 2020 Gedenkmärsche bei der Stadt angezeigt.

Das im Zusammenhang mit dem Jahrestag erstmals im vergangenen Jahr in Erscheinung getretene „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“ kündigt auch für dieses Jahr auf seiner Internetseite verschiedene „kreative sowie öffentlichkeitswirksame“ Aktivitäten im Rahmen einer „Aktionswoche 13. Februar“ vom 11. bis 17. Februar an.

Linksextremistische Szene

Wie in den Jahren zuvor planen Linksextremisten im Zusammenhang mit dem Jahrestag Aktionen gegen die Aufzüge der Rechtsextremisten. Parallel thematisieren sie den „deutschen Opfermythos“, der an diesem Datum besonders deutlich zum Tragen komme. Der Jahrestag hat seit Jahren bundesweit innerhalb der „antideutsch“ orientierten autonomen Szene hohen Symbolwert, weshalb zumindest ein Teil dieses Spektrums relativ leicht mobilisierbar ist.

Dresdner Autonome mobilisieren in diesem Jahr auf der Internetseite „Venceremos“ sowie mit Plakaten, Mobilisierungsvorträgen und einem Aufruf bundesweit für folgende Veranstaltungen.
13. Februar: Kundgebung einer „Initiative ´Kein Geschichtsrevisionismus auf dem Heidefriedhof und anderswo´“ zum Thema „Gegen deutsche Opfermythen“ am Vormittag vor dem Heidefriedhof. Laut Internetseite „Venceremos“ handelt es sich um eine „antifaschistische Kundgebung gegen das Gedenken auf dem Heidefriedhof“. Die Kundgebung steht im Zusammenhang mit der zeitgleich auf dem Heidefriedhof stattfindenden öffentlichen Kranzniederlegung.
13. Februar: Kundgebung einer „Initiative ´Kein Geschichtsrevisionismus in Dresden und anderswo´“ zum Thema „Gegen deutsche Opfermythen“ am Nachmittag in der Innenstadt. Die Veranstaltung wird auf „Venceremos“ angekündigt als „Kundgebung (…) & activities gegen den Naziaufmarsch“. Die Kundgebung steht im Zusammenhang mit einem zeitgleich geplanten JLO-Aufzug.
16. Februar: Aufzug einer „Initiative ´Entschädigung aller NS-Opfer jetzt´“ zum Thema „Deutsche Täter sind keine Opfer“. Laut „Venceremos“: „Antifademo gegen jeden Geschichtsrevisionismus & activities gegen den Naziaufmarsch“. Der Aufzug steht im Zusammenhang mit dem geplanten JLO-Aufzug. Auf diesem Tag liegt der Schwerpunkt der autonomen Mobilisierung.

Der allgemein gehaltene autonome Aufruf trägt die Überschrift „SELBER SCHULD! Deutsche Täter_innen sind keine Opfer! Naziaufmarsch verhindern“, und ist mit „Initiative gegen jeden Geschichtsrevisionismus“ unterzeichnet. Der Aufruf fordert „Naziaufmarsch stoppen!“ und kündigt die wirkungsvolle Störung derer an, „die sich ein ruhiges Gedenken wünschen“. Ob im Rahmen „bürgerlicher Trauerkundgebungen“ oder eines „Naziaufmarschs“ spiele dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Ein weiterer Aufruf unter der Überschrift „Gemeinsam blockieren“ richtet sich offensichtlich an potenzielle „bürgerliche“ Unterstützer der autonomen Aktivitäten. Zu seinen Unterstützern gehören neben nicht extremistischen Gruppierungen auch solche mit linksextremistischen Bezügen wie die „Antifaschistische Hochschulgruppe Dresden“, die „Antifa Lausitz“ und „NiP Sachsen“.

Zum Aufzug der „Initiative ´Entschädigung aller NS-Opfer jetzt´“ am 16. Februar werden Teilnehmer überwiegend aus dem autonomen Spektrum erwartet. Die Anmelderin meldete bereits einen vergleichbaren Aufzug am 13. Februar 2007 an, dessen etwa 650 Teilnehmer zu einem großen Teil dem autonomen Spektrum zuzurechnen waren. Ein Teil von ihnen versuchte im Anschluss, teils gewalttätig Polizeiketten zu durchbrechen, um an einen zeitgleich stattfindenden JLO-Aufzug zu gelangen. Auch am 16. Februar 2008 dürfte es Ziel der Autonomen sein, mit einer eigenen Demonstration zunächst friedlich Akzente gegen einen vermeintlichen „deutschen Opferkult“ und die „Neonazis“ zu setzen und anschließend den JLO-Aufmarsch zu blockieren.

Zusätzlich muss auch mit verbalen und visuellen Provokationen des öffentlichen Gedenkens am Abend im Bereich der Frauenkirche durch Autonome gerechnet werden.

"Die Welt" zum Thema

http://www.welt.de 12.02.2008 - 19:41
Dresden hält Erinnerung an Bombennacht wach

Vor 63 Jahren zerstörten die Bomben der Alliierten die Stadt Dresden. Seither versuchten die DDR-Führung, rechts- und linksextreme Parteien, den Gedenktag politisch zu instrumentalisieren. In diesem Jahr soll es jedoch keine Demonstrationszüge geben.

Auch 63 Jahre nach der Schreckensnacht des 13. Februar 1945 ist die Bombardierung Dresdens ein geschichtliches Großereignis in der Elbestadt. 40 Veranstaltungen erinnern in diesem Jahr daran – Zehntausende Dresdner werden dazu erwartet. Mit Kranzniederlegungen, Gottesdiensten, Konzerten, Theateraufführungen und dem Läuten aller Glocken zur Stunde der Bombardierung ist es der größte Gedenkzyklus an die Opfer der Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg in Deutschland überhaupt. Dabei stellen Zeitzeugen schon lange nur noch eine Minderheit unter den Teilnehmern dar. Das historische Ereignis scheint dennoch immer „unvergesslicher“ zu werden – und die, die es gestalten, sind vor allem die Kinder und Enkel der unmittelbar Betroffenen.

Erstmals soll dabei in diesem Jahr wieder das „stille Gedenken“ im Vordergrund stehen. Sachsens Justizminister Geert Mackenroth hat gezielt am Vorabend des Gedenktages noch gestern ein Sächsisches Versammlungsgesetz auf den Weg gebracht, das in Zukunft Demonstrationen „an einem Ort oder Tag, der in besonderer Weise an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft oder die Opfer von Kriegen“ erinnert, mit Verboten bedroht.

Schon die DDR hatte versucht, den Gedenktag politisch zu instrumentalisieren. Nach der Wiedervereinigung hatten Rechts- und Linksextreme an diese Versuche angeknüpft. Auf das „Heldengedenken“ der NPD antworteten autonome Gruppierungen mit Sprechchören, in denen die Dresdner verspottet wurden: „Heult doch!“ Die größte Geschmacklosigkeit blieb einem angereisten Gewerkschaftsfunktionär vorbehalten, der am Ende einer Demonstration die Parole ausgab: „Jetzt gehen wir erst mal feiern!“

Am erstaunlichsten ist die religiöse Prägung des Dresdner Gedenkens in einer säkularisierten Zeit. Bis über Mitternacht bleiben die Kirchen geöffnet. Und es sind Gläubige und Atheisten, Protestanten und Katholiken, die vor denselben Altären Kerzen aufstellen. Aus Bränden der Rache und Vergeltung wurde Licht der Versöhnung.

Nazi-Info

ausgefüllt 13.02.2008 - 15:18
Ich hab mich mal auf den Nazi-Seiten bzgl. 16.02. umgekuckt und die interessantesten Infos rausgeschrieben.

Erst mal eine Ungeheurlichkeit: Bei der Nazidemo am 16.02. sind Seitentranspis bis 2,00m bzw. sogar bis 3,50m erlaubt. Die Websites widersprechen sich da, eine meint 2m, die andere 3,50m. Ist aber egal, weil beide Längen größer als 1,50m sind. Da sieht man mal wieder, dass Polizei Links und Rechts keineswegs gleichbehandelt, naja.

Dann zu den "Autonomen Nazis" (die es natürlich nicht gibt, "autonom" und Nazi widerspricht sich): Kein Wunder, dass die alle so aussehen: Denen wird einfach ihre "normale" Kleidung bei der Demo verboten ("B-Jacken, Springerstiefel, Schuhe mit Stahlkappen, BW-Stiefel o.ä., militärisch geschnittene Jacken und Hemden, Uniformen (auch in Teilen), Lonsdale, Constaple" sind verboten)

Für Leute die Nazis stressen wollen (es empfiehlt sich echt am 16.02. dort massenweise anzurufen und Falschmeldungen zu machen): 0178/4643527. Das ist die Nummer der "Buskoordinationsnummer" (Da soll man folgende Angaben machen: Woher, ca. Anzahl Mitreisende, evtl. freie Plätze, Rufnummer des Busverantwortlichen). Da kann mensch ja mal anrufen und tausend Busse aus Hinterdupfing etc melden...

"Während dem offiziellen Teil der Veranstaltung (Kundgebungen und Marsch) sind die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen." Was für Trottel...

"Gespräche und „allgemeines Volksgemurmel“ sollten während des Marsches unterbleiben. Auf Provokationen Außenstehender wird nicht reagiert!" Haha! Was soll denn Volksgemurmel sein?! Die haben echt den Arsch offen. Auf Provos soll nicht eingegangen werden? Fehlen euch die Argumente?

Und jetzt noch der größte Witz, den ich gefunden habe: "Achtung: Wir verkörpern das anständige Deutschland!"
Ihr seid echt gestört!

NAZIAUFMARSCH AM 16.02. ZUM DESASTER MACHEN!

Kundgebung Tzschirnerplatz

Aug und Ohr 13.02.2008 - 17:41
Im Moment sind gerade zwischen 300 und 400 Leute auf der Antifakundgebung auf dem Tzschirnerplatz. Polizei macht auch hier wieder intensive Vorkontrollen.

MDR1 Radio Sachsen

Audio 13.02.2008 - 17:52
Was hat die Stadt vorher gewusst
 http://www.mdr.de/sachsen/5253148.html

Gedenken in Dresden

http://www.ad-hoc-news.de 13.02.2008 - 18:00
Gedenken in Dresden - Stadt erinnert an alliierte Bombenangriffe vor 63 Jahren - Jüdische Gemeinde erstmals nicht bei offiziellem Festakt

Dresden hat am Mittwoch an die Zerstörung der Stadt durch die alliierten Bombenangriffe vor 63 Jahren erinnert. Der traditionellen Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof, an der nach Polizeiangaben rund 200 Menschen teilnahmen, verweigerte sich in diesem Jahr erstmals die Jüdische Gemeinde Dresden. Mit Verweis auf die Anwesenheit von Vertretern der rechtsextremen NPD und deren Sympathisanten legte die Jüdische Gemeinde erst nach dem offiziellen Festakt ein eigenes Gebinde an dem Ehrenmal ab.

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, Nora Goldenbogen, sagte auf ddp-Anfrage, die zunehmende Präsenz der Rechtsextremen auf dieser Gedenkveranstaltung sei so nicht mehr hinnehmbar. Bereits in den vergangenen Jahren habe die Jüdische Gemeinde stets ein ungutes Gefühl bei den Zeremonien gehabt. Die Rechtsextremen wären immer präsenter gewesen. Goldenbogen verwies auf zahlreiche Kränze mit Parolen, die auch in diesem Jahr von rechten Organisationen am Ehrenmal niedergelegt wurden.

An dem Festakt nahmen unter anderen Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), Dresdens amtierender Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) und Landtagsvizepräsidentin Regina Schulz (Linke) sowie Vertreter von Bchaften und Generalkonsulaten teil.

Viele der Besucher trugen weiße Rosen am Revers als Symbol für die Überwindung von Krieg, Rassismus und Gewalt.

Etwa 150 Teilnehmer waren einem Antifa-Aufruf gefolgt und hatten mit Sprechchören und Plakaten gegen die Zeremonie demonstriert. Bei der Anreise der Veranstaltungsteilnehmer kam es zu Rangeleien und einem Handgemenge, wie die Polizei mitteilte. Eine Person wurde in Polizeigewahrsam genommen, 16 Personen erhielten einen Platzverweis. Insgesamt seien bei dem Polizeieinsatz elf Straftaten registriert worden, darunter das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Körperverletzung.

Am Abend sollte auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche ein Gedenken unter dem Motto «Wahrhaftig erinnern - versöhnt leben» stattfinden. Bis 24.00 Uhr sollte eine Lichtinstallation in Form einer 25 Meter hohen Kerze an dem Gebäude sichtbar sein. Erwartet wurden mehrere Tausend Bürger der Stadt. Zudem sollte in der Kreuzkirche wie bereits in den Vorjahren ein ökumenischer Gedenkgottesdienst abgehalten werden. Von 21.45 Uhr bis 22.00 Uhr sollten die Glocken aller Dresdner Kirchen läuten.

Bei den Bombenangriffen auf Dresden im Februar 1945 sollen mindestens 25 000 Menschen ums Leben gekommen sein. Bei insgesamt vier Luftangriffen wurde das Stadtzentrum innerhalb von drei Tagen fast vollständig zerstört. Die Zerstörung Dresdens wurde zu einem weltweit bekannten Symbol für militärische Gewalt gegen die Zivilbevölkerung.

Weitere Demonstrationen anlässlich des 63. Jahrestages der Bombardierung sind unterdessen für Samstag (16. Februar) geplant. Das Bündnis Dresden für Demokratie hat unter dem Motto «Geh denken» zu einer Demonstration und Kundgebungen aufgerufen. Die Veranstalter rechnen mit rund 5000 Teilnehmern.

Die Jüdische Gemeinde lädt die Dresdner Bürger am Samstag zum Schabbat-Gottesdienst in die Neue Synagoge und auf den Innenhof ein. Sie will ein Zeichen gegen den geplanten Aufmarsch der Rechtsextremen setzen, deren Route erneut an der Synagoge vorbeiführen wird.

Cham: Neonazis

http://www.ramasuri.de/ 13.02.2008 - 18:02
Cham: Neonazis erinnern an Dresdner Bombennacht

Neonazis wollen heute auf dem Chamer Marktplatz an die Bombennacht von Dresden im Jahr 1945 erinnern. Allerdings dürfen die Rechten nicht geschlossen zum Marktplatz marschieren und bekommen ein bestimmtes Areal zugewiesen, das sie nicht verlassen dürfen.
Diese Auflagen haben Landratsamt und Polizei in Cham den Neonazis gemacht. Zu der Mahnwache werden bis zu 30 Sympathisanten aus der rechten Szene erwartet.

Nazis kommen an

gremlin 13.02.2008 - 18:25
Die ersten Nazis sind am Sammelpunkt angekommen. Kleine Gruppen streunen durch die Innenstadt. Es gab bereits erste Platzverweise für Antifas.

Jüdische Gemeinde lehnt Feier mit NPD ab

Info 13.02.2008 - 19:46
Mit Verweis auf die Anwesenheit von Vertretern der rechtsextremen NPD und deren Sympathisanten legte die Jüdische Gemeinde erst nach dem offiziellen Festakt ein eigenes Gebinde an dem Ehrenmal ab.

Der viel zu große kleine Naziaufmarsch?!

radio corax 15.02.2008 - 12:00
Der 13. Februar ist in jedem Jahr ein Tag des Gedenkens. An diesem Tag wurde bei Bomber-Angriffen der Alliierten die Stadt Dresden nahezu vollständig zerstört. Die Strategie der alliierten Luftangriffe hatte zum Ende des zweiten Weltkrieges eine Demoralisierung des deutschen Volkes zum Ziel, um die verlustreichen Bodenkämpfe endgültig zu beenden und Nazi-Deutschland zur Kapitulation zu zwingen. Der Erfolg dieser Strategie ist bekannt. Wenn heute offiziell dieses tages gedacht wird, klingt aber weniger eine kritische historische Betrachtung durch die Reden der Politiker, sondern immer öfter ist von den unschuldigen Opfern die Rede. Die amerikanischen Bomber stehen dabei nicht selten als Inbegriff einer grausamen und menschenverachtenden Kriegsführung. Und als kleiner Nachsatz wird dann meist erwähnt, dass ja auch die Deutschen irgendwie zu dieser Entwicklung beigetragen hätten. Das ist seit Jahren auch Anlass für die Nazis, auf diesen Opfermythos aufzusatteln und zeitgleich in Dresden in Erscheinung zu treten. Auch wenn immer mehr Gegnerinnen und Gegner eines solchen geschichtsrevisionismus gegen Nazi-Gedenken und bürgerliche Geschichtsverfälschung protestieren, bleibt ein klares politisches Schuldbekenntnis für diesen Tag seitens deutscher Politiker aus. Der Publizist Daniel Kulla hat sich die Gedenkveranstaltungen in Dresden näher angesehen und gab Radio Corax zu diesem Thema ein Interview.

Veranstaltung:Wie erinnert man sich richtig ?

Dokumentation 15.02.2008 - 19:28

Sächsische Zeitung, Mi 13.02.2008
Seite 7

Wie erinnert man sich richtig ?
Auf einer Konferenz in Dresden diskutierten Experten über den Umgang mit historisch symbolträchtigen Orten.
Wolfgang David

Ginge es nach ihm, soll der israelische Schriftsteller Amos Oz gesagt haben,
würden bei Friedensverhandlungen die Mikrofone abgestellt,
sobald eine der Parteien über ihre Erinnerungen spreche.
Andere pflegen ihre Erinnerungen, können nicht genug davon haben.
Ums Erinnern, seine Risiken und Nebenwirkungen, vor allem aber seinen Einfluss auf Frieden, Demokratie und Menschenrechte kreiste ein Kolloquium, das von Freitag bis Montag mehr als hundert Teilnehmer aus rund zwei Dutzend Staaten in den Räumen der Evangelisch-Reformierten Gemeinde und der Jüdischen Gemeinde Dresden zusammenführte.
Wenn die Zeitzeugen in die Jahre kommen und ihre Deutungsmacht erlischt, organisiert sich Aleida Assmann von der Universität Konstanz zufolge das Gedächtnis der Gesellschaft neu.
So schrieben die Enkel Romane über den Zweiten Weltkrieg, unbeeindruckt, dass ihnen mancher von denen, die ihn erlebt haben, dabei über Schulter blickt.
"Was verlängert die Macht der Erinnerung, was erlöst uns von ihr?", fragte die Wissenschaftlerin und schlägt "Faustregeln" vor, die die ihr innewohnenden Gefahren entschärfen sollen.
So sei beispielsweise Opferkonkurrenz zu vermeiden.
In vorzüglichem Deutsch erzählt Krzysztof Ruchniewicz von der Universität Wroclaw
von einem Ort, dessen Namen in Polen jedes Schulkind kennt: Katyn.
Nach der Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee im Herbst 1939 wurden tausende polnische Offiziere vom sowjetischen NKDW in Sonderlagern erschossen, da nur wenige kooperierten.
Im Frühjahr 1943 entdeckten Wehrmachtseinheiten bei Katyn Massengräber mit den Leichen tausender Exekutierter.
Die Deutschen benutzten den Fund für Propagada, die offiziellen Stellen der UdSSR lasteten das Verbrechen Deutschland an. Erst 1990 gestand Gorbatschow die sowjetische Alleinschuld ein.

Der Referent spielt einen Archivfilm ab, der die Bergung der Ermordeten dokumentiert.
Von Musik mit slawischen Motiven und gefühlvollen Impressionen der "friedlichen Dnjeprlandschaft" begleitet, vergießt der deutsche Kommentator Ströme von Krokodilstränen über dieses Massaker "an europäischen Menschen".
Massenmörder, die sich zu Richtern über den Massenmord aufwerfen - ein gespenstisches Erlebnis. Die Betroffenheit im Saal ist mit Händen zu greifen.
In einem Filmdokument ganz anderer Art, vorgestellt von Yarif Lapid, Mitarbeiter der Gedenkstätte Mauthausen, gedenken drei ältere Damen ihrer Jugendzeit.
Der verstorbene Gatte der einen gehörte zu den SS-Leuten des KZs.
Ein schöner Mann sei er gewesen, schwärmt sie, auch an die Hochzeit, die im Lager ausgerichtet worden sei, denke sie gern zurück.
Was "Herrn Walser" recht sei, meint der Referent, müsse man wohl auch bei dieser Frau tolerieren: Sich zu ihren "positiven Erinnerungen" an jene Jahre bekennen zu dürfen.
Im Publikum stößt dieser Standpunkt auf ein geteiltes Echo. Neben Respekt vor soviel geradezu übermenschlicher Nachsicht bei einem Israeli wird Skepsis laut.
Jene Frau, äußert eine Zuhörerin, müsse man wohl verloren geben.
Bedenke man indes, dass sie vielleicht Enkel habe, stelle sich die Frage anders.

Eckart Dietzfelbinger vom "Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg"
nennt seine Region "die am meisten NSkontaminierte Gegend Deutschlands".
Doch während die Toten der alliierten Bombenangriffe im Gedächtnis stets gegenwärtig waren, sei die Kehrseite der Stadtgeschichte lange beschwiegen worden.
In Nürnberg erschien das antisemitische Hetzblatt "Der Stürmer", hier fanden die Reichsparteitage statt, mit denen der NS-Staat seinen Machtanspruch erfolgreich über das Medium Film zu transportieren verstand.
Befragt, ob sich das Dokumentationszentrum nicht der Besuche von Neonazis zu erwehren habe, macht es Dietzfelbinger kurz: Dank guter Kontakte zur Polizei geschehe das selten.
Komme doch mal ein rechter Wallfahrer rein, fliege er raus. "Wir praktizieren wehrhafte Demokratie."

Handy Ticker

Harris 16.02.2008 - 12:23
Handyticker


Letzte Meldungen


11:46 HANDYS AUSSCHALTEN - wenn es dazu kommen sollte - akku raus
11:45 AUF der Kundgebung werden die Handys durch die Bullen abgenommen!
11:44 Bei einer Vorkontrolle handy ausschalten
11:40 Einzelne Kontrollen auf Elberadweg
11:35 Die Kundgebung nicht verlassen - auf der PragerStrasse soll es dann Kontrollen geben
11.28 Neuer Kontrollpunkt Dr. Kuelz - Ring - von dort nur in Richtung Synagoge
11:22 Carolabruecke und Augustusbruecke dicht mit Cops - Auto- und Personenkontrollen
11:18 Carolabruecke Vorkontrollen und Autokontrollen
11:01 weit ueber 1000 antifas am wienerplatz!
10:52 Vorkontrollen am Wettinerplatz - Bhf Mitte - Albertbruecke weitgehend Cop frei.
10:50 Bitte alle Leute zur Kundgebung gehen.
10:44 Die ver.di Kundgebung hat begonnen.
10:25 Vorkontrollen am Wiener Platz
10:13 400 Leute am Wiener Platz
10:10 Kontrollen an der Carolabruecke
10:00 Schon 300 Leute am Wiener Platz
09:46 Bhf Neustadt mit Cops dicht. Fahrt zum Hauptbhf
09:43 Enormes Polizeiaufgebot. Bauen Gitter an der Synagoge auf

Derzeitiger Stand

Ver.di Kundgebung: 16.02., 10 Uhr, Wiener Platz (Hbf)
NEW Infotelefon: 0351-3212353
EA: 0351-89960456

123

4 16.02.2008 - 13:49
Laut freiem Radio Dresden 1500 Gegendemonstranten und 5000 Nazis

ACHTUNG

. 16.02.2008 - 14:14
Naziangriff auf Antifaschisten in Dresden! Ca. 10 Antifaschisten wurden von 15-20 vermummten Neonazis in der Nähe der Sachsenallee angegriffen! Aufpassen, Nazis in Kleingruppen unterwegs!

handyticker

ticker, handy 16.02.2008 - 14:49
14:41 Bei den Nazis soll es 14:45 Terrassenufer hoechstwahrscheinlich losgehen.
14.10 Nazis machen ihre Auftatktkundgebung.
14:08 Nazis formieren sich
13:56 Kundgebung am Kuelz-Ring ist angemeldet!
13:47 Das Terrassenufer wurde durch die Bullen vollstaendig abgeriegelt.
13:37 Es sind jetzt schon 3200 bis 3500 nazis am nazitreffpunkt
13:35 Die Bullen ziehen zusammen! Ihr solltet in Bewegung bleiben und auf alle Fälle zusammen.
13:29 Bleibt zusammen aber in Bewegung und lasst euch nicht von den Bullen festsetzen.
13:24 500 Nazis auf Budapester in richtung Nazitreffpunkt mit Bullen
13.19 Sponti gestoppt Pragerstrasse auf Hoehe Karstadt
13:10 Auf dem Dr. Kuelz-Ring wird eine angmeldete Kundgebung sein, die Spontandemo bewegt sich dort hin.
13:03 KUNDGEBUNG AUFGELOEST - ZUM DR. KUELZ RING!
13:00 Mittlererweile haben sich schon 1700 Nazis am Kundgebungsplatz eingefunden.

eine demo

radio 16.02.2008 - 15:02
am finanzminsterium... 3000-4000 wurde grad im radio gesagt(dgb,jusos,linke,spd...) schweigen aber wohl

Letzte Meldungen aus dem Ticker

xyz 16.02.2008 - 19:17
19:04 Schoen das ihr alle nach Dreden gekommen seid, kommt gut nach Hause. Bis zum naechsten Jahr denn: Heute ist nicht alle Tage, wir sehen uns wieder keine Frage! Antifaschistische Gruesse, der Ticker.
18:55 Die Abreise mit der Bahn ist momentan schlecht - Nazis reisen mit dem Zug ab.
18:35 Strassenbahnen auf die Neustädter Seite sind 7/3/8/9/4
18:19 Personalienkontrollen an der Synagoge.
18:18 Nicht mehr an der Synagoge sammeln geht direkt in die Neustadt, die Cops schicken
die Menschen wieder in die ALtstadt.
18:16 Von der Synagoge aus in die Neustadt gehen.
18:12 Alle Antifas und alle Linken begebt euch bitte in die Neustadt in Gruppen, die Innenstadt ist nicht mehr sicher.
18:06 Die Abreise mit der Bahn ist momentan schlecht - Nazis reisen mit dem Zug ab.
17:52 ALLE LEUTE DIE NOCH IN DER INNENSTADT SIND ZUR SYNAGOGE!
17:45 Nazibusse fahren zur Ostraallee
17.43 CZ - Nazis bewegen sich nich zur Synagoge gehen in Richtung Johannstadt
17:42 Nazikundgebung aufgeloest entfernen sich in alle Richtungen
17:42 Einzelnen nazigruppen auf dem Weg zur synagoge sind CZ Nazis sind 20 Antifs an denen dran
sind aber zu wenig
17:35 Nazis ohne Polizeischutz auf dem Weg zum Bhf Mitte
17:23 Einzelne Nazigruppen verlassen die Abschlusskundgebung und bewegen sich durch die Stadt.
Bleibt zusammen und passt auf euch auf.

Dresden protestiert gegen Opferkult

http://www.taz.de 17.02.2008 - 18:53
Tausende Bürger gedenken bei einer Demonstration der Bombardierung der Stadt im Februar 1945. Gleichzeitig wehren sie sich gegen den Opferkult der Neonazis.

Das Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 und die geschätzten 35.000 Toten geraten immer mehr zu einem Protest gegen dessen Instrumentalisierung durch Neonazis. Die Konfrontation hatte sich bereits am Gedenktag in der Vorwoche abgezeichnet.

Am Samstag glich die Innenstadt erneut einer Festung. Drei Demonstrationszüge wurden durch 2.200 aus mehreren Bundesländern zusammengezogene Polizisten getrennt. Anders als in den Vorjahren kam es zu keiner Sitzblockade gegen den Zug der Nazis und nur vereinzelt zu Übergriffen.

Provozierenden Anlass für die Proteste lieferte einmal mehr ein sogenannter Trauermarsch rechter Kreise, für den die "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland" als Veranstalter auftrat. Mehrere tausend finster gekleidete Gestalten zogen weitgehend unbehelligt wenn auch mit deutlicher Verzögerung durch die Stadt. Etwa 6.000 Bürger beteiligten sich demgegenüber am "Geh Denken", zu dem ein breites Bürgerbündnis und mehrere Parteien aufgerufen hatten. Mit dem Demozug sollte gegen einen Opferkult der Neonazis protestiert und auf die Vorgeschichte des Dresdner Bombardements hingewiesen werden. Im Zug waren Transparente wie "Nicht in unserem Namen" und "Wer wollte den totalen Krieg?" zu sehen.

Bei einer der Zwischenkundgebungen forderte Oberbürgermeister Lutz Vogel zum Nachdenken darüber auf, "warum wir unsere Vergangenheit nicht loslassen dürfen". An öffentlichen Gebäuden waren Spruchbänder angebracht, so an der Semperoper der Tucholsky-Satz: "Gewalt ist die Kapitulation des Geistes".

Als heikler Ort für die Wahl der Routen gilt in Dresden die Synagoge am Elbufer. Die Nazis durften in diesem Jahr nicht vorbeimarschieren. Am Vormittag fand ein Sabbat-Gottesdienst statt. Mehrere hundert Menschen schützten symbolisch das Gebäude. Eher Love-Parade-Atmosphäre verbreiteten 700 teils kostümierte Autonome. Sie zeigten US- und israelische Flaggen und Plakate wie "No tears for Krauts". Die Polizei musste am Abend ein Aufeinandertreffen gewaltbereiter linker und rechter Kräfte verhindern.

hintergründe auf corax

radio corax 18.02.2008 - 11:14
Gespraech mit David Begrich - Rechtsextremismus-Experte bei Miteinander e.V. zu Opfermythos

13. / 14. Februar 2009 Dresden

Informant 29.11.2008 - 12:02
Dieses Jahr hat sich in Dresden ein weiteres Antifabündnis "No Pasaran" gegen die Naziaufmärsche am 13. und 14. Februar 2009 in Dresden gegründet.

Erreichbar unter dresden1302.noblogs.org

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Hallo frager — Deutschlehrer

@frager — rrr

@rrr — frager

Leute.........gehts? — Antifaschist

@Verfassungsschutz — Antiimperialistischer Berliner

(muss ausgefüllt werden) — (muss ausgefüllt werden)

@ - — dresdner

Samstag Verdiveranstaltung — tutnixzursache

extermererster extremist... — mittiger demokrat

Zugtreffpunkt Berlin 16.02. — info zum Planen

y — x

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