Görlitz: wenn die Bundeswehr informiert...

aueoiy 04.02.2008 22:36 Themen: Militarismus
Potentielle BewerberInnen für die Bundeswehr konnten sich in Görlitz von einer relativ guten Inszenierungsleistung des zuständigen, in Tarnuniform auftretenden Bundeswehr-Vertreters Leutnant Burau überzeugen - Note: da geht noch mehr!
Am vergangenen Donnerstag lud die Bundeswehr potentielle BewerberInnen aus Görlitz und Umgebung zu einer Informationsveranstaltung in die Görlitzer Agentur für Arbeit ein, wobei die Teilnahme als Bedingung für die Bewerbung angesehen wird – wie der angereiste Offizier des Kreiswehrersatzamtes Bautzen mitteilte. Vor ca. 25 Zuhörer und Zuhörerinnen hielt Leutnant Burau seinen einstudierten Vortrag.

„Aber die Anforderungen, die an Bundeswehrsoldaten gestellt werden, sind hoch“, so Burau. „Dazu zählt auch, sich über aktuelle politische Ereignisse in der Welt zu informieren. Aber da gibt es ja jeden Tag eine Sendung um 20 Uhr [die Tagesschau] und in 15 Minuten wird man über alles Wichtige informiert – das reicht aus“
Dass Burau unter dem Informiert-Sein das unkritische Übernehmen staatskonformer Meinungen versteht, wird an dieser Bemerkung deutlich: nur massenmedial verwertbare und journalistisch unzureichend recherchierte Beiträge, die sich lediglich auf die Angaben offizieller Stellen stützen, bilden nur diese staatskonformen Meinungen ab. So bleibt eine kritische Auseinandersetzung mit den komplexen Zusammenhängen und Ursachen der Ereignisse aus.
Aber aus Sicht der politischen, ökonimischen und militärischen Führer ist das ja durchaus so gewollt, denn wie sonst würden sich junge Männer und Frauen freiwillig dazu hinreißen lassen, ein System zu unterstützen und mit ihrem Leben zu verteidigen, dass kritische Stimmen kriminalisiert, das Frieden mit Gewalt zu erreichen sucht und dabei nur Gegengewalt als Reaktion hervorruft, da Frieden nie mit Waffen zu erzwingen ist, das trotz Millionen hungernder und unterernährter Menschen Tausende Tonnen Getreide ins Meer wirft, um den Weltmarktpreis zu halten, und das einige wenige Menschen immer reicher werden lässt, während die Masse an den Rand der Existenz getrieben wird – und die letztgenannten dann dazu zwingt, dieses System noch weiter zu verteidigen und auszudehnen, um das Überleben ihrer Familien durch das damit verdiente Geld zu sichern. Ob Burau dies seinen Zuhörern und Zuhörerinnen (lediglich 2 anwesend) nur verschweigt oder dies selbst noch nicht durchschaut hat, bleibt sein Geheimnis. Klar ist jedoch, dass kritische Stimmen in den eigenen Reihen und die damit verbundenen Störungen im gewohnten „Betriebsablauf“ fatale Folgen hätten. Also erzieht die Bundeswehr ihre SoldatInnen zu unkritischen, gehorsamen und dem eigenen Denken entwöhnten Kampfmaschinen. Dabei bildet die Bundeswehr ihre SoldatInnen laut Burau auch aus, gegen Demonstranten und Gewalttäter vorzugehen – „nur im Ausland“, wie er betont – da hat die Tagesschau wohl noch nicht von den Plänen des deutschen Innenministers berichtet. Und auf Nachfragen erklärte Burau deutlich, dass dabei Deeskalation in der Ausbildung überhaupt nicht vorkommt. Das macht Hoffnung für die Zukunft – aber wir können ja von den Verfolgten der Vergangenheit lernen.
Und wenn die BerufssoldatenanwärterInnen schon bei ihrer Bewerbung für die Offizierslaufbahn in einem schriftlichen Aufsatz über Ruhm und Ehre nachdenken dürfen, wie Burau von seiner eigenen Bewerbung berichtete, stellt sich die Frage, ob bei der Bundeswehr die geschichtlichen Ereignisse der letzten 65 Jahre angekommen sind. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Burau es gar nicht so genau nahm mit den Meldungen auf seine Frage, wer denn jetzt – nach seinem Vortrag – immer noch zur Bundeswehr möchte. „Alle“, kommentierte er das Ergebnis und schien die ZuhörerInnen ignoriert zu haben, die sich nicht meldeten – darunter auch einige, die vorher beabsichtigten, zur Bundeswehr zu gehen. An Widerspruch scheint der Leutnant wohl sonst nicht gewöhnt zu sein.
Und wie genau es der Offizier mit seiner Bildung nimmt, lies seine Äußerung erkennen: Burau befragte die anwesenden „Demonstranten“ (so seine Wortwahl) danach, ob sie von der PDS kämen – und dabei hat die Tagesschau durchaus über die Neubildung der Partei „Die Linke“ berichtet. Und die mit der Frage einhergehende Verneinung jeglichen Protests und jeglicher politischer Organisationsform außerhalb von Partein fordert deutlich dazu auf, die Akzeptanz und Verankerung der Grundrechte in der Bundeswehr zu prüfen.
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Ergänzungen

prioritäten setzen

rotfront 06.02.2008 - 11:32
îch find den text gut und lustig geschrieben, ist auch wichtig zu wissen, wie so was abläuft. aber versuch bei ähnlichen texten n bisschen mehr darzustellen, wie man die trottel aus dem konzept bringt. welche fragen habt ihr gestellt, worauf reagierte er besonders angepisst?
generell: wenn die bundeswehr in schulen, arbeitsämtern, sonstwo auftritt: hin! wer keinen stress will, setzt sich rein und diskutiert mit. jeder von uns hat hundert mal bessere argumente als so'n bundeswehrfuzi. bringt sie aus dem konzept, macht allen anderen im raum klar, wer und was die bundeswehr ist: die nachfolgeorga der wehrmacht, die sich momentan darauf vorbereitet, streiks, demos etc gewaltsam nieder zu schlagen.
wer mehr machen will: gerade in schulen kann mensch die leute auch mal mit transparenten, sprechchören etc begrüßen...

keinen mann, keine frau, keinen ruhigen moment der bundeswehr!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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rattenfänger

ich 05.02.2008 - 21:44
diesen anwerbern überall das handwerk legen! seid laut! stellt euch quer!