Berlin: Resümee über die erste Freiräume VV

Wir bleiben Alle 04.02.2008 13:13 Themen: Freiräume
Am 27.01.2008 versammelten sich rund 60 Menschen zu der ersten Vollversammlung der gerade anlaufenden „wir bleiben alle“-Kampagne um 19.30 Uhr in der Kreuziger19.
Die Idee einer mal ganz anderen Art von Kampagne für Freiräume enstand Ende November letzten Jahres.Eine Mischung aus D.I.Y –Charakter und der „Good Night White Pride“-Kampagne ist der Grundgedanke.
Die Struktur besteht aus mehreren Arbeitsgruppen,die sich alle mit den Eckpunkten,welche den Rahmen der Kampagne festlegen, identifizieren können.Durch die AG’s werden die verschiedenste Bereiche abgedeckt,wie z.B. Medien-AG,Orga-AG,Soliparties-AG usw..Die Vollversammlung am 27ten des Monats stellt die Entscheidungsinstanz dar,desweiteren können dort Vorschläge und Kritik diskutiert werden und organisatorische Fragen geklärt werden.Auch findet dort die Vernetzung statt,die darüber hinaus täglich über die Internetseite der Kampagne erfolgen kann.Zusätzlich bietet die Internetseite auch noch die Möglichkeit einer bundesweiten und dann internationalen Vernetzung,um eine großflächige Kampagne zu erreichen.
Durch einige Treffen verfestigte sich dieser Gedanke und es enstand ein kleiner Kreis von im Moment zehn Menschen,der die organisatorische Arbeitsgruppe bildet.

Auf der VV vergangenen Sonntag sollten das temporäre Selbstverständnis,das Logo und der Slogan durch Minimalkonsens fertig gestellt werden und die Bildung und Vernetzung der AG’s erfolgen.
Von zwei Moderatoren,die die VV moderierten,wurden kurz ein paar technische Punkte und Grundsätze des Redeverhaltens durchgegangen.Danach stellt sich die Kampagne in ein paar Sätzen vor.
Daraufhin wurden die ausgearbeiteten Ziele und Eckpunkte vorgestellt.

Die vorläufigen Eckpunkte sind zur Zeit:

1.) ein solidarisches Miteinander und Solidarität mit den bedrohten
Projekten stellen die Basis für die Kampagne dar
2.) die Kampagne versteht sich als emanzipatorischer Zusammenhang, damit
schließen wir eine Zusammenarbeit mit Rassisten, Sexisten, Faschisten
und ähnlichen Idioten aus
3.) die Kampagne lebt und stirbt mit der Bereitschaft der Menschen sich
einzubringen, was bedeutet das jede/r einzelne gefragt ist sich dort zu
verwirklichen
4.) unterschiedliche Aktionsformen sind erwünscht und können sich
ergänzen, sie ermöglichen, dass sich dort ein breites Spektrum an
Menschen wieder finden kann. Zwischen den einzelnen Aktionsformen
dürfen keine Hierarchien entstehen
5.) Aktionsberichte können im Namen der Kampagne veröffentlicht werden
6.) keine öffentliche Distanzierung von Aktionsformen; bei Kritik wird
diese auf der VV angesprochen und diskutiert, die VV kann sich
anschließend dazu äußern
7.) Diskussionen und Anregungen zur Kampagne finden in der Interim, auf
der VV und im Kampagnenforum statt, Menschen die dort diskutieren
sollen sich mit einem AG Kürzel kenntlich machen
8.) jede Räumung hat ihren Preis, sowohl finanziell als auch politisch
und den bestimmen letztendlich wir


Mit der Initiierung dieser Kampagne werden folgende Ziele verfolgt:

- den Erhalt, Ausbau und das erkämpfen neuer selbstorganisierter Räume
- Motivation und aktive Einbindung aller interessierten Menschen, auch die
bisher nicht organisierten - von Einzelpersonen bis Kneipenstammtische,
Crews und Sportgruppen
- Bündelung sämtlicher Kräfte, um Vereinzelung entgegen zu treten und
Solidarität zu erleichtern
- funktionierende Supporter Systeme für bedrohte und neue Projekte - Wir
wollen lokal beginnen, dann bundesweit agieren, auf internationale
Solidarität aufbauen, diese unterstützen und letztendlich in die
Gesellschaft intervenieren.
- mit der Idee von Freiräumen und alternativem Leben die Gesellschaft
erreichen und diese als Gegenmodell zu den herrschenden Verhältnissen
etablieren
- langfristige Handlungs- und Aktionsfähigkeiten entwickeln
- natürlich einen aktiven Kampf um und für die Projekte auf allen Ebenen
mit vielfältigen Mitteln
- Gentrification (Stadtumstrukturierung) auf die Tagesordnung setzen und
diese kreativ bekämpfen

Zu anfangs wurden über die Ziele diskutiert,dabei wurde angemerkt „selbstorganisiert“ genauer zu definieren,was aber dann durch die Eckpunkte als überflüssig erachtet wurde.
Der Vorschlag „Hierachiefrei“ dazu zusetzen wurde durch ein realistisches nicht vorhanden sein als schwierig angesehen und so einigte sich mensch auf „Herrschaftsfreie und selbstorganisierte Räume“.

Die Diskussion über die Eckpunkte begann mit einem Vorschlag zu dem siebten Punkt.Der empfahl eine Stellungnahme zu Aktionen mit AG-Kennzeichen nur für interne Diskussionen zu verwenden,dabei wurde bemerkt,dass desöfteren Kampagnen an Diskussionen über Militanz scheiterten.Es wurde darauf hingewiesen,dass,wenn Aktionen sich im Rahmen der Eckpunkten befinden, keine Problematik darin bestände eine Pressemitteilung raus zu schicken,desweiteren solle mensch das AG-Kürzel als Ansprechpartner sehen.
Durch Unstimmigkeit wurde dann beschlossen in der nächsten VV über „Diskussionsbeitrag mit AG-Kürzel kennzeichnen“ zu diskutieren,denn es stellt sich die Frage wie eine Kommunikation der Kampagne Diskussionen ermöglicht werden kann ohne die dauernde Sicherheitsfrage.
Auch war ein Anliegen die soziale Widerstandsdebatte mit einzubringen und Solidarität mit Mietern sowie zivile Personen mit zu integrieren.Daraufhin kam der Vorschlag dies als Grundsatz festzuhalten,allerdings sahen einige in dem emanzipatorischen Anspruch,welcher sich in den Eckpunkten befindet,dies schon vermerkt.Aber es wurde in Betracht gezogen diesen Bereich in einer AG unterzubringen da auch im Ziel die Mieterdiskussion mit inbegriffen ist.
Desweiteren wurde beschlossen die Freiraumbegriffserklärung in Verbindung mit dem antikapitalistischen Gedanken und Aufklärung zu den Eckpunkte hinzu zufügen.
Abschließend noch eine Gender-Grammatik-Kritik zu den Eckpunkten,Rassisten in RassistInnen usw. umzuschreiben.

Nach einer zehn minütigen Pause wurde der Logovorschlag,welcher eine Welle von einem Kreis umrandet mit der Innschrift „wir bleiben alle“ zeigt,vorgestellt.
Eine sofortige Kritik mit dem Verweis auf das Buch „Die Welle“ löste Unstimmigkeiten aus.
Auch wenn einige sich für die nicht aufhaltbare,dynamische Welle aussprachen und die individuelle Einsetzbarkeits dieses Motivs betonten,wurde die Welle letztlich doch abgelehnt.
Weitere kreative Vorschläge für ein Logo waren noch der Schmetterling,der Fisch und eine Stadt,die in der Mitte auseinander bricht.Aber nach langer Diskussion konnte mensch keinen Minimalkonsens finden und so wurde eine provesorische Lösung,ein schwarzer Punkt mit kreisrunder Innschrift „wir bleiben alle“, gefunden.Doch bis zur nächsten VV soll das Logo stehen,wobei kreatives Mitentwerfen erwünscht ist.
Die Frage warum denn überhaupt ein Logo notwendig sei,wurde mit dem Faktor Wiedererkennungswert begründet.

Nun wurde der Sloganvorschlag vorgestellt.Es standen zur Auswahl „wir bleiben alle“ in Verbindung mit
a)für den Erhalt & Ausbau selbstorganisierter Räume
b)und wir werden mehr
c)und wollen alles
d)für mehr selbstorganiesiertere Räume
e)selbstorganisierte Räume erkämpfen und verteidigen

Ein anderer Vorschlag war S.O.S.-Kampagne (Self-Organized Spaces) ,da der Slogan auch zu dem vorgestellten Wellenlogo passen würde und dem dann wieder ein anderes Gesicht verleihen würde.Doch wurde auf diesen Vorschlag nicht weiter eingegangen.


Da der erste Teil des Slogans als zu passiv erachtet wurde,aber dennoch bestehen bleiben sollte,wollte mensch den zweiten Teil mit einem mehr offensiven Charakter.Variante b) und c) wurden gleich ausgeschlossen.Dann gingen die Fragen darum ob mensch mehr in die gesellschaftsfähige Richtung will,über radikalen Anspruch und Verbalradikalismus,betreffend der Varianten a),d) und e).
Nach langer unschlüssiger Diskussion wurde beschlossen einen vorläufigen Arbeitstitel finden zu wollen.So wurde ein Stimmungsbild abgehalten und mensch fand einen Minimalkonsens mit dem Arbeitstitel „wir bleiben alle-selbstorganisierte Räume erkämpfen & verteidigen“ .Somit war dann um 22.30 Uhr die offiziele Geburtsstunde der „Wir Bleiben Alle“-Kampagne.Dies war dann auch ein Grund für eine Runde Sekt.

Zuletzt wurden dann noch die bereits entsandenen AG’s vorgestellt.
Die Orga-AG,die für die Hintergrundstruktur der Kampagne zuständig ist, trifft sich am 1. und 8. Februar um 20 Uhr im Infoladen Daneben in Friedrichshain und würde sich über weitere Mithilfe freuen.Es besteht auch die Möglichkeit über den momentanen Blog  http://wba.blogsport.de Kontakt aufzunehmen.

Desweiteren werden noch Leute gesucht,die im Rahmen einer AG Lust daran haben die Internetseite zu betreuen.Diese können sich dann unter  wba-internet@riseup.net melden.

Auch besteht eine AG,die sich mit dem International Sqatting Day beschäftigt und die Aktionstage am 11. und 12. April mit dezentralen Aktionen mitvorbereitet.Dazu soll es dann auch ein Treffen in Berlin am 24-26 Mai geben.Weitere Informationen kann mensch unter  berlin-coordination@squat.net erfragen.

Dazu kommt noch die Ressourcen-AG.Hier werden Informationen gesammelt,wo mensch z.B günstig eine Musikanlage für Soli-parties ausleihen kann, um dann letztendlich selbstständiges Handeln zu erleichtern. Also wenn mensch noch Ideen hat,oder vielleicht selbst was zum anbieten hat wie z.B. Räumlichkeiten für Konzis,Parties und/oder Infoveranstaltungen usw., kann diese mit Kontaktadresse an  wba-ressourcen@riseup.net schicken.

Eine andere AG plant ein Zeitungsprojekt über MieterInnenkämpfe und Freiräume. Diese treffen sich montags um 16 Uhr in der Liebigstrasse 14,Friedrichshain.

Dann gab es noch Vorschläge für eine Finanz-AG,Streetart-AG und Medien-AG.
Eine andere Gruppe will eine Postkarten entwerfen,um die bürgerliche Ebene zu politisieren,sensibilisieren und aufmerksam zu machen.
Bei Interesse und/oder weiteren Vorschlägen besteht die Möglichkeit über  wirbleibenalle@riseup.net Kontakt aufzunehmen oder über die monatlichen VV’s am 27ten.

Die nächste VV findet am 27.2.08 im Bethanien statt.
Dort werden die Zwischenergebnisse der AG’S vorgetragen und das Logo soll abgesegnet werden..Dazukommend wollen wir über den antikapitalistischen Gedanken diskutieren und
zukünftige Aktionen besprechen.

„wir bleiben alle - selbstorganisierte Räume erkämpfen & verteidigen“
Orga-AG
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Ergänzungen

Anregung & Kritik

balina 04.02.2008 - 16:48
Wäre es nicht sehr wichtig ein Frühwarnsystem zu installieren, das im Falle einer Räumung sofort alle mobilisierbaren Menschen zum jeweiligen Haus bringt, einzurichten?
Außerdem bin ich dafür, eine Supporter-Liste zu erstellen, bei der sich alle politischen Gruppen eintragen, die die Eckpunkte und den berliner Häuserkampf generell unterstützen. Alle Gruppen, die sich dort eintragen, sollte sich auch verpflichten zu jeder VV mindestens 1 Abgesandten zu schicken (soweit sie aus Berlin sind). Dadurch erreicht mensch die Einbindung von linken (nicht nur antifa-)Gruppen in die Kampagne.
Thema Antikapitalismus: Ich finde das Thema Kapitalismus (und Alternativen) gehört nicht in eine Freiräume-Kampagne. Diese Kampagne sollte sich darauf konzentrieren, die bevorstehenden Räumungen zu verhindern (zB durch Intervenierung in die Gesellschaft) und meinetwegen auch neue Räume zu besetzen. Wenn die Kampagne Texte veröffentlicht, in der wir gleich klipp und klar sagen: "Kapitalismus abschaffen", "Gegen jeden Staat" etc verprellen wir viele aus der linken Mitte der Geselschaft. Das Ziel sollte doch auch sein, bei den ganzen linken Yuppies (ex-Hausbesetzer, jetzt Grünen-Mitglieder etc) wieder Solidarität für besetzte Häuser o.ä. zu wecken.

Freiräume-Kampagne VV Logo

supporter 06.02.2008 - 16:24
Da das aktuelle Freiräume-Logo ne Katastrophe ist (einfach vom Design her), hier mal mein Vorschlag. @AG-VV: können wir das vllt auf der nächsten vv noch mal besprechen; wär nett, wenn ihr meinen Entwurf da auch rumreichen könntet.

Ach ja: Ich bin auch kein guter "Designer". Kann sich da nicht mal wirklich wer ransetzen, der Ahnung von sowas hat und ein Logo zur Berliner Freiräume Kampagne ( http://wba.blogsport.de/) entwerfen. Ich mein, manche Antifa-Sachen sind ja wirklich top gestylt, das sollte mensch für Köpi etc auch hinbekommen, oder? Kopenhagen hats vorgemacht!

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KÖPI ade — ....

@... — oh du prophet