Antifaschistische Demonstration in Speyer

antifa Speyer 27.01.2008 17:06 Themen: Antifa
Zum 63. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz fand heute in Speyer eine Demonstartion zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt.

Dem Aufruf der antifa Speyer folgten etwa 120 Menschen.
Neben autonomen AntifaschistInnen beteiligten sich auch Vertreter des DGB- Ortskartells Speyer, Attack Speyer, Weltladen Speyer und Einzelpersonen aus dem Speyerer "Bündnis für Demokratie und Zivilcourage" an der Demonstration.
Um 15 Uhr traf mensch sich vorm Hauptpahnhof in Speyer.
Wie schon in den Auflagen verfügt, so wies auch im persönlichen Vorgespräch mit dem Anmelder der Einsatzleiter der Polizei darauf hin, dass bis zum Postplatz der Bürgersteig zu benutzen sei.

Die Demo landete schließlich aber doch noch mitten auf der Bahnhofstraße, was die zwei Begleitfahrzeuge der Polizei dann auch nicht recht zu verhindern wussten.

Es wurden einige Parolen skandiert, die einen mehr, die anderen weniger sinnvoll.
(Zum Beispiel hält es der Autor dieses Berichtes für ziemlich ungeschickt, einem Pressefotografen "Kameramann - Arschloch" entgegen zu schmettern. Das klingt doch sehr nach automatisiertem Demo- Verhalten, egal ob es nun Sinn macht oder nicht.)

Alles in allem muss mensch sich die Frage stellen, ob es nicht sinnvoll wäre, sich dem Demonstrationsanlass gemäß zu verhalten.

Auf der Abschlusskundgebung, die am Geschirrplätzel am sogenannten "Braunen Haus" abgehalten wurde, der ehemaligen NSDAP-Zentrale in Speyer, sprach eine Vertreterin der antifa Speyer.
Nach ihr erzählte ein Vertreter des DGB- Ortskartells etwas über die Historie des Hauses und zur Speyerer NS-Vergangenheit.

Nach ofiziellem Ende der Demonstration folgten leider nur sehr wenige TeilnehmerInnen der Einladung zur Ausstellung "Erinnern - Gedenken - Mahnen" in der ehem. Heiliggeistkirche in der Speyerer Johannisstraße, die extra für die DemonstrationsteilnehmerInnen einen Tag früher eröffnet wurde. Aber da gab es ja auch nur wenig Raum zur Selbstdarstellung.

Danke an alle UnterstützerInnen

Antifaschistische Aktion Speyer


Hier noch der Redebeitrag der antifa Speyer:

Heute vor 63 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit.
Das Gedenken daran ist und bleibt wichtig, auch wenn sich immer wieder einige dafür aussprechen,
nun endlich "einen Schlussstrich zu ziehen" und "die Vergangenheit ruhen zu lassen."
Es ist aber notwendig, immer wieder an die unvorstellbaren Grausamkeiten dieser Zeit zu erinnern,
dafür Sorge zu tragen, dass sie niemals in Vergessenheit geraten um die nötigen Lehren für die
Gegenwart und die Zukunft ziehen zu können.
Das bedeutet auch zu begreifen, dass die Verbrechen damals keineswegs wie eine Naturkatastrophe
über „das deutsche Volk“ hereingebrochen sind, wie heute viele sagen, sondern dass die Deutschen
allzu willige Vollstrecker der industriellen Vernichtung von mehr als 6 Millionen Menschen
jüdischen Glaubens waren, dass die kranken Ideen der Nationalsozialisten auf fruchtbaren Boden
gefallen sind und dass der Antisemitismus tief in der Gedankenwelt der Menschen verankert war
und teilw. noch heute ist.
Nicht zu vergessen sind all die anderen Opfer dieser Zeit, denn auch Sinti und Roma,
KommunistInnen, WiderstandskämpferInnen, Homosexuelle und Menschen mit Behinderung sind
dem entfesselten deutschen Hass zum Opfer gefallen.
Auch heute ist offene oder latente Diskriminierungen und Ausgrenzung von Minderheiten quer
durch die Gesellschaft üblich.
Gerade deshalb kann und darf es nicht beim routinemäßigen begehen historischer Gedenktage
bleiben, der Kampf gegen Nationalismus und Faschismus muss solange geführt werden, bis jeder
Mensch sicher ist vor rassistischer Gewalt, ob sie nun von rechten Schlägern verübt wird oder durch
staatliche Organe, wie z.B. in Form von Entwürdigung, Internierung in Abschiebeknästen und
-lagern
oder Abschiebungen.
Es muss entschlossen Widerstand geleistet werden
gegen jede rechte Propaganda, ob sie nun von bekennenden Neo-Nazis oder von der sogenannten
bürgerlichen Mitte verbreitet wird, wie Herr Koch dies in Hessen zurzeit tut.
Wer sich auf diese Art immer wieder öffentlich äußert, um noch ein paar Wählerstimmen vom
rechten Rand zu erkämpfen, der bereiten den Boden für die Schlägertrupps der Faschisten, der ist
mit schuld, wenn in Deutschland wieder Häuser brennen und Menschen von Neonazis ermordet
werden.
Wer es für eine gute Idee hält, mit solchen Themen Wahlkampf zu betreiben, den können wir nur
auffordern, sich schnellstmöglich aus der Politik zurückzuziehen, für rassistische Stimmungsmache
gibt es weder eine Rechtfertigung noch ist sie in irgend einer Weise hinnehmbar.
Kriminalisiert werden jedoch zumeist aktive AnifaschistInnen.
Zum Beispiel hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft im letzten Jahr einen antifaschistischen Versand
fast in den Ruin getrieben, weil dieser unter anderem Aufnäher und Kleidung mit antifaschistischen
Symbolen wie z.B. dem durchgestrichenen Hakenkreuz im Sortiment hat.
Im Rahmen dieses Verfahrens wurden viele Menschen, die mittels solcher Symbole Farbe
bekennen, mit Strafanzeigen überzogen, unter ihnen auch die AktivistInnen der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA). Erst vor dem BVG konnte diese
Verfolgung von AntifaschistInnen gestoppt werden.
Der Kampf gegen Faschismus und Rassismus ist eine Verpflichtung für jeden von uns,
wir müssen Verantwortung übernehmen, auch wenn wir dadurch mit Repressionen von staatlicher
Seite und Gewalt von Seiten der Neonazis konfrontiert werden, denn wir können gar nicht anders!
Keinen Fussbreit den Faschisten!
Kein Zurückweichen vor dem rassistischen Mob!
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Ergänzungen

rheinpfalz

Antifa Sp 28.01.2008 - 10:57
„Demokratie ist eben ein schwieriges Geschäft"
Irritationen bei Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus - Polizei bestätigt friedlichen Ablauf

„Die Speyerer Antifa hat jede Menge Erklärungsbedarf". Diese Ansicht eines Teilnehmers der Demonstration am Befreiungstag des Vernichtungslagers Auschwitz vor 63 Jahren teilten einige Bürger gestern Nachmittag. Insgesamt knapp 120 Menschen waren vom Bahnhof zum ehemaligen „Braunen Haus" gezogen, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

Mit einem Transparent gegen das Vergessen führten Mitglieder der Antifa den Demonstrationszug an, an dem sich auch Antifaschisten aus der Umgebung beteiligten. Als Rufe wie „Nie wieder Deutschland" laut wurden, zogen sich Vertreter des „Weltladens", von amnesty international, attac, des DGB-Ortsverbands, des Personalrats der Rentenversicherung, der Grünen und von ver.di an das Zugende zurück. Die Polizei sprach am Abend von einem friedlichen Ablauf.

Mit dem Transparent „Speyer bunt statt braun" des Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage hatten sie die von der Speyerer Antifa angemeldete Demonstration unterstützt. Die Sache sei zu wichtig, um sie wegen Diskussionen über Ablauf, Teilnahmebedingungen und Organisation im Vorfeld aufzugeben, betonte Bündnismitglied Barbara Fresenius. Bündnissprecher Dr. Bernd Rückwardt zeigte sich enttäuscht von den Schwierigkeiten bei der Vorbereitung der Speyerer Gedenkveranstaltungen: „Demokratie ist eben ein schwieriges Geschäft".

Antifa-Sprecherin (...) erinnerte in ihrer Ansprache an Juden, Sinti, Roma, Kommunisten, Widerstandskämpfer, Homosexuelle und Menschen mit Behinderungen, die „dem entfesselten Hass" der Nazis zum Opfer gefallen seien und rief zum „entschlossenen Widerstand gegen jede rechte Propaganda" auf. Zu den irritierenden Parolen einiger teilnehmender Antifagruppen könne und wolle sie nichts sagen, erklärte (...) auf RHEINPFALZ-Nachfrage.

Auch DGB-Vertreter Axel Elfert erklärte nach seinem historischen Abriss über das heutige La-Roche-Haus: „Tun wir was gegen das Nazi-Gesindel." (kya) Politik, Seite 1

Kritik an Ablauf und Inhalt

eine Ufopilotin 29.01.2008 - 09:56
Liebe OrganisatorInnen der Demonstration zum Tag der Auschwitzbefreiung,
liebe GenossInnen der Antifa Speyer.

Vorab: Wir erachten es für sinnvoll und notwendig, der Befreiung Auschwitz' zu gedenken,
ebenso ist kontinuierliches antifaschistisches Engagement in der Vorderpfalz längst überfällig.
Der Spagat zwischen diesen Themenfeldern würden wir jedoch leichtestenfalls als schwierig einstufen;
euch ist er unserer Meinung nach missglückt. Folgende Kritik soll weder überheblich wirken noch euch von Weiterem abschrecken, vielmehr dem einen oder anderen praktischen sowie theoretischen Leistenbruch diagnostizieren und somit in Zukunft vermeidbar machen.

Gerade zum Thema Auschwitz-Gedenken hätten wir uns gefreut, früh einen ausformulierten Demonstrations-Aufruf zu finden. Diesen jedoch zu lokalisieren war für uns anhand des Flyers nicht möglich.
(sollten wir einfach nur zu blind gewesen sein, einen entsprechenden Vermerk auch zu entdecken,
entschuldigen wir uns vielmals für unsere Blindheit.)
Dieser Aufruf hätte auch eine Auseinandersetzung über „Nationalfahnen“ weg von der Demo auf Email-Verkehr im Vorfeld verlagern können, was ungemein bequemer gewesen wäre. Schade, dass das „Ja“ zur Fahne des Staates, der als logische Konseqeunz auf Auschwitz enstanden ist, weniger aus Interesse an der Thematik, als aus Angst vor schwindender TeilnehmerInnenzahl und Gleichgültigkeit resultierte. „Es könne ja jeder machen was er wolle“... wurde plötzlich aus der Nationalstaaten-Klausel– womit, wäre dieser traurige Grundsatz konsequent umgesetzt worden, die Israel-Fahne erneut wie das thematisch eben nicht passende Winkelement eines X-beliebigen Staates behandelt worden wäre.
Wir pochen hier auf eine entschiedene Unterscheidung zwischen den Bannern der Anti-Hitler-Koalition sowie dem Schutzraum der JüdInnen in seiner einzig möglichen,
der kapitalistisch-nationalstaatlichen Verfassung – Israel – , und anderen Nationalfahnen.

Zu den Redebeiträgen: Diese waren zu leise, der zweite inhaltlich relativierend oder, anders gesagt, „deutsch“ und außerdem zu lang. Wir hoffen, das eine eventuelle Zwischenkundgebung nicht „im Kampf um die Straße“, sprich der anfänglichen Spaltung der Demo in eine Straßen- und eine Gehweg-Fraktion zum Opfer viel (wer hat sich den bitte auf diese Gehwegauflage eingelassen, -die Nazis haben am 3.10.07 ganze Straßenzüge raushandeln können).
Eine inhaltlich ausführlichere Auftaktkundgebung wäre wünschenswert gewesen.
Am verheerendsten waren jedoch die Ausführungen des vermeintlichen Lokalhistorikers, eben jener „deutsche“ Redebeitrag.
Statt kritisch über die Rolle der SpeyrerInnen im Nationalsozialismus zu informieren wurde die Rede zur Reinwaschorgie der Speyrer Westen, die Demo zum Sockel vermeintlicher Volks-HeldInnen, deren „Widerstand“ nur darin bestand, angesichts der Amerikanischen Übermacht ihrem Selbsterhaltungstrieb nachzugehen, zu kapitulieren. Die Speyrer Bevölkerung war tatsächlich nur zu besiegen, Speyer zu besetzen, schließlich konnte Befreiung nur denen zuteil werden, die vorher gefangen waren, eben die Überlebenden der Konzentrationslager, denen die Demo eigentlich hätte gedenken sollen.
Dies meinte der Redner allerdings nicht, als er die die Amerikaner als Besatzer bezeichnete, vielmehr sollten die SpeyrerInnern plötzlich Opfer sein, Opfer im doppelten Sinn, erst die Hitlers, anschließend die der Amis.
Zudem wurde das dritte Reich heruntergebrochen auf den Weltkrieg, und das am Tag der Befreiung jenes Konzentrationslagers das für eines im ganz besonderen steht: die Singularität des deutschen Verbrechens, der Shoa.
Also: BITTE BITTE Redebeiträge immer im voraus absprechen, lesen und auf thematischen Bezug achten um Geschichtverdrehern keine Bühne zu geben. Zum Glück (für die VeranstalterInnen) war der Beitrag so leise und einschläfernd, und die DemoteilnehmerInnen (viel zu) gutmütig bzw. nachsichtig, denn eigentlich hätte die Veranstaltung während dieser Rede abgebrochen werden müssen.

Es ist gut, dass es in Speyer eine antifaschistische Demo gab. Diese Demo an diesem Tag hätte es wahrlich nicht sein müssen. Eine Demonstration ohne direkten Bezug auf ihr spezielles Datum, eine Antifademo mit dem Ziel Engagement zu zeigen und auf das lokale Naziproblem zu reagieren, hätte an jedem anderen Tag auch und vor allem wesentlich besser, mit mehr TeilnehmerInnen und mehr Öffentlichkeit laufen können.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Kritik — Antifa

@antifa/kritik — antifa Speyer

Lob & Kritik — Old School AFA / AK:ka

@lob/kritik — a

ads — akb

musikgeschmack — muss ausgefüllt werden

Kritik — selbstdarstellerischer idiot!

sonderschule? — egal

musikgeschmack — blabb

@kritik — a

??? — dervonda