Bußgeld gegen Anti-Nazi Engagement

AntifaschistIn 25.01.2008 11:44 Themen: Antifa Repression
Berliner LKA verschickt Bußgeldbescheide an vermeintliche Gegendemonstranten des Naziaufmarsches vom 01. Dezember 2007
Am 01. Dezember 2007 marschierten 600 Neonazis aus der ganzen Bundesrepublik für ein rechtes Jugendzentrum durch Berlin-Neukölln. Am Rande des Aufmarsches kam es immer wieder zu Protesten. Über 1000 Menschen stellten sich auf verschiedenste Art und Weise den Rechtsextremisten in den Weg.

Einige Aktivisten und Aktivistinnen erhielten nun Ende vergangener Woche ein Schreiben des Berliner Landeskriminalamtes (LKA), mit der Aufforderung 223 € zu zahlen. Der Vorwurf lautet "Teilnahme an einer unerlaubten Ansammlung (§113 OWiG)". So wird einem Betroffenen vorgeworfen, an der Lipschitzallee/ Fritz-Erler-Allee zusammen mit etwa 100 weiteren GegendemonstrantInnen den Naziaufmarsch zeitweilig blockiert zu haben. Nach dreimaliger Aufforderung räumte damals die Polizei die Straße und stellte von 40 Personen, die Personalien fest.

Tina Böhm, Sprecherin des Antifaschistischen Bündnis Süd-Ost erklärt hierzu: "Unabhängig davon ob Einzelpersonen nun an Blockaden beteiligt waren oder nicht, verurteilen wir diese Kriminalisierung von antifaschistischem und zivilgesellschaftlichem Protest gegen Neonazis aufs Schärfste. Nazis blockieren ist unser Recht und unsere Pflicht." Bereits infolge einer Blockade des jährlichen Nazi-Aufmarsches im brandenburgischen Halbe forderte die Polizei von BlockiererInnen ein Bußgeld. Einige AntifaschistInnen legten Widerspruch ein - und bekamen vor Gericht Recht.

Dass antifaschistisches Engagement der Polizei ein Dorn im Auge ist, zeigen auch die neuerlichen Hausdurchsuchungen, die offenbarten, wie militante Nazis und die Polizei zusammenarbeiten. "Die Äußerungen aus der Politik gegen Rechtsextremismus sind bloße Lippenbekenntnisse. Menschen, die sich wirklich gegen Rechts einsetzen und was tun, werden staatlich bekämpft und eingeschüchtert. Das ist ein Skandal!", so Böhm weiter.

Betroffenen wird geraten, Widerspruch gegen die Bußgeld-Forderungen einzulegen und sich beim Antifaschistischen Bündnis Süd-Ost oder dem Ermittlungsausschuss Berlin zu melden.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Strategie Krimnalisierung von AntiFas

machnow 25.01.2008 - 13:20
Berlin scheint sich nun, ähnlich wie Brandenburg, endgültig für die Kriminalisierung jeglichen antifaschistischen Protestes jenseits der bürgerlichen Bratwurst & Musikveranstaltungen entschieden zu haben. Brandenburg legte mit seiner Kampagne für ein landesweites und regionales Netzwerk gegen Rechtextremismus vor und warb für ein tolerantes Brandenburg. Berlin hat ähnliches bisher nicht zu Stande gebracht.

Aber auch Brandenburg kriminalisiert AntiFa-Aktionen. Die Blockade des Nazisaufmarsches im März letzten Jahres würde ebenfalls mit Bußgeldbescheiden gekrönt (siehe Aktionbündnis gegene Gewalt, Rechtsextremismus & Fremdenfeinlichkeit aus Halbe). AntiFas hatten nach der bürgerlichen Kundgebung versucht die Aufmarsch Route der nazis zu blockieren. Die Bußgeldbescheide wurden im November letzten Jahres kassiert. Umso erstaunlicher ist, dass die Berliner Polizei dieselbe Taktik wählt. Hält sie sich für kleverer als die Brandenburger Polizei?

Wahrscheinlich geht es aber viel mehr darum Antifaschistische Strukturen kennenzulernen, zu durchleuchten, diese zu kriminalisieren und in ihrer Arbeit zu behindern. Die Durchsuchungen am 17. Januar bei drei Antifaschisten (siehe a href=" http://de.indymedia.org/2008/01/205258.shtml">Indy-Artikel), die nur in Zusammenarbeit mit Nazis zustande kamen, verstärken dieses Bild.

Bürgerlicher Protest in bürgerlichen Netzwerken mit "netten" Bürgerfesten gegen Rechts, Infoveranstaltungen (zum Teil mit erlaubten Anwesenheit von Neonazis), nette Popsampler sind erlaubt. Aktiver Widerstand, Blockaden und ziviler Ungehorsam dagegen ist unerwünscht. Der lässt sich eben nicht konsumieren!

AUF KEINEN FALL ZAHLEN!!!

jura 25.01.2008 - 13:42
@ Alle Betroffenen: Auf keinen Fall das Bußgeld zahlen. Besorgt euch nen Anwalt oder meldet euch bei ABSO. Das ist ähnlich, wie wenn man unter fragwürdigen Umständen am Telefon was verkauft bekommt und dann doppelt so viel zahlen soll... Auf keinen Fall zahlen, denn: wenn das erst mal vor Gericht geht (was höchstwahrscheinlich nicht passiert, da zu geringfügig) spricht euch jede/r Richter/in frei. Ist auch schon in ähnlichen Fällen geschehen.
Alerta

Widerspruch einlegen

tutnixzursache 25.01.2008 - 14:30
Sogar unabhängig davon, ob die Justiz den Vorwurf möglicherweise doch als gerechtfertigt ansehen könnte, macht es häufig Sinn Einspruch gegen höher ausfallende Bußgeldbescheide einzulegen; soweit ich das bisher vor Gericht beobachten konnte, neigen die Richter nämlich durchaus häufiger dazu - auch im Hinblick auf die Einkommenslage vieler Betroffener das Bußgeld auf einen Bruchteil zu senken.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

@wir haben auch rechte — entfällt

rechtliche lage — antifa

Demoaufruf — Antifa