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Nachbereitung zur ONE STRUGGLE ONE FIGHT-demo

one struggle - one fight 24.01.2008 14:28
da die Interim immernoch nicht rauskommt...


Nachbereitung zur ONE STRUGGLE ONE FIGHT- Demo
Nachbereitung zur ONE STRUGGLE ONE FIGHT- Demo

Wie schon im ersten vorläufigen Nachbereitungspapier geschrieben, sind wir
im Großen und Ganzen zufrieden mit der One STRUGGLE ONE FIGHT - Demo am
8.12.2007. Ohne groß auf die Tränendrüse drücken zu wollen, war es für uns
ein massiver Kraftakt diese Demo auf die Beine zu
stellen.
Dass wir dabei teilweise auch mal ne Strecke humpeln mussten, ist uns
bewusst. Deshalb wollen wir auch auf die Kritik, die uns in den letzten
Tage erreichte, in diesem Schreiben eingehen, - allerdings ohne die
positiven Erfolge dieser Ereignisse unter den Tisch fallen zu lassen.
Zuerst möchten wir erklären, aus welchen Gründen wir diese Demo
organisiert haben.

2007: Langsam raus aus der Lethargie

Seit Anfang des Jahres hat sich die schlafende Freiräume- Bewegung
Langsam wieder von ihrer Lethargie befreit. Spätestens durch den Kampf um
das Ungdomshuset, ist in Berlin - wie auch deutschlandweit - vielen Leuten
endlich bewusst geworden, wenn wir unsere autonomen Freiräume erhalten
wollen, müssen wir uns auch unmittelbar für ihre Verteidigung einsetzen.
Kein anderer wird das für uns das machen, weder Politiker_innen mit ihren
leeren Versprechen, noch Yuppies mit einem pseudoalternativen Anspruch
(ihr wisst, wen wir meinen).
Soliaktionen in mehr als 30 deutschen Städten, darunter viele in Berlin
mit wütenden Demos und direkten Aktionen, zeigten uns, dass das Feuer des
Widerstandes langsam wieder brennt.
Auch das lange Wochenende der Rigaerstrasse war - mit all seinen Grenzen
- eine Gelegenheit, um die beschissene Situation unserer Freiräume
öffentlicher zu machen.
Gleichzeitig sind mehr und mehr Freiräume in das Blickfeld von
Investoren_innen, der Stadt geraten und somit von Repressionen betroffen.
Die Zahl der bedrohten Projekte ist dramatisch angestiegen. Die Vernetzung
der verschiedenen Projekte lief aufgrund verschiedener politischer (oder
auch gar keiner) Ansprüche, gewollten Aktionsformen, Zielen usw. meistens
schief. Trotzdem haben viele Aktionen weiter stattgefunden, sei es
Köpi-Solidemos, Besuche bei einigen Eigentümer_innen, Solibesetzungen und
andere militante Widerstandsformen: Wir haben uns über alles sehr gefreut!
Uns war klar, dass innerhalb der kommenden Monate das Thema
"Freiräume" nachhaltig aufgegriffen werden muss. Deshalb haben sich
verschiedenen Leute zusammengetan, um eine kraftvolle und offensive Demo
in Berlin auf die Beine zu stellen.
Von uns allen wurde die Kritik geteilt, das uns Demonstrationen, wie die
beiden Köpi-Solidemos (Masse von Leuten, die brav den Bullenauflagen
folgen und artig und problemlos im vorauseilenden Gehorsam einen
vordiktierten Weg entlang latschen)nicht weiterbringen.
Diese defensive Position wird von uns abgelehnt.
Weiterhin haben wir große Kritik an der Unkreativität und dem
Konsumverhalten vieler Leute innerhalb der Szene.
Wir können und wollen nicht mehr verstehen,
weshalb viele Nutzer_innen unserer autonomen Freiräume sich oft nur als
Konsumenten begreifen. Wir sind davon überzeugt, dass eine dringende
Notwendigkeit besteht, diese passive und defensive Situation zu
durchbrechen und aktive Widerstandsformen wieder zu einem Teil unserer
Protestkultur werden zu lassen.
Außerdem war es unser Anliegen, das Motto der Demonstration nicht nur auf
autonome Freiräume zu begrenzen. Wir sind nicht am Erhalt einiger Nischen
interessiert, um uns tot-isolieren zu können. Der Kampf um autonome
Freiräume muss im Kontext des Kampfes gegen die alltäglichen Zustände,
sprich auch gegen „Herrschaft und Kapital“ – wie es ein Teil unseres Demo
- Mottos lautete – stehen.
Um aus der Isolierung heraus zu kommen, darf das nicht vergessen werden.
Mit der ONE STRUGGLE ONE FIGHT- Demo wollten wir einen Schritt in diese
Richtung machen.

Zum Demo-Konzept

Für uns war klar, dass wir mit der Demonstration die Szene zum Thema
Freiräume mobilisieren und das kämpferische Jahr 2007 entsprechend
beschließen wollen.
Wir wollten die oben genannte Passivität und Unkreativität in unseren
eigenen Reihen durchbrechen und gleichzeitig City, Investoren_innen und
Bullen zeigen, dass wir noch immer in der Lage sind, uns gegen ihre Pläne
zu Wehr zu setzen und auf vielfältige Art und Weise
Kritik zu üben.
Wir sind nicht mehr bereit alberne Provokationen widerstandslos zu
akzeptieren.
Zuerst debattierten wir, ob wir die Demonstration (wie früher oft) über
den Q-Damm gehen lassen sollten. Relativ schnell einigten wir uns
hauptsächlich aus organisatorischen Gründen – und wer kennt sich da schon
gut genug aus, um in stressigen Situationen mit den Bullen reagieren zu
können? – dagegen und für den Bezirk Mitte.
Mitte ist ein Symbol der Umstrukturierungswelle hier in Berlin und
eine „lieb gewonnene“ Angriffsfläche für alle, die den
Umstrukturierungsprozess nicht so einfach hinnehmen wollen. Ein Ort, wo
mensch die „Richtigen“ trifft, sozusagen. Dazu kämpfen auch in Mitte noch
einige Projekte um ihr überleben, so dass ein weiterer Grund für unsere
Wahl gegeben war.
Durch unsere Mobilisierung versuchten wir mittels Plakate, Flyer und
Aufrufe zu Kreativität und Unberechenbarkeit aufzurufen, um unseren Wunsch
nach einer kämpferischen Demonstration und eigenständigen dezentralen
Aktionen zu vermitteln.
Einige Informationsveranstaltungen wurden in Berlin und anderswo
organisiert, ohne allerdings eine bundesweite Info- Tour und dadurch eine
bessere Mobilisierung und Vermittlung auf die Reihe zu kriegen.
Auch wir haben dazu Kritik an uns selbst, müssen aber leider auch
folgendes sagen: Viele Sachen z. B. auch Teile der Demogestaltung konnten
nicht so prima, wie von uns selbst gewünscht, organisiert
werden, da wir - im Verhältnis zur Berliner Häuserszene und deren
Nutzer_innen gesehen – ein relativ kleiner Kreis an Leute waren. Es gab
viel zu viel zu tun und zu wenig Zeit und mensch muss nebenbei noch
arbeiten, studieren, gammeln, leben, lieben, lachen, in Hausprojekten
wohnen, streiten und feiern und was auch immer.
Dazu werden bestimmte Strukturen auf Demos zum Thema Freiräume, wie
Lautischutz und 1. Reihe meistens von denselben Leuten gestellt. Das kann
so nicht weitergehen und alle, die Freiräume lieb haben, sollten sich mehr
engagieren, auch wenn es vielleicht mal von den Bullen eins auf die Mütze
geben kann.
Es müssen ja nicht immer dieselben Mützen sein, oder?
Zurück zum Demo- Konzept: Am Abend vor der
Demo beriefen wir eine Vorbereitungs- VV ein, um Interessierten über die
augenblickliche Lage, z.B. wurde das Endstück der Route auf die
Friedrichstraße aus Angst vor Störungen verboten, zu informieren und den
offensiven Charakter der Demo und die mögliche Auflösung bei Provokationen
durch die Bullen zu vermitteln. Mit Provokationen waren die schon üblichen
Angriffe und Schikanen der Berliner Bullen, sowie beknackte Auflagen
betreffs der Transpi - Länge und sonstige Ärgernisse gemeint. Damit
versuchten wir (im Hinterkopf die Ereignisse des 22.9., der
Auflösung nach den Prügeleinsatz der Bullen der Anti- Überwachungs- Demo)
die Leute auf unerwartete Wendungen im Demoverlauf vorzubereiten und ihnen
somit die Möglichkeit zur Verwirklichung eigener Ideen zu geben. Die
Resonanz zu diesem Treffen war im Bezug auf die Berliner Szene relativ
gering, während aber viele angereiste Gäste daran teilnahmen. Leider ist
uns im Vorfeld nicht gelungen, den Leuten klar zumachen, wie wichtig die
VV war. Wir dachten, da es in Berlin sonst keine öffentlichen Treffen zur
Demonstrationen gibt, würden die Leute hellhörig
werden.
Das hat leider nicht hingehauen. Wir möchten uns bei den vielen Gästen
entschuldigen, dass die Kommunikation untereinander nicht immer gut
geklappt hat: Wir bemühen uns den Punkt in Zukunft zu verbessern. Wir
bedanken uns, dass ihr alle da wart! Uns war es wichtig, bestimmte
Auflagen von den Bullen nicht zu respektieren, dementsprechend waren z.B.
auch keine Ordner_innen anwesend.
Vorkontrolle vermeiden (wie am 22.9) hätten wir uns auch als entschlossene
Aktion gewünscht, aber wir hatten weder die Zeit noch die Kraft um das
vorzubereiten. Dazu denken wir, dass diese Form von Widerstand gemeinsam
von allen überlegt, angewendet und getragen werden sollte. Ein kleiner Mob
an Leute ersetzt keine kollektive Verweigerung. Vorkontrollen sind scheiße
und sich von den Trotteln in Grün angrabschen zu lassen ist einfach nur
widerlich! Auch das lächerliche Verbot von Seitentranspis über 1.50m ist
indiskutabel. Unsere Meinung lässt sich nicht von
scheiß Gesetzen klein schneiden! Wenn wir so nen Mist weiter hinnehmen,
wird uns auch bald das Tragen von schwarzer Kleidung und wer weiß, was
sonst noch verboten (Wurde ja auch schon nach den Kämpfen in Rostock zum
G8 diskutiert).

8.12, 18uhr Rosenthaler Platz: eine Gelegenheit für eine erneute
Niederlage oder ein Teilerfolg?

Am Tag der Demo, wurde schnell klar, dass die Bullen ganz Mitte
besetzt hatten, um evtl. Ausschreitungen zu vermeiden. Alle bekannten
Berliner Prügeleinheiten, wie die 23 oder die 24 waren anwesend und hatten
die Straßen gesperrt.
Bei 1500 Leuten von uns gegen 1000 martialisch auftretende gepanzerte
Bullen war ein gewisser Einschüchterungseffekt normal und gegeben, so dass
der Handlungsspielraum um das fröhliche Weihnachtsshopping ringsherum zu
beeinflussen auf der Demo etwas begrenzt wurde.
Vorkontrollen waren eigentlich ziemlich easy zu
überwinden, und darüber haben sich viele gefreut.
Die Atmosphäre war trotz Spalier entspannt, laut und gut. Kurz vor dem
Hackeschen Markt wurden auf der Demo Feuerwerk und Rauchbomben gezündet
und es flogen Farbeier (prima das alles), die teilweise die Bullen oder
teure Einkaufszentren oder leider manchmal auch uns selbst trafen
(hmpf).Darauf hin wurde die Entscheidung getroffen, die Demo aufzulösen,
um Angriffen seitens der Bullen zuvorzukommen. Wir wurden kritisiert, dass
die Demo etwas zu früh aufgelöst wurde. Da am Hackeschen Markt BFE Truppen
positioniert waren, gab es die Einschätzung, dass in der Situation die
Demo sowieso spätestens dort angegriffen und aufgelöst werden sollte. Ob
es sinnvoll gewesen wäre, die Demo vorher schon aufzulösen, ist uns nicht
klar. Wir sind jedenfalls froh, selbst den Zeitpunkt bestimmt und damit
das Einsatzkonzept der Bullen durcheinander gebracht zu haben.
Durch die selbst bestimmte Auflösung der Demo wollten wir den Leuten
ermöglichen, dass sie entweder nach Hause gehen oder auch weiterhin in der
Gegend aktiv sein können. Viel zu oft hat mensch gesehen, wie nach Ende
einer Demo die Bullen wahllos in die Menge prügeln und Leute festnehmen:
Ketten bilden ohne jegliche Ausrüstung bringt oft nichts gegen gut
gepanzerte und trainierte Bullen!
Die Auflösung hat leider nicht gut geklappt, da es ziemlich
schnell ging, zu leise durchgesagt wurde und auch die Kommunikation
innerhalb der Demo nicht gut lief. Dazu können wir auch nur sagen: Sorry,
es war ein erster Versuch eine Demo in Berlin wieder lebendiger zu machen.
Wir lernen aus unseren Fehlern, um für das näxte Mal eine verbesserte
Strategie entwerfen zu können.
Viele Leute blieben nach der Auflösung konfus stehen, wussten nicht was
los ist, während andere versuchten aus den Bullenketten auszubrechen.
Anfangs wäre ein Durchbrechen der mager besetzten Bullenkette an der
Rosenthalerstraße noch leicht möglich gewesen, aber leider fehlte es uns
dabei an Entschlossenheit. Viele sind innerhalb
der Bullenketten eingeschlossen geblieben und von den Bullen verprügelt
worden.
Noch was: Nicht jede Demo ist für Kinder, Fahrräder und Hunde geeignet!
Dabei entstehen manchmal ganz schnell für einen selbst und für andere
Risiken, wie z.B. als Leute zurück in die Rosenthalerstraße wollten und
dabei über mitgebrachte Fahrräder stolperten. Und auch euer Kind und euer
Hund fühlen sich sicher nicht in so nen Chaos wohl.
Wir haben die Kritik gehört, dass verursacht durch unser
Demokonzept Leute verprügelt worden wären. Das ist Quatsch, dagegen wehren
wir uns.
Nicht wir verdreschen Leute oder geben Befehl dazu.
Berliner Einheiten schikanieren Demos und verprügeln Leute auf Demos, weil
Bullen Bullen sind und Bullen einfach scheiße sind. Das hat sich auch
danach noch mal in Hamburg gezeigt, so dass selbst
der Spiegel über die außer Kontrolle geratenen Berliner Bullen berichtet
hat. Es muss nichts (Großartiges) bei Demos passieren, um einen
Bulleneinsatz zu provozieren. Bullen wollen zeigen, wie gefährlich es für
uns sein kann auf die Straße zu gehen und dass das Gewaltmonopol auf
staatlicher Seite liegt.
Bullen sind das Problem, nicht wir, die ihnen Probleme machen. Wir würden
auch gerne nicht mehr auf Demos Slogans wie: „Wir sind friedlich, was seid
ihr?“ hören. Wir sind nicht friedlich und wir erkennen nicht das
Gewaltmonopol des Staates und somit das Recht der Bullen uns zu
verprügeln, an.
Das ist auch eine Aufforderung auf alle aufzupassen, die eine Aktion aus
einer Demo heraus starten. Sie müssen beschützt werden, - Solidarisiert
euch!
Neben der bereits erwähnten Tatsache, dass leider zu
wenige Menschen die Informationsveranstaltungen, sowie die Demo- VV
genutzt haben, um sich auf eine mögliche Auflösung und den dadurch
entstehenden Handlungsspielraum aktiv vorzubereiten, hat sich in der
Szene zuviel Verbalradikalismus etabliert und damit ein neues Problem
geschaffen.
Wer nimmt radikale Sprüche noch ernst?
Es ist unsere gemeinsame Aufgabe verantwortlich mit Worten und Slogans
umzugehen und sie entsprechend in die Tat umzusetzen. Vermeidet unnötigen
Verbalradikalismus, wählt angemessene Aufrufe!
Klar ist, dass neue Ansätze hier in Berlin mit ihrer Dynamik
Probleme und Missverständnisse verursachen oder sogar scheitern können.
Neue Taktiken funktionieren nicht immer reibungslos und es ist unsere
Aufgabe, daran zu arbeiten. Wir hoffen, aus diesen Erfahrungen zu lernen,
um in Zukunft besser agieren zu können. Aber es gibt Menschen, die was
anderes ausprobieren und das ist – durch aktives mitmachen und/oder
solidarische Kritik – unterstützenswert.
Außer mensch ist mit den üblichen Latschdemos und Prügelorgien zufrieden.
Wir sind es nicht und haben versucht es zu zeigen. Wir hoffen, dass sich
der Trend zum Experimentieren (hier, in Hamburg und sonst wo)sich
etablieren wird, um neue funktionierende Wege aus der Passivität und
Defensive zu finden.

Nach der Demo ist vor der Demo, nach der Besetzung ist vor der Besetzung,
nach der Aktion ist vor der Aktion...

Was nach der Demo passiert ist, haben wir über den Bullenticker, aus
der Interim oder anderen Zeitungen erfahren. Das Konzept, zu dezentrale
Aktionen aufzurufen, ist gut aufgegangen.
Besonders hat mensch sich gefreut zu lesen, das auch alte Feinde wie
Marweld, Hausbesitzer des geräumten Hausprojekts Yorck59, auch
nach 30 Monaten nicht vergessen wurde: Unbekannt haben am 6.12 ihren
Beitrag zur Demo geleistet, und sein Auto flambiert.
Keine/r wird vergessen, Roggan scheint auch
etwas gelernt zu haben.
Zurück zum 8.12: viele Kleingruppen sind zuerst in Mitte und
dann auch in anderen Bezirken, wie Kreuzberg, Prenzlauerberg,
Friedrichshain, Neukölln (wo 3 linke Parties von frustrierten Bullen
gestürmt wurden, ihr seid echt die letzen...), Lichtenberg, Pankow und
Moabit unterwegs gewesen.
Direkte Aktionen haben stattgefunden und Bullen & Co. jammern. Gut so!
Das erste Mal seit längerer Zeit sind in Berlin Leute nach einer Demo, bei
der es auf die Fresse gab, nicht frustriert wieder nach Hause gegangen,
sondern haben ihre Wut auf die Straße getragen.
Es wurde gezeigt, dass dezentrale Aktionen möglich und nötig sind und dass
die Bullen diese Widerstandsformen nicht im Griff haben. Ihre
willkürlichen und haltlosen Verhaftungen in dieser Nacht sind lächerlich
und dienen nur dazu, der Presse eine Gefangenenquote („seht her, wir haben
50 Chaoten eingesackt“) zu präsentieren.
Auch die bürgerliche Presse hat die Ereignisse während der Demo und im
Laufe der Nacht gut dokumentiert und scheint zu begreifen, dass sich die
Unzufriedenheit verbreitert und immer mehr Menschen bereit sind, autonome
Freiräume, unabhängig von Gesetzen, nach unseren eigenen Regeln zu
verteidigen (und neue zu schaffen). Dazu weisen wir z.B. auf den Artikel
aus der Berliner Zeitung vom 12.12.07 hin.
Eine andere feine Sache sehen wir in der seit dem G8 monatlich
stattfindenden autonomen VV in Berlin. An der letzten VV vom 13.12.zum
Thema Freiräume haben ca. 140 Personen teilgenommen. Auf der VV wurde das
Konzept für eine Kampagne zur Verteidigung autonomer Freiräume vorgestellt
und debattiert.
Zu Beginn gab es auch die Möglichkeit, sich über die ONE STRUGGLE ONE
FIGHT- Demo auszutauschen und positive und nicht so tolle Kritik zu
äußern.
Wir sind extrem froh, dass es in Berlin damit einen Ort und eine
Gelegenheit für alle gibt, um Diskussionen öffentlich zu führen. Wir haben
das Gefühl, dass so auch Debatten mit scharfer Kritik konstruktiver, als
hinter der anonymen Deckung eines Blatt Papiers, geführt werden können.
Dazu ist auch das Gefühl der Gemeinschaftlichkeit, des nicht
alleine seins, gerade in Zeiten der gesellschaftlichen Vereinzelung, nicht
zu unterschätzen. Das macht Mut.

Ein paar letzte Bemerkungen: Wie geht es nun vorwärts?

Letztendlich, der berühmte und „heiß geliebte“ berlinerische
Verbalradikalismus hat sich durch die Taten von sich mit Freiräumen
solidarischen Menschen am dem Tag ein bisschen verwirklicht, anstatt sich
wieder als hohle Phrase zu entpuppen. Das ist klasse und sollte nicht
unter bewertet werden. Das ermutigt uns und auch andere, die für autonome
Freiräume und gegen Kapitalismus kämpfen.
Es hat sich gezeigt, dass wenn wir wirklich unberechenbar und vielfältig
agieren, uns die Bullen nicht stoppen können, da sie keine ganze Stadt
unter Kontrolle halten können. Allerdings können sie meistens eine Demo
gut kontrollieren und deshalb müssten wir uns überlegen, wie wir nun
vorgehen sollten, falls wir weiter konfrontativ Handeln möchten.
In Betracht auf die Situation autonomer Freiräume (vom Rest
ganz zu schweigen...) glauben wir, dass das Jahr 2008 ein offensives,
entschlossenes und kämpferisches Jahr sein muss. Sicher ist das von uns
allen abhängig. Es muss uns klar werden, dass die ganzen drohenden
Räumungen in nächster Zeit nur durch Druck von uns behindert und im besten
Falle gestoppt werden können.
Und damit meinen wir, den Druck der Straße, den Kampf dahin zu tragen, wo
es weh tut.
Es wird ein langer Prozess, der auch von Repressionen begleitet sein wird.
Aber jede Form von kontinuierlichem und ernsthaftem Widerstand, der Staat
und Kapital in die Suppe spuckt, geht mit Sanktionen, wie Knast und
Geldstrafen einher.
Beschäftigt euch mit dem Thema, redet mit eurem Umfeld darüber, bereitet
euch auf Repressionen vor (Schriften von ABC und der Roten Hilfe
unterstützen euch dabei).
Und denkt daran: Anna und Arthur halten das Maul!

Überall wird über ein heißes Jahr 2008 geredet. Die ONE STRUGGLE ONE
FIGHT- Demo war der Beitrag von uns und von allen Aktivisten_innen (auf
und nach der Demo) um 2007 gut zu beschließen und um neue Perspektiven für
den Kampf um Freiräume zu eröffnen.
Und wie geht es weiter?
Unsere Antwort lautet: Viel experimentieren, viel hinterfragen, Fehler
machen, aus Fehlern lernen, kreativ denken und vor allem – weiter radikal
handeln!

One struggle – One fight!

Ps.: Wir sind auf jeden Fall an euren Anmerkungen, Kritiken oder Schokis
interessiert und hoffen von euch bald was zu hören!
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Ergänzungen

Schokis VERBIETEN

Roland Ionas Bialke 25.01.2008 - 10:22
Die Vollversammlung zur Demonstration war sehr gelungen. Menschen die mangels Organisation sonst nicht so wissen was abgeht können sich bei solchen Vollversammlungen einen geeigneten Einblick verschaffen. Darauf kann aufgebaut werden.

Emanzipation hat immer auch etwas "imperialistisches". Das heisst, dass Menschen nicht immer selbst ihre selbst-gewollte Eigenständigkeit erreichen können, sondern von eigenständigen, in diesem Fall organisierten, Menschen angeleitet werden müssen.

Ihr merkt ja sicher, z.B. bei der Moderationsfrage der autonomen Vollersammlung, dass irgendwas die Menschen abhält etwas zu tun. Ich kann jetzt (zu dem Beispiel) nur von mir schreiben: Ich werde nervös vor vielen Menschen, kann vor ihnen kaum laut und deutlich sprechen und habe generell Angst etwas falsch zu machen. Vielleicht wären Workshops angebracht, in denen das artikulierte Sprechen vor vielen Menschen geübt wird? Eventuell könnte die vorherige Moderation auch mal vorstellen wie eine Moderation im Detail auszusehen hat... Meine Anmerkungen klingen ziemlich autistisch, aber anscheinend sind das hier viele. Dem können Wir gemeinsam entgegenwirken. Mal abgesehen von meinem Beispiel gibt es auch noch andere Sachen die unorganisierte Menschen lernen wollen: Was ist eine Bezugsgruppe? (AOA erklärt das übrigens wunderbar.) Was ist Lautischutz? Wozu sind die in der ersten Reihe da? Wann und warum in Ketten gehen? Es gibt aber auch noch andere wichtige Fragen: Wie fühlt sich ein Schlagstock an? Was passiert mit mir, wenn ich Pfefferspray abkriege? Eventuell können alte subversive Defensivmittel zur Offensive beitragen: Reicht ein Regenschirm aus um die Kraft eines Schlagstockhiebes abzulenken? - Und, um mal auf diese "Macker-Smokes" (Fand ich trotzdem gut!) bei der Demonstration zurückzukommen: Wie setze ich Nebelmittel vernünfig ein?

Was ist denn eigentlich mit den anderen fiesen Zeugs? Und vor allem: Wie bekommt wer die DemonstrantInnen wieder dazu so richtig fies und gemein, sprich: BÖSE, zu werden?

Die Demonstrationsbeendung hätte wirklich lauter und eventuell mehrmals durchgesagt werden können. Das Auflösen selbst hatte sich das konsumierende Hauptfeld der Demonstration (obwohl das so falsch geschubladet ist) aber selbst zu verdanken.

Die Demonstration an sich, mit allen Aktionen drumrum, war schon sehr beeindruckend. Es bewegt sich was! *positivknuff*

Eins noch:

"Vermeidet unnötigen Verbalradikalismus, wählt angemessene Aufrufe! Klar ist, dass neue Ansätze hier in Berlin mit ihrer Dynamik Probleme und Missverständnisse verursachen oder sogar scheitern können." - *augenreib* - *aufdentextstarr* - Was für ein Freudsches Versprechen! Freiheit für Christian! [Ihr habt recht mit dem was Ihr schreibt. Bitte versteht meinen Humor!]

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vielleicht in gesellschaft intervenieren? — marxengelsleninstalinmaoadorno

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