Gö: NPD-Lesung verhindert

rewe 19.01.2008 10:33 Themen: Antifa
Eine Lesung und Wahlkampfveranstaltung der NPD Niedersachsen, samt ihres Spitzenkandidaten Molau ist gestern abend in Göttingen verhindert worden.
Seit ca. einer Woche wurde auf Naziseiten sehr spärlich angekündigt, dass der niedersächsische NPD-Spitzenkandidat Molau in Göttingen sein Debütroman vorstellen will. Der Ort war bis unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung um 19 Uhr unbekannt. Als der Ort durchsickerte, das teuerste Hotel in Göttingen, das Romantikhotel Gebhards, machten sich Antifas auf, dem Romantikhotel ein Besuch abzustatten. Als ca. 10 Antifas im klassischen schwarzen Outfit die goldverzierte Lobby betraten wurden sie vom Hotelempfang ungewöhnlich freundlich zur Lesung in den Nebenraum geleitet (normal fliegt man in einem solchen Outfit da sofort raus). Dort standen die Getränke, ein Stapel mit Molaus zwischen zwei Buchdeckeln gepackter wirrer Ideologie und viele leere Stühle. Wo waren aber die Nazis? Die hatten sich es wohl am schönsten Platz der Welt, an der Theke, gemütlich gemacht. Warum auch nicht mal auf Parteikosten richtig ein heben?! Immerhin muss die NPD sonst so tun, als sei sie Tag und Nacht für den "kleinen Mann" unterwegs, dann kann man auch mal die Maske fallen lassen, und den Luxus genießen in der goldverzierten Bar. Als ihnen aber von einem Hotelmitarbeiter zugetragen wurde, dass die ersten Gäste da waren, kamen sie als gute Gastgeber (alles Typen, na klar) herbeigeeilt. Molau samt Kameraden entglitten alle Gesichtszüge als sie die Antifas erblickten. Ein Handy klingelt, ein Nazi ging ans Telefon und schrie rein: "Ich kann gerade nicht - es ist gerade ganz schlecht". Molau, der eigentlich ja eine Lesung halten wollte, hatte es ganz die Stimme verschlagen. Blass, hielt er sich im Hintergrund. Einige Kameraden, z.T autonomes Nationalistenspektrum, bauten sich vor ihm auf um ihren Führer zu schützen. Nachdem nun auch die Presse da war und noch vereinzelt Antifas im Hotel eintrafen, machten die Nazis den Eingang zum Raum wo die Lesung statfinden sollte dicht. Fortan kamen dann die Antifas halt durchs Fenster, denn dorthin trauten die Nazis sich nicht, sie hielten sich immer nur im hinteren Teil des Raums auf. Zu einem Pressevertreter meinte Molau noch als er seine Stimme wieder fand, vielleicht sei es doch vermessen gewesen ausgerechnet in Göttingen so eine Lesung zu veranstalten. Nachdem die von den Nazis angerufene Polizei eintraf, gab es Verhandlungen zwischen Hotel, Bullen und Nazis. Ausgehandelt wurde, Nazis ziehen ab und bekommen dafür "freies Geleit" (O-Ton Polizeiverhandlungsführer). Die Abreise per Auto war dann auch nicht ganz unproblematisch, ab dann waren sie weg. Ob Molau seinen Kameraden privat den Roman als Gute-Nacht Geschichte noch vorgelesen hat ist nicht überliefert.
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Ergänzungen

Kein NPD-Schulungszentrum in Rauen

http://newsticker.welt.de 19.01.2008 - 14:43
Die Pläne für ein eigenes Schulungszentrum der rechtsextremen NPD in Rauen (Oder-Spree) sind nach einem Radiobericht geplatzt. Eine örtliche Zahnärztin und ihr Schwager seien jetzt im Grundbuch des Amtsgerichts Fürstenwalde als neue Eigentümer eingetragen worden, berichtete am Mittwoch der Sender «Antenne Brandenburg». Nun werde eine Räumungsklage gegen die NPD erwogen. Die neuen Besitzer würden ein soziales Projekt für Kinder und Jugendliche auf dem Anwesen planen. Bei Gericht war am Abend niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

das schreiben die cops

mr harris 19.01.2008 - 15:45
Sympathisanten der Linken Szene stören geplante Lesung des NPD-Spitzenkandidaten Molau - Veranstaltung noch vor Beginn abgebrochen

GÖTTINGEN (jk) - Rund 100 Sympathisanten der Linken Szene
haben am Freitagabend (18.01.08) in der Goetheallee eine geplante
Lesung des NPD-Spitzenkandidaten Andreas Molau in einem kurzfristig
angemieteten Veranstaltungsraum gestört und dadurch verhindert. Der
Ort der Lesung war bis kurz vor dem geplanten Beginn um 19.30 Uhr von
den Organisatoren geheimgehalten worden. Dem Vermieter der
Räumlichkeit waren nach Angaben eines Verantwortlichen zum Zeitpunkt
der Anmietung weder der gedankliche Inhalt der Lesung noch die
Zugehörigkeit der rund 15 Teilnehmer zur NPD bekannt.

Mit Bekanntwerden des Veranstaltungsortes innerhalb der Linken Szene betraten ab 18.45 Uhr ca. 50 Personen das Gebäude und hielten sich in dem angemietenen Raum auf. Weitere 50 Autonome verharrten auf der Straße vor dem Haus.

Nach einem Gespräch mit dem Einsatzleiter der Polizei sah der Veranstalter gegen 19.25 Uhr schließlich von der weiteren Durchführung der Lesung ab. Die Teilnehmer verließen unter Begleitschutz durch Einsatzkräfte der Polizei das Gebäude und fuhren mit mehreren Fahrzeugen in Richtung Norden davon.

Die noch im Gebäude aufhältigen Szenezugehörigen wurden anschließend von der Polizei aus dem Gebäude geleitet. Zu nennenswerten Zwischenfällen kam es nicht.



das schreiben die nazis

unentschlossener Antifa 19.01.2008 - 18:58
"Keine Lesung in Göttingen

Eine geplante Lesung aus dem neuen Roman des NPD-Spitzenkandidaten mußte dagegen abgesagt werden, nachdem kriminelle Autonome mit freundlicher Begleitung der Polizei ein Hotel besetzt hatten. Die Menschen in Göttingen, die die Chaoten aus dem Juzi oft genug in Aktion erlebt haben, werden sich ihren Reim auf die Geschehnisse machen und sich die Frage vorlegen, warum man in Göttingen nunmehr noch nicht einmal eine Romanlesung abhalten kann. Andreas Molau versprach: »Ich werde in meine alte Universitätsstadt zurückkehren. Die Lesung wird nachgeholt.«"

ein schönes bild

magda 20.01.2008 - 13:57
Ein schönes Bild hat auch die "Gasse" geboten, durch die die Faschos schreiten mussten, um an ihr "freies Geleit" zu kommen. Es ist bestimmt ziemlich demütigend, einen vier Meter langen Gang (der Gang vom Veranstaltungsraum zur Hotellobby), gesäumt von ca. 25 AntifaschistInnen, durchqueren zu müssen und dann auch noch zu merken, dass die Straße neben dem Hotelparkplatz eine Einbahnstraße ist, so dass der einzige Weg mitten durch die lauten Massen führte.

das schreibt die taz

kujau 20.01.2008 - 22:40
Ortstermin bei NPD-Funktionärslesung
Abgang im Wanderkessel

Am vergangenen Freitag versuchte der NPD-Funktionär Andreas Molau aus seinem Roman zu lesen. Der Auftritt geriet erwartungsgemäß zur Farce. VON AUS GÖTTINGEN BENJAMIN LAUFER

Die NPD hat es in Göttingen nie leicht. Jeder Versuch, in der Stadt öffentlichkeitswirksam aufzutreten, wird von Gegendemonstranten zur Farce gemacht. Zahlreiche gescheiterte Aufmarschversuche der extremen Rechten veranlassten sie vor wenigen Jahren, Göttingen zur "Frontstadt" zu erklären. Andreas Molau, 39, Spitzenkandidat der NPD Niedersachsen für die Landtagswahlen am 27. Januar, wollte dennoch am vergangenen Freitag in der Universitätsstadt sein neues Buch "Die Entdeckungen des Alexander Kern" vorstellen.

Wenn Molau sagt, er wolle dies in Göttingen tun, weiß er genau, warum er den exakten Veranstaltungsort in allen Ankündigungen zu erwähnen vergisst. Niemals könnte er ungestört aus seinem Roman lesen. Entsprechend aufwendig ist es für Uneingeweihte, den genauen Ort zu erfahren. Erst heißt es, man werde am Vormittag informiert. Doch die "Grüne Jugend Göttingen" war schneller: Sie fand heraus, wo die Lesung stattfinden sollte, und informierte die Inhaber über die Identität des angekündigten Gastes. Der "Vorreiter Verlag" hatte nach Auskunft des "Esprit" einen Tisch in dem Lokal reserviert. Im Internet bedauert das Etablissement, die Reservierung angenommen zu haben. "Inzwischen haben wir diese Reservierung abgesagt und werden auch, um keinerlei Plattform zu bieten, um 18.00 Uhr schließen."

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Der Vorreiter Verlag musste sich also innerhalb weniger Stunden um einen neuen Veranstaltungsort bemühen. Fündig wurde er im "Hotel Gebhards", mitten in der Innenstadt. Damit das auch geheim bleibt, erfahren selbst die Journalisten erst eine Stunde vor Beginn telefonisch von der noblen Wahl des Verlags. Der Veranstalter, der sich den einen als "Herr Beck", den anderen als "Herr Schneider" vorgestellt hatte, reagiert peinlich berührt auf die aufgeflogene Namenstäuschung: "Doppelname halt." Er ist Mitte 20, trägt ein weißes Hemd und ein Jackett. Wer von den anderen Anwesenden zu den Gästen zählt und wer zum Schutz der Veranstaltung anwesend ist, wird nicht deutlich. Nur wenige klassische "Stiefelnazis" befinden sich unter ihnen, die meisten sind seriös gekleidet oder unterscheiden sich äußerlich nicht vom Stereotyp der ebenfalls anwesenden Antifaschisten.

Als Journalisten den Saal betreten, sind außer den geschätzten 20 geladenen Gästen zehn schwarz gekleidete Linke im Raum. Die Veranstalter sprechen von der "Gegenseite". Allen Sicherheitsvorkehrungen zum Trotz ist es ihr gelungen, den unwillkommenen Gästen in das Hotel zu folgen. Es ist eine unwirkliche Szenerie, weil lange Zeit so gut wie nichts passiert. Einzig ein junger Mann, vom Äußeren dem Spektrum der autonomen Nationalisten zuzuordnen, liefert sich längere Wortgefechte mit den anwesenden Linken. Die politischen Grenzen verschwimmen: Als der "Gegenseite" eine Flasche Coca-Cola durch das Fenster hineingereicht wird, stellt er fest, dass die Linken offensichtlich von Antiimperialismus nichts halten würden: "Die Kinder in Indien sind euch wohl egal?"

Eine gute halbe Stunde lang liefern sich die beiden Parteien kleinere Scharmützel. Molau wird im Eingangsbereich geschubst, im Saal stellen sich ihm Antifaschisten unter dem pompösen Kronleuchter in den Weg. Weil der Durchgang für die NPD-Gegner durch die Tür mittlerweile versperrt ist, verschaffen sich manche Zutritt durch ein Fenster. Die anwesenden Journalisten werden freundlich behandelt und darauf hingewiesen, dass die Lesung wohl etwas später beginnen würde. Viel mehr passiert nicht. Obwohl die Situation angespannt ist, kommt es von keiner Seite zu gewalttätigen Übergriffen. Eine Schlägerei auf einer Lesung Andreas Molaus eine Woche vor der Landtagswahl? Das wären Schlagzeilen, die die NPD jetzt nicht gebrauchen kann.

Mit den Worten "marschbereit machen" weist Schneider/Beck dann seine Leute an, den Raum zu verlassen. Noch bevor das Hotelmanagement anwesend ist, um die Veranstaltung gegebenenfalls abzusagen, räumen die Rechten kampflos das Feld. Die "Gegenseite" bleibt und freut sich über ihren Erfolg, selbst die herbeigerufene Polizei geht nur zaghaft gegen diejenigen vor, die ihr vorwerfen, Faschisten zu beschützen. Im Wanderkessel verlassen Molau und seine Gefolgschaft das Hotel, begleitet von "Nazis raus!"-Rufen der knapp 100 Demonstranten, die sich vor dem Hotel versammelt haben. Das Buch von Molau? Um das ging es an diesem Freitag nicht.

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yeah! — leseur