Links vor Rechts in Helmstedt - Antifa Demo

Antifaschist 18.01.2008 20:15 Themen: Antifa
Helmstedt 18. Januar 2008-01-18

Zahlreiche vornehmlich junge Menschen haben am vergangenen Freitag in Helmstedt unter dem Motto: „Links vor Rechts; Demo gegen Nazis; Für Solidarität und Demokratie“ demonstriert. Dem Aufruf der Solid’ Ortsgruppe Helmstedt folgten schätzungsweise 100 Jugendliche.
Eine kritische Betrachtung...

Wie so viele provinzielle Gegenden in Deutschland hat auch der Landkreis Helmstedt, im Osten Niedersachsens, ein Problem mit Faschisten. Auch wenn dies im etablierten Parteienspektrum durch die Bank weg geleugnet wird, haben sie Einfluss im Kreis. Und dieser Einfluss wächst. In den unterschiedlichen Parlamenten des Landkreises kommen NPD Abgeordnete auf 6 Mandate (Kreistag Helmstedt: 3,3%; Stadtrat Helmstedt: 4,6 %; Ortsrat HE-Emmerstedt: 10,8%; Samtgemeinderat Nord-Elm: 6,1%; Gemeinderat Süpplingen: 10,9%) und bis vor kurzem saß mit Adolf Preuss auch ein Nazi im Süpplinger Kirchenvorstand. Nur durch Druck seitens der Braunschweiger Zeitung und der Landeskirche entschied man sich Preuss aus dem Gremium zu schmeißen. Nazis sind im Landkreis Helmstedt in die Gesellschaft integriert. Sie sind die netten Nachbarn von nebenan, werden als Teil des ganz alltäglichen politischen Diskurses betrachtet. Diesen Zustand galt es anzugreifen und anzuprangern.

Doch ist dies gelungen?

Als ich kurz nach 15.00 Uhr am Helmstedter Marktplatz ankam, war noch nicht sonderlich viel los. Einige duzend Jugendliche die sich biertrinkend durch den Lauti mit offensichtlich als „links“ betrachteter Musik beschallen ließen. Bis die Demo dann gegen 16.00 Uhr aufbrach, hatte sich der Platz mit einer ganzen Reihe von Jugendlichen gefüllt. Die TeilnehmerInnen kamen vornehmlich aus Helmstedt und dem umliegenden Dörfern und schmückten sich, wohl um ihren vermeintlich rebellischen Charakter hervorzuheben, in weiten Teilen mit Palitüchern und den obligatorischen „Legalize it“ Aufnähern.
Als der Demozug aufbrach stellte sich heraus, dass dies wohl in weiten Teilen die einzigen „politischen Äußerungen“ waren, die die Jugendlichen zu äußern im Stande waren.

Im ersten Abschnitt der Demo glich das ganze eher einem Karnevals-Umzug denn einer politischen Demonstration – mit einem ernsten Thema. Die drei Transparente die von Solid’ Helmstedt angefertigt worden waren, wurden von den offensichtlich nicht instruierten Jugendlichen im Abstand von weniger als einem Meter hintereinander getragen. Für Außenstehende wird schwerlich ersichtlich gewesen sein welches Thema der Demonstration zu Grunde lag. Verschärft wurde das Problem dadurch, dass dem Groß der DemoteilnehmerInnen antifaschistische Sprechchöre offensichtlich unbekannt waren. Entsprechend unauffällig zog der Zug durch die Straßen. Die zwar durchaus geschmackvolle, aber viel zu laute Musik die vom Lauti aus gespielt wurde – verhinderte weiterhin, dass die wenigen anwesenden Antifas die Demo mit Sprüchen versorgen konnten.

Nach einer geschätzten drei-viertel Stunde hatte der Zug den Rundkurs duch die Helmstedter Innenstadt beendet und fand sich wieder am Ausgangspunkt – dem Marktplatz – ein. Dort sollte eine Kundgebung folgen, die sich jedoch aufgrund von vielen „Versprechern“ und „Rucklern“ auch nicht gerade als Höhepunkt herausstellte.

Zur Polizei lässt sich sagen, dass sie während der gesamten Demo, nur mit wenigen Streifenwagen vor Ort war. Und sich generell zurückgehalten hat. Mir sind keine Zwischenfälle mit der Polizei bekannt.

Zu den Organisatoren lässt sich sagen, dass sie zwar offensichtlich alle mit „Ordner“-Binden ausgestattet waren – sie jedoch keine ordnende Funktion übernommen haben. Die Demo ist als loser Haufen durch die Straßen gezogen. Bei mir persönlich entstand der Eindruck, dass es ihnen eher um das „Herumgewackel“ mit ihren Solid’ Fahnen und um Eigenwerbung – denn um eine funktionierende lautstarke Demo ging.

Aber trotzem…!

Ja - Die Demo die Solid’ in Helmstedt organisiert hat, war eine gute Sache. Sie war unprofessionell - aber sie war trotzdem ein ernstzunehmender Versuch den Nazis im Landkreis Helmstedt ihr ruhiges Hinterland zu nehmen. Rund 100 Jugendliche mögen in anderen Orten wenig sein – doch in Helmstedt. In der Provinz. Ist dies eine beeindruckende Zahl. Gerade da die überregionale Mobilisierung durch Solid’ schlecht lief und die anwesenden Jugendlichen tatsächlich aus der Region und nicht dem überregionalen Antifaspektrum stammten.

Was tun…?

Für die Linken in Süd-Ost Niedersachsen (Braunschweiger Land, Wolfsburg, Helmstedt etc.) stellt sich nun die Frage wie es mit Helmstedt weitergeht.
Die Erfahrungen der Helmstedter-Demonstration haben gezeigt, dass es eine verstärkte Vernetzung antifaschistischer und linker Strukturen auch außerhalb der Städte und Ballungszentren braucht. Die Fehler hätten durch die Einbindung erfahrener Antifas leicht vermieden werden können. Durch eine bessere Mobilisierung hätte die Demo noch größer und eindrucksvoller sein können.

Es heißt es…

Dranbleiben! Die Provinz nicht vergessen. Nahziel muss dafür in den nächsten Wochen vor allem die Behinderung des Naziwahlkampfes in und um Helmstedt sein. Doch auch nach Ende der Landtagswahl muss in Helmstedt und den umliegenden Dörfern Antifaarbeit geleistet werden.

Es gilt den faschistischen Konsens zu brechen. In Helmstedt. In Niedersachsen. Überall.
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Ergänzungen

War stark!

Melissa 18.01.2008 - 21:51
Waren genau 67 Leuts und gut drauf!
Nächstes mal mehr Leuts wären besser.

Bleibt mal auf dem Teppich!

ra0105 18.01.2008 - 22:20
"Es gilt den faschistischen Konsens zu brechen. In Helmstedt. In Niedersachsen. Überall."

Auweia! Merkt ihr eigentlic noch was? Faschistischer Konsens??? Wieviele KZ gibt es eigentlich in Helmstedt? Wieviele Kommies sind denn letzte Woche umgelegt worden? Wie war denn der letzte Großaufmarsch der faschistische Organisationen?

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So und jetzt mal Spaß beiseite, eine dümmere Parole hab ich der letzten selbst auf indy nicht gelesen.
Bevor man irgendwelche Parolen ablässt, sollte man wenigstens mal die Grundzüge von zumindest Teilen seiner Worthülsen kennen. 6 setzen!

Liebe Mitbürger, liebe Jugend, liebe Antifas!

Heinrich Lübke 17. Juni 1965 18.01.2008 - 22:35
Ich danke zunächst einmal herzlich für den großartigen Empfang, den mir hier diese Stadt und hier der Marktplatz voller gedicht.., dichter Leute, stehender, dichstehender Leute bereitet hat. Ich darf Ihnen aber auch das eine versichern: Wenn ich dieses Jahr hier zum 17. Juni in, äh
[Zurufe: Helmstedt!] - Helmstedt spreche... Sie sehen daran, dass es nötig war, wenn ich hier dieses Jahr in Helmstedt spreche, dann ist es mein eigener Wunsch gewesen. [Beifall]
Ich danke auch der Bergkapelle und dem Gesangverein für ihre Darbietungen. Sie sind erhebend für diese Anst.., für diese Veranstaltung, die wir heute hier begehen. Und ich darf wohl sagen, als man das Lied von der Freiheit sang 'Freiheit, die ich meine', da konnte man sich vorstellen, dass damals dem Dichter des Liedes und auch dem Kommu.., Komponisten, dem haben wahrscheinlich, denen haben damals auch die Freiheiten gefehlt, die sie sich wünschten. Und deshalb dieser eindringliche, dieses eindringliche Lied, was eben auch eindringlich gesungen wurde."

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

.. — ..

... — peppone

@ peppone — auch

super, leider bei mir nicht — antifa 4-ever

. — Giggy

helmstedt — total der egale namen