Rostock: Gibt der Naziladen schon auf?

Red_Angel 17.01.2008 22:46 Themen: Antifa
Nachdem es am Dienstag dieser Woche zu einem erfolgreichen Angriff auf den Neonaziladen ECC (East-Coast-Corner) kam, herrschte gespannte Ruhe in der Hansestadt. Antifaschisten aus Rostock und Umgebung stellten sich bereits auf eine Demonstration ein - nun wurden sie enttäuscht. Eine bundesweit bekannte rechtsextremistische Internetseite erklärte: Keine Demonstration in Rostock!
Über die Hintergründe kann spekuliert werden. Anscheinend ist die 'Frontstadt Rostock' inzwischen aufgegeben worden, stattdessen werden Aktionen angekündigt die am ehesten an das Werwolfkonzept nach der Niederlage im II. Weltkrieg erinnern. Diese scheiterten bekanntermaßen kläglich...
Dienstag Abend, die Rettungstelle im Rostocker Krankenhaus - eine Taxifahrerin hatte 'de Vries' hierhin geschafft. Sie ist wütend: "Wer bezahlt mir die Reinigung?" Ihr ganzes Taxi riecht nach Buttersäure. Der Hamburger 'Kamerad' und Inhaber des ECC ist ein stinkender Nazi. In einem Forum weint er sich aus. Er hätte tot sein können, denn schließlich habe er einem halben Liter Blut verloren. Nunja.
Die anderen Gäste der Notaufnahme sind sichtlich angewidert von ihm. Nicht nur das er nach Erbochenem riecht, er bedroht auch Angestellte des Krankenhaus. Er will nicht verstehen, warum er nicht mit seiner lebensgefährlichen Platzwunde als erstes behandelt wird. Er droht Schläge an.
Der Naziladen im alternativen Stadtteil KTV (Kröpeliner-Tor-Vorstadt) ist derweil erstmal dicht. Mehrere Wochen wird der Naziladen erst einmal geschlossen bleiben.
Unbekannte hatten den Laden angegriffen. Sie zerstörten Inventar, verkippten rote Farbe und verteilten schließlich Unmengen an Buttersäure in den Laden. Auch 'de Vries' wurde bei dem Angriff verletzt.
Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu Übergriffen auf den Laden gekommen. Die Neonazis erklärten Rostock zur Frontstadt. Zwei Demonstrationen wurden organisiert, allerdings mit eher mäßiger Beteiligung.
'De Vries' ist selbst in der Naziszene nicht unumstritten. Wie auch, ist doch schließlich von dem vorbestraften Hooligan bekannt, dass er häufig Drogen konsumiert. Eben kein Vorbild für einen arischen Recken. Er prahlt mit seinen Kontakten im Hamburger Rotlichtmilieu. Nicht gerade ein Arbeitsnachweis für einen engagierten Kampft für die nationale Sache.
Wie aus dem Naziforum zu entnehmen ist, hatte sich selbst Thomas „Steiner“ Wulff für eine Demonstration eingesetzt. Der Vorschlag wurde jedoch abgelehnt. Man werde in Rostock jetzt andere Seiten aufziehen.
Das es keine Unterstützung für diese Idee gab ist bezeichnend.
Die Ausrede, man wolle jetzt mit gleichen Mitteln zurückschlagen und deshalb sei eine Demonstration überflüssig, ist schnell als solche entlarvt. Militante Racheaktionen und eine 'nationale Demonstration' müssen sich nicht ausschließen. Im Gegenteil, eine Demonstration wäre bestens geeignet zu versuchen sich in die Opferrolle zu begeben.
Ist die Absage eine stille Einsicht, dass der Laden in Rostock einfach nur verhasst ist und viele Anwohner die direkten Aktionen gegen den Laden insgeheim und teils sogar offen begrüßen? Oder ist es schlicht die mangelne 'nationale Solidarität'? Die Angst davor sich mit einer Minidemo vollends lächerlich zu machen?
Wie dem auch sei, der Laden ist erstmal dicht - Und jeder Tag an dem er geschlossen hat, ist ein Tag weniger an dem mit dem Verkauf rechter Devotionalien Geld verdient wird. Ein Tag weniger an dem die wenigen Kunden in der KTV herumlungern.
Derweil erklärte der Innenminister von Mecklenburg - Vorpommern, dass er Gewalt ablehne und verwies auf die vielfachen demokratischen Möglichkeiten die sich für den Kampf gegen Rechts anböten. Auch andere Parteien schlossen sich dem an. Bisher hatten diese allerdings nicht für eine, zumindest vorrübergehende, Schließung des Ladens gesorgt.
Die Polizei bittet Zeugen sich bei der Polizei zu melden. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Bei den faschistische Pogromen in Rostock-Lichtenhagen zeigten sich damals Polizei und Justiz wenig entschlossen die teils bekannten Täter zu verfolgen...
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Ergänzungen

Bild aus dem Verkaufsraum

Meier 17.01.2008 - 23:26
Ladentheke mit zerstörtem Inventar

Enfach provozieren

Artjom Kortschagin 18.01.2008 - 03:20
Der Laden ist/war grundsätzlich als Provokation gedacht. Die "Macher" verkaufen ihren Müll zu 90% über den Postweg. Wenn sie die Absicht gehabt hätten, mit einem "Bekleidungsgeschäft", welches von vorn herein als Naziladen zu erkennen ist, Geld zu machen, Laufkundschaft anzulocken, dann hätten sie in Rostock 1000 Möglichkeiten gehabt. In den Laden gingen nur Arschlöcher, weil er nur für diese als Laden erkennbar war.

Ansonsten: Augen auf in der KTV und in ganz Rostock! Es gibt hier genug Nazis mittendrin. Mit oder ohne ECC...

Verkauf

Bello 18.01.2008 - 11:53
Wer den Laden aufgeben will schaltet aber keine Anzeige in der aktuellen "Deutsche Stimme" 01/08, S. 26, wegen der Suche nach eine Halbtagskraft zum Verkauf.

Neonazi-Angriffe auf Kioskbesitzer

http://www.rp-online.de 18.01.2008 - 21:42
Leichlingen (RP) Weder Hauswände noch Stromkästen, Mauern und die Pfeiler der Bogenbrücke sind vor den Tätern sicher. Kiosk-Besitzer Roland Mahl wurde mit zwei Freunden sogar angegriffen.

Die Blütenstadter sind empört. Im Ortskern, ganz besonders aber rund um den Bahnhof, haben Unbekannte rechte Parolen aufgesprüht: Hauswände, Stromkästen, Mauern – nicht einmal die Pfeiler der Bogenbrücke waren vor den Tätern sicher. Immer wieder taucht dabei das Kürzel ANL auf. Dahinter verbirgt sich die auch dem Verfassungsschutz nicht unbekannte Gruppe Autonome Nationalisten. Das „L“ steht je nach Ort der Schmierereien mal für „Leichlingen“, mal für „Leverkusen“.

Besondere Probleme mit den jungen Neo-Nazis hat Roland Mahl. Der Reggae-Freund mit der Dreadlock-Frisur betreibt den Kiosk „An’na Bahn“ am Leichlinger Bahnhof. Und auch die Wände seines Geschäftes wurden beschmiert. Ein Graffiti-Kunstwerk mit dem Konterfei von Bob Marley wurde mit roter Farbe zerstört. Überall finden sich die Kürzel der Gruppierung und Keltenkreuze, wie sie die rechte „White Power“-Bewegung gerne verwendet. Dazu kommen auf diesem und benachbarten Gebäuden unzählige Aufkleber mit NPD-Parolen, ANL-Slogans oder dem Konterfei des verurteilten und 1987 verstorbenen Kriegsverbrechers Rudolf Hess.

Über die Probleme mit den jungen Neo-Nazis berichtete Mahl Mitte November im WDR-Fernsehen. Seitdem wurde alles noch schlimmer. Im Durchgang zu den Bahngleisen finden sich Sprüche wie „Mahl ist tod“ (Rechtschreibfehler wurde von uns übernommen) oder „Kioskbesitzer wir kriegen dich“. Einmal wurden er und zwei Freunde sogar von einer siebenköpfigen Gruppe attackiert. „Ohne auch nur ein Wort zu sagen, sprühte einer von ihnen mit Pfefferspray. Ein anderer warf so feste mit einer geschlossenen Bierflasche, dass sie auf dem Brustkorb meines Bekannten explodierte“, sagt Mahl.

Angst hat er zwar nicht, aber langsam wird er ungeduldig. „Ich würde mir wünschen, dass die Behörden schneller etwas unternehmen“, sagt der Kioskbesitzer. Am wenigsten könne er verstehen, weshalb die Polizei nicht bei einem jugendlichen Mitglied der Gruppe vorbeischaut. „Der wohnt hier in Sichtweite und hat wahrscheinlich auch Aufkleber zu Hause“, vermutet Mahl. Er selbst hat einen Anwalt eingeschaltet.

Polizei und Stadt sind nicht untätig geblieben. „Es wurde eine Ermittlungskommission gegründet, die sich um alle Vorfälle kümmert“, sagte Georg Kraushaar, Pressesprecher der Kölner Polizei. Anlass seien verschiedene Vorkommnisse auch in Leverkusen. Die Stadt Leichlingen hat 500 Euro Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung der Sprüher führen. Ähnliches werde auch in Leverkusen in Erwägung gezogen.

ECC weiter geschlossen

http://www.endstation-rechts.de/ 19.01.2008 - 13:04
ECC weiter geschlossen - Nazis rufen zu Gewalt auf!

Auch drei Tage nach dem Anschlag auf den rechtsextremen Szeneladen „ECC“ in Rostock (Endstation Rechts. berichtete) sind die Geschäftsräume offenbar fest verschlossen und von der Polizei versiegelt.
Auch Meter vor dem Laden ist noch der unangenehme Geruch von Buttersäure nicht zu überriechen. Die Polizei ermittelt derzeit weiter nach den Tätern, wertet die Daten der Überwachungskamera aus und bittet dabei auch die Rostocker Bevölkerung um sachdienliche Hinweise.

Gleichzeitig gehen die massiven Bedrohungen aus rechtsextremen Kreisen u.a. gegen Mathias Brodkorb (SPD) und weitere Mitarbeiter von Endstation Rechts. unverhohlen weiter. In einschlägigen Internetforen nehmen bekennende Rechte keinen Blatt vor den Mund und machen dabei aus ihrer Gewalt verherrlichenden und antisemitischen Gesinnung keinen Hehl.

Noch am Dienstagabend wird in einem einschlägig rechten Internetforum zur Gewalt aufgerufen: „Dieser scheiß Brodkorb ist das Allerletzte! [...] Kann nicht mal jemand sein Haus abfackeln? Wäre nett! Danke!“

Ein weiterer Benutzer nennt sich „Friese Hamburg“ und gibt vor, Thorsten de Vries (Inhaber des Ladens „ECC“) zu sein. „Friese Hamburg“ meldet sich am Mittwoch zu Wort: „BÜRGERLICHE HETZER DIE DIESEN ÜBERFALL ZU VERANTWORTEN HABEN WIE DER GENOSSE BROTKORB SOLLEN SICH DIE NÄSTEN MONATE ALLERDINGS BESSER ZWEIMAL UMSCHAUEN WENN SIE IHR HAUS VERLASSEN !“

„wartender Krieger“ gibt dem Benutzer „Friese Hamburg“ daraufhin Ratschläge und hat dabei offensichtlich Größeres im Sinn: „@ Friese Hamburg: [bedeutet: „direkt zu `Friese Hamburg´“; Anm. d. Red.] [...] Schlagt ihr Kameraden im Norden zu, beginnt die Eskalation, wir folgen dann im Süden. Aber macht es geschickt und schlau, [...] Der richtige Krieg beginnt noch früh genug, seht zu, daß ihr bis dahin handlungsfähig bleibt. Es gibt keine Entschuldigung für taktisch ungeschicktes Verhalten.“

Nutzer „14Words“ [ein rassistisches Codewort; Anm. d. Red.] spitzt zu: „ Iwann kommt der Tag-X und wir verurteilen die ganzen Volksschädlinge zum tode durch den Strang!“.

„HelmAbZumGebet“ leugnet in diesem Zusammenhang indirekt sogar den Holocaust: „Pinoccio kenn ich [...] Und nach dem Krieg hatte der doch auch die 6-Millionen-Story erzählt… Was haben wir alle gelacht. Aber dabei weiss doch jeder, dass Pinoccio nicht die Wahrheit sagen kann. Langnasen eben“

Subtiler in der Doberaner Straße in Rostock: An den Rollläden des „East Coast Corner“ hängen Personen aus dem Umfeld des rechten Szeneladens wiederholt eine Pressemitteilung der NPD-Landtagsfraktion aus (siehe Bild), in welcher Mitarbeiter von Endstation Rechts. namentlich genannt und mit dem Anschlag in Zusammenhang gebracht werden. Regelmäßig wird diese dann von der Polizei wieder entfernt.

Mittlerweile widersprechen jedoch offenbar selbst Vertreter der rechten Szene der auf einer bekannten rechtsextremistischen Internetseite mehrfach verbreiteten Falschmeldung, Brodkorb wäre "kurz nach dem Überfall" vor dem ECC gesehen worden. In einem Eintrag heißt es hierzu: "Meine Kameraden und ich haben es gesehen, es war nach 21.00 Uhr. Also fast 2 Stunden nach der Tat. Besonders fix ist das wohl nicht." Brodkorb selbst verurteilte heute in der OZ den Anschlag: "Gewalt und Straftaten sind keine legitimen Mittel der politischen Auseinandersetzung“, so der Landtagsabgeordnete.

Rechter Laden bleibt dicht

http://www.svz.de 20.01.2008 - 01:14
Nach dem Überfall auf den Bekleidungsladen "East Coast Corner" (ECC) in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt bleiben dort die Türen vorläufig verschlossen. Zu sehen ist von dem Angriff kaum etwas. Die Rollläden sind unten, der Zugang ist mit einem amtlichen Siegel versehen. Bereits wenige Meter vor dem Eingang steigt der Gestank nach ranziger Butter und Erbrochenem noch äußerst aufdringlich in die Nase. Im Innern läuft die Tatortarbeit, Kriminaltechniker suchen nach möglichen Spuren. Welche Ekel erregenden Dunstschwaden noch durch den Verkaufsraum wabern, kann man nur erahnen. "Wir ermitteln derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung", sagt Polizeisprecher Volker Werner. "In diesem Zusammenhang werden auch die Videoaufnahmen einer Kamera auf dem Dach eines benachbarten Gebäudes ausgewertet", so Werner. Die Beamten werden den Stadtteil verstärkt im Auge behalten. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise zu den Tätern oder dem Geschehen.

Buttersäure eingesetzt

In einem Blitzangriff stürmten am Dienstagabend gegen 19.20 Uhr fünf vermummte Angreifer in das Geschäft für "rechte Bekleidungsmarken" (NNN berichteten). Der Ladeninhaber wurde am Kopf verletzt und musste in der Notaufnahme ambulant behandelt werden. Die Einrichtung wurde mit Farbe und Buttersäure besprüht. Nach knapp zwei Minuten war der Spuk vorbei. In kleinen Gruppen flüchten die schwarz gekleideten Angreifer in verschiedene Richtungen.

Immer wieder gibt es Proteste gegen und Übergriffe auf das ECC. Das Geschäft hat seit Juni vergangenen Jahres geöffnet.

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ohne titel — rowdy

Vorbild und Motivation — für andere Städte !

Der Artikel — prima

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Polizei beschlagnahmt rechtsradikale CDs — http://www.bild.t-online.d

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