Köln: Spontandemo nach rassistichen Übergriff

AutorIn des Beitrags 17.01.2008 17:46 Themen: Antifa Antirassismus
Unter dem Motto „Das Problem heisst Rassismus“ haben am Mittwochabend mehr als 400 Menschen lautstark und kraftvoll in der Kölner Innenstadt demonstriert. Anlass war ein rassistischer Übergriff im Kölner Studentenviertel am vergangen Wochenende.
Nach der Auftaktkundgebung am Zülpicher Platz, führte die Demo über Zülpicherstraße und Kyffhäuserstraße in die Hohenstadenstraße wo am Wochenende ein 22jähriger als „Neger“ beschimpft und kurz darauf von mehreren Angreifern getreten und geschlagen wurde. Mit der Demonstration sollte ein deutliches Zeichen gegen die rassistischen Alltagszustände in der Bundesrepublik gesetzt werden. „Rassismus ist nicht nur in Ostdeutschland ein alltägliches Problem für Menschen mit Migrationshintergrund. Die rassistischen Ausländergesetze schließen viele MigrantInnen von der Partizipation in der Gesellschaft aus und sperren so genannte Illegale in unmenschlichen Abschiebegefängnissen ein. Eine gesellschaftliche rassistische Grundstimmung gegen „Ausländer“ manifestiert sich neben Müngeln auch in Kochs Wahlkampfhetze gegen junge MigantInnen“ sagte eine Antifa-Aktivistin am gestrigen Abend. „Ob es sich bei den Tätern vom Samstag um organisierte Neonazis oder um andere Rassisten handele ist dabei erstmal zweitrangig, der Angriff war eindeutig rassistisch motiviert. Erschreckend ist es außerdem wie in den Berichten der Kölner Medien das Opfer nach und nach zum Mittäter gemacht werde.“

Auf der Auftaktkundgebung wurde ein kurzer Redebeitrag zu den rassistischen Übergriff und den Umgang der Kölner Medienlandschaft mit diesen sowie über den alltäglichen Rassismus in der BRD gehalten. Die Demonstration zog zunächst über die Zülpicher Str., wo die Burschenschaft Ascania sich so sehr für die Demonstration interessiert, dass gleich eine Videokamera aus dem Burschenhaus auf die DemoteilnehmerInnen gerichtet wurde. Die Demo bog dann in die Kyffhäuser Str ein, wo eine kurze Zwischenkundgebung abgehalten wurde. Ein Redebeitrag über Rassismus im studentischen Alltag wurde verlesen. Danach zog die Demo über die Ringe Richtung Ehrenstraße, kurz nachdem man den Rudolfplatz passiert hatte, zeigte ein Rentner am Rande des Aufzuges mehrmals den Hitlergruß und wurde daraufhin von mehreren TeilnehmerInnen zur Rede gestellt. Nachdem die Polizei die Personalien des Mannes aufgenommen hatte, wurde eine Anzeige eingeleitet. Die Demo zog anschließend weiter zum Büro des Rechtsanwalts Jürgen Clouth in der St. Apernstraße. Clouth, der aus einer bekannten Kölner Unternehmerfamilie stammt, ist bei der extrem Rechten „Bürgerbewegung pro NRW“ seit kurzen für den „Arbeitskreis Mittelstand“ verantwortlich. Vor seiner Kanzlei stoppte die Demo dann noch mal für eine kurze Zwischenkundgebung, nachdem einzelne Böller und Raketen auf den Besuch aufmerksam gemacht hatten, wurde ein Redebeitrag zu „pro Köln/NRW“ verlesen und dazu aufgerufen auch im Alltag „pro Köln“ und anderen Rassisten entschiedener entgegen zutreten und auch alltägliche Ausgrenzungspraktiken gegen MigrantInnen nicht einfach hinzunehmen. Danach ging es weiter zum Friesenplatz, wo die Demo wie geplant aufgelöst wurde. Für die zwei Tage Mobilisierung war es eine gelungene und kraftvolle Demonstration.
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Ergänzungen

Video plus Aufruf für nächsten Donnerstag

Miss Piggy 17.01.2008 - 18:05
Ein Video von der Demonstration ist bei youtube unter:
 http://youtube.com/watch?v=131KWVWXhIc

Am 24. Januar findet eine Karnevalssitzung der CDU in der KölnArena statt. Wegen des rassistischen Wahlkampfes in Hessen und deren Verschärfungsvorschlägen zum Jugendstrafrecht, wollen wir die CDU-Mitglieder auf dem Weg zu ihrer Sitzung gebührlich empfangen. Die Karnevalssitzung beginnt um 19:11 Uhr unter dem Motto "Löstige Demokrate".

Treffpunkt am Donnerstag, den 24. Januar ab 18 Uhr am Aufgang zur KölnArena neben dem Stadthaus in Köln-Deutz.

Hier der Aufruftext von Kontrollverlust:

Rassismus ist nicht „löstig“!
Am 27. Januar 2008 wird in Hessen gewählt und der bisherige Ministerpräsident Koch bangt um seine Macht. Um diese zu erhalten, zeigt er mal wieder die rassistische Grundhaltung seiner Partei, die von einem Großteil der deutschen Bevölkerung gewählt wird: Rassismus!
Ständig werden von CDU, CSU und der Springerpresse Sätze formuliert, die in ihrer Zusammensetzung bei den HörerInnen folgendes verstehen lassen:
• Ausländer = Kriminelle und Gewalttäter
• Jugendstrafrecht = Sommerferien
• deutsche Volksgemeinschaft = gut, aber bedroht
• Abschiebungen, Camps (dt. Lager), 15 Jahre Höchststrafe und Strafmündigkeit unter 14 notwendig gegen Kinder und Jugendliche
Nicht nur der Zentralrat der Juden sieht Koch und die CDU gefährlich nahe an der NPD. Die extreme Rechte sieht sich in ihrer jahrelangen MigrantInnenhetze bestätigt und jubelt der CDU für ihre „klaren Worte“ zu. Die NPD macht Koch sogar ein Koalitionsangebot.
Die CDU repräsentiert und bedient einen in der deutschen Bevölkerung weit verbreiteten Rassismus. Mit ihren Äußerungen und ihrer alltäglichen Politik bestätigt und bestärkt sie solche Neonazis, die dann auch zuschlagen und töten. Für die Nazischläger vom 12. Januar in Köln ist die CDU mitverantwortlich. Sie ist eine Brandstifterin und Schreibtischtäterin, die in die Schranken gewiesen gehört.
Am 24. Januar feiert die CDU-Köln ihre Karnevalssitzung in der KölnArena. Das Motto lautet „Löstige Demokrate“. Doch Rassismus ist nicht „löstig“ und Polizeistaat mit Nazischlägern flankiert ist nicht demokratisch!
Antirassistischer und antifaschistischer Empfang
der CDU-KarnevalistInnen

Donnerstag, 24. Januar 2008 ab 18 Uhr
Stadthaus Deutz / KölnArena

Im Anschluss gibt es von der Antifa um 20 Uhr eine Mobilisierungs- und Infoveranstaltung zu Dresden und dem Naziaufmarsch am 16. Februar im Unikum, Universitätsstraße 16. Im Anschluss (ab 22 Uhr) gibt es am gleichen Ort die Antifa-Party.

Geile Bilder aus Köln.

- 17.01.2008 - 18:40
Freut mich endlich mal solche Bilder aus Köln zu sehen. Aus der Hauptstadt des Karnevals hatte mensch lange nichts gehört. Die Bildern erinnern an Berlin in den 90ern. Ich wußte bisher nicht daß es in Köln so breite Straßen gibt. Hoffentlich hört mensch jetzt wieder öfter von euch.

Antifademo

AfA 17.01.2008 - 18:52
Die Kölner GenossInnen haben sich scheinbar endlich von ihrem veralteten Bündniskonzept gelöst. Und siehe da, das Ergebnis war eine schöne autonome Antifademo mit fast 500 Leuten. Es geht also doch! Weiter so! Gruß von den GenossInnen aus H.

dumm nur....

kölner 17.01.2008 - 19:11
...dass laut Kölner Stadtanzeiger der Ermittlungsstand mittlerweile mal wieder ein anderer ist. Die angeblichen Skinheads die dort gepöbelt und geprügelt haben sollen, haben sich in Luft aufgelöst und momentan bleibt "nur" ne Auseinandersetzung mit "normalen Türstehern", wobei von diesen ja bestritten wurde, dass derjenige durch eine Beschimpfung als "Neger" provoziert worden sei.

Insofern bleibt da Aussage gegen Aussage und der Vorfall stellt sich zumindest nicht ganz sooo eindeutig dar, wie nach ersten Medienberichten.

blabla

jqvoq 17.01.2008 - 22:04
 http://www.koeln.de/artikel/Koeln/Skinheadschlaeger-wollten-Opfer-nur-helfen-39911-1.html

Selbst wenn der Übergriff nun nicht aus einem "eindeutig rassistischen" Motiv heraus verübt wurde fand ich die Demo gut und wichtig.
Zeigt doch das der Bereich Köln/Bonn keineswegs am schlafen ist und das es tatsächlich möglich ist auch hier, innerhalb von 2 tagen an die 400 Menschen zu mobilisieren!

Stimmung fand ich gut, die Gefühlsausbrüche der 2-3 Faschos die am Rand standen und den bösen Arm nicht zurückhalten konnten wurden schön quittiert, nette Reaktion von seiten der Herren in grün..

Die Gefühlsausbrüche der Internetfaschos dagegen könnten mal gelöscht werden?!

Weitere Bilder...

fight racism 18.01.2008 - 00:04
...von der gestrigen Demonstration.

konstruktiv gemeinte Kritik

(.) 18.01.2008 - 11:09
Trotz allem (ja die demo war groß für nur zwei tage mobilisierung, und ja sie war kämpferisch ein hoch hier besonders auf die böllerwürfe), ABER (gelobt wurde genug):

Ich persönlich fand, dass mensch sich mal wieder viel zu sehr wie schwarze schafe, von der polizei hat herumführen lassen. mehrmals hätte es die gelegenheit gehabt, einfach einen anderen weg zu nehmen, da ja (glücklicherweise) nur sehr wenige einsatzkräfte vor ort waren. auch die besetzung beider strassenseiten (also aller 4 spuren) kam einfach zu spät, erst als da ein paar punks die gelegenheit beim schopfe griffen und nach links ausscherten, ist der rest der demo nachgezogen. das hätte früher laufen können. genauso stellt sich die frage, nach dem sinn, wenn sämtliche flyer, die sich auf diese demo beziehen, an demonstranten (,die eigentlich doch als sympathisanten gesehen werden können) ausgeteilit werden, so dass keine flyer mehr da sind um sie an das gemeine volk an der seite zu verteilen....


Trotz allem (die 2.) große freude, sowas in köln mal wieder gehabt zu haben, vorfreude aufs nächste mal....

@egal

TutnichtszurSache 18.01.2008 - 14:27
90% Black Block? Das seh ich ein bischen anders. Der vordere Teil war hauptsächlich Black Block, der Rest waren sogar Familien mit Kindern oder auch ein paar ältere Leute, oder eben kein Black Block so wie ich.

Türken, Parolen und Teilnehmer

- 18.01.2008 - 14:31
Die Demonstration war für kölner Verhältnisse echt sagenhaft, besonders im Hinblick auf die vielen Teilnehmer.

Heute ist mir zu Ohren gekommen, dass im Stadtanzeiger angeblich die Rede davon war, dass die sog. Skinheads Türken gewsen sein sollen, die in einen Streit zwischen den Afrikaner und seiner Freundin dazwischen genagen sein sollen, da dieser seine Freundin angeblich geschlagen haben soll.

Habe es heute von einem Arbeitskollegen gehört und da ich den kölner Stadtanzeiger nicht bzw. selten lese konnte ich mich bisher nicht vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage überzeugen.

Ein positives Feedback möchte ich hier noch an die türkischen Genossen mit der mehrfach gerufenen Parole "Yasasin haklerim kardeshlie" (tut mir leid, wenn falsch geschrieben) geben, auf dt. so viel wie "Es lebe die Brüderlichkeit der VÖlker"... es ist wichtig in einer Stadt mit hohen Migrationshintergrund auch Parolen in anderer Sprache zu rufen, denn für die migrantischen Kollegen/innen ist es oft nicht auszumachen zu welcher politischen Strömung eine Demonstration gehört. Besonders durch die "neuen" sog. autonomen Nationalisten passiert es viel zu oft, dass Antifaschisten mti Faschisten verwechselt werden und es so zu meist schweren Auseinandersetzungen kommt. Die türkischen Parolen fanden meist sehr großen Anklang bei türkisch sprachigen Passanten, so zumindest mein Eindruck.

Eine Kritik zur Demonstration, dei Parole "Oma, Opa und Hans P. keine Opfer sondern Täter" hätte man ruhig weg lassen können, besonders in einer Stadt wie Köln wo z.B. die Edelweißpiraten und der kommunistische Widerstand sehr gut organisiert waren, ist sowas einfach unpassend. Diese Parole ist viel zu generell und man könnte Ersatzweise auch "Alle Deutschen sind Nazis" rufen, was genauso paradox ist...

Das Schluß sein muss mit dem deutschen Opfermythos ist klar, aber nicht alle deutschen Omas, Opas und Hans Peters waren Faschisten. Ein Hans Peter, der sogar sehr nah mit mir verwandt ist war im RFB und hat im roten Widerstand gearbeitet und dementsprechend finde ich solche generalisierenden Parolen einfach unpassend. Schön ist z.B. "Ruhm den Genossen/Menschen im Widerstand, gegen Hitler im ganzen Land".. aber egal ich will hier nciht vor mich hin sinnieren ;)

Eine Info noch zu Köln:

Nicht nur der dt. Rassismus wird in Köln immer stärker, auch Faschisten (meist türkisch Stämmige) mit Migrationshintergrund machen sich in Stadtteilen wie z.B. Köln-Mühlheim sehr breit. Allerdings ist die türkische Linke dort sehr straff, wenn nicht sogar sehr militant organisiert. Meine Erfahrung ist das mit den migrantischen Organisationen, die auch vor Ort waren eine sehr gute Zusammenarbeit möglich ist wenn man auf sie zugeht. Leider ist es nämlich immer noch so das viel linke Organisationen in Köln recht eigenbrödlerisch or sich hin leben.

Humbug

730i 23.01.2008 - 20:55
Hört mal Jungs, euch ist schon klar das es definitiv KEIN rassistischer Übergriff war???
Die Zeitungen berichteten schon kurz nachdem sie fälschlicherweise etwas von einem rassistischen Übergriff titelten, dass es sich bei den Glatze tragenden beiden verdächtigen um Türsteher völlig ohne rechte Ambitionen und Vorstrafen handelte.
Die beiden hatten versucht einen Streit zu schlichten, welcher zwischen dem Schwarzen, seiner Freundin und EINEM MANN MIT ZURÜCKGEGELTEN HAAREN welcher als SÜDLÄNDISCHE ERSCHEINUNG von Zeugen beschrieben wurde, ausgebrochen war.
Das vermeintliche Opfer, welches übrigens mehrfach wegen Gewaltdelikten vorbestraft ist geriet also NICHT mit "Nazis" aneinander sondern provozierte selbst einen Streit mit einer noch unbekannten Person (Südländische Erscheinung)
Dieser Tathergang wird auch dadurch untermauert, dass die beiden Türsteher an Ort und Stelle blieben und die Polizei riefen.
Ich selbst bin Student, wohne gleich um die Ecke und denke deshalb auch behaupten zu können zumindest in meinem Stadteil NOCH NIE EINEN NAZI gesehen zu haben!

Vielen Dank und schöne Grüße Michael W.

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