SEK räumt Baumbesetzer

Robin Wald 15.01.2008 20:44 Themen: Repression Ökologie
In einer Nacht- und Nebelaktion hat die Polizei heute Nacht gegen ein Uhr damit begonnen, die von ROBIN WOOD-AktivistInnen seit über einem Monat besetzte Buche in Dresden zu räumen. Über Hundert Dresdener BürgerInnen hatten sich trotz der nächtlichen Stunde an dem jahrhundertealten Baum versammelt, um ihn vor der Fällung zu schützen. Der Protest richtet sich gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke über die Elbe. Die 300 Jahre alte inzwischen abgeholzte Rotbuche behinderte den Ausbau einer Zufahrtsstraße zur geplanten Elbüberquerung.
In der Nacht stürmten vermummte Spezialeinheiten das Gelände rund um den Baum und versuchten es abzuriegeln. Dabei waren über 100 Beamte im Einsatz. Dennoch gelang es rund 20 DemonstrantInnen eine Sitzblockade am Fuße der Buche zu machen. Die Polizei ging ruppig gegen sie vor, schleifte die Leute weg und nahm etliche in Gewahrsam. Unter lauten Pfiffen und "Schämt Euch-Rufen" begannen Beamte auch die 13 ROBIN WOOD-KletterInnen aus der Buche und einer daneben stehenden Linde zu räumen.

Kurz nach Mitternacht sperrten Beamte die Zufahrtsstraßen, vermummte SEK-Angehörige installierten Kräne, ein Schneidbrenner wurde angefordert. Zwei von ihnen hatten ihre Arme in einem Rohr um einen Stämmling der Buche gekettet. Gegen vier Uhr flexte die Polizei - ohne eine Schutzvorrichtung oder Kühlung zu verwenden - das Rohr auf. Auf Proteste von ROBIN WOOD und von vor Ort anwesenden Landtagsabgeordneten gegen diese gefährliche Räumungsmethode ging die Polizei nicht ein.

"Es ist haarsträubend, was hier passiert. Menschenleben werden gefährdet, um die Leute schnell vom Baum runter zu bekommen", sagt Sara-Ann Lampmann von ROBIN WOOD in Dresden. "Doch auch wenn heute die Buche abgesägt wird und nicht diejenigen die den Bau dieser überflüssigen Brücke zu verantworten haben, muss allen klar sein: Die heutige Aktion wird noch mehr Menschen gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke aufbringen."

Hunderte Dresdner demonstrierten bis in die Morgenstunden und nahmen Abschied von dem gesunden Baum. Die Fällung nahm nach ersten Erkenntnissen die Fa. Rotzsch mit Unterstützung der Fa. Lehmann, Hubbühnen vor. Gestern war nochmals eine sehr große Abordnung von Bürgern bei Oberbürgermeister Vogel vorstellig. Er teilte mit, dass er nicht zuständig sei, man solle doch zur Staatskanzlei gehen.

Die Polizei hatte versucht, den Räumungstermin geheim zu halten, nachdem der erste Versuch am 10. Januar abgebrochen werden musste, weil der Widerstand vor Ort zu stark gewesen war. Der Sprecher der Stadt hatte vor JournalistInnen noch bestritten, dass der Baum in einer Nacht- und Nebelaktion geräumt werden solle. "Die Stadt weiß", so Sara-Ann Lampmann, "dass sie es nur noch nachts und heimlich schaffen kann, diese Monsterbrücke gegen die DresdnerInnen durchzusetzen. Inzwischen fragt sich auch die internationale Öffentlichkeit, welche Betonköpfe in Dresden am Werk sind und das Welterbe aufs Spiel setzen."

Einen Monat hielten die AktivistInnen von ROBIN WOOD die bereits Buche besetzt. Bei strahlend blauem Himmel luden die AktivistInnen erst am 12.01.08 die zahlreichen BesucherInnen zum „Schnupperklettern“ ein. Am Abend nehmen viele Unterstützer an der Aktion „Lichter für das Welterbe“ teil.

Seit Jahren gibt es Widerstand gegen das Bauwerk. So droht die UNESCO mit der Aberkennung des Titels »Weltkulturerbe« für das Elbtal, falls die Brücke errichtet wird.

Auf  http://www.welterbe-erhalten.de/nachrichten/zeitungsschau/presseerklarung-zum-burgerbegehren-waldschloschentunnel-14.-januar-2008.html
gibt es ein Bürgerbegehren als PDF-Datei herunterzuladen.
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Ergänzungen

Die Polizei...

Man of Darkness 15.01.2008 - 23:37
...hat das ganze nicht allein zu verantworten, das Verhalten beim Einsatz natürlich schon, das generelle Ordnungshüter Aufgebot hat allerdings der Bürgermeister verbrochen.

Video unter

NTV 16.01.2008 - 00:21
Besetzte Buche muss weichen
 http://www.n-tv.de/543.html

körperliche und seelische Verletzungen

Sanitätsgruppe Südwest / Rescue Team Dresden 16.01.2008 - 00:58
Eine Aktivistin wurde durch äusserst grobe Behandlung sowie wegen mangelnder Schutzmaßnahmen durch Funkenflug bei der Beseitigung eines Lock-On auf der Buche leicht verletzt.

Mehrere am Boden demonstrierende Menschen wurden bei verschieden Anlässen von Polizeibeamten unter anderem ins Gesicht geschlagen, gewürgt und Treppen hinabgeworfen.

Weit schwerer als die körperlichen Verletzungen wog und wiegt aber der seelische Schmerz, den der Tod der nach über einem Monat Besetzung liebgewonnenen und, das sei an dieser Stelle erwähnt, wunderschönen und kerngesunden Buche bei den AktivistInnen von ROBIN WOOD und den unterstützenden Bürgerinnen hervorgerufen hat.

Fa. Rotzsch nein

Quercus 16.01.2008 - 16:37
Die Fa. Rotzsch hat sich zu keinem Zeitpunkt an der Fällung der Buche beteiligt!!!!!!
Ausführender war die Fa. Cityforest.

+ + + ROBIN WOOD-Presseeinladung + + +

Robin Wood 16.01.2008 - 18:37
Nachlese zur ROBIN WOOD-Baumbesetzung am Stumpf der Buche
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe KollegInnen,

die Rotbuche ist tot, der Widerstand gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke aber ist lebendiger als je zuvor.

ROBIN WOOD und die Initiativen gegen den Brückenbau laden Sie recht herzlich ein, gemeinsam mit AktivistInnen der Baumbesetzung am Stumpf der gefällten Buche Revue passieren zu lassen, was geschehen ist und die Aktion samt dem großen Polizeieinsatz politisch zu bewerten.

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Treffpunkt:
morgen, Donnerstag, den 17. Januar 2008 an der Ecke Bautzener
Straße/Angelikastraße um 14:00 Uhr
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Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Gerschner, Tel 0171 / 835 95 15
Ute Bertrand, Tel. 0160 / 96 34 72 27

Herrje ...

Zum richtigen Verständnis... 17.01.2008 - 01:39
Das Ganze ist unsäglich und (fast) jede Protestform bei soviel Dummheit angebracht. Aber hier wahllos mehr oder minder Verantwortliche anzudissen, wird der Sache nicht gerecht und droht sogar kontraproduktiv hinsichtlich irgendwelcher Alternativen zu werden. Erinnern wir uns: Die Waldschlösschenbrücke ist in den 90ern von maßgeblichen CDU-/FDP-Kreisen initiiert worden. Sie war schon immer mal in der Diskussion (worauf sich CDU-Nahe oft berufen), aber aus gutem Grunde immer wieder verworfen worden. Weil man sich in den 90ern seiner Sache nicht sicher war, gewisser nicht zu unterschätzender Widerstand im Stadtrat herrschte, andererseits die Staatsregierung von vornherein nur Willens war, diese Brücke und keine Alternative mitzufinanzieren, wurde eben mal von denen bewusst in der Hoffnung auf Zustimmung des immer seine Autofreiheit wünschenden Bürgers ein Bürgerbegehren initiiert (!!! Sonst reagiert hier in Sachsen die CDU auf irgendwas, was nach Volksbegehren klingt, ziemlich verschnupft, außerdem sprachen die Dokumente ihrer Beweisführung, nüchtern betrachtet, seinerzeit eher gegen als für die Brücke!). Es ist aber nunmal so, dass das Volk von denen erfolgreich missbraucht wurde, und allein die Staatsregierung (in persona G.Milbradt, vertreten durch seine Erfüllungsgehilfen im Regierungspräsidium), ein paar FDP/CDU-grenzen-, scham-, gnaden- und kompromisslos denkenden Politiker das überall durchboxten. Ich bin überzeugt, dass einen Haufen Politiker einschließlich des amtierenden OB und selbst CDU-nahe Bürger und ehemalige Befürworter die Brücke selbst und die unsägliche Ignoranz des Herrn M. und des Herrn Henry H. masslos ankotzt!!!
In diesem Sinne kreativer Widerstand auf allen (!) Ebenen und viel Erfolg!

Reizende Flüssigkeiten gegen Demonstranten

Peter Müller 18.01.2008 - 11:12
Selber noch Betroffen vom Vorgehen der Polizei am Dienstag in Dresden möchte ich auf einen ungeheuerlichen Vorgang hinweisen:

Beim Lesen der Dokumentation ( http://www.wsb.presse-lounge.eu/galleries/2008-01-15.html) des Einsatzes der Polizei beim Räumen der Buche an der Bautzner Straße ist mir der Hinweis aufgefallen, das Reizgas gegen friedliche Demonstranten eingesetzt worden ist. Schon beim Durchssehen der Medienberichte am Morgen des Räumungstages war mir in einem Video aufgefallen, wie ein Polizist eine Substanz in die Demonstranten sprüht. Nach etwas längerer Suche habe ich den entsprechenden Bericht wiedergefunden. Es lief im ZDF Morgenmagazin und ist auch weiterhin dort abrufbar. ( http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/398868?inPopup=true)

Unter folgendem Link finden Sie eine Momentaufnahme aus diesem Video: ( http://imghost.webspell.eu/image.php?id=20f4a8ccc6220969bf7c2125efc8aec2). Der Polizist, dessen Jacke rechts erkennbar ist, sprüht aus der Hand in Hüfthöhe eine flüssige ubstanz auf die am Boden liegenden Demonstranten.
Etwas weiter links sehen sie einen Demonstranten, der die Hand zum Schutz erhebt. Eine Speicherung des Videos vom ZDF ist möglich mit dem Hinetrecorder ( http://en.hoonnet.com/english1/recorder_intro.html) Die entsprechende Streamingdatei kann unter folgendem Link abgerufen werden:  http://wstreaming.zdf.de/zdf/veryhigh/080115_dresden_mom.asx


Mit freundlichem Gruß

Peter Müller

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O Mein Gott — acab

scheissbullen — jemand