Nazis in Bruchköbel/Südhessen geoutet

Andi G. Wehre 14.01.2008 18:21 Themen: Antifa
Am Samstag Nachmittag den 12.01.08 erhielt der Vorsitzende des NPD-Ortsverbands Bruchköbel Nidderau Sebastian Schuppe ungebetenen Besuch vor seiner Haustüre in der Geschwister-Scholl-Str. 34 in Bruchköbel.
Ca. 20 Aktivist_innen hatten sich angeschickt die Anwohner_innen über das Treiben ihres Nachbarn zu informieren und verteilten unten angefügten Text in die umliegenden Briefkästen und verlasen ihn anschließend vor seinem Haus. Ob sich der betreffende und sein Parteikamerad und Mitbewohner Michael Göttlicher nicht einmal zum Winke-Winke machen ans Fenster trauten oder gar nicht anwesend waren, darüber kann nur spekuliert werden. Anschließend entschloss mensch sich schließlich noch zu einer Spontankundgebung in der Bruchköbeler Innenstadt, welche ebenfalls ohne Belästigungen von Polizei oder Nazis ablief, dafür jedoch interessierte und mitunter zustimmende Reaktionen unter den Passanten hervorrief.

FLYERTEXT:
"Sebastian Schuppe – der Nazi von Nebenan

Anfang Oktober wurde der NPD-Ortsverband Bruchköbel-Nidderau gegründet. Dessen Vorsitzender ist ihr Nachbar: Sebastian Schuppe.


Sebastian Schuppe ist vor einigen Monaten zusammen mit Michael Göttlicher, ebenfalls NPD Mitglied, in eine Wohnung in der Geschwister Scholl Straße 34 eingezogen. Er ist 20 Jahre alt und arbeitet bei der Firma Eurolflamm in Maintal. Sein Auftreten entspricht keinesfalls dem Klischee des rechten Schlägers, dies sollte jedoch nicht über die menschenverachtende Ideologie hinwegtäuschen, die er vertritt und die keinesfalls akzeptiert werden kann.

Zur Gründung des Ortsverbandes wird Schuppe mit folgenden Worten zitiert:
„Bruchköbel wird ab sofort nicht mehr sagen können, es gäbe keine deutsche Bewegung in ihrer Gemeinde.“
Die Gründung des Ortsverbandes reiht sich nahtlos in eine bereits seit Jahren erstarkende und sich ausbreitende Konzentration rechtsextremistischer Aktivitäten in Bruchköbel ein. Als ein Beispiel unter vielen seien die Ausschreitungen im Rahmen des Weihnachtsmarktes 2006 sowie weitere Übergriffe auf nicht rechte Jugendliche durch örtliche Nazis genannt. Wie auch schon in der Vergangenheit wurden diese Vorfälle von Seiten der Stadt und der Mehrzahl der Anwohner geleugnet, oder zumindest bagatellisiert und heruntergespielt. Doch die aktuellen Ereignisse lassen sich nun nicht mehr in der, für Bruchköbel typischen „Augen zu und Wegschauen“ - Art unter den Teppich kehren. Schuppe liegt also gar nicht so daneben mit seiner Einschätzung.
Bei der rechtsextremen Szene Bruchköbels handelt es sich keineswegs nur um „gelangweilte Jugendliche“, die nach Orientierung suchen. Die Bruchköbeler Schweigestrategie von Bürgern und Politik hat dazu beigetragen, dass aus der unorganisierten Naziszene der Stadt mittlerweile organisierte Parteistrukturen hervorgehen konnten.
Es bestehen unter anderem gute Kontakte zu Marcel Wöll. Dieser ist NPD-Landesvorsitzender und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Kreis Wetterau. Der verurteilte Holocaust Leugner stellt eine Schlüsselfigur für die militante Kameradschaftsszene dar.
Bereits wenige Tage nach der offiziellen Gründung sind Sebastian Schuppe und weitere Mitglieder des Ortsverbandes durch Flugblatt-Aktionen in der Bruchköbeler Innenstadt in Erscheinung getreten. Eine weitere Aktion war die Verteilung der sog. „Schulhof-CD“ der NPD an der Bruchköbeler Heinrich-Böll-Schule. Auf der CD findet sich rassistischer, nationalistischer Rechtsrock. Damit sollen gezielt jugendliche für die faschistische Weltanschauung der NPD gewonnen werden. Als nächstes ist eine Kundgebung im Rahmen des Landtagswahlkampfes am kommenden Montag, den 14.01. in Bruchköbel geplant.

Wenn diese Entwicklungen die Konsequenz aus der ignoranten Ausblende-Taktik Bruchköbels der vergangenen Jahre sind, dann heißt die Devise heute umso mehr „Das Schweigen brechen! Rechte Strukturen in Bruchköbel bekämpfen!“. Sie als NachbarIn sind in der günstigen Situation dies gleich vor ihrer eigenen Haustür in die Praxis umzusetzen und den Bewohnern der Nazi-WG in der Geschwister Scholl Str. 34 klar zu machen, dass ein friedliches Miteinander des akzeptierenden Schweigens von Bruchköbels Einwohnern gegenüber der örtlichen Nazi-Szene nicht mehr länger drin ist!"
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Ergänzungen

Bilder

Andi G. Wehre 14.01.2008 - 18:39
noch ein paar Pics u.a. von Schuppe hinterher:

Bruchköbel untersagte NPD-Wahlaktionen

Bernhard Alt 10.02.2008 - 23:50
Die Stadt Bruchköbel namens ihres Bürgermeisters Roth hatte eine für den 14.1. geplante Veranstaltung der NPD zur Hessenwahl untersagt. Die NPD hatte keinen Einspruch eingelegt.

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veraltete aktionsform. — antifaschist