Ein sattes Geschäft: Abschiebung auf Probe

caravane-munich 14.01.2008 10:59 Themen: Antirassismus
Morgen, den 15.1.2008, soll Dickson Richard von München nach Nigeria abgeschoben werden. Ob der abgelehnte Asylbewerber wirklich Nigerianer ist, kann niemand mit Sicherheit sagen. Die nigerianische Botschaft in Berlin stimmte der Abschiebung mit der Begründung zu, man sei in Nigeria besser in der Lage, die Herkunft Dicksons zu überprüfen. Notfalls könne man ihn wieder zurück schicken. Beteiligt euch an den Protesten!
Morgen, den 15.1.2008, soll Dickson Richard von München nach Nigeria abgeschoben werden. Ob der abgelehnte Asylbewerber wirklich Nigerianer ist, kann niemand mit Sicherheit sagen. Die nigerianische Botschaft in Berlin stimmte der Abschiebung mit der Begründung zu, man sei in Nigeria besser in der Lage, die Herkunft Dicksons zu überprüfen. Notfalls könne man ihn wieder zurück schicken.

Eine Rolle könnte spielen, dass die nigerianischen Botschaftsvertreter nach letzten Angaben 500 Euro Kopfgeld für jede Abschiebezustimmung von den Ausländerbehörden erhalten. „Vor dem Hintergrund der florierenden Korruption in Nigeria ist dieses Vorgehen mehr als skandalös“, so Catherine Graue von der Karawane-München.

Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen - München versucht jetzt noch, die Abschiebung zu verhindern. Durch Protest soll die Abschiebe-airline Alitalia dazu bewegt werden, Dicksons Flug zu stornieren.


Ruft bei Alitalia an und fordert, dass Dickson nicht transportiert wird,
da er nicht freiwillig fliegt!

Erwähnt dabei, dass er bereits angekündigt hat sich zu wehren und dass dadurch seine eigene, sowie die Sicherheit des gesamten Fluges gefährdet werden kann. Da letztendlich der Pilot die volle Verantwortung für die Sicherheit an Bord trägt, sollte es im Interesse der Fluggesellschaft liegen, solch ein Risiko zu vermeiden. Außerdem wäre Alitalia höchstwahrscheinlich auch für den Rücktransport nach Deutschland
zuständig, wenn der Weiterflug von Mailand aus am Widerstand des Betroffenen scheitert.

Telefonnummern von Alitalia:


RESERVIERUNG DEUTSCHLAND
Tel.: 01805 - 07 47 47
Mo-Fr: 08.00 - 19.00 Uhr

DIREKTION / VERWALTUNG
FÜR DEUTSCHLAND, SCHWEIZ & ÖSTERREICH
Tel.: 069-69505202




Hintergrund

Der 24-Jährige Asylsuchende ist seit drei Jahren in Deutschland. Seither lebte er in einem Flüchtlingslager in Neuburg an der Donau. Da sein Asylantrag abgelehnt wurde, ist er ausreisepflichtig, doch bisher ist unklar wo Dickson Richard überhaupt herkommt. Er selber gab an, aus dem Sudan zu stammen. Dies bezweifelte die Ausländerbehörde und ließ ihn auf einer Sammelvorführung im August 2007 bei der nigerianischen Botschaft vorsprechen. Diese vermutete daraufhin, dass der junge Mann aus Nigeria stamme, bestimmte Stammesnarben würden daraufhin deuten. Aufgrund dieser Narben sei er den Yoruba zuzuordnen, die jedoch nicht nur in Nigeria, sondern auch in Benin, Ghana und Togo leben. Dass die Botschaft der Abschiebung nur aufgrund einer vermuteten Staatsangehörigkeit zustimmte, begründeten die Botschaftsvertrerter unter anderem damit, dass in Nigeria endgültig die Staatsangehörigkeit geklärt werden könne - andernfalls würde er wieder zurück nach Deutschland geschickt.

Da bisher kein einziger Fall bekannt ist, bei dem in Nigeria die Staatsangehörigkeit eines Abgeschobenen überprüft wurde, scheint das nur ein Ablenkungsmanöver zu sein. Denn an jeder Abschiebung nach Nigeria verdienen die Botschaftsvertreter, die der Abschiebung zustimmen, mit. Für ein „Interview zur Identitätsklärung von Flüchtlingen“, wie es mit Dickson Richard geführt wurde, erhielten nigerianische Botschaftsvertreter 2006 noch 250 Euro von der Bundespolizei. Weitere 250 Euro Erfolgsprämie bekamen die Vertreter eines der korruptesten Länder der Welt, wenn ein „Travel Certificate“ ausgestellt wurde, das eine sofortige Abschiebung abgelehnter Asylbewerber ermöglicht. (Quelle: Spiegel 45/2006)

Insgesamt verdienen die Botschaftsvertreter also 500 Euro mit der Abschiebung. Im Einzelfall kein hoher Betrag, wenn jedoch wie im August in München insgesamt 135 angebliche NigerianerInnen zur Botschaftsvorführung geladen werden, ein satter Gewinn. Sollte nur für die Hälfte der geladenen Flüchtlinge die volle Prämie gezahlt werden: 33.750 Euro.
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Ergänzungen

Neue Nummer

caravane-munich 14.01.2008 - 19:15
Der Flug wurde übrigens über das Reisebüro West in Koblenz gebucht, hier mal deren Nummern wäre gut wenn die auch noch gestresst würden:

Tel 0261-399383
Fax 0261-399382

Es gibt auf  http://www.carava.net jetzt eine Faxvorlage zum download, schaut mal rein

Leider abgeschoben

caravane-munich 15.01.2008 - 16:42
Leider wurde Dickson abgeschoben, wir versuchen aber Kontakt zu halten. Die Leute von Alitalia waren übrigens extrem genervt also vielen Dank für eure Anrufe und Faxe. Dickson ist wahrscheinlich von den Bullen so eingeschüchtert worden das er sich nicht mehr gewehrt hat. Übrigens für alle Faxkampagnen wütigen unter  http://faxonline.at/ kann mensch 30Tage kostenlos in ganz Europa rumfaxen...