Nazi-Aufmarsch in LE - erste Einschätzung

Friends of Arthur Hoffmann 13.01.2008 12:12 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume Repression
Am gestrigen Samstag dem 12. Januar demonstrierten etwa 350 Nazis aus dem Spektrum der „Freien Kräfte“ im Leipziger Osten. Antifa-Gegenkundgebungen und eine Demo brachten zwischen 400 und 600 Menschen auf die Straße. Die Nazi-Demo verlief ohne größere Zwischenfälle, bei dem martialischen Polizeiaufgebot nicht verwunderlich.
Die Freude bei den Leipziger Nazis und den "Freien Netz"-Fachos ist nun groß, haben sie erstmalig seit Jahren aus eigener Kraft eine größere Demo organisiert bekommen. Die Demo war Höhepunkt mehrerer Aktionen: Seit Monaten werden immer wieder Flugblätter verteilt und es gab um den Jahreswechsel mehrere Graffitti-Aktionen von antisemitischen Sprüchen und NS-Losungen im Leipziger Zentrum, der Dieskaustraße im Nordwesten und dem Leipziger Osten; sowie verstärkte Überfälle auf vermeintliche Linke.

Bei all der Euphorie, den die Nazis auf verschiedenen Webseiten nach dieser in ihren Augen erfolgreichen Leipzig-Demo verbreiten, müssen dennoch einige Punkte beachtet werden:

1) Diese Nazidemo war für die Leipziger zahlenmäßig nur ein „Erfolg“, weil sie den Großteil der Teilnehmer von außerhalb rangekarrt hatten. Diese Feststellung soll das Nazi-Problem in Leipzig keinesfalls verharmlosen. Es muss aber festgehalten werden, dass die Leipziger Nasen aktuell (noch?) über sehr wenig Fußvolk verfügen, um eine eigene Demo durchzuführen. Der Aufmarsch zeigt aber deutlich, dass die Leipziger Nazis sich gut in regionale Strukturen eingefügt haben. Ihr Boykott der letzten Worch-Demo im Sommer 2007 hat sie jedoch innerhalb der bundesweiten Nazi-Szene isoliert, da viele dies als Verrat ansahen.

2) Diese Demo war für die Nazis nur durchführbar, weil sie von einem massiven Polizeiaufgebot geschützt wurden und in einem weiträumig abgesperrten Stadtteil ungestört laufen konnten. Darüber hinaus fehlte es dem antifaschistischen Protest - nicht zuletzt aufgrund der martialisch auftretenden Polizei an Entschlossenheit. Wieder einmal zeigte sich, dass in erster Linie die Strategie der Polizei es bestimmt, ob eine Nazidemo behindert werden kann (darf) oder nicht.

Die Leipziger Stadtverwaltung zeigt an der gestrigen Nazidemo wieder einmal ihre Rückradlosigkeit. Wenn Nazis im Blickfeld von Konsumenten und Touristen in Innenstadtnähe demonstrieren, regt sich plakativer zivilgesellschaftlicher Protest. Dieser war gestern zu Hause geblieben, obgleich er in einem Problembezirk wie dem Leipziger Osten umso wichtiger gewesen wäre. Ordnungsbürgermeister Rosenthal (Die Linke) wollte ursprünglich die Nazis im Stillen laufen lassen, um jegliche Proteste zu unterbinden. Darüber hinaus zeigte er seine völlige politische Inkompetenz, indem er die Nazis eine Zwischenkundgebung an einem Wohnhaus abhalten lies, welches Wochen zuvor von genau denselben Nazis angegriffen worden ist. Die Polizei war sich hierbei nicht zu blöd, diesem Wohnhaus vorübergehend den Strom abzustellen, weil aus den Fenstern laute Musik gegen die Nazikundgebung abgespielt wurde.


P.S.: Es ist üblich und auch erwünscht, solche Artikel zu kommentieren und zu ergänzen. Bitte unterlasst hierbei das Geschichten erzählen von Antifaaktionen und anderen Diskussionen, die intern und nicht öffentlich geführt werden müssen. Wen das Naziproblem so anstinkt, dass er sich artikulieren möchte, dem sei außerdem empfohlen selbst aktiv zu werden und nicht bei Indymedia über die „Leipziger Antifa“ abzuheulen, denn diese ist kein Dienstleistungsunternehmen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
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Ergänzungen

Was sagt die LVZ?

Friends of Egon Erwin Kisch 13.01.2008 - 12:50


Neonazis marschieren durch den Leipziger Stadtteil Reudnitz
Leipzig. Etwa 350 Neonazis konnten am Samstagnachmittag weitgehend ungestört im Stadtteil Reudnitz demonstrieren. Gegen 12 Uhr hatten sich die Teilnehmer am S-Bahnhof Anger-Crottendorf formiert und eine erste Kundgebung abgehalten. Um 13.30 setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und erreichte am Nachmittag ein vorrangig von Studenten bewohntes und in den vergangenen Monaten durch einen rechten Überfall bekannt gewordenes Haus in Reudnitz.
Hier hielten die Rechtsextremen eine Zwischenkundgebung ab. Allerdings konnte jene erst nach einiger Verzögerung beginnen, da die Hausbewohner mit lauter Musik und Topfschlägen akustisch zu stören wussten. Nach Angaben der Polizei wurde dann der Strom abgestellt, vorrangig jedoch um die eigenen Großfahrzeuge vor Oberleitungen zu schützen, sagte Sprecherin Silvaine Reiche. Daraufhin konnte die Kundgebung wie geplant fortgesetzt werden. Gegen Abend ging der Marsch am S-Bahnhof Stötteritz zu Ende.




Bereits am frühen Nachmittag hatte eine Gegendemonstration verschiedener linker Organisationen stattgefunden, an der knapp 400 Menschen teilnahmen. Die von Juliane Nagel (Die Linke) angemeldete Veranstaltung ging nach einer Kundgebung am Möbiusplatz ohne größere Zwischenfälle zu Ende. Nach Polizeiangaben hätten sich die Teilnehmer danach verstreut und versuchten nun vereinzelt, den Demonstrationszug der Neonazis zu stören.

Die Polizei - mit mehreren Hundertschaften, Hunde- und Pferdestaffeln vor Ort - hatte die Lage nach eigenen Angaben allerdings während der ganzen Zeit im Griff und so sei es zu keinen nennenswerten Ausschreitungen oder Sachbeschädigungen gekommen. Die von Bundespolizei und Einheiten aus Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg unterstützten Beamten mussten bis in den frühen Abend keine Verletzten, keine Festnahmen und auch keinen Gewahrsam verzeichnen.

mpu, lvz-online.de


 http://www.lvz-online.de/aktuell/content/51572.html

Was sagt Lizzy?

friends of victor jara 13.01.2008 - 13:01
Eine paar Infos zu Istvan Repaczki (freies Netz Leipzig, Reudnitz):

"Wegen der geplanten Demonstrationen am 12.1.2008 kann es in den Nachmittags- und Abendstunden aufgrund polizeilicher Maßnahmen zu Verkehrseinschränkungen im Linienverkehr der LVB kommen.", warnt das Leipziger Verkehrsunternehmen schon einmal vorsirglich. "Dies betrifft voraussichtlich die Straßenbahnlinie 4 sowie die Buslinien 60, 70, 72 und 73 im Ostabschnitt.

Wir bitten unsere Fahrgäste um Verständnis." Die Schlagzeilen für Montag kann man sich eigentlich schon ausmalen.

Und natürlich darf, wer die Zwischenräume mitliest, nachdenken darüber, warum überhaupt wieder Bürgerkrieg gespielt werden muss. Nun augenscheinlich verstärkt im Leipziger Osten. warum Demonstrationsgehmigungen so unbürokratisch ausgereicht werden, ohne sich die beantragenden Bürger überhaupt näher anzuschauen. Wie vom Ordnungsamt mitgeteilt wurde, handelt es sich beim Anmelder des geplanten Aufmarsches um Istvan R., der seit Jahren in der Leipziger Neonaziszene aktiv ist.


R. ist bei fast allen Aktivitäten der sogenannten Freien Kräfte Leipzig dabei. Unter anderem beteiligte er sich aktiv am Angriff auf Besucher einer Veranstaltung im Kino Cineding im Januar 2007. Spätestens seit dieser Aktion sollte er auch den Leipziger Behörden kein Unbekannter mehr sein, da er sich unter dem guten Dutzend Neonazis befand, die von der Polizei als mutmaßliche Täter festgesetzt worden waren.


R. wohnt auch nicht ganz zufällig nur wenige Häuser entfernt von jenem Haus, das am 22.November 2007 Ziel eines Übergriffs von 30 bis 40 randalierenden Neonazis wurde. Sie beschossen das Wohnhaus in der Reudnitzer Holsteinstraße mit Leuchtspurmunition und grölten rechtsextreme Parolen. Bereits kurz zuvor war die Fassade mit einem metergroßen Hakenkreuz beschmiert worden. Offenbar vermuten die Neonazis unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses potentielle politische Gegner.


Und was bei der geplanten Streckenführung und der angesetzten Zwischenkundgebung in der Hosteinstraße schon augenscheinlich ist: Die Marschierer wollen einschüchtern. Heute unter Polizeischutz am hellen Tag. Das ist dann schon ein Katz-und-Maus-Spiel mit einem Staat, der nicht einmal in seine eigenen Akten schaut, wenn ein braver Bürger mal schnell eine Demonstration anmeldet. Unter unverfänglichem Titel natürlich. Mehr Chancen für die Jugend. Wer würde da nicht Hurra schreien?


Bis auf die so ungern gesehen Leute, die sich um 11 Uhr zur antifaschistischen Demonstration treffen. Die wollen über die Prager Straße, die Riebeckstraße und die Möbiusstraße zum Möbiusplatz laufen, wo bis 16 Uhr eine Kundgebung angemeldet ist.


Im Rathaus klingelten gestern die Telefone heiß. Da wollten recht viele Medien mit Urinstinkt wissen, wo die attraktivsten Plätze zum Berichterstatten sind, wen man anrufen muss und wo die Lagemeldungen einlaufen. Wie das eben so ist, wenn neugierige Redaktionen Berichte von der Front haben möchte. Welche Bilder da am Wochenende zu sehen sein werden, ist schon ziemlich klar.


Womit dann - wieder einmal - ein Leipzigbild bestätigt wird, das nur deshalb so präsent ist, weil es in dieser Stadt nicht gelingt, auch nur eine einzige Demonstration von Rechtsextremen zu untersagen. Da braucht eine Stadt nicht über Image und Marketing nachdenken, wenn sie an solchen Stellen einfach das Mögliche verschläft.


Ein redaktioneller Beitrag der Leipziger Internet Zeitung  http://www.lizzy-online.de/

Kein Nazi-Aufmarsch in Leipzig!

antifa.sozialbetrug 13.01.2008 - 13:17
Etwa 350 Neonazis konnten am Samstagnachmittag weitgehend ungestört im Stadtteil Reudnitz demonstrieren. Gegen 12 Uhr hatten sich die Teilnehmer am S-Bahnhof Anger-Crottendorf formiert und eine erste Kundgebung abgehalten. Um 13.30 setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und erreichte am Nachmittag ein vorrangig von Studenten bewohntes und in den vergangenen Monaten durch einen rechten Überfall bekannt gewordenes Haus in Reudnitz.

Hier hielten die Rechtsextremen eine Zwischenkundgebung ab. Allerdings konnte jene erst nach einiger Verzögerung beginnen, da die Hausbewohner mit lauter Musik und Topfschlägen akustisch zu stören wussten. Nach Angaben der Polizei wurde dann der Strom abgestellt, vorrangig jedoch um die eigenen Großfahrzeuge vor Oberleitungen zu schützen, sagte Sprecherin Silvaine Reiche. Daraufhin konnte die Kundgebung wie geplant fortgesetzt werden. Gegen Abend ging der Marsch am S-Bahnhof Stötteritz zu Ende.

 http://www.lvz.de/aktuell/content/51572.html

Alles über die Demo
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about25-0-asc-0.html

ANTIFA
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/

Linke kritisieren ihren Ordnungsbürgermeister

jezek 13.01.2008 - 15:25
300 Nazis maschieren mit dem Segen des Leipziger Ordnungsbürgermeister Rosenthal in die "Offensive 2008" kritisieren Politiker der Linken ihren Ordnungsbürgermeister http://www.linke-bueros.de/300-nazis-maschieren-mit-dem-segen-des-leipziger-ordnungsbuergermeister-rosenthal-in-die-offensive-2008_4145,451.html

Korrektur

korrektor 13.01.2008 - 17:41
"Ordnungsbürgermeister Rosenthal (Die Linke) wollte ursprünglich die Nazis im Stillen laufen lassen, um jegliche Proteste zu unterbinden."

Da die Demonstration bereits einen Tag nach der Anmeldung bekannt war, ist es reine Spekulation, ob Rosenthal die Demonstration "verheimlichen" wollte.
Wesentlich bedrückender ist es, dass gerade genannter von einem generellen "Extremismusproblem" spricht, offensichtliche Unterschiede zwischen rechts- und linksextremismus damit abstreitet.

Rosenthal wg. Silvester unter Druck

jezek 13.01.2008 - 18:39
Rosenthal scheint als Ordnungsamtschef wegen der Silvesterereignisse unter Druck zu stehen. Der Extremismus-Begriff wird von der Linkspartei gerade in Sachsen scharf kritisiert und statt dessen der "Diskriminierungsansatz" propagiert ... siehe auch die Debatte um Jesse. Rosenthal ist aber ein Verwaltungsmann und den hat man noch nie parteilichen oder politischen Debatten gehört...
linke-bueros.de/antifaschismus

gruppe antifas

aa 13.01.2008 - 23:06
es war der gruppe von ca 40-60 afas wohl nicht möglich mehr zu reissen an dem tag schade.....wenigstens wird es für ein paar nazis noch ein bisschen teuer....

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