Hameln: NPD-Mahnwache vor Riegers Kino

Antifa Infoportal Weser/Deister/Leine 13.01.2008 00:58 Themen: Antifa
Am 12. Januar veranstaltete Jürgen Rieger gemeinsam mit der NPD Niedersachsen eine Mahnwache vor seinem heruntergekommenen Kino-Komplex in der Hamelner Deisterstraße. Daran nahmen knapp 30 Neonazis teil. An den verschiedenen Gegenaktionen beteiligten sich insgesamt 500 Menschen. Ein von Rieger angekündigter "Neujahrsempfang" im Gebäude blieb aus; das geplante Rechtsrock-Konzert musste nach Hamburg verlagert werden.
Am letzten Wochenende scheiterte der Nazi-Anwalt und Hamburger NPD-Vorsitzender Jürgen Rieger mit dem Versuch, eine NPD-Wahlkampfveranstaltung in seiner maroden Immobilie in Hameln durchzuführen (siehe  http://de.indymedia.org/2008/01/204406.shtml). Nur eine Woche später versucht er es erneut. Diesmal sollte ein rechter Neujahrsempfang mit anschließendem Rechtsrock-Konzert stattfinden. Da (entgegen Riegers Darstellung) die von der Stadt Hameln beanstandeten baulichen Mängel am Gebäude aber noch nicht behoben sind, verbietet diese auch weiterhin alle Veranstaltungen. Somit mussten Empfang und Konzert ausfallen. Mit einer Klage dagegen scheiterte Rieger. Nicht zu verbieten war die gleichzeitig angemeldete Mahnwache vor dem Gebäude, mit der Rieger gegen das Verbot seitens die Stadt demonstrieren und der NPD eine Plattform für den Wahlkampf bieten wollte.

Zur pünktlich um 12.00 Uhr beginnenden Nazi-Mahnwache präsentierte sich das baufällige ehemalige Kino "festlich" mit NPD-Transparenten und Fahnen geschmückt. Insgesamt hatten sich 30 Neonazis eingefunden. Da die Mahnwache den Charakter einer NPD-Wahlkampfkundgebung hatte, durfte trotz der geringen Teilnehmerzahl der aus Verden herangeschaffte und mit NPD-Plakaten behangene Lautsprecherwagen benutzt werden. Währende der Mahnwache hielten sich durchschnittlich 20 Nazis vor dem Gebäude auf, während sich immer ca. 10 in den Privaträumen im Gebäude aufhielten, die scheinbar nicht unter das von der Stadt verhängte Nutzungsverbot fielen.

Bei den anwesenden Neonazis handelte es sich um ein bunt zusammen gewürfeltes Häuflein. Prominentester Teilnehmer war neben Rieger selbst das NPD-Bundesvorstandsmitglied Thomas "Steiner" Wulff, der als einer der einflussreichsten Neonazis in Norddeutschland gilt. Aus Niedersachsen lies sich das für den Lautsprecherwagen verantwortliche Verdner "Traumpaar" Daniel Fürstenberg und Matthias "Winnie Puh" Schulz blicken, ebenso wie Adolf Dammann aus Buxtehude. Ansonsten dominierten eher Neonazis aus Nordrhein-Westfalen das Bild, darunter Bernd "Das Brot" Stehmann aus Leopoldshöhe ( http://de.indymedia.org//2006/08/155266.shtml), Sascha Krolzig aus Hamm, Jürgen Niemeyer aus Herford, Peter "Knoll"“ Hallmann aus Oerlinghausen ( http://de.indymedia.org/2007/11/200064.shtml) und Daniel "Schlange" Bake aus Ahlen. Aus Hameln nahmen nur wenige Neonazis, darunter Markus Krüper und Hausmeister Sascha Jung, teil. Der im Kinogebäude wohnende ehemalige Kroatiensöldner Michael Homeister nahm nicht an der Mahnwache teil und lungerte stattdessen in der Nähe der Gegenkundgebung herum.

Mit elendig langen Redebeiträgen nervten Jürgen Rieger, Thomas "Steiner" Wulff, Klaus Bärthel (NPD Mecklenburg-Vorpommern) und der rhetorisch eher unbedarfte "Kamerad Christian" die Anwesenden.

Vielfältig waren an diesem Tag die Gegenaktionen. Ebenfalls um 12.00 Uhr begann im Bürgergarten (dem nahegelegenen Stadtpark) eine Kundgebung, zu der DGB, VVN und die Antifaschistische Aktion Hameln-Pyrmont aufgerufen hatten. Da die Polizei junge Antifaschist_innen nur nach Vorzeigen ihres Personalausweises zur Kundgebung lassen wollte, begaben sich viele driekt in Richtung des Nazi-Kinos. Nach dem Ende der Kundgebung stießen zu den 100 bereits versammelten Antifaschist_innen noch viele weitere Nazi-Gegner_innen hinzu. Vor der Tankstelle gegenüber des Kinos versammelten sich weitere, überwiegend migrantische, Nazigegner_innen. Insgesamt fanden sich so bis zu 300 Menschen (Quelle:  http://www.radio-aktiv.de) hinter den Polizeiabsperrngen in der Deisterstraße ein, die mit Parolen und Trillerpfeifen mächtig Lärm gegen die Propagandareden der Nazis machten. Von 13.00 Uhr an veranstalteten die bürgrlichen Parteien weit ab vom Geschehen am Hochzeitshaus eine Kundgebung unter dem Motto "Wir haben im Weserbergland keine Platz für Faschisten". Auch daran beteiligten sich mehrere hundert Menschen, so dass im Verlauf des Tages insgesamt ca. 500 Menschen auf den Straßen unterwegs waren, um auf ihre Art gegen die NPD zu protestieren.

Zweimal ließen sich einige "Dorfnazis" in Thor-Steiner Outfitt in der Deisterallee in der Nähe der Gegendemonstranten blicken. Beide Male entfernten sie sich schenll, als sich Antifaschist_innen um sie kümmern wollten.

Die Neonazis um Jürgen Rieger zeigten eine Gruppe Migranten wegen Beleidigung an, die ihnen ein Schild mit der Aufschrift "Huhrensöhne" entgegen hielten. Wegen der "Verwednung einer Parole und Grußform einer verfassungswidrigen Organisation" wurde (laut Pressemitteilung der Polizei) ein alkoholisierter Neonazi fest genommen. Ansonsten beschränkte sich die mit mehreren Hundertschaften anwesende Polizei eher auf die Abriegelung des Gebäudekomplexes und die Sperrung der Deisterstraße (eine der Hauptverkehrstraßen Hamelns).

Um 16.00 Uhr beendeten die Neonazis ihre Mahnwache. Nach einem kurzen Aufenthalt im Gebäude verlißen sie mit einer Polizeieskorte über die Lohstraße das Gelände. Die auswärtigen Neonazis traten den Heimweg an.

Kurz nach Beendigung der Mahnwache traf eine Gruppe von ca. 15 Nazi-Nachzüglern am Bahnhof ein. Dabei handelte es sich um Neonazis aus der Region Salzwedel, darunter Toni Bliesner. Eventuell hatte die Gruppe nicht mitbekommen, dass das Konzert in Hameln nicht statt findet. Eine größere Gruppe Antifaschist_innen, welche die Nachzügler in Empfang nehmen wollte, wurde von der Polizei gekesselt, bis diese die Neonazis wieder zum Bahnhof zurück eskortiert hatte.

Wie später bekannt wurde, ist das ursprünglich in Hameln geplante Konzert nach Hamburg verlegt worden. Berichte dazu wird es an anderer Stelle geben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Neonazis keinen guten Tag in Hameln hatten. Trotz einiger Arbeiten am baufälligen Kino hat Rieger noch lange nicht genug getan, um weitere Verbote der Stadt zu umgehen. Angesichts der relativ prominenten Redner ist eine Teilnehmerzahl von 30 Neonazis auf der Mahnwache eine schwache Leistung. Ohne die in Wahlkampfzeiten geltenden Sonderregelungen hätten sie nicht einmal ihre Lautsprecheranlage benutzen können. Während der gesamten vier Stunden waren sie von einer deutlichen Überzahl an Gegendemonstrant_innen umringt. Die monotonen Redebeiträge langweilten sogar die anwesenden "Kameraden" sichtlich. Dass sich nach nur zwei Tagen Mobiliserungszeit 500 Menschen am Protest gegen die Neonazis beteiligten ist hingegen ein voller Erfolg.

Bildunterschriften:

(1) Neonazis "schmücken" das Kinogebäude
(2) Trauriges Nazi-Häuflein vor dem Kinogebäude
(3) Links: Peter Hallmann, rechts: Thomas "Steiner" Wulff
(4) In der Bildmitte: Jürgen Rieger. Ganz links: Daniel "Schlange" Bake
(5) In der Bildmitte: Sascha Krolzig
(6) Gegendemonstrant_innen 1
(7) Gegendemonstrant_innen 2
(8) Gegendemonstrant_innen 3
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Ergänzungen

Konzert

Antifa Infoportal Weser/Deister/Leine 13.01.2008 - 12:14
Das Nazi-Konzert fand in Hamburg-Bahrenfeld statt. Daran nahmen rund 200 Neonazis teil. Darunter waren auch einige, die zuvor die Nazi-Mahnwache in Hameln besucht hatten.

Einen ausführlichen Bericht zum Konzert gibt es unter  http://de.indymedia.org/2008/01/204885.shtml

Sendung mit dem Klaus - (Nazi)-Skinheads

Extra 3 14.01.2008 - 20:21

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Bullengesichter — facehacker

nazis zertreten — antifa 4-ever

@ antifa 4-ever — ich

gibt es noch — fotos

keine ergänzung — wurschtbrot

@ ich — antifa 4-ever

bake — ahlen

Ich — Denke