Fotos: Oury Jalloh Gedenkdemo in Dessau

Umbruch Bildarchiv 09.01.2008 19:01 Themen: Antirassismus Repression
Auch am 3. Jahrestag des Todes von Oury Jalloh gab es eine Gedenkdemonstration in Dessau. Oury Jalloh, ehemaliger Flüchtling aus Sierra Leone, verbrannte am 7.1.2005, gefesselt an Händen und Füßen in einer Zelle des Dessauer Polizeireviers.
Der Gedenkzug startete am Hauptbahnhof, führte vorbei am Gerichtsgebäude, in dem der Prozess gegen die beschuldigten Polizisten läuft und endete an der Polizeiwache, in der Oury Jalloh starb.

Fotos unter:  http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/070108oury_jalloh.html

Die genauen Umstände seines Todes im Polizeirevier in der Wolfgangstraße sind bis heute ungeklärt, ein Ende des Gerichtsverfahrens gegen die zwei Polizisten ist nicht in Sicht.
Flüchtlings- und Menschenrechtsgruppen, die den Prozess seit Beginn beobachten, fordern, die beiden verdächtigten Polizisten wegen der zahlreichen Ungereimtheiten wegen Mordes anzuklagen. Dabei geht es zum Beispiel um eine angeblich verschwundene Videoaufnahme der Polizei von der Zelle oder um unterschiedliche Angaben über die Anzahl der nach dem Brand gefundenen Feuerzeuge. Nach wie vor ungeklärt ist auch wie es zum Nasenbeinbruch Oury Jallohs kam. Derzeit müssen sich die zwei Beamten des Dessauer Reviers wegen Körperverletzung mit Todesfolge und fahrlässiger Tötung vor dem Landgericht verantworten.
Am Montag wurde erneut deutlich: Auch drei Jahre nach Jallohs Tod sind die Ereignisse im Keller des Reviers nicht vergessen. Im Gegenteil, die Verbitterung, dass sich die juristische Aufarbeitung des Falls so lange hinzieht, ist groß. Und Oury Jalloh ist nicht der einzige, der unter zweifelhaften Umständen ums Leben kam. Es gibt weitere Fälle von Polizeigewalt und Tötungen von Schwarzen in Deutschland: Dominique Kouamadio in Dortmund, Laye-Alama Condé in Bremen, John Achidi in Hamburg und Ndeye Mareame Sarr in Aschaffenburg. Die Ermittlungen sind offiziell längst abgeschlossen, Vertreter der afrikanischen Flüchtlingsgruppen fordern deshalb die Neuaufnahme auch in diesen Fällen.
Am Polizeirevier brachten Freunde Oury Jallohs eine Gedenktafel an, mal sehen, wie lange die hängen bleibt.

Die nächsten Prozeßtermine sind am 11. Januar und vom 21.-24. Januar 2008, jeweils ab 9 Uhr im Landgericht Dessau, Willy-Lohmann-Str. 29
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Ergänzungen

die anderen

ARD 09.01.2008 - 21:26
Unter dem Titel "Gedenken an Jalloh: In Dessau versammeln sich zweihundert Menschen zum Gedenken an verstorbenen Asylbewerber" gibts nen Beitrag unter:

 http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video258594.html

Unter "Drei Jahre nach dem Feuertod von Oury Jalloh - Trauer, Wut und die Forderung nach mehr Schutz" ( http://www.tagesschau.de/inland/dessau4.html) ist zu lesen, dass auch Polizisten an der veranstaltung teilnahmen.
Weiß da jemand was drüber? war mir bei der Demo nicht bewusst.


erwähnenswert

artur 09.01.2008 - 21:47
Erwähnenswert ist noch, dass zwei mal im Verlauf der Demo unangenehme Gestalten von der Demo bzw. der Nähe vertrieben werden konnten.
Am Gedenkstein von Alberrto Adriano, der in Dessau von Nazis ermordet wurde, rief ein Typ während einer Rede einer Schwarzen Demonstrantin "Geh dahin, wo du her kommst" und wurde schnell aus der Demo geschoben und von den Bullen abgeführt.
Später vor der Polizeiwache wurde an einer Bratwurstbude ein vermeintlicher Nazi entdeckt, der auch schnell vertrieben war.

doku

dessauer 09.01.2008 - 22:12
auf 3sat kam heut die doku "tod in der zelle" über oury jalloh.
eine relativ objektive und informative doku. vielleicht hats ja jemand aufgenommen oder sogar ins netz gestellt.

Doku tod in der zelle

jo 09.01.2008 - 22:47
auf 3sat kam die doku "tod in der zelle" über oury jalloh.
eine relativ objektive und informative doku

hier der link

 http://doku.cc/2006/05/22/die-story-tod-in-der-zelle-warum-starb-oury-jalloh/

Staatsfernsehen wirklich objektiv?

nicht egal 10.01.2008 - 05:00
Man kann doch vom deutschen Staatsfernsehen kaum "Objektivität" erwarten! In Sachen Polizeiterror, staatliche Unterdrückung, Korruption und Postenschacher im Staatsapparat, Korpsgeist und Strafvereitelung geht die Staatsjournaile penetrant - bis zur Selbstentlavung - von der Unschuldsvermutung der "Kollegen" aus dem Staatsapparat aus.
So wie die Justiz das Gerichtsverfahren benutzt, um die Mordtat zu vertuschen, so benutzt die Staatsjournaile ihre Docu im Fall Yalloh - um im Namen der Information - zu desinformieren. Nicht die Wahrheit so als Licht gebracht werden, sondern unter einem Berg von bedeutungslosen Nebensächlichkeiten begraben werden.

doke auf 3sat

antifa 4-ever 10.01.2008 - 09:19
ich hab die doku auf 3sat zwar erst ab ca. 21:05 gesehen, fand sie aber wirklich aufschlussreich
ich fand sie für eine sendung im staatsfernsehen ziemlich objektiv und gut gestaltet
3sat ist bezüglich objektivität in manchen sachen sicher einer der besten staatssender

ein anderer ist zu einem kleinen teil der WDR, der den Film "Gipfelstürmer-Die blutigen Tage von Genua", welcher sehr G8-kritisch bzw. kritisch der polizeigewalt und der italienischen regierung

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