Barcelona: FRAPE-BEHR-Proteste gehen weiter

muss ausgefüllt werden 05.01.2008 22:12 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Barcelona: ArbeiterInnen bei FRAPE-BEHR weiten Aktionen aus, während die internationale Unterstützung wächst

+++ Blockade der Ronda Litoral +++ Proteste gegen die Regionalregierung in mehr als 15 Ländern +++
Am Morgen des 03. Januar 2008 haben die ArbeiterInnen von FRAPE-BEHR die Strasse Ronda Litoral in Barcelona blockiert, um neue Protestaktionen zu beginnen. Gleichzeitig haben in über fünfzehn Staaten Gewerkschaftsorganisationen eine internationale Solidaitätskampagne unterstützt, die von der (anarchosyndikalistischen) CNT-IAA zu Beginn der Fabrikbesetzung gestartet wurde [siehe den Artikel auf  http://anarchosyndikalismus.org/international/spanien/frape-behr2007/index.html].

Die ArbeiterInnen von FRAPE-BEHR hatten am 26. Dezember 2007 [nach fünf Tagen in der besetzten Fabrik] das Gelände wieder verlassen, nachdem Frau Mar Serna vom Arbeitsbeirat der Regierung von Montilla ein neues Verhandlungstreffen zwischen der Firma, der ArbeiterInnen und der Regionalregierung zugesagt hatte, wobei eine Einigung schon absehbar schien. Dieser Schritt schien eine Reaktion auf die fünf Tage Fabrikbesetzung zu sein, sowie auf die dutzenden Protestbriefe, welche Frau Mar Serna von gewerkschaftlichen und soziale Organisationen erhalten hatte. In diesen wurde die Regionalregierung aufgefordert, dem Schliessung- und Entlassungsplan (ERE) der in Stuttgart ansässigen Firma BEHR nicht zuzustimmen.

Trotzdem haben die ArbeiterInnen nun feststellen müssen, dass - nach Angaben der Betriebsgruppe der CNT-IAA bei FRAPE-BEHR - "die Regionalregierung kein Interesse an der Erhaltung der Arbeitsplätze in Barcelona hat". Nach drei Stunden der Verhandlung konnte die Firma nicht zu einem Abweichen von ihrer Position gebracht werden und Frau Mar Serna hat an dem Treffen überhaupt nicht teilgenommen. Die ArbeiterInnen haben nun für den 04. Januar 2008 eine Vollversammlung einberufen, auf der sie ihre weitere Strategie entwickeln müssen. [...]

Am Morgen des 03. Januar 2008 haben 180 ArbeiterInnen dann für etwa 45 Minuten die Uferstrasse Ronda Litoral blockiert, die hoch in die Freihandelszone Zona Franca führt. Während dieser Aktion, die den Verkehr in doppeltem Sinne paralysiert hatte, war die Lage wegen der Anwesenheit der Anti-Aufstands-Einheiten von Mossos de Esquadra zeitweise angespannt. Trotzdem "haben die ArbeiterInnen zu jeder Zeit die Ruhe und Gelassenheit bewahrt" ohne, dass die Sache eskalierte, so der Gewerkschaftsdelegierte der CNT-IAA, Luis D. Andrades. Die CNT-IAA bewertet die zweifelhafte Entwicklung, welche die Regionalregierung im Laufe dieses Konfliktes genommen hat, für sehr schlecht. Nach Angaben der Gewerkschaft gefährdet die Regierung von Montilla jene Firmen, die dort gewinnbringend produzieren, wenn diese in Länder verlegt werden, wo die gesellschaftlichen Bedingungen schlechter sind.

Daher hat die CNT-IAA einen internationalen Solidaritätsaufruf für die ArbeiterInnen von FRAPE-BEHR gestartet, der bereits durch Aktionen vor deren Fabrikniederlassungen in Deutschland, Frankreich und Südafrika beantwortet wurde. Ausserdem gab es Proteste gegen die Regionalregierung von Katalonien von Gewerkschaftsgruppen unter anderem in Deutschland, Österreich, Brasilien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kanada, Tschechien, Kroatien, USA, Slowakei, Slowenien, Italien, Norwegen, Britannien, Russland und Serbien.

Schliesslich hat die CNT-IAA angekündigt, dass sie diesen mutigen Kampfes der ArbeiterInnen von FRAPE-BEHR weiterhin unterstützen wird. Dieser Kampf ist ein Beispiel dafür, wie sich Arbeitsplätze gegenüber der Zusammenarbeit von Firmen, wie FRAPE-BEHR, mit der Regierung von Montilla verteidigen lassen. Ausserdem bestätigt sie, dass die internationalen Proteste vor Konsulaten und Botschaften nur ansteigen werden, falls die Regionalregierung dem Schliessungs- und Entlassungsplan (ERE) zustimmen sollte.


Federación Local de Sindicatos de Barcelona
(Lokalföderation der Gewerkschaften von Barcelona), CNT-IAA
Agència Confederal de Barcelona

Kontakt zur CNT (Confederacion Nacional del Trabajo):
 http://barcelona.cnt.es/,
 http://cnt-frape.blogspot.com/,
 http://www.cnt.es/

Sonderseite der Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation (IAA)
 http://iwa-ait.org/solidarity.html

Übersetzung: Anarchosyndikat "eduCat", Köln/Bonn,
 http://anarchosyndikalismus.org

Quelle:
 http://anarchosyndikalismus.org/international/spanien/frape-behr2008-01-03/index.html
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Ergänzungen

Frape-Behr: Solidaritätspostkarte

Rudolf Mühland 06.01.2008 - 00:11
Frape-Behr: Solidaritätspostkarte
Zur Unterstützung von 295 ArbeiterInnen der Firma Frape-Behr, die in Barcelona von Rationalisierung und Entlassung bedroht sind, hat die anarcho-syndikalistische Gewerkschaft «Freie ArbeiterInnen Union» (FAU-IAA) eine Solidaritätspostkarte herausgegeben (siehe auch: indymedia). Adressat der Postkarte ist die Konzernleitung des Automobil-Zuliefermultis Behr mit Sitz in Stuttgart.

Der Konflikt

Seit Oktober 2007 wehren sich die rund 300 Beschäftigten von Frape-Behr gegen die drohende Schließung des Werkes und die damit verbundene Entlassung. In der Freihandelszone, der "Zona Franca" von Barcelona, einem Cluster der europäischen Automobilindustrie, stellt Frape-Behr Kühlanlagen für die spanische Automobilindustrie her. Lediglich etwas mehr als 50 ArbeiterInnen hat die Firma einen miserablen "Sozialplan" angeboten. Seit Monaten lehnen die ArbeiterInnen es ab, sich einfach abservieren zu lassen. Sie diskutieren alle Maßnahmen auf Vollversammlungen und haben in den letzten drei Monaten eine Vielzahl von Aktionen am Werk, in der Stadt und am Sitz von anderen spanischen Behr-Niederlassungen durchgeführt. Dabei werden sie von einem Solidaritätskomitee aus der Stadt untertstützt. Das Management hat darauf mit der Entlassung einer Reihe von Aktivisten reagiert.

Die Besetzung

Am 21. Dezember hat die Belegschaft schließlich die Fabrik besetzt. Fünf Tage lang haben ArbeiterInnen, Familien und viele andere im und vor dem Werk ausgeharrt. Am 26. Dezember wurde die Besetzung vorläufig beendet, nachdem man der Belegschaft zugesichert hatte, dass die katalanische Regionalregierung, die über den von Behr eingereichten "Anpassungsplan" (ERE) befinden muß, am 2. Januar zu Gesprächen einladen wird. Diese Gespräche haben sich als weiteres politisches Manöver erwiesen, mit dem die ArbeiterInnen eingelullt werden sollen. Als Reaktion haben die ArbeiterInnen von Frape-Behr am Folgetag die Stadtautobahn von Barcelona blockiert.

Solidarität

Parallel dazu beschloß die spanische Gewerkschaft CNT, die mit einer Betriebsgruppe bei Frape-Behr vertreten ist, im Konflikt um internationale Unterstützung zu bitten. Der Multi Behr mit Hauptsitz in Stuttgart ist weltweit u.a. an einer Vielzahl von Zentren der Automobilproduktion aktiv. Zwischenzeitlich hat es in mehreren Ländern Protestaktionen gegeben, täglich treffen in Barcelona Solidaritätsbekundungen aus vielen Gegenden des Globus ein. Auch in Deutschland wird es eine Reihe von Aktionen geben. Eine davon ist eine Solidaritätspostkarte für die ArbeiterInnen, mit dem jede der Konzernleitung ihren Unmut über die Werkschließung ausdrücken kann. Die Postkarten gibt es Einheiten zu 20 Stück, um an die an FreundInnen und Bekannte weiterzugeben bei fau-mat@gmx.de. Für die Karten und Versand wird eine Solipauschale von EUR 5,- pro Einheit erhoben, die Überschüsse gehen nach Barcelona.

Mehr Informationen

Weiterführende und aktualisierte Informationen zum Konflikt bei Frape-Behr finden sich u.a. auf folgenden Websites:


Die Postkarte:

Die Grafik 
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