Krieg in Afrika

Aug und Ohr, Gegeninformationsinitiative 02.01.2008 21:36 Themen: Militarismus
Deutschland beteiligt sich zwar nicht - noch nicht? - am Tschad-Einsatz, dafür aber acht andere europäische Länder. Es wurde hier versucht, die Gefährlichkeit des bereits sich abspielenden Krieges, die Rolle der oppositionellen Kräfte im Tschad, sowie die führende Rolle Frankreichs bei diesem Kriegsabenteuer zu illustrieren, von dem niemand weiß, wo und wie es enden wird. Geplant ist eine Artikelserie. Dies der erste Teil.
Zum europäischen Abenteuer im Tschad

1) Bombeneinsätze mit französischer Assistenz.

Die Rebellen sind bereit, feindliche Flugzeuge abzuschießen, um sich zu wehren. „Wir haben eine funktionierende Flugabwehr, mit der wir auf Flugzeuge schießen können“ versichert Abakar Tollimi, Generalsekretär der UFDD (Union des forces pour la démocratie et le développement, Vereinigte Kräfte für Demokratie und Entwicklung) (1).

Seit Montag den 26. 11. finden heftige Kämpfe zwischen der Armée Nationale Tchadienne (ANT, Nationale Armee des Tschad) und der UFDD statt. Die Rebellen werfen den Franzosen vor, ihre Flugzeuge hätten beim Überfliegen der Kampfzone Informationen für die Regierungskräfte und deren militärisches Vorgehen gegen den Widerstand gesammelt.

Mahamat Nouri, Chef der UFDD, berichtet über die Vorkommnisse am Donnerstag, den 29. 11.: «Gegen 12 Uhr 30 – die französischen Breguet hatten ununterbrochen unsere Stellungen überflogen – haben uns Helikopter (der Armee) des Tschad bombardiert und wir waren das erste Mal gezwungen, uns … zurückzuziehen.“ (2) Dies sei, immer noch laut UFDD, unmittelbar nach dem Einsatz des französischen Aufklärers Breguet-Atlantique 2 geschehen (3).

UFDD-Sprecher Mahamat Hassane Boulmaye meint dazu: „Hier ist die Grenze überschritten worden, denn Frankreich nimmt direkt an der Seite des Gewaltherrschers Déby am Krieg teil.“ (4).

Christophe Prazuck, der Sprecher des französischen Generalstabs gibt die Überflüge problemlos zu und erklärt, es handle sich um Aufklärungsflüge mit drei verschiedenen Funktionen.

Die erste: „Man muß verhindern, dass sich die Kämpfe in ihrer Brutalität bis nach N´Djamena ausbreiten.“ Eine weitere Aufgabe sei es, sicherzustellen, dass die Flüchtlingslager von den Kämpfen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Und schließlich dient die Maßnahme zur „Vorbereitung des Einsatzes der Eufor.“ (5)

Die Überflüge fanden in der Nähe des an der sudanesischen Grenze gelegenen Hadjer-Marfain-Gebirges statt (6). Mit diesen Erkundungsflügen und beim nachfolgenden Bombardement fanden die Kämpfe einen vorläufigen Höhepunkt.

Begonnen hatten sie am Montag den 26. 11 in der Nähe der Ortschaften Forchana und Hadjer Hadid mit stundenlangen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Aufständischen (7).

Das ATN berichtet laut Reuters, es seien dabei hunderte Rebellen getötet worden. Laut einem Kommuniqué des Generalstabs, das auch vom Fernsehen ausgestrahlt wurde, seien „50 Fahrzeuge beschlagnahmt und 40 zerstört worden, außerdem wurden mehrere Kriegsgefangene gemacht.“ (7)

„Nach dem Angriff auf den Gendarmerieposten von Hadjer Hadid wandten sich die Rebellen Richtung Abéché. Nachdem sie von den Verteidigungs- und Sicherheitskräften heute morgen gestoppt wurden, fanden in der Nähe von Abou Goulem, einem Ort etwa 80 km von Abéché, Kämpfe von außerordentlicher Intensität statt.“ (7) Die entsprechende Abteilung sei restlos liquidiert worden. Soweit das Kommuniqué des Generalstabs; allerdings muß man bei dessen Äußerungen vorsichtig seien, es werden im allgemeinen sehr kräftige Angaben gemacht, die denen der Rebellen meist diametral entgegengesetzt sind.

Die UDFF steht zu dem Zeitpunkt nicht allein da. Am Samstag den 25. 11. hatte bereits eine weitere Widerstandsorganisation, die RFC (Rassemblement des forces pour le changement, Sammlungsbewegung für Veränderung) das einen Monat zuvor in Libyen vereinbarte Waffenstillstandsabkommen gekündigt (7).

Wenn den Rebellen Glauben zu schenken ist, so hat die derzeitige Kampfphase mit einer kriegerischen Provokation seitens des ANT gegen ein legitimes ziviles Vorgehen begonnen. Am vorangegangenen Samstag den 24. habe sich die UFDD nach Hadjer Hadid begeben, um sich mit Wasser zu versorgen, berichten die Rebellen. Dies sei der einzige Absicht gewesen, mit der sie die Stadt betreten hätten. Sie seien sofort wieder abgezogen, und von ihnen aus hätte es keinen Angriff gegeben. Daraufhin sei, so berichtet Reuters, von Helikoptern des Tschad wie auch der Franzosen Jagd auf die Rebellen eröffnet worden, ohne daß dies näher erläutert wird (7).

Wenige Tage später wird eine weitere Bilanz gezogen: Seit Beginn der Kampfhandlungen seien mehrere hundert Personen getötet worden, allein die französische Armee habe 150 Personen, die bei Kampfhandlungen verletzt wurden, nach Abéché und N´Djamena ausgeflogen (8). Afp meldete am 29. 11. noch höhere Zahlen: "Ärztlichen Quellen zufolge seien seit Montag 250 bis 300 verletzte Regierungssoldaten evakuiert und nach N´Djamena gebracht worden." (9)

Tollimi zufolge sei auch am Donnerstag den 29. 11. die militärische Initiative von den Regierungstruppen ausgegangen (9).

Reuters kommentiert am 26. November: „Diese Konflikte veranschaulichen, auf was für ein Niveau die Sicherheitslage in dieser Region gesunken ist, in der in den nächsten Wochen die ersten Kontingente der Eufor eintreffen sollen …“ (7)

Die Situation ist klar: Es ist Krieg. «Von nun an sieht sich die UFDD im Kriegszustand mit der französischen Armee und sämtlichen ausländischen Kräften, die sich auf nationalem Territorium befinden“, erklärte die UFDD in einem Kommuniqué, das sie an das Reuters-Büro in N´Djamena schickte (6).


2) Langfristige Kriegsplanung Frankreichs

Das französische Militär, das sich seit 1986, also seit mehr als 20 Jahren im Tschad festgesetzt hat, verfügt dort über eine feststehende Zahl von 1.100 Mann und dazu über Kampf- und Transportflugzeuge sowie Aufklärer (1). Unter anderem werden die Mirage-Kampfflugzeuge vom Typ F1 eingesetzt. Die wichtigsten Basen und Kriegszentralen Frankreichs in Zentralafrika befinden sich derzeit im Tschad und in Gabon. In Libreville in Gabon ist das 6. Marineinfanteriebataillon stationiert, das 800 Mann umfasst. Im Tschad sind die Kräfte zwischen der Hauptstadt N´Djamena (950 Mann) und Abéché (150 Mann) aufgeteilt, eine kleinere Einheit befindet sich in Faya-Largeau im Norden des Landes (10). Neben einem Aufklärer von Typ Breguet-Atlantique, einem C-135- Tankflugzeug, drei Transportflugzeugen Transall C-160 und 6 Puma-Helikoptern befinden sich im Tschad auch 6 Jagdbomber vom Typ Mirage F-1 (8)

Zwischen Frankreich und dem Tschad besteht ein militärischer Kooperationsvertrag, der bereits aus dem Jahre 1976 stammt und logistische und medizinische Unterstützung sowie Zusammenarbeit bei der Aufklärung vorsieht. Vom französischen Generalstab verlautet in diesem Zusammenhang, er befände sich „mit niemandem im Kriegszustand.“ (4)

Wie die enge militärische Zusammenarbeit mit einer bombardierenden, also wohl kriegsführenden Partei nicht als militärische Aktivität angesehen werden kann, bleibt das Geheimnis der französischen Militärs.

Die Verteidigungskräfte versuchen entsprechend nachzuziehen. Bereits im Jahre 2006 verfügten die Rebellen über eine Luftabwehr. Damals wurde eine Luft-Boden-Rakete, aller Wahrscheinlichkeit nach eine SA-7, eine infrarotgelenkte, tragbare Luftabwehrrakete sowjetischer Produktion, gegen ein Atlantique-Flugzeug eingesetzt. Im April 2006 wurde von der Luftwaffe des Tschad das Feuer auf eine Marschkolonne der Rebellen eröffnet, die eben auf dem Weg in die Hauptstadt war. Am 20. April 2006 war von einer weiteren Rebellenorganisation, der FUC (Front Uni pour le Changement, siehe Kapitel 4) eine litzoffensive gegen die Hauptstadt versucht worden, die aber fehlschlug.


3) Franzosen. Vorreiter des Afrikakriegs.

Die stärkste und treibende Kraft der EU-Mission ist Frankreich, Frankreich stellt auch die meisten Soldaten. 3.700 Soldaten sollen insgesamt im Rahmen der Eufor zum Einsatz kommen. Davon stellt allein Frankreich 1.700 Soldaten, also beinahe die Hälfte. Das war der Stand Ende November (11). Die Zahlen steigen inzwischen an, es wird bereits von 4.300 Eufor-Soldaten geredet (12). Ob auch die Zahl der französischen Soldaten, und auch ihrer Spezialeinheiten ansteigen wird? Zahlreiche Soldaten der Elitetruppe Commandement des opérations spéciales (COS) sind jedenfalls an verschiedenen Punkten im Osten des Tschad wie auch im Norden Zentralafrikas, entlang der sudanesischen Grenze aufgestellt (8).

Am 29. 11. fand in Nizza ein französisch-italienisches Gipfeltreffen statt. Bei dieser Gelegenheit hielt Sarkozy mit seiner soldatischen Mentalität nicht hinterm Berg.

Er plädierte da mit einer primitiven hemdsärmeligen Diktion offen für den Zwei-Fronten-Krieg: „Wenn man sich entscheidet, von der einen Seite europäische Kräfte ins Land zu schicken und von der anderen (vom Sudan) ein gemischtes Kontingent aus UNO und Afrikanischer Union, dann wohl weil´s hier Probleme gibt, weil´s Schwierigkeiten gibt. … Wenn´s keine gäbe, dann hätten wir keine Soldaten hinuntergeschickt.“ (13) So eine Sprache soll offenbar das „Argument“ abgeben für einen afrikanischen Dauerkrieg. Die Sprache ist ähnlich rudimentär wie bei seinen Hetzen gegen die banlieue.

Sarkozy ist ein umfassender Afrikakrieger. Er führt Krieg gegen die Afrikaner im eigenen Land, und in Afrika.

Das französische Außenministerium, das sich offenbar als europäisches Kriegsministerium versteht, drängt, der Einsatz der Eufor solle „schnellstmöglich“ erfolgen, berichtet der Figaro (1). Die Sarkozy´sche Schnelligkeit, auch im Töten, will er ganz Europa aufdrängen.

Frankreich will wohl ganz seine Rolle als europäischer Kriegsstaat spielen, und die kleinen europäischen Kriegsstaaten haben ihm zu folgen.


4) Auch ein zwischenstaatlicher Konflikt

Vom Tschad wird der Sudan, wie bereits in der Vergangenheit, offen beschuldigt, die Rebellen "bewaffnet" zu haben und es wird ihm eine "Aggression" vorgeworfen, die das Ziel habe, den Tschad zu "destabilisieren" (9).

Die Regierung in N´Djamena hat beim sudanesischen Botschafter eine offizielle Protestnote eingelegt; der Botschafter wurde am Donnerstag den 29. 11. bereits das zweite Mal innerhalb weniger Tage einberufen. Der Regierung in Khartoum wurde damit gedroht, man werde sein Recht geltend machen, die Rebellen auch auf sudanesischem Territorium zu verfolgen. (9)

Mit anderen Worten: Der Tschad droht offen mit Grenzverletzungen und militärischen Operationen auf fremdem Territorium!

Schon zu Beginn der Kämpfe erhob die Regierung des Tschad schwere Vorwürfe gegen die Rebellen und den benachbarten Sudan. Die Rebellen hätten am Samstag (den 24. 11. AuO) von ihren Rückzugsbasen im Sudan aus operiert, "um die Gendarmen anzugreifen, deren Aufgabe der Schutz der Flüchtlingslager sei, die sich in einigen kleinen Grenzsiedlungen befinden, darunter Hadjer Hadid." (14)

Der zwischenstaatliche Konflikt wird auch noch durch Kommunikationsminister Hourmadji Moussa Dounagor angeheizt: "Der Tschad macht den Sudan verantwortlich, er ist schließlich verpflichtet, sämtliche Aktionen aller bewaffneten Kräfte der Unterzeichner des Vertrags von Sirte (in Libyen, AuO) militärisch zu verhindern, bis die zentrale Klausel des genannten Vertrags, nämlich die Entwaffnung (der Rebellen, AuO), umgesetzt ist." (14) Die bisher drei von insgesamt vier Unterzeichner-Organisationen, die vom Waffenstillstandsvertrag wieder zurückgetreten sind, argumentieren damit, daß die Regierung wesentliche Punkte des Vertrags nicht eingehalten hat.

Umso gefährlicher der Einsatz einer großen europäischen Streitmacht, wo es sich doch schon eindeutig nicht mehr bloß um einen innerstaatlichen Konflikt, sondern um einen zwischen zwei Nationen handelt. Der Eufor wird man vorwerfen müssen, daß sie zusätzlich auch noch afrikanische Nationen aufeinander hetzt.

Die Polemik läuft auf niedrigem Niveau ab, wie man an den Äußerungen des Premierministers des Tschad, Nouraddine Delwa Kassire Coumakoye, ablesen kann: "Der sudanesische Präsident Omar Hassan al Baschir verbringt wohl schlaflose Nächte, wenn er an das Eintreffen der Kampftruppen der UNO und der Europäischen Union denkt. Er will verhindern, daß sie zum Einsatz kommen, weil er denkt, daß diese Kräfte, die an der Grenze des Tschad stationiert sein werden, für ihn eine Gefahr darstellen."(11) Das erklärte der Präsident vor versammelten Journalisten.

Nicht nur ein militärischer Bürgerkrieg, auch ein Bruderkrieg unter Afrikanern - um es etwas panafrikanisch auszudrücken.


5) Was sind die wichtigsten Kräfte des bewaffneten Widerstands?

Wenn in diesem Beitrag, meist in Anlehnung an den französischen Sprachgebrauch, die Bezeichnung „Rebellen“ verwendet wird, oder manchmal auch „Widerstand“, so ist damit nicht notwendigerweise eine politische Wertung im Sinne eines antagonistischen Subjekts gemeint, mit der sich etwa europäische AntiimperialistInnen identifizieren könnten wie mit der Ujamaa-Bewegung des Julius Nyerere. Ausdrücke wie „Rebellen“ u. ä. sind hier neutral verstanden.

In der Mehrzahl handelt es sich um bewaffnete Formationen, die bloß unterschiedliche Fraktionen der Bourgeoisie, ja des politisch-militärischen Machtapparates vertreten. In zwei Fällen stehen ehemalige Verteidigungsminister des Déby-Regimes an der Spitze solcher Guerillas, eine bewaffnete Formation wird gar von einem Neffen des Staatschefs angeführt.

Der Kampf um Erdöl und Bodenschätze spiegelt sich nicht nur auf der Ebene der Widersprüche zwischen den Interessen der internationalen Ölkonzerne, der Weltbank und nationalen Interessen ab, sondern es ist auch ein innerstaatlicher Kampf um die Beute, d. h. die Teilhabe an der Macht, zwischen unterschiedlichen bürgerlichen Interessensgruppierungen, der in einen wilden Kampf aller gegen alle mündet – wobei es auch innerstaatliche Machtfraktionen gibt, die von „außen“, etwa Libyen, Rückendeckung haben.

Die Warenanarchie findet ihren Ausdruck im blutig zerfleischenden Kampf um die Führung. Man kann sich vorstellen, was aus dem Ganzen wird, wenn auch noch die europäische Kriegsmaschinerie der Eufor hinzutritt: das Beispiel Jugoslawien hat uns gelehrt, daß Fremdsteuerung aus den Nachbarstaaten, aus Brüssel und den Vereinigten Staaten zusätzlich zum inneren Verfall eine ganze Region endgültig an den Rand des Chaos und der Verwesung bringen kann, wie man etwa am Beispiel der Kosovo-Problematik überdeutlich sieht.

Die einzelnen Kapitalfraktionen und ihre Guerillas machen aber auch Anleihen beim Panafrikanismus und Antiimperialismus, die unterschiedlichen bürgerlichen Formationen, bzw. deren Communiqués nehmen auch unterschiedliche Grade von Aufklärung und Kritik auf. Manche antiimperialistische Philippika ist recht interessant zu lesen. Diese Communiqués sind nützlich, wenn sie Informationen sei’s über das Kampfgeschehen, sei’s über politische Prozesse sozusagen aus Insiderkreisen bekanntgeben, oder auch wenn sie politische Korrekturen am starren Staatsapparat formulieren. Da diese bewaffneten Flügel bürgerlicher, linksbürgerlicher oder auch linkerer Fraktionen zum Teil eine recht große bewaffnete Gefolgschaft und auch entsprechende zivilgesellschaftliche Partnerorganisationen haben, sind die Voraussetzungen gegeben, daß, angesichts des allgemeinen Unbehagens, linkere und kritische Abspaltungen von den großen bekannteren bewaffneten Formationen stattfinden, und das ist ja immer eine erfrischende Neuigkeit. Das heißt: Es gibt auch Übergänge vom bürgerlichen zum nicht-bürgerlichen Widerstand.

Eine tiefergehende Analyse des progressiven Lagers muß auf einen weiteren Artikel verschoben werden, zunächst soll einmal hier der interessante Mummenschanz – die Analyse, die wir hier in unserem letzten Kapitel zusammenfassen (15), nennt ihn sogar eine „faune rebelle tchadienne“, also eine wilde Fauna, einen Wildwuchs, mit afrikanischer Selbstironie, die natürlich dabei mit dem eurozentristischen Klischee spielt – beschrieben werden, der sich in den letzten Monaten und Jahren entfaltet hat.

4 bewaffnete Organisationen haben am 25. Oktober 1996 in Libyen eine Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen: die UFDD (Union des forces pour la démocratie et le développement, Vereinigte Kräfte für Demokratie und Entwicklung), die UFDD Fondamentale, eine Abspaltung der UFDD, die RFC (Rassemblement pour le Changement, Sammlung für einen Wechsel) und die CNT (Convention Nationale Tchadienne). Bis auf letztere haben alle hier genannten bewaffneten Organisationen in der Zwischenzeit den Waffenstillstand wieder aufgekündigt; die CNT dürfte, zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts, auf dem Weg dazu sein.

Die UFDD ist vorangeprescht. In einem Communiqué vom 6. 11. aus den Bergen von Hadjer Marfaine wird Folgendes festgestellt:

1. Die Franzosen helfen dem Tschad bei der Aufklärung, dies sei nicht Bestand des Kooperationsvertrags

2. Die Aufklärungstätigkeit der Franzosen habe 1989 /90 begonnen, während des ganzen Jahres 1990 angedauert „und eine wesentliche Rolle bei der Machtergreifung am 1. Dezember 1990“ gespielt.

3. Die „Frankreichfeindliche Stimmung“ steige „tagtäglich in allen Provinzen des Tschad“.

4. Es wird die Erklärung des französischen Staatssekretärs für Kooperation und Frankophonie kritisiert, die „weder einen Beitrag zur Entspannung darstelle, „noch auch Kritik gegenüber der bisherigen Haltung erkennen“ lasse, „sondern vielmehr eine Tendenz in Richtung Kontinuität was das militärische Engagement betrifft“.

5. Die Unterstützung Frankreichs für Déby stelle „eine Verletzung sämtlicher Vereinbarungen“ dar.

Angesichts dieser Tatsachen – und der Schlußsatz ist besonders bedeutsam – „bleibt das Exekutivbüro der UFDD bei seiner Position und wird die künftige Entwicklung danach beurteilen, inwieweit das französische Heer oder jede andere militärische Kraft des Auslands, die sich auf nationalem Territorium befindet, sich militärisch engagiert oder eine neutrale Position einnimmt.“ (16)

Bereits am 23. 11.berichtete afp, daß es mit dem Waffenstillstand jetzt wohl zuende ginge. Mahamat Nouri von der UFDD erklärte: „Ich glaube, N´Djamena hat die Vereinbarung vergessen!“ Und er kündigte an: „Ab 25. November sind die Vereinbarungen von Tripolis null und nichtig, und der Waffenstillstand ist nicht mehr in Kraft!“ Dem schloß sich Timane Erdimi von der RFC an. Der Regierung wurde im besonderen vorgeworfen, sie hätte sich geweigert, an einer in Khartoum angesetzten Nachverhandlung, auf der die Modalitäten der Umsetzung des Vertrages auf der Tagesordnung standen, teilzunehmen (17).

Nouri sprach zum damaligen Zeitpunkt schon davon, dass die Wiederaufnahme des Bewaffneten Kampfes nicht mehr auszuschließen sei, Timane Erdimi war noch vorsichtig, und er forderte die Regierung auf, noch einmal „eine Probe ihres guten Willens“ zu zeigen, es könnten sudanesische oder libysche Vermittler eingeschaltet werden. Zum Staatschef meint er aber: „Idriss Déby ist an Frieden nicht interessiert.“ (17). In der Folge eine kurze Charakterisierung der bewaffneten Oppositionskräfte.

Die UFDD ist die größte Organisation, sie wird von General Mahamat Nouri angeführt. Nouri war bis vor 4 Jahren Verteidigungsminister in der Regierung Déby, wurde zum Botschafter in Saudiarabien ernannt, demissionierte dann von diesem Posten und schloß sich daraufhin dem Widerstand an. Seine Truppe dürfte 3000 bis 6000 Kämpfer umfassen, wie von mehreren Quellen bestätigt wird (15).

Die zweitwichtigste Kraft ist das RFC (Rassemblement pour le Changement, Sammlungsbewegung für einen Wechsel). Dieses Gebilde besteht aus ehemaligen Elementen der Präsidentschaftsgarde, die für den 16. Mai 2005 einen Umsturz planten, der aber mißlang. Dem damaligen Generalsekretär der Präsidentschaftskanzlei, Timane Erdimi, der auch die Graue Eminenz des Regimes genannt wurde, oder der Rasputin des Präsidentenpalastes, war es gelungen, den Großteil der Soldaten der Leibgarde gegen den Herrscher zu mobilisieren und dessen Projekt, mit Hilfe einer Verfassungsänderung seinen Weiterverbleib an der Macht zu sichern. Timane Erdimi ist der Neffe des Präsidenten Déby und arbeitet eng mit seinem Zwillingsbruder Tom Erdimi zusammen. Beide sollen die Fäden für den Putsch gezogen haben.

Gegen den Putschversuch wurde von der französischen Militärbasis aus erfolgreich interveniert, und das war ausschlaggebend. Im Ostteil des Landes sammelte Erdimi dann den Großteil der Verwandten Débys, die sich am Putschversuch beteiligt hatten.

15 Jahre lang hatte Timane Erdimi seine Finger im Spiel gehabt, wenn es darum ging, Posten zu besetzen. Wer etwas im „politischen Dschungel des Tschad“ (15) werden wollte, der hing von ihm ab, wenn wer zu verschwinden hatte, dann entschied er das.

Derzeit umfasst die RFC des Déby-Neffen zwischen 500 und 1000 Mann, aber die Zahlen können sich rasch ändern, denn es werden zahlreiche neue Leute aufgenommen.

Die drittgrößte im Osten des Landes aktive Organisation ist die CNT (Convention Nationale Tchadienne). Sie steht unter der Führung des Hassane Saleh Al Gadam Al Jinedi, der seine Ausbildung an der Militärakademie in Tripolis genossen hat. Derzeit steht die Formation vor einer Zerreißprobe: Al Jinedi soll abgesetzt werden, die Hardliner unter Hauptmann Hamid Abdelkader drängen an die Macht. Al Jinedi wird vorgeworfen, er sei gegenüber Déby zu nachgiebig. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts stand die CNT unter der Führung eines Direktoriums und umfasst etwa 1000 Mann.

Viertwichtigste Kraft ist die UFDD-Abspaltung UFDD-Fondamentale unter Abdelwahid Abous Mackaye, sie umfasst etwa 500 Mann und hat die Stadt Addé im Südosten eingenommen (15).

Zu diesen Kräften, die das Abkommen unterzeichnet haben, kommt eine Reihe von weiteren Gruppierungen unterschiedlichster Art.

Etwa die FUC (Front Uni pour le Changement, Vereinigte Front für einen Wechsel) unter der Führung des Generals Mahamat Nour – nicht zu verwechseln mit Mahamat Nouri, dem UFDD-Führer. Auch Nour war übrigens, wie Nouri, Verteidigungsminister der Regierung Déby, bis vor kurzer Zeit. Seine Karriere verlief folgendermaßen: Im April des vergangenen Jahres wollte er mit der FUC die Hauptstadt stürmen. Er wurde zurückgeschlagen, und dies wiederum mit Hilfe der im Land stationierten Franzosen. Auf Betreiben Gaddafis kam es zu einem Abkommen zwischen Déby und Nour, und in der Folge wird Nour Verteidigungsminister (15). Die FUC aber ließ sich nicht entwaffnen, begann wieder zu kämpfen, nach Auseinandersetzungen, die eine Woche lang dauerten, floh Nour in die libysche Botschaft und wurde kurz darauf, am 1. Dezember, abgesetzt (18).

Die UFC (Union des Forces pour le Changement, Vereinigte Kräfte für einen Wechsel), nicht zu verwechseln mit dem FUC oder gar dem RFC, umfasst wiederum drei kleinere Rebellenorganisationen: das MUR (Mouvement pour l´Unité et la République, Bewegung für die Einheit und die Republik), die FPRN (Front Populaire pour la Renaissance Nationale, Volksfront für eine Nationale Wiedergeburt) und die FDP (Front Démocratique Populaire, Demokratische Volksfront).

In den Niellim-Bergen im Süden operiert außerdem ein Mouvement Populaire pour la Renaissance et le Développement (MPRD, Volksbewegung für Neubeginn und Entwicklung) unter der Führung von Djibrine Dassert, einem ehemaligen Weggefährten von Déby. Im November 2005 hat er einen Blitzangriff auf die Nomadengarde unternommen, die sich in unmittelbarer Nähe des Präsidentenpalastes befindet, und dabei zahlreiche Waffen erbeutet. Damit zog er sich in den Süden zurück, wo ihn die Armee noch nicht hat aufreiben können. Seit einiger Zeit soll er auch im Osten aktiv sein. Und schließlich sei noch die Telsswi-Renaissance von Michel Mbaïllemel erwähnt, die an der Grenze zu Zentralafrika operiert. Diese Gruppierung hat an allen Rebellionen im Süden des Tschad seit den 80er Jahren teilgenommen (15).


6) Die europäischen Länder sind Kriegspartei.

Die Entsendung europäischer Soldaten eine rein « humanitäre » Angelegenheit?

Es besteht eine Zusammenarbeit zwischen Frankreich und dem Tschad im Erkunden und darauffolgenden Bombardieren. Spionieren und Bombardieren dienen unter anderem auch als Vorbereitung für den europäischen Kriegseinsatz .

Teilnahme am Eufor-Einsatz ist daher eine eindeutige Positionierung im afrikanischen Krieg.

Zu Beginn eine militärische Provokation seitens des Tschad und Frankreichs - dann wieder zum Höhepunkt der Kämpfe.

Die EUFOR-Länder Belgien, Finnland, Irland, die Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien und Schweden klinken sich in einen Bombenkrieg ein.

Wenn also der Tschad seine Einsätze gegen seine eigenen Bevölkerung mit Frankreich koordiniert, Frankreich wesentliches Know-How einbringt und noch dazu die gesamteuropäische Invasionstruppe anführt, dann ist ein jedes Element dieses komplexen und umfassenden Einsatzes, in was für einer unterschiedlichen Funktion auch immer, Teil eines Krieges gegen die afrikanische Bevölkerung.

Die Eufor-Soldaten würden sich also bei einem noch so humanitären Einsatz – an den ohnehin niemand glaubt – nolens volens und automatisch auf einer Seite der Kriegsfront befinden, auf der europäischen.

Außerdem gibt es wohl kaum jemanden, der in der Lage ist, die Politik und die Dynamik der unterschiedlichen bewaffneten Formationen zu beurteilen und einzuschätzen.

Wenn aber die Voraussetzungen für einen politische Analyse der Situation fehlen, und davon zeugt ja tagtäglich das Niveau der Tschadbezogenen Artikel in der deutschsprachigen, besonders der österreichischen Presse – dann sollte man so schnell wie möglich seinen Rückzug von diesem Abenteuer erklären, denn es würde auch für die europäischen Soldaten blutig enden.

Was Frankreich betrifft, so braucht nur auf seine Rolle in Algerien, in der Côte d´Ivoire und jetzt im Tschad hingewiesen werden. Seine Politik in Afrika ist blutigster und brutalster Neokolonialismus. Die acht obgenannten Länder reihen sich daher mit der Kriegsteilnahme in die Kategorie der Kriegshetzer und künftigen Kriegsverbrecher ein.

Sie wollen Afrika zu einem Schlachthaus machen, so wie der Irak zu einem Schlachthaus gemacht wurde.

Ist denn seit den Zeiten der Römer die Bestimmung Europas denn nie etwas Anderes als immer nur Völkermord, Völkermord?



(1) Tchad : les avions français menacés par les rebelles, Le Figaro/afp, 30. 11. 2007

(2) Tchad: les rebelles en "état de belligérance" avec l'armée française, afp, 30. 11. 2007

(3) Des rebelles très offensifs, RFI/afp/Reuters, 30. 11. 2009. Sperrung im Zitat von AuO.

(4) La France défiée par les rebelles tchadiens ; Le Figaro, 30. 11. 2007

(5) Tchad: l'armée française a évacué 150 combattants blessés après les affrontements, Le Monde/afp, 30. 11. 2007

(6) Tchad: les rebelles s'en prennent à la France, France 2, 30. 11.

(7) Stephanie Hancock : L´armée tchadienne annonce la mort de centaines de rebelles, Reuters, 26. 11. 2007

(8) Jean-Dominique Merchet: Violents combats dans l'Est du Tchad, où sont déjà les forces spéciales françaises, in einem Blog der Libération, 30. 11. 2007

(9) "Au Tchad, des combats d´une rare violence depuis lundi", afp, 29. 11. 2007

(10) Tchad : Les forces françaises positionnées au Tchad, Angola Press, 30. 11. 2007

(11) Le Tchad accuse le Soudan d´instrumentaliser les rebelles, Le Monde/Reuters, 29. 11.

(12) Tchad : retard dans l´envoi du contingent d´Eufor (porte-parole Eufor), afp, 28. 11. 07

(13) L´Eufor se déploiera comme prévu dans l´Est du Tchad, selon Sarkozy, afp, 30. 11. 2007

(14) L´armée tchadienne annonce la mort de centaines de rebelles, Reuters/Le Monde, 26. 11. 2007

(15) Les mouvements rebelles qui menacent le pouvoir du Président Idriss Déby Itno, apanews, 6. 12. 2007, zitiert nach jeuneafrique.com
 http://www.jeuneafrique.com/jeune_afrique/article_depeche.asp?art_cle=APA25807lesmoontiyb0

(16) Communiqué de presse N°024: Union des Forces pour la Démocratie et le Développement ( UFDD) (TchadVision 07/12/2007)
 http://www.africatime.com/Tchad/nouvelle.asp?no_nouvelle=367286&no_categorie=

(17) Tchad : rien n ´a été fait pour appliquer l´accord de paix (rebelles), afp/Le Monde, 23. 11. 2007

(18) Le président tchadien limoge son ministre de la Défense, Reuters/Le Monde, 1. 12.
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Ergänzungen

Oppositionelle in Kenia demonstrieren

AFP 03.01.2008 - 13:42
Oppositionelle in Kenia demonstrieren trotz Verbots

Nairobi/Berlin — In Kenias Hauptstadt Nairobi hat die Polizei Tränengas gegen oppositionelle Demonstranten eingesetzt. Tausende Polizisten bezogen vor einer verbotenen Demonstration von Regierungsgegnern Stellung. Oppositionsführer Raila Odinga hatte für heute trotz eines Verbots zu einer Protestveranstaltung in Nairobi aufgerufen, um gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mwai Kibaki zu demonstrieren. "Wir erinnern daran, dass diese Versammlung für illegal erklärt wurde und dass jeder, der daran teilnimmt, dem Gesetz entsprechend behandelt wird", sagte ein Polizeisprecher.

Polizisten aus der paramilitärischen Einheit GSU marschierten rund um den Uhuru-Park im Zentrum Nairobis auf. Dort wollen sich die Anhänger Odingas versammeln. Der Zugang zu einem angrenzenden Hotel wurde mit Stacheldraht versperrt. Auch die Zugangsstraßen zum größten Slum Nairobis und Odingas Wahlkreis, Kirbera, wurden blockiert. Bislang waren bei den gewaltsamen Unruhen nach den Wahlen am 27. Dezember über 340 Menschen ums Leben gekommen. Zur Demonstration heute werden zehntausende Menschen erwartet. Odinga will sich bei der Kundgebung im Uhuru-Park zum "Präsidenten des Volkes" ausrufen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU) räumte im ZDF ein, dass der Einfluss westlicher Länder auf Kenias Regierung gering sei. Er forderte China, das wirtschaftlich in dem afrikanischen Staat engagiert sei, zu einer "klaren Botschaft" an die kenianische Regierung auf. China müsse deutlich machen, dass es Interesse an einer friedlichen Beilegung des Konfliktes habe, sagte Polenz. Als mögliche Optionen nannte er eine gerichtliche Überprüfung des Wahlergebnisses oder Neuwahlen.

Das kenianische Rote Kreuz forderte unterdessen Hilfsgelder in Höhe von 7,5 Millionen Dollar (rund fünf Millionen Euro), um die rund 100.000 Flüchtlinge, die wegen der Unruhen ihre Heimat verließen, versorgen zu können. Dies teilte ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation in Nairobi mit.

Neues aus Kenia

Newsblog 03.01.2008 - 14:27
Demonstranten mit weißen Schals waren ins Stadtzentrum aufgebrochen, um dem Aufruf von Oppositionsführer Raila Odinga zu folgen. Sie schwenkten Zweige und sangen die kenianische Nationalhymne. Bereits mehr als einen Kilometer vor der Innenstadt seien sie von der Polizei gestoppt worden, berichtete ein Reporter des britischen Rundfunksenders BBC.

Die Protestkundgebung soll im Uhuru Park im Zentrum Nairobis stattfinden. Bereits am frühen Morgen waren am Versammlungsort mit Schlagstöcken bewaffnete und mit Helmen und Schildern bewehrte Polizisten und paramilitärische Truppen aufgezogen. Beobachter fürchten, dass die Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in einem Blutbad enden könnten.

Odinga bezeichnete die Demonstration in einem BBC-Interview als einen "entscheidenden Moment" für Kenia. Er rechnete damit, dass bis zu einer Million Menschen seinem Aufruf folgen. Odinga sieht sich um seinen Sieg bei der Präsidentenwahl betrogen, nachdem die Wahlkommission Ende vergangener Woche Amtsinhaber Mwai Kibaki zum Sieger erklärt hatte.

 http://video.web.de/watch/3073213

Kurz vor Beginn einer Großkundgebung in der kenianischen Hauptstadt Nairobi hat die Opposition hat die Veranstaltung abgesagt. Im Vorfeld der Kundgebung war es zu Zusammenstößen zwischen Oppositionsanhängern und der Polizei gekommen. Diese ging mit Wasserwerfern gegen mehrere hundert Demonstranten vor, die versuchten, eine Kreuzung in Nairobi zu blockieren. Am Versammlungsort zogen zahlreiche mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten und Angehörige paramilitärischer Verbände auf.

Die Opposition begründete die Absage der Kundgebung damit, dass sie den Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten und dem damit verbundenen Blutvergießen ein Ende machen wolle. Oppositionsführer Odinga hatte Hunderttausende Teilnehmer erwartet. Viele Menschen hatten sich bereits aus dem Vororten von Nairobi auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Dort herrschte gespannte Ruhe. Die Straßen waren leer, die Geschäfte blieben geschlossen. In ganz Kenia war es nach dem umstrittenen Wahlsieg von Präsident Mwai Kibaki zu schweren Ausschreitungen mit Hunderten Todesopfern gekommen - und so lautet auch der Aufruf vieler Zeitungen: "Rettet unser geliebtes Land".

Einige Regierungskritiker setzten Reifen in Brand, die Polizei feuerte Warnschüsse ab und setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen die Menschen ein. Sicherheitskräfte mit Schusswaffen und Schlagstöcken umstellten den Uhuru-Park in der Innenstadt.

Die Demonstranten strömten aus mehreren Slums der Hauptstadt, riefen "Frieden" und sangen die Nationalhymne. Oppositionsführer Raila Odinga kündigte an, trotz eines Verbots der Behörden und der anhaltenden Gewalt an der Demonstration festzuhalten. "Tötet uns doch alle", rief eine Gruppe von Demonstranten, die sich gemeinsam vor Polizisten auf den Boden knieten. Ein Teilnehmer der Kundgebung rief: "Das ist jetzt eine Diktatur."

Rotes Kreuz ruft zu Spenden für Kenia auf

Info 05.01.2008 - 02:24
Vor allem Nahrungsmittel und Decken werden benötigt
Letzte Aktualisierung: 04-01-2008 11:46

(vb) - Das Luxemburger Rote Kreuz ruft zu Spenden für die Unruheregionen in Kenia auf. Den Menschen in den von den Auseinanderesetzungen betroffenen Gebieten fehle es an Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung. Auch müssten viele Flüchtlinge versorgt werden.

Die kenianische Rot-Kreuz-Organisation sei als neutrale Hilfsorganisation vielfach der einzige Akteur, der in die betroffenen Gebiete vordringen könne. Nach der umstrittenen Wahlauszählung waren am 30. Dezember in dem ostafrikanischen Land gewalttätige Proteste ausgebrochen. Vor allem der Westen, der tendenziell die Oppositionspartei unterstützt, ist in Mitleidenschaft gezogen. 70 000 Flüchtlinge sind auf dem Weg ins Nachbarland Uganda.

Das Luxemburger Rote Kreuz appelliert an die Großzügigkeit der Bevölkerung und hat ein Spendenkonto eingerichtet:

CCPL LU52 1111 0000 1111 0000

Die Spenden werden für erste Hilfsgüter - Nahrungsmittel, Decken, Plastikplanen , Küchengeschirr - verwendet.

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