Neonazikonzert in Minden

Antifa Infoportal Weser/Deister/Leine 30.12.2007 23:27 Themen: Antifa
Minden war lange Zeit kein gutes Pflaster für Neonazis. Im Jahr 2006 mussten hier drei Naziaufmärsche aufgrund breiter antifaschistischer Gegenwehr vorzeitig abgebrochen werden. Erst das Handeln der Polizei ermöglichte Neonazis öffentlich Auftritte in der Stadt: Am 17.03.2007 setzte ein Großaufgebot mit brutaler Gewalt erstmals seit vielen Jahren einen Naziaufmarsch in Minden durch. Nun versuchte sich die Polizei an einer neuen, nicht minder bedenklichen Taktik: Verschweigen von Naziaktivtäten, um so Protest zu unterbinden. Auf diese Weise konnten sich am 29.12.2007 rund 200 Nazis relativ ungestört zu einem Konzert in Minden versammeln.
Am Abend des 29.12.2007 fielen lokalen Antifaschist_Innen verstärkt Neonazis am Mindener Bahnhof auf. Einigen konnte bis zur Gaststätte "Zur Friedenseiche" in Minden-Stemmer gefolgt werden, vor der zu diesem Zeitpunkt bereits eine große Anzahl von PKWs mit auswärtigen Kennzeichen standen (die auffällig oft die Zahlen 14, 18, 28 oder 88 enthielten). Schnell war klar, dass in der Gaststätte ein Nazikonzert stattfindet. Die Beobachtung des Veranstaltungsortes über einen längeren Zeitraum ergab, dass sich dort insgesamt rund 200 Nazis versammelt hatten. Diese hohe Teilnehmerzahl ließ sich erst im Nachhinein erklären, als Recherchen ergaben, dass die Rechtsrockband "Weisse Wölfe" als Headliner des Konzertes angekündigt war, welches mit den Worten "Last Chance to Rock this year" beworben wurde.

Die Band "Weisse Wölfe" ist eng verbunden mit der rechten Kultband "Oidoxie" aus Dortmund. Im Gegensatz zu Oidoxie vertreten die Weissen Wölfe jedoch einen noch offeneren Nationalsozialismus. Ihre Texte sind von extremer Menschenverachtung und Aufrufen zur Gewalt gekennzeichnet. So heißt es in den Liedern auf ihren indizierten CDs u.a. "Für unser Fest ist nichts zu teuer - 10.000 Juden für ein Freudenfeuer" und "Ihr tut unsrer Ehre weh - unsre Antwort Zyklon B". Auf dem einzig bekannten Foto der Gruppe posieren deren Mitglieder vermummt und schwer bewaffnet vor einer Fahne der verbotenen "Freiheitlichen Arbeiter Partei" (FAP).

Trotz alledem war von der Polizei weit und breit keine Spur. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Verfassungsschutz und Staatsschutz lange im Voraus von einem Konzert dieser Größenordnung wussten. Ganz offensichtlich ist es jedoch nicht gewollt, rechte Konzerte zu verhindern, obwohl die menschenverachtenden Texte und das Gewaltpotenzial der KonzertbesucherInnen genug Gründe für ein Eingreifen liefern würden. Stattdessen zeigten die "OrdnungshüterInnen" bewusst keine Präsenz in der Nähe des Konzertes in der Hoffnung, dass Antifaschist_Innen so nicht auf die Veranstaltung aufmerksam würden und es zu keinerlei Protest käme. Besorgte Anwohner_Innen wurden belogen. Ihnen wurde versichert, dass die Lage unter Kontrolle wäre, wohl wissend, dass eine paar Zivilpolizisten (die angeblich vor Ort waren) nie und nimmer dafür ausgereicht hätten.

Eine Gruppe von ca. 30 Antifaschist_Innen lies es sich trotz allem nicht nehmen, gegen 22.30 Uhr eine lautstarke Spontandemo durch die Mindener Innenstadt durchzuführen. Nach deren Beendigung erwachte die Mindener Polizei plötzlich doch noch aus ihrem Dornröschenschlaf. Ihre Aktivität beschränkte sich allerdings darauf, mit mehreren Streifenwagen (erfolglos) Jagd auf die sich entfernenden Antifaschist_Innen zu machen. Das ist ja auch viel wichtiger, als sich um 200 alkoholisierte und durch aggressive Musik aufgestachelte Neonazis zu kümmern...

Wieder einmal ist deutlich geworden, dass ein Auftreten von Neonazis in Minden (und anderswo) scheinbar politisch gewollt ist und dass Menschen, die gegen Nazis aktiv werden, kriminalisiert werden sollen.

Ungeachtet dessen werden engagierte Antifaschist_Innen aber auch weiterhin dafür sorgen, dass die Umtriebe von Neonazis öffentlich gemacht werden und dass die Etablierung einer rechten "Erlebniswelt" durch bewusstes Wegschauen der Behörden nicht hinnehmbar ist. In Zukunft darf es keine Räume mehr für Naziveranstaltungen in Minden und anderswo geben! Daher werden sich die politischen Verantwortlichen in kürze unangenehmen Fragen ausgesetzt sehen, ebenso wie der Besitzer der Gaststätte "Zur Friedenseiche"...

..::Weitere Infos::..

Nazi-Desaster in Minden am
16.09.2006:  http://de.indymedia.org/2006/09/157283.shtml
25.11.2006:  http://de.indymedia.org/2006/11/163014.shtml
24.12.2006:  http://de.indymedia.org/2006/12/164910.shtml

Durchgeprügelter Aufmarsch am 17.03.2007:  http://de.indymedia.org/2007/03/171112.shtml

"Weisse Wölfe" und Umfeld:  http://www.turnitdown.de/164.html?&type=98
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Ergänzungen

Pressemitteilung des bürgerlichen Bündnis

Ergänzer 30.12.2007 - 23:48
Pressemitteilung zum Nazi-Konzert am 29. Dezember in Stemmer/Minden

Am Abend des 29.Dezember feierten rund 250 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet zu den Klängen der bekannten Rechtsrock-Band "Weisse Wölfe" in der Gaststätte "Zur Friedenseiche" an der Stemmer Landstraße in Minden.

Das Verhalten von Polizei und Verwaltung sowohl gegenüber den feiernden Rechtsradikalen als auch gegenüber dem Mindener Bündnis gegen Rechts werfen einige dringende Fragen auf:

1.) Wieso wurden Informationen über ein bundesweites Nazi-Konzert (scheinbar bewusst) von Polizei und Verwaltung vor der Öffentlichkeit zurückgehalten?

2.) Warum zeigte die Polizei rund um ein Konzert des besonders gewaltbereiten rechten Spektrums (alkoholisiert und durch Nazi-Rock aufgeputscht) kaum Präsenz?

3.) Wieso wurden hingegen in Minden Engagierte bei einer Spontandemo gegen das Konzert mit Kontrollmaßnahmen von der Polizei bedacht, während zeitgleich die Rechtsradikalen ungestört feiern konnten?

4.) Warum wird in Minden ein Nazi-Konzert von der Polizei nur beobachtet, während in den Neuen Bundesländern solche Veranstaltungen regelmäßig mit Einsatzhundertschaften aufgelöst werden?

5.) Wieso begnügte sich die Polizei mit der üblichen Argumentation der Rechtsradikalen, ihre mit Flyern beworbene Veranstaltung sei eine private Feier? Diese Behauptung dient seit Jahren bundesweit bei fast jedem Rechtsrock-Konzert als Vorwand und dürfte inzwischen nicht mehr als glaubhaft bezeichnet werden!

6.) Wieso wurde nach der Bedrohung von Jugendlichen durch die Neonazis ein Notruf von der Polizei mit der Aussage begegnet, es sei vor Ort zu keinen Zwischenfällen gekommen? Warum war die Polizei an diesem Abend nicht gewillt gegen die Rechten vorzugehen?

7.) Warum wurde die Rechtsrock-Veranstaltung nicht auf volksverhetzende Liedtexte und den Handel mit volksverhetzenden Material (bei solchen Konzerten üblich) von der Polizei überprüft? Warum gab es keine Fahrzeugkontrollen des rechten Publikums? Warum gab es keine Alkoholkontrollen nach Ende des Konzerts, obwohl auf der Veranstaltung offensichtlich viel Alkohol konsumiert wurde?

8.) Wie kann es sein, dass immer wieder in Minden ein Freiraum für rechtsradikale Veranstaltungen geschaffen wird? Wieso werden Nazi-Veranstaltungen in unserer Stadt wiederholt mit Kooperation und Absprachen, anstatt mit konkreten Gegenmaßnahmen und einer ehrlichen Öffentlichkeitsarbeit begegnet? Ist das die erwünschte Politik des "Aktiven Ignorierens"?

Aktionsbündnis Minden gegen Nazis, 30.12.2007


Nachzulesen unter  http://www.hiergeblieben.de

Rechtsrock lockt Neonazi-Szene

http://mt-online.de/ 31.12.2007 - 01:38
Rechtsrock lockt Neonazi-Szene in die Friedenseiche

Rund 200 Anhänger der Neonazi-Szene haben am Samstagabend in der "Friedenseiche" ein Rechtsrock-Konzert der Arnsberger Band "Weisse Wölfe" verfolgt.

Die Veranstaltung im Veranstaltungsraum der ehemaligen Gaststätte an der Stemmer Landstraße unter dem Motto "Last chance to rock this year" (Letzte Chance, um in diesem Jahr zu rocken) habe keine Außenwirkung gehabt und es habe keine Zwischenfälle gegeben, erklärte ein Polizeisprecher am Sonntag gegenüber dem MT. Das Konzert, das der Mindener Polizei und den Bielefelder Staatsschützern zuvor bekannt war, ist nach MT-Informationen vor allem von zivilen Einsatzkräften beobachtet worden.

Die Rechtsrock-Band "Weisse Wölfe" ist den Staatsschützern nicht unbekannt. 1998 gegründet, fielen die Musiker dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz auf, weil sie den Nationalsozialismus auf dem Cover einer ihrer CDs mit Hakenkreuzen verherrlichten, sowie "gegen Demokratie und politische Gegner" agierten. Auch werde bei den Konzerten der "Weissen Wölfe" schon mal zu Sieg-Heil-Rufen die Waffen-SS besungen, heißt es aus anderen Quellen.

Zeitgleich zu dem Konzert habe es in der Mindener Innenstadt am Samstagabend eine Kundgebung von etwa 25 Mitgliedern der linken Szene gegeben, so die Polizei. Die überwiegend jugendlichen Teilnehmer hätten Spruchbänder mit Aufschriften wie "Den rechten Konsens durchbrechen" mit sich geführt. Zwei Gegendemonstranten seien vorübergehend festgehalten, aber nach Feststellung der Personalien noch vor Ort wieder entlassen worden.

Zeitgleich zu dem Konzert habe es in der Mindener Innenstadt am Samstagabend eine Kundgebung von etwa 25 Mitgliedern der linken Szene gegeben, so die Polizei. Die überwiegend jugendlichen Teilnehmer hätten Spruchbänder mit Aufschriften wie "Den rechten Konsens durchbrechen" mit sich geführt. Zwei Gegendemonstranten seien vorübergehend festgehalten, aber nach Feststellung der Personalien noch vor Ort wieder entlassen worden.

Das Aktionsbündnis "Minden gegen Nazis" wundert sich unterdessen unter anderem darüber, warum die Polizei in Minden ein Neonazikonzert nur beobachtet habe, während in den Neuen Bundesländern solche Veranstaltungen regelmäßig mit Einsatzhundertschaften aufgelöst würden. Auch kritisiert das Bündnis, dass sich die Polizei mit der Argumentation der Rechtsradikalen zufrieden gegeben habe, ihre mit Flyern beworbene Veranstaltung sei eine private Feier. Diese Behauptung diene seit Jahren bei fast jedem Rechtsrockkonzert als Vorwand und dürfte inzwischen nicht mehr als glaubhaft bezeichnet werden, so eine Sprecherin des Bündnisses.

Zudem sei es zu Bedrohungen von Jugendlichen durch die Neonazis gekommen, was zu einem Notruf an die Polizei geführt habe. Die habe daraufhin erklärt, es sei vor Ort zu keinen Zwischenfällen gekommen. Diese Aussage unterstrich gestern Nachmittag ein Polizeisprecher auf MT-Anfrage: "Uns ist nichts bekannt."

Frage

Schwürg 31.12.2007 - 09:05
Kann mir mal jemand erklären was die Zahlen 14, 18 und 28 bedeuten. In Verbindung mit Nazis. Habe ich noch nie gehört.

zahlenspiel

abc 31.12.2007 - 10:33
zu den Zahlen kann ich dir folgende Information geben:

die 14 steht für 14 Wörter/ bzw. eine Phrase, hier das Original, von David Lane:

"we must secure the existence of our people and a future for white children"

und hier die Übersetzung:

"wir müssen die Existenz unseres Volkes und auch die Zukunft unserer weißen Kinder sichern"

...die 14 dient als u.a. als Grußformel und ist nebenbei nicht nur auf Nummernschildern,
sondern auch auf CD´s, auf T-Shirts, Badges, Buttons usw. zu finden...

die 18, das ist bekannt, steht für den ersten und achten Buchstaben des Alphabetes
und in dieser Kombination für das A und H, das Kürzel für Adolf Hitler - Verwendung fand die 18 zum Bsp. bei der organisation/Gruppe Combat 18 und Band Sturm 18, auch als Zusatz in Liedtexten, auf CD´s usw. ist sie zu finden

die 28 steht für das B und H des Alphabetes und wird als Synonym für B&H = "Blood & Honour" verwendert, du findest diese Zahl auch als Button, auf T-Shirts, CD´s usw.

die 88 steht für den achten Buchstaben des Alphabetes das H und findet als Zahlenkombination/Zahlencode 88 die Bedeutung Heil Hitler - neben diversen Bands, die Liedtexte, Cover und anderes damit "dekorieren", findet mensch auch T-Shirts, Buttons, Aufnäher usw. die die Zahlenkombination tragen

erklärungen

Sonja 31.12.2007 - 10:38
Die Zahlenkombinationen 88, 18 und 14 stehen für besondere, meist nur Eingeweihten bekannte, Codes der rechten Szene: die 88 für HH [Heil Hitler], die 18 für AH [Adolf Hitler] und die 14 für "14words"- ["We must secure the existence of our people and a future for White children."]["Wir müssen die Existenz unserer Rasse und auch die Zukunft unserer weißen Kinder sichern.“], geprägt durch David Lanes.

Für weitere Infos über Nazisymbolik und Lifestyle, check:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtsextreme_Symbole_und_Zeichen
 http://www.dasversteckspiel.de/

Später

xXx 06.01.2008 - 21:03
Nach dem Konzert wurde meine freundin am bahnhof von neonazis die teilgenommen haben bedroht!
Sie war am Mindener HBF und ein auto mit verdunkelten scheiben stand davor!
Sie stieg über die begrenzung (nichts ahnend) und plötzlich gab das Auto mit verdunkelten scheiben gas und steuerte genau auf sie zu.
Sie konnte noch zur seite springen und stieg in ihr auto! so konnte sie den neonazis entkommen!
Das nur mal als ergänzung die antifas werden beobachtet und verfolgt und gewaltbereite neonazis werden in frieden gelassen!

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