Weimar: Versuchter Nazi-Angriff

Rongkong Coma 29.12.2007 21:39 Themen: Antifa
In den den späten Abendstunden kam es gestern zu einem versuchten Nazi-Angriff gegen das soziokulturelle Zentrum Gerberstraße in Weimar, durch ca. 30 bewaffnete Neonazis. Vorangegangen waren massive Provokationen in der Innenstadt, wo sich Nazis und rechts offene Hooligans in zahlreichen Kleingruppen bewegt hatten. Der Angriff konnte durch entschlossenes Handeln abgewehrt werden. Dennoch scheint die rechte Gewalt in Weimar nun einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben.
Der gestrige Angriff war der Höhepunkt von vorangegangenen Ereignissen, bei denen sich klar erkennen lässt, dass die Gewaltbereischaft unter den Neonazis in Weimar deutlich gestiegen ist. Während die Öffentlichkeitsarbeit von Kameradschaft und NPD seit Monaten gegen null gesunken ist, scheinen die jüngeren Neonazis diese Krise der organisierten rechten Ideologie, durch Gewalt auf der Straße ausgleichen zu wollen. So kam es in den letzten Monaten verstärkt zu Übergriffen (besonders auf linke und alternative Jugendliche), bei denen öfter Teleskopschlagstöcke, Quarzhandschuhe und Pfefferspray verwendet wurden.

Auch in den letzten Tagen gab es vermehrt Anzeichen, dass die reichte Gewalt in Weimar eine neue Qualität zu erreichen scheint. So gab es zum ersten mal seit mehreren Jahren rechte Sprühereien an der Fassade der Gerberstraße. Zwei Tage vor dem Angriff auf die Gerberstraße wurde in der Nacht das Türschloss zerstört, indem Unbekannte einen Nagel hineingeschlagen hatten.

Am gestrigen Abend kündigte sich der Nazistress bereits gegen 18:00 Uhr an, da in der Stadt auffällig viele schwarz gekleidete Neonazis unterwegs waren. Später bildeten sich überall in der Innenstadt Kleingruppen, die zumeist mit Thor Steinar bekleidet waren oder mit dem Logo der "Problemkinder" (ein rechtsoffenes Label welches u.a. Klamotten und Waffen vertreibt) geschmückt waren. Schließlich kam es zu massiven Provokationen und Pöbeleien gegen Jugendliche, die die Nazis anscheinend dem Umfeld des autonomen Zentrums Gerberstraße zugeordnet hatten. Dabei kam es auch zum Einsatz von Pfefferspray seitens der Nazis. Kurze Zeit später sammelten sich die Kleingruppen der Nazis auf dem Goetheplatz zu einem Mob von ca. 30 Menschen und jagten, bewaffnet mit Teleskopschlagstöcken, eine Gruppe von Jugendlichen, die in Richtung Gerber flüchteten. Daraufhin bewegte sich der Mob geschlossen und zielstrebig in Richtung Gerberstraße. Als der Nazi-Mob ca. 200 Meter von der Gerberstraße entfernt war, wurden Gäste und Bewohner_innen in der Gerberstraße alamiert, die sich daraufhin vor dem Haus sammelten. Entschlossen und mit der Parole "Alerta Antifascista" bewegte sich diese Gruppe von ca. 40 Menschen in Richtung der Nazis, woraufhin sich diese in einem Block formierten und einige Hooligan-Hampeleien veranstalteten. Als sich die Entfernung zwischen den beiden Gruppen jedoch auf ca. 50 Meter verringert hatte, ergriffen die Neonazis jedoch panikartig die Flucht und verteilten sich in verschiedene Richtungen. Ein Angriff konnte nur durch das entschlossene Handeln derkenigen verhindert werden, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Gerberstraße befunden hatten.

Als die Nazis verschwunden waren, aber immer noch einige Personen aus dem Umfeld der Gerberstraße vor dem Haus standen, traf die Polizei mit einem Streifenwagen ein. In der Diskussion mit der Polizei wurde klar, dass diese nicht zwischen Angriff und Verteidigung unterscheiden konnte und drohte mit der Ingewahrsamnahme von Personen, die sich ab diesem Zeitpunkt in Gruppen in der Innenstadt bewegen würden.
An diesem Abend gab es keine weiteren Zwischenfälle.

Am gestrigen Vorfall lassen sich zwei Tendenzen aufzeigen:
1. Die Gewaltbereitschaft der Nazis und Jugendlichen mit faschistischen Tendenzen ist enorm gestiegen. Ein ähnlicher Angriff liegt über fünf Jahre zurück. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Gewalt in Zukunft nicht nur gegen linke und alternative Jugendliche richten wird, sondern auch gegen Migrant_innen und alle anderen Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passen.
2. Besonders im jugendlichen Spektrum der Neonazis, scheinen NPD und Kameradschaft an Einfluss zu verlieren. Im Gegensatz dazu scheint das Label "Problemkinder" an Einfluss und Mobilisierungspotential zu gewinnen. Dieses Label gibt sich nach außen hin unpolitisch und ist von seiner Ästhetik ein gewöhnliches Hooligan-Label. Die Macher dieses Labels sind jedoch bekannte Neonazis (unter ihnen federführend der bekannte Nazi Christian Pohlmann). Die Verflechtung in die gewaltbereite rechte Szene ist nicht erst seit gestern offensichtlich. Es ist anzunehmen, dass die Teleskopschlagstöcke, die die Nazis gestern Abend verwendet haben, aus dem Vertrieb der Problemkinder stammen. Auf der Homepage der Problemkinder ( http://www.problemkinder.com) können unter der Kategorie "Willensverstärker" Pfefferspray, Quarzhandschuhe, Tonfas und Teleskopschlagstöcke bestellt werden.

Es ist davon auszugehen, dass Nazis, rechte Hools und Problemkinder, nach der gestrigen Schlappe nicht Frieden geben werden. Gerade zu Silvester kam es in Weimar immer wieder zu Übergriffen.

Nazigewalt offensiv entgegentreten!
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Ergänzungen

Problemkinder ??Faschisten??

rogjkd 29.12.2007 - 23:49
Woran erkennt der Autor dass es sich bei dem Versandhaus "Problemkinder" um eine Faschistische Organisation handelt? Ich bezweifle dies, da die Kleidungen nichts auffälig rechtes Ausstrahlen. Sowie auf der Webseite selber Anti G8 Videos gezeigt werden. Die Problemkinder sind laut Webseite unpolitisch...

@ rogjkd

Gustavo 30.12.2007 - 00:56
Der Betreiber des Ladens Christian Pohlmann war Admin der Nationalen-Widerstand-Weimar-Seite, mehrere Mitstreiter sind aktiv im KV der NPD Weimar, z.B. Christian Hoppensack.
In seinem Laden "XP-Werbedesign" in Weimar, Schöndorf wird unter dem Ladentisch Nazi-Mist vertickt. Pohlmanns Schöndorfer Clique und auch er selber bedrohen SozialarbeiterInnen, die sich gegen Rechts engagieren.

Mit dem Label "Problemkinder" hat Weimar nun seine dritte Nazi-Marke, neben Walhall und Hardcore-No Respect!
Das "unpolitische" Auftreten passt prima in das Konzept der Nazis, als Normalos sich in der Gesellschaft zu intergrieren.

Alles klar...

Junge Antifaschistin 30.12.2007 - 13:37
Also Leute ich habe mit dem Label "Problemkinder" in Blankenhain und Umgebung schonh ein Haufen Nazis von der Kameradschaft Blankenhain und Bad Berka gesehen. Mittlerweille ist es unerträglich im Weimarer Umland geworden. Die Faschos kontrollieren jedes Volksfest jede Veranstaltung...antifaschistischen Widerstand gibt es garnicht mehr. als die NPD in Blankenhain zur Bürgermeisterwahl antrat ist nix passiert die konnten in aller Ruhe ihr Ding durchziehen. Leute wacht doch mal auf...nich nur in Weimar.

Silvester

Htz 31.12.2007 - 10:57
Zu Silvester gibts in der Gerber Silvesterparty mit Buffet und Feuertonne. Wer uns unterstützen will, mag vorbeikommen!

Presse

Rongkong Coma 31.12.2007 - 12:26
Versuchter Neonazi-Angriff auf soziokulturelles Zentrum

Weimar. (tlz) Etwa 30 bewaffnete Neonazis wollten nach Angaben des Hauses für Soziokultur am späten Freitagabend das soziokulturelle Zentrum in der Gerberstraße angreifen. Nachdem sich bereits in den Stunden zuvor Neonazis in kleinen Gruppen in der Stadt bewegt hätten, sammelten sich am Abend zirka 30 von ihnen auf dem Goetheplatz, um schließlich mit Teleskopschlag-stöcken bewaffnet in Richtung Gerberstraße zu jagen. Als der Mob noch etwa 200 Meter von der Gerberstraße entfernt gewesen sei, hätten sich Gäste und Bewohner vor dem Haus versammelt und sich mit der Parole "Alerta Antifascista" ("Vorwärts, Antifaschisten!") auf die Neonazis zubewegt, woraufhin die Angreifer in Panik geflohen seien. Erst da sei ein Streifenwagen der Polizei eingetroffen.

An diesem Abend kam es zwar zu keinen weiteren Zwischenfällen, für die Aktiven des soziokulturellen Zentrums ist der versuchte Angriff - der erste seit mehr als fünf Jahren - aber nicht isoliert zu betrachten. In den vergangenen Monaten sei es verstärkt zu Übergriffen vor allem auf linke und alternative Jugendliche gekommen, bei denen auch Schlagstöcke, Quarzhandschuhe und Pfefferspray verwendet wurden: "Die Gewaltbereitschaft der Nazis und der Jugendlichen mit faschistischen Tendenzen ist enorm gestiegen."

 http://www.tlz.de/tlz/tlz.weimar.volltext.php?kennung=on5tlzLOKStaWeimar39444&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TLZ&dbserver=1

Bitte nicht löschen ;o)

Problemkind No. 1 31.12.2007 - 15:57
Schönen guten Tag, verehrte Damen und Herren,

ich denke mal, dass hier ziemlicher Klärungsbedarf besteht. Ich gehe zwar mal davon aus, dass meine Aussagen eh wieder unter einem riesen Haufen Lügen verschwinden aber ich versuch es trotzdem mal.

1. Bei dem Label "Problemkinder" handelt es sich um kein Nazilabel und unterm Ladentisch wird auch kein "Nazi-Mist" vertickt. Ich räume ein, vor mehreren Jahren mal in der „Szene“ aktiv gewesen zu sein aber das meine zarte Larve seit über 3 Jahren auf keiner politischen Veranstaltung mehr zu sehen war, hat mal wieder keiner registriert, was?! Darüber hinaus war ich nie der Webmaster der NWW Seite, sondern habe lediglich meinen Namen für die Registrierung bereitgestellt - das wurde sogar gerichtlich geklärt aber das wird natürlich auch fein säuberlich ignoriert.

2. Habe ich oder andere „Mitarbeiter“ von uns, niemals Sozialarbeiterinnen gedroht. Ganz im Gegenteil. Ich habe die verehrte Frau Mrosek erst kürzlich im Molly Melone (Cocktailbar in Weimar) getroffen, ihr die Hand gereicht und sie gefragt, ob wir uns vielleicht mal wie Erwachsene unterhalten sollten. Sie hat mich aber lediglich beschimpft und irgendwelchen Quark erzählt. Ich habe dieser Frau noch nie etwas getan und bei Gott – wer mich kennt, weiß, dass ich für so was Anwälte habe.

3. Wird in Weimar immer ziemlich schnell über „Nazimarken“ geurteilt. Da sind die mal Nazis und dann mal die. Das wird offenbar willkürlich entschieden.

4. Habe ich/mein näheres Umfeld nichts mit den sog. Übergriffen am Freitag zu tun. Ich renne doch wegen so ner Scheisse nicht durch die komplett durch Kameras überwachte Innenstadt von Weimar.

5. Zu meinem Freundeskreis zähle ich u.a. Linke (keine Antifas), Hool´s, Biker, Oi´s, Ausländer aber auch NS Skins. Ich habe damit an sich auch kein Problem, weil ich denke, dass jeder seine Gründe hat, so zu sein, wie er ist und selbst der hinterletzte Selbstmordattentäter gute Gründe für sein handeln haben kann. Deswegen verurteile ich nichts und niemanden, weil ich selber nicht so selbstgefällig und arrogant bin, zu denken, dass meine Ansichten auf biegen und Brechen, die richtigen sind.

So, das reicht für´s erste, denk ich. Wer trotz allem weiter rum stinken will – leckt mich! Wer Fragen hat oder Unklarheiten beseitigen will, kann sich per E-Mail melden –  info@problemkinder.com

Infos über "Problemkinder"

siehe hier 04.01.2008 - 18:36
Weimar: who the fuck are Problemkinder?
 http://de.indymedia.org/2008/01/204066.shtml

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Hilfe?? — oder so

an rogjkd — is wurscht

solidarischer gruß — RABATZ . PB

Global Action NOW!!! — Christian

Es reicht — Los gehts

na dann — keep fighting

Solidarische Grüße aus Karlsruhe! — nextsteffi kommt!

... — antifaschist

REspekt — chaosz

@chaosz — tintenfisch sally

"unpolitisch" — Ich

zum Problemkind Label — Hans Martin lol

Quarzhandschuhe? — antifachistköln

Hm!? — Phil

zum pic... — glückwunsch