Hungerstreik Gefangener weitet sich aus

diverse 27.12.2007 16:36 Themen: Repression Weltweit
Tausende Gefangene in Italien haben ihre Teilnahme an einem unberisteten Hungerstreik gegen Lebenslänglich angekündigt. Am 14. und 15. 12. finden in Italien die internationalen Tage gegen lebenslänglich statt. Es wird dazu aufgerufen, Solidaritätsbekundungen an die italienischen Botschaften zu senden...
HUNGERSTREIK GEGEN LEBENSLÄNGLICH

Der Anfang, siehe:
Spanien,Italien.: Gefangenenkämpfe
 http://de.indymedia.org/2007/12/201084.shtml
Kampf gegen Lebenslänglich
 http://de.indymedia.org/2007/11/200771.shtml

Inzwischen haben sich dem Hungerstreik 737 zu lebenlänglich Verurteilte und 8353 andere männliche und weibliche Gefangene sowie Angehörige und SympathisantInnen angeschlossen. Manche wollen einen unbefristeten Hungerstreik durchführen; einige bis zum Tod und wieder andere, haben vor, wöchentlich abzuwechseln.
Unterstützende sehen in Kommuniques den Kampf der Inhaftierten, der Teil der totalen Ablehnung des Gefängniswesens und einer radikalen Gesellschaftskritik ist, als Schritt auf dem Weg des antiautoritären Kampfes. Auch wenn er in diesem Fall von den Inhaftierten auf den Weg gebracht wurde, wird er als eigener Kampf aufgefasst, angesichts des Drucks wider die freie Gesellschaft durch die Mechanismen der Unterdrückung, Ausbeutung und Vermarktung. "Das Thema Anti-Gefängnisse" ist unabdingbarer Teil einer libertären und revolutionären Sichtweise". Deshalb werden der Hungerstreik und andere in den Gefängnissen stattfindende Proteste gegen das Lebenslang auch ausserhalb der Mauern aktiv unterstützt.

Es ist mit einem langen und äusserst harten Kampf zu rechnen.

Als sinnvoll wird jedenfalls erachtet, enstprechende Schreiben an die italienischen Botschaften zu senden. Damit kann zumindest der italienischen Politik signalisiert werden, dass das Geschehen ausser Landes bekannt ist und beobachtet wird. Wie immer ist damit die u.a. Hoffnung verbunden, eskalierende Repression zu verhindern und Exszesse abzuwenden. Solche Botschaften können immer auch in Englisch verfasst sein und über den 15. hinaus verwandt werden!.

Italienische Botschaft in Berlin
Hiroshimastr. 1 10785
Tel +49-30-254400
Fax +49-30-25440116
E-mail:  segreteria.berlino@esteri.it
www.italian-embassy.org.ae/Ambasciata_Berlino

OFFENER BRIEF AUS DEM FRAUENGEFÄNGNIS IN ROM
12.12.2007
Wir, die Gefangenen in der Hochsicherheitsabteilung für Frauen in Rebibbia, Rom, möchten uns hiermit der Kampagne für die Abschaffung der Anwendung der lebenslangen Haftstrafe anschliessen, weil wir der Auffassung sind, dass sie "eine niemlas endende Strafe bedeutet ". Denn sie ist die offensichtlichste Verweigerung des in der Verfassung festgeschriebnen Prinzips, dass "Strafen keine Behandlung beinhalten dürfen, die gegen den Sinn der Humanität verstösst sondern dass sie zu einer Wiedereingliederung der Verurteilten führen muss".

Wir fragen uns wahrhaftig, wie dieselben politischen Kräfte, die die Kampagne gegen die Todesstrafe begrüsst haben, nicht auch über nationale Gesetze, die ein ganzes Leben im Gefängnis festschreiben, in Entrüstung geraten; denn genau dies heisst lebenslänglich. Gleichzeitig bedeutet es den definitiven Ausschluss aus der Gesellschaft. Deshalb stellt es für viele Gefangene und deren Familien nichts anderes dar, als einen langsamem Tod.

Wir wissen sehr gut, dass unsere Frage zur Rethorik gerät, wenn man die Unsensibilität betrachtet, die gegnüber einem Strafvollzug wie dem 41bis gezeigt wird, der in extremer Weise nicht nur gegen den "Sinn der Humanität" verstösst sondern auch die elementarsten Rechte und die Menschenwürde verletzt.

Es kommt uns wirklich so vor, als ob in den Gebäuden, in denen die Gesetze auf den Weg gebracht werden, nicht das geringste Echo von der dramatischen Realität des Strafsystems ankommt. So wie es z.B. im Sommer 2006 geschehen ist, als die Haftdauern von Parlamentsseite verlängert wurde und man die Erklärungen derjenigen, die diese Realität am eigenen Leib erfahren/haben, vollständig ignorierte: “Eine Geste der Gnade” war ganz bestimmt nicht die Lösung. Im Abstand von etwas mehr als einem Jahr hat sich gezeigt, dass es sich noch nicht einmal um ein Abmilderung gehandelt hat: Die Gefängnisse sind erneut überlelegt... ausserdem hat es Kinder von unter drei Jahren! ! FESTHALTEN ALS LETZTER SCHRITT! Aber das führt nur dazu, dass die Situation sich durch die dienstbeflissene Akzeptanz von Sicherheitspaketen verschlimmert, mit welchen die benachteiligten Sektoren nur noch mehr kiriminalisiert und -wie immer- diejenigen geschützt werden, die der Gesellschaft tatsächlich Schaden zufügen, die aber stets weiter vorgeben können, die Anständigen zu sein!

Wir sind uns darüber bewusst, dass es künftig darum geht, unseren Stimme mehr und mehr Gehör zu verschaffen und dass wir dazu alle unsere Kräfte und Energien benötigen. Deshalb haben wir es vorgezogen, dem von den InitiatoriInnen eingeleiteten Hungerstreik, weitere Aktionen hinzuzufügen, die unserem Widerstand Auftrieb geben. So werden wir am 01. Dezember mit einem friedlichen Protest beginnen, der sich zunächst an 3 Tagen durch “bateos” (Lärm verursachen durch schlagen an die Gitter) atrikulieren wird, die zweimal täglich um 9:30 und 14:30 jeweils 10 Minuten lang dauern werden. Dem werden wir einen einwöchigen Einkaufsstreik (auch bezüglich der "Bestellungen") hinzufügen.

Für die Abschaffung der lebenslangen Haftstrafe!
Für die Abschaffung des 41bis-Regimes!
Keine Kinder mehr im Gefängnis!

Mehr Gefängnisse bedeuten nicht mehr Sicherheit!

Die Inhaftierten der Hochsicherheitsabteilung des Frauengefängnisses Rebibbia, Rom.
 http://www.klinamen.org/article3551.html

freie Übersetzungen: tierr@

www.knast.net
www.weggesperrt.de.vu
www.deu.anarchopedia.org

"Man sperrt mich ein, um mich auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten.
Man nimmt mir alles, um mich zu lehren, verantwortungsvoll mit Dingen umzugehen.
Man reglementiert mich permanent, um mir zur Selbstständigkeit zu verhelfen.
Man entfremdet mich den Menschen, um mich ihnen näher zu bringen.
Man bricht mir das Rückgrat, um mir den Rücken zu stärken.
Man programmiert mich auf Anpassung, damit ich lerne, kritisch zu leben.
Man bringt mir Misstrauen entgegen, damit ich lerne, zu vertrauen.
Man bricht vor meinen Augen die Gesetze, um mich zu lehren, , diese zu achten.
Man sagt "Zeige deine Gefühle", um mit ihnen spielen zu können.
Man sagt "Du bist resozialisiert", wenn ich zu allem nur noch nicke".

Michael Diehl
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Ergänzungen

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f — roter antifaschist

eingliederung — antifa 4-ever

bringt nix — vf04

@vf04 — antifa 4-ever