Hausbesetzung in Aachen von Polizei beendet

A-Town Squatting Crew [reloaded] 26.12.2007 19:52 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Von einem Großaufgebot der Polizei aus verschiedensten Städten in NRW ist gestern Nacht in Aachen eine Hausbesetzung beendet worden.
Nachdem ein seit Jahren leer stehendes Gebäude auf der Burtscheider Strasse besetzt wurde, trafen schnell etliche SympathisantInnen ein. Ein Teil derer konnte das Haus noch betreten, ein anderer Teil wurde von der anrückenden, äußerst aggressiven Polizei davon abgehalten. Einsatzkräfte sperrten die gesamte Burtscheider Brücke für den Verkehr. Sie griffen wahllos Menschen an, die vor dem Haus standen und erteilten Platzverweise, machten Portraitfotos von umstehenden Passanten und Passantinnen. Trotz der Durchsagen aus dem Inneren des Hauses, dass dies eine politische Besetzung sei, mit der politisch umgegangen werden müsse, setzte die Polizei ihre militärische Eskalationsstrategie fort. Ein Gefangenentransporter, eine Hundestaffel, wohlgemerkt trugen die Hunde keine Maulkörbe, und etliche Polizeikräfte zogen sich vor dem Haus zusammen, drohten Umstehenden mit massiver körperlicher Gewalt und versuchten die Lage weiter zu eskalieren.
Die Polizei unter Aachener Führung bereitete sich vor dem Haus auf eine Räumung desselben vor – ungeachtet der Ankündigung, diese Hausbesetzung werde ein temporäres linkes Zentrum für die nächste Woche schaffen. Lieber als nach einer Woche das Zentrum freiwillig geräumt zu sehen, setzte man auf einen gewaltsamen Einsatz.
Aber wie wir wissen ist die Polizei nicht halb so klug wie bewaffnet und so konnten über 60 Polizisten und Polizistinnen es nicht verhindern, dass alle HausbesetzerInnen unbemerkt das Haus verließen. Kein Besetzer, keine Besetzerin befand sich mehr in dem Haus, als Polizisten und Polizistinnen es schließlich, bereit zur Räumung, betraten. Aus Pappe waren die menschlichen Umrisse, die noch am Fenster standen.

Wenn sie denken, wir hätten aufgegeben, sind wir wieder da! Wenn sie denken, sie erwischen uns, sind wir längst verschwunden!

Anbei die Pressemitteilung zur Besetzung:
Wenn sie denken, wir hätten aufgegeben, sind wir wieder da! Und so wurde gestern ein Haus in der Burtscheider Straße 17 besetzt! Warum? Da müssen wir ein wenig ausholen: Immer wieder gab und gibt es überall in der Welt Versuche sich Zonen, Orte, Räume zu erkämpfen, zu verteidigen, die die Möglichkeit eröffnen, andere Wege des (Zusammen-) Lebens auszuprobieren. Wege, die nicht festgeschrieben sind in Normen, in vorgegebene Verhaltensweisen, in generalisierte Schablonen des Lebens oder in scheinbar unveränderbare Rollenverteilungen. Wege, die das Leben nicht bändigen und zähmen. Wir wollen Räume schaffen, in denen es zumindest möglich ist, zunehmend selbst bestimmt zu leben und in denen der Terror der Verwertungslogik – so weit es uns möglich ist uns selbst davon zu befreien - draußen bleibt. Wir werden hier einen weiteren Schritt unternehmen, autonome Politik zu gestalten, zu vernetzen, uns kollektiv zu organisieren und linke Strukturen auszubauen. Viel zu müde ist der Widerstand in Aachen geworden, viel zu leise. Derweil etabliert sich an etlichen Aachener Schulen eine Neonaziszene, die - vernetzt mit Faschistinnen und Faschisten in den umliegenden Dörfern und Städten – für Menschen, die nicht in ihr faschistisches Weltbild passen, eine massive Bedrohung darstellt. Begünstigt wird autoritär faschistoides Gedankengut nicht nur von Aachener StaatsanwältInnen, die versuchen SS Parolen zu legitimieren, sondern auch von einer immer dreister werdenden autoritären Zurichtung. Nur ein kleines Beispiel ist eine vor ein paar Wochen vom Aachener Stadtrat verabschiedete ‚Ordnungsbehördliche Verordnung’, die im Namen der ‚sauberen Innenstadt’ einem konsum- und verwertungsorientierten Ausschluss-, Ordnungs- und Kontrollwahn das Wort redet. Bleibt die spannende Frage nach dem ‚Wir’? Wer ist das überhaupt? Wir sind einfach ein paar Menschen, die sich an diesem widerständigen Ort zusammenfinden, aus unterschiedlichen Perspektiven handeln, solidarisch, kollektiv aber oft ohne gemeinsames Ziel, außer dem, der Normierung des Lebens, dem Nationalismus, dem Patriarchat, den vielfältigen Herrschaftsstrukturen eine radikale Absage zu erteilen. Außer dem, die Orte der Widerstände zu vervielfältigen. Wilde, unversöhnliche, kreative, streitlustige, listige, kollektive, unkontrollierbare Widerstände. Dieses ‚Wir’ soll kein ausschließendes ‚Wir’ sein. Wir freuen uns auf Menschen, die Lust haben, mit zu feiern, mit zu organisieren, sich einzubringen oder einfach mal abzuschalten, die Ideen mitbringen, die meinen: Leben geht auch anders! Das Ganze hier hat natürlich auch eine Geschichte. Alle Kämpfe haben ihre Geschichten. Ein Teil dieser Geschichte begann vor fünf Jahren. Da wurde in Aachen die Goethestraße 3 besetzt mit der Forderung nach einem Sozialen Zentrum. Nach der fünften Besetzung in Folge zeigten sich die damals regierenden Parteien bereit, Verhandlungen um ein solches Zentrum aufzunehmen. Ein geschlagenes Jahr wurden die Menschen, die diese Anstrengungen unternommen hatten, in den Verhandlungen ‚vertröstet’. Mit der Aussicht auf ein städtisches Haus, das inzwischen abgerissen ist, das auch als Soziales Zentrum abgerissen worden wäre, mit leeren Versprechen wurde dieser Bewegung die Beweglichkeit eine zeitlang genommen. Aber glaubt nicht, dass wir irgendwas bereuen. Freiheit ist ansteckend!

Herzlichst, Eure a-town squatting crew [reloaded]
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Ergänzungen

Polizeibericht zur Aktion

Pönk 26.12.2007 - 20:25
26.12.2007 | 11:25 Uhr
POL-AC: Leer stehendes Haus vorübergehend besetzt

Aachen (ots) - Ein seit mehreren Jahren leer stehendes Haus in der Burtscheider Straße 17 war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von mehreren Personen besetzt worden.

Die Polizei hatte noch in der Nacht mit einem größeren Aufgebot eine dauerhafte Besetzung verhindern können.

Kurz nach 23.00 Uhr hatten Anwohner zunächst einen Einbruch ins leer stehende Nachbarhaus vermutet. Als die Polizei anrückte, entpuppte sich dies jedoch als Hausbesetzung.

Mehrere, augenscheinlich der Punkerszene zuzuordnende junge Menschen, schleppten unverdrossen Gegenstände in das Haus, die auf einen länger beabsichtigten Aufenthalt schließen ließen. Beim Eintreffen der Polizei zeigten sie sich den Beamten gegenüber sehr aggressiv und skandierten Parolen.

Die Polizei verstärkte während dessen ihre Präsenz und unterband sofort den weiteren Zulauf von offenbar informierten Sympathisanten. Von diesen 16 bis 21 Jahre alten jungen Leuten aus Aachen, Stolberg, Düsseldorf und Kerpen wurden die Personalien festgestellt. Um die Situation vor dem Haus nicht eskalieren zu lassen, erhielten sie wenig später einen Platzverweis. Die Hausbesetzer hatten sich unterdessen verbarrikadiert und mehrere Transparente mit der Aufschrift "Freiräume erkämpfen! Soziale Zentren und Wagenplätze für Aachen und überall! Für eine Herrschaftsfreie Welt!" entrollt.

Ein Bevollmächtigter des Gebäudeeigentümers hatte zwischenzeitlich Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt. Als kurz vor drei Uhr das komplette Haus mit starken Kräften und Schutzhunden durchsucht und geräumt werden sollte, waren die etwa auf zehn geschätzten Hausbesetzer durch das weitläufige Gelände geflohen. Bei der Durchsuchung des Hauses stellten die Beamten unter anderem mehrere Megafone, Stromaggregate, Hammer, Nägel, Motoröl, Kabeltrommeln, Lebensmittel und Sylvesterkra-cher sicher.

Der Staatsschutz der Aachener Polizei hat gegen die Unbekannten ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung eingeleitet.

Ein Sicherungsunternehmen verbarrikadierte am Morgen das Gebäude im Auftrag des Eigentümers.

--Paul Kemen--

Polizei Aachen - Pressestelle
Hubert-Wienen-Straße 25
52070 Aachen

Telefon: 0241 / 9577 - 22001
Telefax: 0241 / 9577 - 22005
eMail:  Pressestelle.Aachen@polizei.nrw.de

o-töne

egal 26.12.2007 - 23:21
während der aktion waren einige der cops sehr agrssiv eingestellt und machten daraus auch keinen hehl. das machten diese auch den aktivistInnen klar:

als die verstärkung zur räumung/platzverweis-persoaufnahme kam:
"da kommen die, die euch die fresse polieren"

auf den hinweis dass der räumung der strasse/des bürgersteiges eine dreimalige aufforderung vorhergehen muss:
"das gibts in schlechten amerikanischen filmen." "wir sind aus düren, vom land. da herrschen andere gesetze"

ausserdem:
"wenn wir mit euch fertig sind, wacht ihr im krankenhaus wieder auf. freut euch drauf"
und etwas mit "blut und konochen", wo mir der genaue o-ton aber entfallen ist.

auch an beleidigungen wurde nicht gespart, aber das ist mensch ja schon gewöhnt. offene drohungen sind aber etwas anderes!


der fairness wegen muss auch gesagt werden, dass viele der cops auch durchaus kooperativ waren - oder besser: so getan haben, als hätten sie verständnis. dazu muss gesagt werden: es gibt keine guten oder schlechten bullen; maul halten! wenns drauf ankommt stehn die immer auf der andern seite!


im bericht der polizeipresse wird ausserdem ziemlich krass gelogen. das "weitläufige gelände" esxistiert nicht wirklich; das gebäude liegt direkt an einer eisenbahnbrücke, von der anderen seite alles voller häuser. ausserdem wurden die personalien nach ca. 4 stunden aufgenommen. die polizei beschönigt sich der presse gegenüber natürlich. ist nichts weltbewegendes, aber vielleicht erwähnenswert.

solidaische grüsse
+
auf weitere aktionen!

fotoserie

bei der az 26.12.2007 - 23:40
 http://www.az-web.de/sixcms/list.php?page=seite_bildergalerien&sv[area_id]=1399&_wo=Fotos:Bildergalerien


auch hier wird die teilnehmerInnenzahl klein geredet. nicht täuschen lassen!

Ein paar Bilder

Photologger 27.12.2007 - 15:15
Ein paar Fotos, bevor sie von anderen Webseiten wieder verschwinden

Links zu frueheren Besetzungen

Gruesse aus Bremen! 29.12.2007 - 14:26

Hier sind ein paar Links zu frueheren Besetzungen fuer soziale Zentren in Aachen:

zur Goethestrasse auf Indymedia: zu verschiedenen Besetzungen auf projekt.antifa.net:

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 12 Kommentare an

yeaah! — G3-squatter

solidarität — RABATZ

aha — funky

KRaSS, MaNN, — G3/L48/O44 BesetzerIN

normiert? — x

Toll — ausgefüllt

teils/teils — antifa 4-ever