Kopfnoten - wenn mehr als Leistung zählt

MeinNameTutHierGarNixZurSache 21.12.2007 18:15 Themen: Bildung
In NRW wurden und werden in diesem Schuljahr Kopfnoten eingeführt.
Das bedeutet jedeR SchülerIn ab der dritten Klasse wird in den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten bewertet. Damit soll die Entwicklung sozialer und persönlicher Kompetenzen dokumentiert werden.
Es hagelt Kritik von allen Seiten und man fragt sich: Für wen werden Kopfnoten überhaupt eingeführt, wenn doch die meisten in jeder Schule agierenden Gruppen dagegen sind? Etwa für Frau Sommer, die CDU oder die Wirtschaft?
In NRW wurden und werden in diesem Schuljahr Kopfnoten eingeführt.
Das bedeutet jedeR SchülerIn ab der dritten Klasse wird in den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten bewertet. Damit soll die Entwicklung sozialer und persönlicher Kompetenzen dokumentiert werden.
So erfolgt im Bereich Arbeitsverhalten die Bewertung in den drei Kompetenzbereichen
-Leistungsbereitschaft
-Zuverlässigkeit/ Sorgfalt und
-Selbstständigkeit.
Im Bereich Sozialverhalten werden die Kompetenzbereiche
-Verantwortungsbereitschaft
-Konfliktverhalten und
-Kooperationsfähigkeit bewertet.

Das Schulministerium des Landes NRW schreibt in seinem Onlineportal:

Kopfnoten – wenn mehr als Leistung zählt
Gute Noten im Zeugnis sind natürlich sehr gut. Doch heute zählt mehr: soziale Kompetenz zum Beispiel. Also Engagement, Einfühlungsvermögen oder Hilfsbereitschaft. Eben Werte, die den Lebensweg entscheidend bestimmen. Darum gibt es nun auf dem Zeugnis auch „Kopfnoten“ und ein Bemerkungsfeld, das besondere schulische oder außerschulische Leistungen wie z.B. ehrenamtliche Tätigkeiten würdigt.

Link:  http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schueler/Das_neue_Schulgesetz/index.html

(Schon allein hier stellt sich die Frage, was „Außerschulisches“ auf dem „innerschulischen“ Zeugnis verloren hat.)
Es hagelt Kritik von allen Seiten und man fragt sich: Für wen werden Kopfnoten überhaupt eingeführt, wenn doch die meisten in jeder Schule agierenden Gruppen dagegen sind? Etwa für Frau Sommer, die CDU oder die Wirtschaft?
Es ist zu befürchten, dass sich durch die Kopfnoten eher ein Klima der Angst und Dressur ausbreiten wird als etwa soziales Engagement.
Kopfnoten sind eher Disziplinierungsinstrumente, die ganz bestimmt nicht die individuelle Entwicklung der SchülerInnen fördern, und sie produzieren angepasste und leistungsorientierte Berufsanfänger.

Die LehrerInnen, ob sie wollen oder nicht, geben eine nicht objektive Bewertung ab, was zu „Liebkindbenotung“ führt. Diese subjektive Machtausübung zensiert das Betragen einer jeden Schülerin und eines jeden Schülers.
Doch Dinge wie ganzheitliche Persönlichkeitsbildung und übergreifende soziale und persönliche Kompetenzen lassen sich nicht benoten oder erzwingen, sondern beruhen auf Freiwilligkeit und Zusammenarbeit.

Durch die Vergabe von Kopfnoten werden Individualität, kritisches Denken und Eigenständigkeit unterdrückt und Konkurrenzdenken, Schleimen und Bravsein werden gefördert.

Kopfnoten bewerten etwas, das niemandem in der Schule beigebracht wird oder wurde; es gibt kein Unterrichtsfach „Gute Manieren“. Sie sind ein weiteres Mittel der systematischen Selektion.
Durch Kopfnoten erhält jedeR eine Art lebenslange Markierung: Wenn man mit 18 nicht pünktlich war, heißt das nicht, dass man auch mit 40 nicht pünktlich ist.
Ein Mensch entwickelt sich schließlich.

Deshalb der Aufruf:
DEMO GEGEN KOPFNOTEN: Samstag, 19. Januar 2008, 14:00h Düsseldorf Hbf
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Ergänzungen

Ich finde ganz im Gegenteil

Zebi 21.12.2007 - 18:34
"Individualität, kritisches Denken und Eigenständigkeit unterdrückt und Konkurrenzdenken, Schleimen und Bravsein werden gefördert". Das sehe ich nicht so, denn wenn ich mir anschaue wie auf manchen Schulen für gute Noten geschleimt wird und hintenrum zerfleischen sich die Schüler, dann sind andere Arten von Beurteilung evtl. eine bessere Lösung

keine Panik

TXC 21.12.2007 - 19:46
Bei uns in BaWü gabs einen Großteil der Schulzeit Kopfnoten auf "Verhalten" und "Mitarbeit" und Otto-Normalschüler hatten in beidem konstant eine Zwei. Um bessere Noten zu erhalten, war echtes Engagement nötig, und um schlechter abzuschneiden, musste man schon grobe Unhöflichkeit oder totale Leistungsverweigerung an den Tag legen. Also mal cool bleiben, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Wer sich nicht gerade wie die Axt im Walde aufführt, wird mit den Kopfnoten keine Probleme kriegen.

Eine eigene Meinung (auch eine kritische) lässt sich im Übrigen ruhig und sachlich formulieren und wird dann in den allermeisten Fällen zumindest auf Akzeptanz stoßen. Wer das als "erzwungene Anpassung" empfindet - bitteschön. Ich halte es für *die* Schlüsselkompetenz schlechthin im sozialen Miteinander.

Ich bin Hin- und Hergerissen

Alex 21.12.2007 - 19:53
Grundsätzlich bin ich ersmal ein Gegner von unserem schulischen 1-6 Notensystem und habe bereits zu meiner Schulzeit immer kritisiert, das die "Auswendiglerner" in diesem System immer Vorteile haben gegenüber Menschen wie mir, die ich gerne als "Zusammenhangsmenschen" bezeichne.
Wenn ich Querverbindungen zwischen Themen erkennen kann und den Praxisbezug für mein Leben herstellen kann, bringt das in meinen Augen mehr, als von Thema zu Thema meinen Kopf für eine 1,0 zu zumüllen.
Was ich nun von dieser "Kopfnoten" Idee halten soll weiß ich nicht. Einerseits sollen endlich auch soziale Kompetenzen gefördert werden, was gut ist, da die reinen Schulnoten wenig aussagen über die tatsächliche Reife und Persönlichkeit eines Einzelnen.
Es ist aber fraglich wie man das "bewerten" soll. Sieht die Schule/der Lehrer dann mehr Wert (oder Mehrwert) z.B. wenn ich in einem Altenpflegeheim ehrenamtlich tätig bin, oder wenn ich mich in einer linken Gruppen an Hausbesetzungen und Aktionen für Freiräume beteilige... Ich habe die Befürchtung die Antwort darauf zu kennen. Es ist tatsächlich zu befürchten, dass dadurch nach "guten" und "bösen" Nebentätigkeiten unterschieden wird, und somit eine gesellschatskonforme (Kapital konforme) Persönlichkeitsentwicklung erreicht werden soll, frei von kritischem "Störertum".

niedersachsen

ben 21.12.2007 - 20:06
bei uns in niedersdachsen gibt es das schon seit ich zur schule gehe naja es stimtm meistesn hatt man ne zwei aber es gibt schüler die steh in machen pnukten imemr auf d weil sie ne unschöne scgrift haben usw aber das weil schüler kritisch denkt er dort schleht habe ich noch net gesehen

Kopfnoten abschaffen!

Schüler, Köln 21.12.2007 - 22:52
hallo. ich stimme dem artikel größtenteils zu und bekenne mich ganz klar gegen kopfnoten.
ich selber bin Abiturient in NRW und habe vor 2 tagen mein halbjahreszeugnis bekommen. die verwirrung über die kopfnoten seitens der lehrer war beängstigend: so gaben einige blind bei jedem und in allen bereichen "sehr gut" an, andere gaben bestenfalls einmal ein "gut" und warfen mit "unbefriedigend" nur so um sich.
der besorgendere aspekt ist allerdings die verhaltensänderung bei den schülern. so sollten im heutigen schulsystem offene Dialoge zwischen Lehrer und SchülerInnen erwünscht, somit auch mal der lehrer, der falsch liegt (ja, sowas gibt es!), zurechtgewiesen wird. Kopfnoten behindern diese Offenheit und Schüler unterwerfen sich dem Lehrer, um auch ja mit guten Noten im Sozial- und Kompetenzverhalten abzuschneiden.

Kopfnoten verstärken den Autoritätscharakter des Lehrers und führen somit zur Weiterführung der bereits stattfindenden Entfremdung zwischen Lehrer und Schüler. Kopfnoten gehören bedingungslos abgeschafft!

Sic...

Lehrer... 22.12.2007 - 02:38
Kopfnoten sind für den um Gerechtigkeit bemühten Lehrer und den betroffenen Schüler eine schwierige Sache. In dem Land, wo ich tätig bin, sind sie seit Jahren gang und gäbe, es gab sie hier schon zu Ost-Zeiten, aber da nach dem Maß sozialer=treusozialistischer Erwünschtheit (habe ich selbst seinerzeit als Schüler erlebt). Für viele Kollegen ist es immer noch so: Schnauze halten, schöne Form = Disziplin und Ordnung 1-2. Andererseits schreibt beispielsweise das Schulrecht meines Landes vor, und das ist ja wohl ok, dass in das Feld "Verhalten" so etwas wie Zivilcourage fällt. Das schließt etwa die Verteidigung von Mitschülern vor ungerechten Lehrern, Mobbing, Nazis... ein.
Andererseits wird, wo keine Sanktionierung möglich, beliebig rumgemotzt und rumgeschmiert, was - ob ihr wollt oder nicht - das Gruppenklima oder eigene erfolgreiche Lernen, Selbsterfolge... und damit Berufschancen belastet! Abgesehen von meiner eigenen Schulbiographie (POS, Lehre, in Nachwende Abi und Studium) habe ich das Problem, mit dem die Kopfnoten verbunden sind (die sog. "Schlüsselqualifikationen") in allen Schularten - Gym., RS, BS, externe HS-Abschlüsse, meist in freier Trägerschaft - immer wíeder auch als Lehrer erlebt. Im Klartext: ein Schüler mag im Unterrichtsgeschehen noch so aufmerksam sein (selten genug), mir als aufgeweckter linker Geist (ich unterrichte u.a. GK) erscheinen: wenn der von ihm abweichende Meinungen und Verhaltensweisen in der Pause massiv angeht oder permanent HA´s, Arbeitsblätter demonstrativ nicht erfüllt, vergisst..., dann kann der/die i.d.R.weder im staatlichen noch im linken Sinne noch im eigenen Interesse bewusstes, fundamentiertes Denken bieten, und das muss von mir selbst aus sanktionieren, und da kann es eben keine "1" geben. Nun mag man zu Recht gegen ein Schulsystem sein, in dem Alles über Noten läuft. Aber auch in Verbalurteilen alternativer Systeme (Waldorf, Montesori, Labor...) wird das angesprochen, was Kopfnoten entspricht! Auch hier hat der Lehrer die Wahl und ist entweder engagiert genug, etwa Zivilcourage als solche zu honorieren oder eben als Rumgemotze zu bestrafen. Seht Kopfnoten und Verbalurteile einfach mal als Orientierungshilfen für euch selbst, bleibt kritisch gegenüber Lehrern, aber auch gegen euch selbst! Irgendwo muss es einen Weg geben. Letzten Endes hängt es nicht nur an uns Lehrern, sondern vor allem an euch, was aus euch wird! In dem Land, in dem ich tätig bin, erscheinen Kopfnoten bei Bewerbungszeugnissen "Gott sei dank/leider" nicht! Kurioserweise musste ich mehrmals als Klassenleiter berufsvorbereitender Jahrgänge Verbalurteile fällen, aber es gab keine Kopfnoten: wie interpretiert ihr (und wie interpretieren es potentielle Arbeitgeber?) das: "X´s Verhalten gegenüber Mitschülern und Lehrern ist unbedingt verbesserunsgwürdig..." (hinsichtlich Berufschancen notgedrungen wohlwollend formuliert, aber das war ein Arschloch, fachlich in jeder Hinsicht gut, aber Mobber und einer von denen, die mit dem Arsch an die Wand kommen...). "Y. ist ein ruhiger, ordentlicher und disziplinierter, ehrgeiziger Schüler..." (dem fällt alles wirklich schwer, aber er kämpft bis zum Umfallen!). ":Leider hat Z. es nicht vermocht, seinem Leistungsvermögen gerecht zu werden" (intelligent, aber stinkend faul!)...

Subjektive Werte

schwarze feder 22.12.2007 - 11:17
Wie die aktuelle IGLU-Studie gezeigt hat, werden Kinder von un- und angelernte Kinder jetzt bereits schon extrem benachteiligt. In diesem Test stellte sich heraus, dass diese Kinder über 600 Punkte benötigten, um von den Lehrern eine Gymnsialempfehlung zu erhalten. Kinder aus der oberen Dienstleistungsklasse wurden bereits im Schnitt mit 530 Punkten zum Gymnasium empfohlen.

Dies zeigt, dass Arbeiter- und Migrantenkinder in der objektiven Bewertung benachteiligt werden durch Vourteilsstrukturen der Grundschulleher_innen. Es ist zu befürchten, dass die absolut subjektive Bewertung, die sich in der Kopfnote zeigt, hier nun diese latenten Rassismen und Klassismen objektivieren.

Kein Bock auf Schule und Herrschaft

ghasdhg 22.12.2007 - 20:40
In der Schule lässt sich relativ einfach Wirbel erzeugen,und sich Freiräume zu erkämpfen:

Ein Leitfaden aus der Praxis:
 http://husuma.punk-am-ring.de/index.php?print=&aktion=eintrag_anzeigen&menue_id=65&eintrag_id=183

Link mit Aufruf

hendrik 26.12.2007 - 12:13
Aufruf und Seite der LaandesschülerInnenvertretung NRW

Aufruf der LSV NRW

AT 07.01.2008 - 10:57
Auf www.lsvnrw.de gibt es den Aufruf zur Demo und mehr Informationen zum Thema. Kopfnoten abschaffen!

Sponti nach der Demo

Vivir la Utopia 20.01.2008 - 00:40
Moinsen !

Also die Demo heute war oberflächlich super - die Kleinen hatten ihren Spaß, Die Linke erst recht und kommunistische Betonköpfe konnten ihre Hammer&Sichel Monatsblutung abhalten.
Beginn knapp 14 Uhr am Hauptbahnhof. Es gab bis auf ein kleines Grün-Weißes Auto und ein paar Motorradcops keine Knüppelgarde oder Ähnliches.
Es gab eine Art Kundgebungswagen, der von Ordnern umgeben war - diese Menschen hatten was gegen Spaß und Bier und benahmen sich schier chauvinistisch, den anderen Demonstranten gegenüber - purer Hierarchismus.
Weshalb die Sache ansonsten Heuchlerisch war :

Sie war reformistisch :
Kritisiert wurde nicht der eigentliche Feind, Staat und Kapitalismus, sondern eben nur Symptome.
Sie war konsum pur :
Wenn ich Hurra, Hurra die Schule brennt 10 mal anhöre, kann ich dem Kinderquatsch trotzdem nicht mehr abgewinnen.
Bei Billy unTalent hört es dann ganz auf....
Sie war widersprüchlich :
Wenn man gegen große Konzerne wettert und neben sich einen Sat1 Kameramann stehen hat, der für das Verblödungsorgan NR1 steht, dann wirkt das auf mich auch seltsam.

Außerdem war das Wetter scheiße.

Aber ...

Mit dem Driss war die Geschichte ja nicht zu Ende und manche mutigen Anarchos und Antifas machten sich selbstoganisiert auf, das Geschick dieser Gesellschaft in ihre verantwortungsbewussten Hände zu nehmen !
Nach der Eurithmiestunde und der Luftballontherapie sonderten sich einige Mädels und Jungs ab, die Ernsthafteres vorhatten und viel ästhetischer gekleidet waren als der Rest. Man sah keine roten Faschisten mehr und die Parolen wurden auch immer besser.
Gegen einen Besuch bei Escapada und McDreck hatte niemand was und so wurde der Tag gerettet.

... Mein Fazit : Der Klassenfeind kann einfach keine ordentliche Demo abhalten, das muss Frau / Mann selbstorganisiert in die Hände nehmen.


Man sieht sich in Essen am 09.02.

P.S.: Direct Action - satisfaction !











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Cool bleiben? — AntifascistRuhrpott

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