Hamburg: Studiengebührenboykott - Auswertung

Freighter 20.12.2007 16:39 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Boykottquorum nicht erreicht. Allgemeiner Boykott beendet. EXTRA-Boykott wird fortgesetzt.

Da zum Stichtag (14.12.) das Quorum von 9.000 Studierenden nicht erreicht wurde, wird der allgemeine Boykott beendet. Das auf dem Treuhandkonto gesammelte Geld wird am Freitag, den 21.12.2007, mittags an die Universität überwiesen.

Doch wir lassen uns nicht unterkriegen!
Am 17.12.07 entschieden sich die Boykottaktiven der Universität Hamburg für die Beendigung des regulären Boykotts der Studiengebühren. Bis dato hatten sich 4.333 Studierende am solidarischen Boykott beteiligt, was in etwa jedem fünften zahlungspflichtigen Studierenden entspricht. Das selbst festgelegte Quorum (die zu erreichende TeilnehmerInnenzahl) lag bei 9000. Deshalb wird nun morgen, am 21.12., das Geld der meisten Teilnehmer an die Uni weiterüberwiesen.

Obwohl das Quorum verfehlt wurde, besteht, angesichts der mittlerweile fast vollständigen Einführung der Bachelor/Master-Studiengänge und dem damit einhergehendem Zeitmangel vieler Studierender für politisches Engagement, kein Grund für Resignation. Die Ablehnung der Studiengebühren ist nicht zuletzt durch die Aufklärungsarbeit kritischer Gruppen laut einer "unabhängigen" Studie weiterhin hoch ( http://de.campusreporter.net/Studiengebuehren/2007/06/27/studenten+studiengebuehren+fuehren+nicht+zu+verbesserungen.php).
Der seit zwei Jahren amtierende konservative Asta hat auch diesen Boykott nicht unterstützt, dennoch haben sich Tausende beteiligt und die Resonanz auf dem Campus ist fast durchweg positiv. Dank der finanziellen und personellen Hilfe vieler kritischer FSRe konnten wir viel Präsenz zeigen und Druck aufbauen.

Seit seit dieser Woche gibt die offene Boykottgruppe zudem Empfehlungen für die STUPA-Wahlen im Januar ab, damit endlich wieder ein Asta gewählt wird, der sein politisches Mandat wahr nimmt anstatt sich als verlängerter Service-Arm der Universitätsleitung zu begreifen.

Der Anteil von bisher 434 Studierenden, der die EXTRA-Option angegeben hat, wird weiter boykottieren und somit dem zentralen Anliegen des Boykott 2.0, die Ablehnung der Studiengebühren in den Hamburger Wahlkampf im Februar 2008 hineinzutragen, Rechnung tragen. Vertretbar ist das damit einhergehende Risiko deshalb, weil das Hamburgerische Hochschulgesetz nur eine Exmatrikulation bei Nichtzahlung von Gebühren für das Folgesemester, in unserem Fall nach Ablaufen des 31.3.08, vorsieht. Auch das Verwaltungsgericht hat am 22.8.2007 einem Studenten der TU Harburg, der von unserem Hochschulrechtsanwalt Joachim Schaller vertreten wird, Prozesskostenhilfe für die Klage gegen seine Exmatrikulation aufgrund der Nichtzahlung der Studiengebühren des Sommersemester 2007 gewährt. Im gleichen Zug wurde der TU Harburg mitgeteilt, dass das Verwaltungsgericht die Exmatrikulation im laufenden Semester für Rechtswidrig hält. Ein Gerichtstermin wird im Frühjahr 2008 erwartet. Dass die TU Harburg dieses Verfahren verlieren wird, ist ziemlich sicher.

Mit dem EXTRA-Boykott wird nun noch entschlossener, ohne Quorum und ohne Stichtag die offene Opposition gegen die Senatspolitik fortgeführt. Speziell aus Solidarität mit denen, die nicht in der Lage sind, die Gebühren aufzutreiben oder zukünftig hier ein Stuium aufzunehmen ohne sich hoch zu verschulden; ausserdem als Unterstützung für die mutigen BoykotteurInnen der Hochschule für Bildende Künste (HfBK).

Zur Information und Mobilisierung für den „EXTRA“-Boykott fand am Montag, den 17.12. um 14 Uhr eine Vollversammlung im Audimax statt.
Ein Videomitschnitt ist hier verfügbar:

 http://video.google.de/videoplay?docid=-3036355088950490522

Am selben Tag wurde eine Pressemitteilung des Vereins zur Förderung eines gebührenfreien Studiums versandt, die ihr hier

 http://de.indymedia.org/2007/12/203124.shtml

finden könnt.

Heute hat die Universität zudem Zahlen zum bisherigen Einzahlungsverhalten veröffentlicht, die eine deutliche Sprache sprechen:

"Studiengebühr: Tausende Studenten haben nicht bezahlt

Die Zahlungsmoral der Studenten der Universität Hamburg lässt offenbar zu wünschen übrig. Von den derzeit gebührenpflichtigen 26 451 Studierenden (10 899 sind aktuell befreit) hatten bis gestern nur 15 932 die zum Wintersemester abermals fällige Studiengebühr in Höhe von 500 Euro überwiesen. Stichtag war der vergangene Montag. Knapp die Hälfte der säumigen 10 519 Studenten machen zwar die 4519 Teilnehmer des klar gescheiterten Gebührenboykotts aus, deren Überweisungen zunächst auf einem Boykottkonto gelandet waren und am Freitag großteils weitergeleitet werden sollen (wir berichteten). Doch von den Überweisungen der übrigen 6000 Studenten fehlt noch jede Spur."

Quelle:  http://www.abendblatt.de/daten/2007/12/20/829361.html?prx=1

Wir machen weiter! Smash Studiengebühren, für eine freie Bildung für alle!

Kämpferische Grüße,

Offene Boykottgruppe Hamburg


www.gebuehrenboykott.de, www.boykotthamburg.de
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Ergänzungen

Wir kommen wieder, keine Frage...

TS 20.12.2007 - 18:18
Wir in Marburg und anderswo in Hessen werden im kommenden SoSe wieder einen Boykott auf die Beine stellen.

Die Leute müssen einfach mal checken, dass wenn viele nicht zahlen die Scheiß-Gebühren einfach nicht durchgesetzt werden können.
Es ist eigentlich sooo simple.

SoliGruß aus Hessen!

The Students united will never be defeated!!
 http://fading-hope.blog-city.com/international_student_protests_2007.htm

@studi

Freighter 21.12.2007 - 13:55
Ich spreche im folgenden nur für mich und nicht stellvertretend für die offene Boykottgruppe.
Es ist sicher nicht alles bestens gelaufen und ehrlich gesagt wusste ich nicht(und weiss es bis heute noch nicht konkret) in welchem Maße die Kooperation mit der offenen Gruppe umgangen wurde. Habe nur am Rande mitbekommen, dass es da Animositäten gab. Indymedia ist sicherlich nicht der richtige Ort für interne Debatten. Dennoch danke ich euch für meinen Teil für die vergangene und künftige Unterstützung trotz widriger Umstände und hoffe auf bessere Kommunikation in Zukunft.

Es ist ja so, dass die offene Boykottgruppe noch einiges an Gesprächs- und Nachbearbeitungsbedarf hat. Da wird es noch einige Reibereien geben und das ist auch gut so. IMO kann das KOnzept auf keinen Fall einfach so wiederholt werden.

Der Boykott zielt auf eine Politisierung des Campus durch den Kampf gegen Studiengebühren, was ein kleinster gemeinsamer Nenner für viele und deshalb auch stets fruchtbar ist. Ich denke den meisten von uns ist klar, dass er nur ein Aspekt linker Hochschulpolitik sein kann und es ums Ganze geht - leider stehen diesem Anliegen aber oft einfach praktische Hindernisse im Weg, zB. dass wir im Vergleich zum letzten Semester eine kleinere Gruppe sind. Viele sind ja auch noch in hochschulpolitischen Listen und sonstwie aktiv.

Nunja, die Frage der Radikalität der Boykottaktionen ist berechtigt, genau wie die Begründung keine "gemässigten" BoykotteurInnen verschrecken zu wollen. Meiner Erfahrung nach haben wir stets viele Leute erreicht, die kaum politisch sind, geschweige denn an radikalen Aktionen Interesse haben. Das war auch erklärtes Ziel, die "breite Basis" anzusprechen. Dass Inhalte dabei auf der Strecke bleiben, versteht sich von selbst und ist ein altbekanntes Problem. Die fehlende koordinierte Kooperation mit anderen linken Gruppen verhindert andere campusweite (und über die Uni hinaus mit anderen sozialen Bewegungen) Aktionsformen und hat uns geschwächt.

Zur FSRK möchte ich mich hier nicht äussern. Ich denke wichtig ist, dass der Diskurs möglichst weg von der persönlichen Ebene bleibt. Es gibt nichts schlimmeres als persönliche Beleidigungen und Anfeindungen, auf Plena oder VVs.

Bei alldem vergessen wir nicht, der Boykott geht weiter, unmittelbar mit EXTRA. EXTRA war zwar von Anfang an Teil des Konzepts, doch jetzt, da es konkret werden wird, stellt sich eine ganz andere Situation dar. EXTRA ist ein anderer Boykott, kein Quorum, kein Stichtag, kein Selbstläufer. In meinen Augen ist EXTRA radikaler und EXTRA-BoykotteurInnen im Schnitt eher entschlossener. Ich hoffe sehr dass das Raum für neue Kooperationen und Aktionsformen bietet. Lasst uns gemeinsam darauf hin arbeiten!

In diesem Sinne: Senat stürzen!

PS: laut aktuellem Stand sind wir nun 464 EXTRAs.

Boykott Uni Hannover

B-TEAM 21.12.2007 - 15:26
Wir versuchen nächstes Semester das Quorum zu erreichen!  http://www.wirzahlennicht.de

In Hannover ist das B-Team jetzt recht bekannt. Es ist aber verdammt wichtig, dass wir uns bundesweit vernetzen, um gemeinsam gegen Studiengebühren etwas zu tun!

GROSSE DEMO AM 25. JANUAR UM 14 UHR IN HANNOVER GEGEN STUDIENGEBÜHREN, BILDUNGSABBAU UND SOZIALABBAU!!!!!!

Quorum in HH eigentliche erfüllt

WIWA 21.12.2007 - 22:17
Mir wurde heute von einem Prof. erzählt, dass über 10000 nicht bezahlt hätten und deshalb die Frist erstmal verlängert wurde von der Verwaltung. man sollte mal abwarten wie das weitergeht.
Solidarische Grüße

BoykottAktionswoche + Demo an der Uni Hamburg

sozialbetrug 22.12.2007 - 11:44
4.333 Studierende hatten sich am solidarischen Boykott beteiligt, was in etwa jedem fünften zahlungspflichtigen Studierenden entspricht. Das selbst festgelegte Quorum (die zu erreichende TeilnehmerInnenzahl) lag bei 9000. Deshalb wird nun das Geld der meisten Teilnehmer an die Uni weiterüberwiesen.
 http://www.freie-radios.net/mp3/20071221-boykottende-20263.mp3

BoykottAktionswoche + Demo an der Uni Hamburg
 http://sozialbetrug.org/thread.php?postid=88552#post88552

Studentenforum
 http://sozialbetrug.org/board.php?boardid=26

bundesweiter dezentraler aktionstag in ffm!

youtube-gucker 03.01.2008 - 11:14
ich freu mich auf den 26.1., auf nach frankfurt!
 http://www.youtube.com/watch?v=So13Z82kiic

Widerspruch eingelegt!

as 22.01.2008 - 09:25
Letzten Montag (21.1.) haben über 100 Studierende der Uni HH gemeinsam schriftlich
Widerspruch gegen die Exmatrikulationsandrohungen eingereicht
Wer seinen Exmatrikulationsbescheid erst jetzt bekommen hat, kann von dem
Vordruck zum „Widerspruch gegen den Exmatrikulationsbescheid“ Gebrauch
machen.
herunterzuladen unter:

 http://www.gebuehrenboykott.de/IMG/Widerspruch.pdf


Ein Videomitschnitt der Aktion findet sich unter

 http://youtube.com/watch?v=Ak2Bx4bFHyQ

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