Die Seifenblase von Bali

diverse 20.12.2007 11:15 Themen: Globalisierung Weltweit Ökologie
Einleitung: Bali ist zu Ende - der Rauabau geht weiter. Green-Wischiwaschi und eine angesichts der ernsten Lage wenig zierende Bescheidenheit füllen die Mainstreampresse. Es scheint noch immer nicht durchgedrungen zu sein, dass der Klimawandel nicht mit Rethorik zu überschmincken ist. Viel zu eindeutig reflektiert der Spiegel der betroffenen Länder die globale Entstelltheit... Bali ist zu Ende- fangen wir an!!! Über die Ergebnisse des Gipfels der Doppelzüngigkeit.
DIE ERGEBNISSE VON BALI

EMISSIONSVERRINGERUNG

Nach zwei Wochen zäher Verhandlungen hat die Weltklimakonferenz sich am Samstag darauf verständigt, bis 2009 ein neues Klimaabkommen auszuhandeln. Entgegen den ursprünglichen EU-Forderungen wurde in der Abschlusserklärung keine Senkung der Treibhausgase um 25 bis 40 Prozent verbindlich gemacht. Dies ist jedoch nach Ansicht kapazitärer und wissenschaftlicher Köpfe die Voraussetzung dafür, dass dieser Planet überhaupt noch eine Chance hat, vor dem Kollaps gerettet zu werden. Die Abschlusserklärung aber verweist lediglich in Fußnoten auf die Angaben zur Emissionsreduzierung im Bericht des Weltklimarats.

UNTERSTÜTZUNG DER ÄRMEREN LÄNDER

Die Vereinbarung technischer und finanzieller Hilfen für Entwicklungsländer ist lediglich eine "Ergänzung" der Roadmap. Ein Strategieprogramm soll den Technologietransfer zur Anpassung der sog. Entwicklungsländer an die Folgen des Klimawandels regeln, von dem jedoch unklar ist, wieviel finanzielle Mittel ihm Verfügung stehen und welche Technologien überhaupt transferiert werden sollen. Ausgerechnet über die Einnahmen des 2008 beginnenden "Emissionsmarkts" sollen in den nächsten vier Jahren ca. zwei Millionen Dollar in den Fond fliessen, der unter dem Dach des von der Weltbank (WB)und der UNO gemeinsam verwalteten "Global Environment Facility" (GEF) angesiedelt ist. Die von den Auswirkungen der Klimaverschiebung betroffenen ärmeren Länder, wehrten sich bis zuletzt gegen die Anbindung des Fonds an die WB. Die "Europäische Weltbankkampagne"(siehe:  http://www.weed-online.org/themen/815346.html, mit vielen Hintergrundinformationen), die im Vorfeld des Gipfels grundlegen
de Reformen der Institution gefordert hatte:"Es wurde nicht erreicht, dass die Weltbank ihre Unterstützung für ÖL,-und Gasprojekte einstellen muss und auf mehr Klimachutz verpflichtet wurde". Nach Einschätzung der UN-Studie über Menschheitsentwicklung werden spätestens ab 2015 jährlich 60 Milliarden Euro nötig sein, um die Anpassung der ärmeren Länder an die Folgen des Klimawandels zu ermöglichen. Manche Stimmen sprechen daher bereits von der Schaffung einer neuen Form der Apartheid. siehe auch: Prima Klima?-Abschnitt weltweite Verstrickung - die "Lösung von Bali":  http://www.indymedia.org/de/2007/12/898061.shtml

BREMSER USA

Greenpeace warf den Amerikanern auf ihrer Internetseite vor, „skrupellos das Konsens-Prinzip der Klimaverhandlungen missbraucht und echte Fortschritte behindert“ zu haben. Das neue Klima-Abkommen soll Ende 2009 auf einem Treffen in Kopenhagen unterzeichnet werden. Bis dahin stehen zweijährige Verhandlungen an. 2013 soll der Vertrag dann das Kyoto-Protokoll ablösen. Dieses verpflichtet alle Industrienationen bis auf die Vereinigten Staaten dazu, Treibhausgase zwischen 2008 und 2012 um fünf Prozent - verglichen mit den Grenzwerten von 1990 - zu verringern. Ein Wert der nach Berrechnungen von KlimaforscherInnen geradezu lächerlich ist.
Wissenschaftliche Imnformationen liefern z.B. die folgenden Interseiten:

REALCLIMATE.ORG
 http://www.realclimate.org/index.php/archives/2004/12/about/
The CO2 problem in 6 easy steps
 http://www.realclimate.org/index.php/archives/2007/08/the-co2-problem-in-6-easy-steps/
CO2 Fertilization
 http://www.realclimate.org/index.php/archives/2004/11/co_2-fertilization/
Für wissenschaftliche Artikel ( in Engl.) klicken auf Index:
 http://www.realclimate.org/index.php/archives/2004/12/index/
Monbiot
 http://www.monbiot.com/archives/category/climate-change/
www.monbiot.com
Eine deutsche Seite:
www.KlimaAktiv.com

BALI: EIN FAHRPLAN OHNE ZAHLENANGABEN
Aus der "Chronologie aus Bali", von Pablo Cotarelo, Mitglied von Ecologistas en Accion (ein Zusammenschluss von über 300 spanischen Umweltorganisationen); www.ecologistasenaccion.org

"Das erwartete Dokument enthält keine expliziten Verbindlichkeiten der Industrieländer, ihre Emissionen um zwischen 25-40% zu senken. Das Resultat der bisher langwierigsten Sitzungen der Verhandlungen zum Klimawandel ist weit davon entfernt, das bestmögliche zu sein. Es bleibt sogar hinter dem zurück, was man erst zwei Tage zuvor erwartet hatte. Die Entscheidung der Europäischen Union, ihre Teilnahme an der Versammlung der Wirtschaftsmächte, unter der Schrimherrschaft der Vereinigten Staaten, zu verweigern, falls es zu keinen nennenswerten Fortschritten kommen würde, hatte ein Fenster der Hoffnung geöffnet. In den ersten Verhandlungsmomenten war beabsichtigt worden, die Emissionsreduktion von 20-40% in der Präambel des Dokuments festzuschreiben und damit den wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Auseinandersetzung mit dem Problem des Klimawandels zu entsprechen.

Ein Dokument indem der Grad der Reduktionen nicht genau beziffert ist, bedeutet eine Herabminderung der in dem 4. Info des IPCC (Intergovernmental Penal On Climate Change:  http://www.ipcc.ch/) benannten Relevanzstufe. Es ist die Verantwortung der LänderrepräsentantInnen, die qualitativ besten und fortgeschrittendsten, exsistierenden wissenschaftlichen Kenntnisse in Übereinkünfte zu übersetzen. Im Fall der Weltklimakonferenz in Bali ist der Geist dieses ethischen Mandats leider nicht umgesetzt worden.

Die Weltgesellschaft aber verdient es in jedem Fall, dass der bei der Annahme der Roadmap von manchen Delegierten gezeigte Enthusiasmus und die Erweiterung von Möglichkeiten, die ihn reflektieren, in naher Zukunft ambitioniertere und schnellere Fortschritte möglich machen Wir dürfen niemals vergessen, dass das, was auf dem Spiel steht, das schlimmste Problem ist, mit dem die Menschheit je konfrontiert war. Die Schwere der Verantwortung, die die Regierungen zu tragen haben, wächst mit jedem Augenblick; sie nimmt zu, mit jedem Tag, der verstreicht... Die BewohnerInnen dieses Planeten werden nicht eine derart zerstörerische Hypothek wie die eines unkontrollierten Klimawandels, zulassen.
 http://www.ecologistasenaccion.org/spip.php?article9878

Die ambotioniertesten Positionen zum Klimawandel präsentieren sich wie folgt:
Das 4. Info des IPCC beinhaltet die wissenschaftlich präzisesten Kenntnisse zu diesem Thema und es wird darin deutlich, dass die Emissionen bis 2020 um 25-40% reduziert werden müssen, um nicht die reale Gefahrengrenze von 2ºC Temperaturanstieg zu überschreiten (Anmrkg. Bei bereits 3 Grad bricht etwa das Biosystem des Golfstroms zusammen). Die durch das Kyoto-Protokoll gemachten Erfahrungen legen nahe, dass eine Konkretisierung und Erweiterung der Emissionssenkungen im Voraus, zur Einleitung und Erfüllung des Kyoto-Nachfolgeprotokolls in grossem Maße unterstützend sind. Es steht ausser Zweifel, dass es immer am effektivsten ist, ein konkretes und klares Ziel zu verfolgen. (Die Emissionen der EU betragen 17% des weltweiten Ausstosses; die der USA ca. 28%).

ENTWALDUNG

Entwaldung wurde unvermittelt zu einem Kernpunkt der Verhandlungen, denn tatsächlich handelt es sich dabei um eine der wichtigsten Fragen, im Hinlick auf die Zukunft der Menschheit. Die Länder mit den grössten Waldflächen versuchten zu erreichen, dass sie für den Schutz der Wälder und damit für die Vermeidung grosser Mengen von Kohlendioxidemissionen an die Atmosphäre (20% der weltweiten Insgesamtemissionen), in irgendeiner Weise einen Ausgleich erhalten. Die Industrienationen zeigten sich jedoch nicht gewillt, Geld "zu verschenken", ohne dass entsprechende Kontrollmechanismen und Zahlungswege geklärt sind. www.ecologistasesnaccion.org
(Anmrkg.:: Paradoxerweise wurde jedoch die neue Initiative der Weltbank in die Roadmap aufgenommen, die Wälder in den Kohlemarkt miteinzubezien. Dabei handelt es sich um die sog. Forest Carbon Partnership Facility (FCPF), eine Maßnahme zur Reduzierung von Emissionen durch Rodung in Entwicklungsländern. (siehe hierzu: Forest Peopels Programme:
 http://www.forestpeoples.org/documents/forest_issues/unfccc_bali_ngo_statement_nov07_eng.shtml. Mit dieser Initiative, die auch Tropenwälder zur Rodung für den Kohlehandel freigibt, wird nichts gegen den Klimawandel unternommen sondern den Industrieländern und Unternehmen gestattet, sich von den Emissionen freizukaufen (jährlich werden 13 Millionen Hektar Wald abgebrannt oder gerodet. Die daraus resultierenden Emissionen sind nach dem Energiesektor die zweitgrösste Kohlendioxidquelle der Welt). Eine neueste Studie des WWF besagt überdies, dass die Auswirkungen des Klimawandels den Amazonaswäldern mehr Schaden zufügen wie aller Einschlag. Der Studie zufolge wären bis zum Jahr 2030 ca. 60% des Amazonaswalds durch klimatische Auswirkungen verschwunden (die Vernichtung des Regenwalds ist bereits jetzt zu 20% eine Ursache des Klimawandels, während der Wald gleichzeitig zu ihrem Opfer wird). Der einzige Weg, dies zu vermeiden, ist die globale Erderwärmung zu stoppen.

EMISSIONSHANDEL

Der "Ausgleich" von CO-2-Emissionen der Industrieländer durch die Förderung umweltfreundlicher Projekte und/oder Massnahmen in "Entwicklungsländern" wird als Clean Development Mechanism (CDM) bezeichnet und erweist sich, zumindest in seiner derzeitigen Form, zusehends als Illusion. Aus einer Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF: "CDM-Projekte müssen "zusätzlich" sein. Tatsächlich aber hätte es 40% der Projekte und 20% der CO-2-Einsparungen auch ohne den erfolgten Emissionshandel gegeben". Bislang gingen 73% der zertifizierten Emissionsreduktionseinheiten (CER) nach China und Indien (wo die Einsparungen viel billiger zu kompensieren sind) während auf Afrika nur 30 Projekte entfielen; davon 80% auf Südafrika, Ägypthen und Tunesien. Manche Analysen gehen davon aus, das durch die CDM-Projekte bis 2012 neue Zertifikate entstehen, deren Umfang den gesammelten Treibhausgasemissionen von Kanada, Frankreich, Spanien und der Schweiz entspricht (siehe: LE MONDE diploma
tique, Dez.2007; "Monopoly mit dem Weltklima": www.monde-diplomatique.de) Viele der CDM-Projekte, wie etwa Staudämme, sind überdies fragwürdig; siehe: Prima Klima?-Abschnitt weltweite Verstrickung:  http://www.indymedia.org/de/2007/12/898061.shtml

EIN KAMPF DER AN DIE SUBSTANZ GEHEN MUSS

Auch hierzulande wird zumindestens als notwendig erkannt, dass es unausweichlich ist, einen Kampf um die lebensnotwendige "Ressource" Planet Erde zu führen, indem -weil untrennbar damit verknüpft- das gesamte Energiemodell der industrialisierten Welt in Frage gestellt werden muss. In der Analyse und Kritik vom 14.Dez.07, Nr.523. Artikel:"Krise im Treibhaus" (www.akweb.de) heisst es zum Kampf gegen den Klimawandel: "Bisher gelingt es den regierungsoffizellen Diskurs Klimapolitik als ausschliesslich umweltpolitisch zu definieren und von der strategisch zentralen Frage des Energieproduktionssystems abzukoppeln. Es gilt jedoch das gesamte Energiesystem ins Auge zu fassen - von den Arbeitsbedingungen und der militärischen Absicherung des Zugriffs auf die Ressourcen, über die oligopolen Konzernsturkturen auf den Weltmärkten bis hin zu den sozialen und ökologischen Verheerungen des Treibhauseffekts und den marktbasierten Mechanismen seiner Bearbeitung".
Zur Erinnerung
* 60% der aktuellen Migrationsbewegungen sind vom Klimawandel verursacht oder stehen in Bezug zu ihm.
* Aktuell leben über eine Milliarde Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, die meisten von ihnen in Afrika und Asien. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung verfügt über keine angemessenen sanitären Einrichtungen:  http://www.worldwaterforum4.org.mx.
* Bei einem Anstieg der globalen Temperatur um 3 Grad vergrössert sich gegenüber jetzt das Risiko einer Hungersnot für weitere 550 Millionen
* Von den 13 Millionen Menschen, die am Rande der Armutsgrenze leben, sind 70% Frauen
 http://www.ecologistasenaccion.org/spip.php?article9878&artsuite=2
Auswirkungen der Eu-Agararsubventionen auf Entwicklungsländer:
www.www.wer-profitiert.de
Film: We feed the world global:
www.germanwatch.org/tw/wefeed06.htm
Deutsche,-und EU-Klimapolitik
Prima Klima?
 http://www.indymedia.org/de/2007/12/898061.shtml

DER KAMPF UMS GANZE ALS WELTWEITER KONSENS

Nachbarn

Die spanischen Ecologistas en Acción sind eine Konföderation von mehr als 300 ökologischen Gruppen in Städten und auf dem Land. Ihre Basis ist die sog. soziale Ökologie, die die Ursachen der Umweltprobleme in dem Produktions;-und Konsummodell der fortschreitenden Globalisierung sieht. Nach ihrer Auffassung müssen diese Modelle verändert werden, wenn die ökologische Krise vermieden werden soll. In diesem Sinne betreibt Ecologistas en Acción Sensibilisierungskampagnen, öffentliche oder gerichtliche Anklagen von umweltschädigenden Handlungen und entwickelt gleichzeitig konkrete und gangbare Alternativen, in jedem der von ihr behandelten Bereiche. Die Föderation ist aktiv in Andalusien, Aragón, Asturias, auf den Kanaren, in Cantabria, Castilla-La Mancha, Castilla und León, in Katalonien, der Provinz Madrid, dem Baskenland, Extremadura, La Rioja, Melilla, Navarra, der Provinz Valencià und in der Region Murcia.  http://www.ecologistasenaccion.org/spip.php?auteur1

Weltweite "Andere Kampagne" gegen das System der Zerstörung

Auch im mexikanischen Bundesstaat Chiapas wurde Venetzung diskutiert. Dort hat nämlich vom 13. bis zum 17. Dezember das internationale Kolloquium "Planet Erde" sattgefunden, an dem Anti-System-Bewegungen, Köpfe und AnalytikerInnen aus mehrern Ländern (insgesamt über 300 Personen) teilgenommen haben. Anwesend waren u.a. John Berger, Naomi Klein, Immanuel Wallerstein und Pablo González Casanova sowie Peter Rosset von Via Campesina und Ives Lesbaupin und Ricardo Gebrim von der brasilianischen Landlosenbewegung Movimiento de los Sin Tierra. Aufgerufen zu der Zusammenkunft hatte die Zapatistische Nationale Befreiungsarmee (EZLN). Links über den Zapatismus, seine Autonomie und die "Andere Kampagne":
www.gruppe-basta.de
www.chiapas.ch
 http://projekte.free.de/bankrott/links.html
 http://www.narconews.com/otroperiodismo/de.html
 http://enlacezapatista.ezln.org.mx/
Der Sprecher der ZapatistInnen, autonome Kopf und Buchautor Subkommandante Marcos auf dem Kolloquium: "Die Zerstörung des kapitalistischen Systems wird nur dann stattfinden, wenn eine oder viele Bewegungen die Konfrontation mit ihm herbeiführen oder seinen zentralen Kern zerstören, d.h. das Privateigentum der Produktionsmittel. Anti-System-Allianzen sind der einzige Weg zur Zerstörung des Kapitalismus. Ihre Offensiven müssen auf den Kern des Kapitalismus abzielen: Auf die Produktionsmittel, und auf die Umwälzung. Die realen Veränderungen einer Gesellschaft in einem historischen Moment, sind die, die sich gegen das System in seiner Gesamtheit richten, deshalb sind aktuell weder Notlösungen noch Reformen eine Möglichkeit, wohl aber die Anti-Systembewegungen. Der Kapitalismus beinhaltet nicht seine unvermeintliche Selbstzerstörung und auch die apokalyptischen Versionen, dass das System an sich selbst kollabieren wird, sind ein Irrtum. Wir als Indigenas hören Prophezei
hungen in diesem Sinne bereits seit mehreren Jahrhunderten. Die grossen Umwälzungen beginnen nicht oben und nicht mit monumentalen und epischen Taten sondern mit kleinformierten Bewegungen, die den PolitikerInnen und AnalystInnen oben unwichtig erscheinen. Die Geschichte wird nicht von vollen Plätzen aus oder durch entrüstete Massen verändert, sondern durch die organisierte Bewusstheit von Gruppen und Kollektiven, unten und links, die einander kennen und sich gegenseitig anerkennen und die eine andere Politik aufbauen. Im Übrigen glauben wir, dass man die Theorie umsetzen sollte".

Ähnlich ausgesprochen hatte sich Kurzem der us-amerikanische Historiker Immanuel Wallerstein:"Es muss eine wirkliche Anti-System-Allianz gebildet werden, die eine weltweite offensive und effiziente Kampagne lanciert". Gemeinsam mit Subkommandante Marcos vertrat der Kritiker die Ansicht, dass der Zapatismus am Weltsozialforum (WSF):  http://weltsozialforum.org/, teilnehmen muss, das am 26. Januar 2008 beginnen wird und zu dessen Inspiration der Zapatismus 1994 (Beginn des zapatistischen Aufstands und der Entwicklung der zapatistischen Autonomie) gedient hat. "Das WSF ist eine sehr wichtige Realität auf weltweiter Ebene, wie die weltweite "Andere Kampagne" und muss neu gestärkt werden. Denn auch wenn aktuell interne Schwierigkeiten existieren, ist es die einzige weltumfassende Struktur, die sich den Leuten von Davos entgegenstellt".
Siehe auch: Chiapas: Antisystemisches Kolloquium
 http://de.indymedia.org/2007/12/203135.shtml
 http://www.coloquiointernacionalandresaubry.org

Eine weitere Stimme, die sich massiv für eine Änderung der bestehenden Produktionsverhältnisse einsetzt, ist Vía Campesina.

BAUERN PRANGERN AUSWIRKUNGEN DES KLIMAAWANDELS IN LÄDLICHEN REGIONEN UND DEREN SCHLIMMSTE FOLGE AN: HUNGER

Eine Delegation von mehr als 200 Mitgliedern der weltweiten Organisation Vía Campesina aus 20 afrikanischen, asiatischen, us-amerikanischen und europäischen Ländern war auch in Bali zugegen. Gemeinsam mit 1300 Mitgliedern indonesischer Bewegungen und sozialen Organisationen sowie Dutzenden von LandwirtInnen, KleinproduzentInnen und landlosen Bauern/Bäuerinnen, hatten sie sich zu der grossen Demonstration in Kuta (Bali) zusammengeschlossenan, um Klimagerechtigkeit zu fordern. In Bali war Vía Campesina Teil des globalen Dorfs "Solidarität für einen Planeten ohne Temperaturanstieg", das von von Vía Campesina selbst, insbesondere von den Gewerkschaftorganisationen der indonesischen Bauern und Bäuerinnen sowie von verschiedenen lokalen und anderen Organisationen wie Friends of the Earth International und Focus on the Global South, der weltweiten Pro-Waldkoalition und dem Netz Unsere Welt ist unverkäuflich, organisiert worden war.
Vía Campesina prangert in ihrem Dokument den Klimawandel als Ursache für den wachsenden Hunger in der Welt an und macht dafür eine industrielle landwirtschaftliche Produktion verantwortlich, die von der Welthandelsoganisation (WTO), den bilateralen Handelsabkommen sowie von der Weltbank (WB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgezwungen wird und die Ressourcen und Energie verschwendet, Agrochemikalien einsetzt und die lokalen Infrastrukturen zerstört.

Auszüge aus der politischen Erklärung der Organisation zur Weltklimakonferenz in Bali:
"Dürren und Überschwemmungen verursachen Ernteverluste, dadurch steigt die Zahl der Hungernden in der Welt immer weiter an. Bereits 1996 litten weltweit 830 Millionen Menschen an Hunger und die Regierungen verpflichteten sich auf inernationaler Ebene, die Armut zu reduzieren. Heute jedoch sind es 853 Millionen die hungern. Der Grund dafür sind die marktorientierten "Lösungen". Schätzungen sagen einen Rückgang der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion um 3 -16% bis 2080 voraus. In den Tropenregionen wird die Erderwärmung sehr wahrscheinlich zur schlimmsten Vernichtung der Landwirtschaft führen ( bis zu über 50% im Senegal und 40% in Indien) sowie zu einer zunehmenden Desertifikation (Wüstenbildung) der Anbauflächen. Die landwirtschaftlichen Kräfte müssen sich der Krise des Hungers entgegenstellen, damit die Welternährung gesichert werden kann, brauchen dazu aber politische Gouvernements, die ihre Arbeit auf dem Land unterstützen. Diese Arbeit wird von den L
andarbeiterInnen auf der Basis der Solidarität getan werden. Wir glauben, dass die nachhaltige Landwirtschaft in kleinem Stil und der lokale Lebensmittelkonsum das aktuelle Unheil abwenden und Millionen von bäuelichen Familien ernähren wird.
Überdies kann die Landwirtschaft zur Abkühlung der Erde beitragen, indem die Kohlendioxidemissionen und der Energieverbrauch in diesem Sektor verringert werden. Bereits 1996 haben wir die Regierungen gewarnt, dass sie zur Lösung des Welthungerproblems, die Prinzipien der Ernährungsunabhängigkeit einsetzen müssen und nicht nur die, der Ernährungssicherung.
Ernährungssouveränität bedeutet, dass alle Länder, alle Völker das Recht besitzen, ihre Nahrungsmittel selbst zu produzieren und ihre Ressourcen einzusetzen und zwar weder auf der Basis der freien Marktwirtschaft, noch der Liberalisierungen und Privatisierung und nicht nach den Prinzipien der WHO, der WB und/oder des IFW. Ernährungssouveränität bedeutet vielmehr das Recht der Völker zu bestimmen, welche Nahrungsmittel sie konsumieren und wie und in welcher Weise sie gehandelt werden. Sie gibt den lokalen und nationalen Ökonomien Priorität und verleiht die Macht den Bauern/Bäuerinnen und KleinproduzentInnen; den traditionellen Fischern und Hirten und der auf sozialer,- und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und dem Erhalt der Umwelt basierenden Produktion, Verteilung und Nahrungsmittelkonsum. Dies fügen wir den Fundamenten der Ernährungssysteme,- und politiken hinzu als das Empfinden und die Bedürfnisse derer, die Nahrungsmittel produzieren, verteilen und konsumier
en, anstatt den Forderungen der Märkte und Multinationalen. Denn die Folge derer Politik ist, dass Agrarländer Lebensmittel importierren müssen, obgleich sie dies bei einer Autonomie der lokalen und nationalen Agarwirtschaft gar nicht nötig hätten (siehe hierzu Erklärung des Weltforums für Ernährungssouveränität im vergangenen Februar in Mali)".

Vía Campesina fordert in seinem für Bali erstellten politischen Papier zudem die vollständige Demontage der Agrotreibstoffunternehmen, die "die KleinproduzentInnen ihres Landes berauben, Müllfrass produzieren und Umweltkatastrophen verursachen".

Die Botschaft von Vía Campesina an die Klimakonferenz in Bali lautete:
"Dieses Mal sagen wir den Regierungen: Bitte seien Sie ernsthaft, denn die Welt befindet sich gegenwärtig in einem gefährlichen Prozess. Wenn wir die nicht die Wirtschaftsordnung des Industrialisierungsmodells verändern, werden die Menschheit und der Planet sehr viele Probleme haben".

Interview von Radio Mundo Real mit dem internationalen Koordinator von Vía Campesina und Hauptgewerkschaftsdirigigent der indonesischen Bauernorganisationen, Henry Saragih unter:
 http://www.espacioalternativo.org/node/2471

Das es ernsthafte Gründe gibt, sich nicht auf Lösungen von "oben" zu verlassen zeigen folgende Fakten zu Bali:

BALI: DER GIPFEL DER DOPPELZÜNGIGKEIT

Die Pro-Klimaorganisation Avaaz hatte nach eigenen Aussagen, von hochrangigen Regierungsmitarbeitern außerhalb der USA Informationen erhalten, dass ihre Regierungen von der Bush-Administration gezielt ausgewählt wurden, um ein bindendes Klimaabkommen zu verhindern:  http://www.avaaz.org/blog/de/
I
Indigene bei Klimaverhandlungen unerwünscht
15. Dezember 2007
Am 09. Dezember wurde eine Delegation indigener Menschen gewaltsam an der Teilnahme des Treffens zwischen KRK-Vorstandssekretär Yvo de Boer und Vertretern der Zivilgesellschaft gehindert. Und dies obwohl die indigene Delegation zu dem Treffen eingeladen war. Trotzdem schafften es Repräsentanten des Indigenen Umwelt-Netzwerks (Jihan Gearon, Dine’ Navajo Nation, Organisator der IEN Energie und Klima Kampagne und Benjamin Powless, Mohawk, Six Nations, Ontario, Canada und IEN Jugendsprecher), gemeinsam mit anderen Indigenas in Bali, Diskussionen in ihrem Sinne zu führen. Dieses Handeln war ein Paradebeispiel der systematischen Ausschließung von Indigenas aus dem KRK-Prozess. Siehe:
 http://www.indymedia.org/de/2007/12/898132.shtml
www.climatejusticenow.wordpress.com
und ausserdem:
Climate Change Disinformation
 http://www.realclimate.org/index.php/archives/2004/12/a-us-senator-on-climate-change-disinformation

REFLEKTIONEN NACH DER ERSTEN KONFERENZWOCHE ZUM KLIMAWANDEL
Bericht aus Bali eines Mitglieds von "globalisiere dich" (www.globalizarte.org)

Nach einer Konferenzwoche in Bali habe ich sämtliche Illusionen darüber verloren, dass das UNFCCC (Sekretariat der Konvention zum Klimawandel der Vereinten Nationen) im Stande sein könnte, die Klimakrise zu lösen oder dass die jährlichen, wenn auc wiederholten, Treffen der Regierungen, der Industrie und einigen NGO´s die adäquate Adresse sind. Bei diesen Treffen geht es nicht um die Rettung des Planeten. Es sind schlicht und einfach Handelstreffen und die Basis der diversen Vorschläge ist, wie der Karbonhandel am effizientesten gehandhabt werden kann oder auf welche Weise diese oder jene Industrie oder Regierung, das meiste Geld verdient, während wir immer schneller auf eine massive Auslöschung zusteuern. Ich frage mich ob wir diese Treffen, wenn wir in ein paar Jahren auf sie zurückblicken, als Klimakonferenzen zum Geldverdienen betrachten werden.
Ausserhalb der Hauptkonferenz zelebriert das von verschiedenen NGO´s aus mehreren Ländern unterstützte "Forum der indonesischen Zivilgesellschaft" seine Events und Proteste für Klimagerechtigkeit und gegen falsche Lösungen. Diese falschen Lösungen sind, worum es sich bei der UNFCCC und dem Kyotoabkommen handelt: Kohlehandel, zu dem der Vorschlag hinzukommt, die Wälder miteinzubeziehen (REDD); Agrotreibstoffe; etc. Wir alle werden den Preis dafür zahlen, die Gelegenheit verpasst zu haben, eine ausser Kontrolle geratene globale Erwärmung abzuwenden; kurzfristig aber werden es die Menschen des Globalen Südens sein, die den höchsten Preis dafür bezahlen.
Auf dem von dem "Transnationalen Institut" organisierten Alternativtreffen am 06. Dezember, sagten die SprecherInnen, dass die CDM (Mechanismen für saubere Entwicklung) in Ländern wie Indien inzwischen als kriminelle Entwicklungsmechanismen bekannt sind. Sie finanzieren nicht eine saubere oder nachthaltige Entwicklung sondern ein paar der kontaminierendsten und zerstörerischsten Industrien des Südens. Ich habe reichlich über CDM und die Kohlefinanzmodelle nachgelesen und die Detaills diverser Methodologien studiert und nichts anderes dabei festgestellt, als dass die Zerstörungsprojekte von Staudämmen, Zahlungen an palmölproduzierende Firmen, industrielle Baumpflanzungen, Giftmülldeponien,-und Verklappung sowie umweltverschmutzende Unternehmen von nichts ausgenommen werden. Der Kohlehandel ist alles, was uns das Kyotoprotokoll gebracht hat. Ein "ambitionierteres" Protokoll wird uns noch mehr solcherart einbringen.
Ein Vertreter der Indigenaorganisationen Ozeaniens erzählte mir von seine Beklommenheit darüber, dass die Regierungen der kleinen Inselnationen nichts anderes tun, als um Geld für ihre Ländern bitten, die wortwörtlich der Verwüstung anheim fallen. Sie verlangen noch nicht einmal eine reale Politik, mit der die Emissionen reduziert würden.15 ozeanische Nationen stehen kurz davor, vom Wasser verschluckt zu werden. Ich fragte ihn ob er meint, dass die Bevölkerung eine Chance hat, zu entkommen. Seine Antwort lautete: Manche gegen nach Neuseeland; aber für die Mehrzahl gibt es keinen Ausweg - niemand will sie haben. Sie werden schlichtweg in den Wellen untergehen. Ausserdem berichtete er mir, dass vor wenigen Tagen in Papua Neu Guinea mehrere hundert Personen ertrunken sind und dass nach einem tropischen Unwetter vor ein paar Jahren, auf einer der Inseln der zentrale Ort voller Leichen gewesen war, die man ins Meer geworfen hat, weil es zuviele gewesen waren, um sie geord
net zu bergen und zu beerdigen.
Auf einer anderen Konferenz, die von Friends of the Earth Indonesien und Vía Campesina organisiert war, sagte eine Compañera der Assoziation Überleben (Asociación Sobrevivencia) aus Paraguay zu mir. "das was wir in bei unserer Kapagne gegen den Klimawandel tun müssen, ist gegen die falschen Lösungen kämpfen und für die Handlungsweisen, die tatsächlich zu einer Emissionsverringerung führen und uns wirklich Klimagerechtigkeit bringen". Ich gab ihr absolut recht darin. Die Stunde, in der gegen den Klimawandel angelaufen wird, ohne die falschen Lösungen anzuklagen, ist vorbei...
Nach Bali müssen wir uns versammlen und als KlimaaktivistInnen entscheiden, in welche Richtung wir gehen..., ob wir so weitermachen wie bisher und demonstrieren, ohne konkrete Ziele und in vielen Fällen, und am allerschlimmsten, als KomplizInnen der falschen Lösungen..., oder ob wir anfangen, mit AktivistInnen in anderen Ländern zu reden, die im Kampf um Klimagerechtigkeit begriffen sind und die Handlungsweisen einzuklagen, die uns die Möglichkeit eröffnen, nicht denselben Weg gehen zu müssen, wie die genannten Menschen in Ozeanien, die bereits ihre Zukunft - und viele ihr Leben - verloren haben.

(Dieser Bericht wurde übersetzt und editiert von Félix Nieto - von Globalízate, deren Aufruf zur mit der Globalen Kampagne gegen Klimawandel koordinierten Demonstration, am Internationalen Tag gegen den Klimawandel tausende Menschen in Madrid gefolgt waren. www.globalizate.org
 http://www.globalclimatecampaign.org/

zusammengestellt von tierr@

Viele wichtige Detaillinformationen und Links zum "Thema" Klima. unter:
Prima Klima?
 http://www.indymedia.org/de/2007/12/898061.shtml

Dieser Artikel sollte eigentlich ebefalls hier stehen, aber ich kann aus irgendeinem Grund seit ein paar Tagen weder das Eingabeformular noch das Ergänzungspostingformaluar von Indymedia.de nicht mehr öffnen. Alle anderen Indys funktionieren jedoch und ich kann problemlos posten. Damit sich niemand wundert, dass das Pseudonym tierr@ wohl einige Zeit seltener präsent sein wird.
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Ergänzungen

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co2

optimist 22.12.2007 - 20:12
um eine reale chance zu haben die erderwärmung auf max 2 grad zu begrenzen müsste man den
co2 ausstoß bis zur hälfte dieses jahrhunderts um 90% verringern.

das ist das ende. ist aber auch wohl noch nicht bei so vielen linken angekommen wenn man sich
mal so deren kosumverhalten anschaut.