Polizeigewalt in Hamburg

Red Star Hannover 19.12.2007 01:22 Themen: Repression
In Hamburg ging es am Sonnabend, 15. Dezember, hoch her. Dutzende In-Gewahrsamnahmen, Festnahmen und prügelnde Cops - bei der Demonstration gegen Repression. Es besteht reichlich Diskussionsbedarf. Es gab eine Anfrage an den Senat.
Laut Polizeibericht soll die Demonstration, an der mehrere Tausend Menschen teilnahmen, "ohne größere Auseinandersetzungen" verlaufen sein. Demonstrantinnen, Demonstranten und Journalistinnen und Journalisten sehen das anders. Mehr als 3500 Einsatzkräfte waren vor Ort, obwohl die Polizei lediglich "fast 2.500 Beamte" bestätigte. Vor allem die 24. Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei hatte sichtlich Spaß, ältere Menschen aus der Demonstration zu zerren, andere Personen auf den Boden zu reißen und Fotografinnen, Fotografen und andere Medienvertreterinnen und -vertreter an ihrer Arbeit zu hindern.
Die Grünen-Fraktion aus Hamburg hat nun eine Anfrage im Senat gestellt. Antje Möller von der GAL-Bürgerschaftsfraktion, die selbst auf der Demonstration von Beamten geschubst und angegriffen wurde (siehe Bild), stellte in der "Kleinen Anfrage" unter anderem Fragen zu den aus anderen Bundesländern herangezogenen Einsatzkräften.



"Am 15. Dezember fand in Hamburg eine Demonstration unter dem Tenor "Weg mit dem §129a! Einstellung aller Verfahren! Gegen Sicherheitswahn und Überwachungsstaat!" statt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Nachdem die Veranstalter die Demonstration für beendet erklärt hatten kam es in der Innenstadt zu weiteren Protesten und polizeilichen Maßnahmen.", heißt es in der Anfrage.
Zwölf Fragen stellte Möller:
1. Welche Auflagen wurden der Demonstration erteilt? Aus welchem Grund wurden die Auflagen erlassen?
2. Wie gestaltete sich aus polizeilicher Sicht der Ablauf der Demonstration?
3. Zu welchen Zeitpunkten wurde die Demonstration jeweils aus welchen Gründen durch die Polizei gestoppt? Wann konnte die Demonstration jeweils ihren Weg fortsetzen?
4. Wie wurden Verstöße gegen Auflagen jeweils festgestellt (messen, schätzen, filmen etc)?
5. Die Demonstration war von einem engen polizeilichen Spalier umgeben.
a. Wie wurde das Recht auf Teilnahme an oder das Verlassen der Demonstration gewährleistet?
b. Warum war keine weniger einschränkende Strategie möglich?
6. Welche deeskalierenden Maßnahmen hat die Polizeiführung getroffen, um den friedlichen Ablauf der Demonstrationen zu befördern?
7. Wie viele Straftaten sind aus der Demonstration und der abschließenden Versammlung vor ihrem Ende heraus begangen worden und um welche hat es sich im Einzelnen gehandelt?
8. Welche Wege waren nach der Beendigung der Demonstration für den Abmarsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorgesehen beziehungsweise zugelassen?
9. Welche Hamburger Polizeieinheiten waren vor Ort? Wie viele Kräfte waren das insgesamt?
10. Welche auswärtigen Polizeieinheiten waren vor Ort? Wie viele Kräfte waren das insgesamt?
11. Welche Stelle ist zuständig für die Koordination des Gesamteinsatzes und damit der auswärtigen und der hamburgischen Einsatzkräfte?
12. Trifft es zu, dass auswärtige Einsatzkräfte nicht zwangsläufig dem Gesamteinsatzleiter vor Ort unterstehen? Wenn ja, welcher Stelle unterstehen sie dann?





Ein Journalist wird trotz Vorzeigen des Presseausweises gehindert, der Demo zu folgen. Ähnlich wie hier verstoßen die Polizisten häufig gegen Grundrechte wie Presse- und Meinungsfreiheit.


Etwa ein Dutzend Kameramänner und Kamera-Wagen filmten alles, also auch die Übergriffe der aggressiven Cops. Ob diese Bilder jedoch jemals die Öffentlichkeit erreichen ist unwahrscheinlich.
Rechts: Ein Polizist räumt die Brücke.


Für den Videoabend am Sonntag brauchten die Beamten noch ein paar nette Filmchen.


Da ist er wieder, der Hamburger Kameramann der Polizei.




Gepanzert, so stehen die "Robocops" da.


Polizisten aus Schleswig-Holstein. Auf dem Bild sind nicht die BFEler zu sehen.


Auch das gibt's: Hamburger Bereitschaftspolizisten in Dunkelblau mit grüner Markierung.


Bundesbereitschaftspolizisten im Einsatz gegen Fotografen.

'Gespräch' zwischen Polizist und Journalist:
Cop: Verpiss dich!
Journalist: Warum?
Cop: Sie behindern hier polizeiliche Maßnahmen.
Journalist: Was denn? Ich fotografiere nur?
Anderer Polizist kommt (schubst den Journalisten): Hau ab!
Journalist: Wir haben hier Pressefreiheit!
Cop (der erste): Wir haben hier eine ganz andere Freiheit!




Ein "M" haben sie auf dem Rücken.


Es waren Hamburger Cops, die einen älteren Mann aus der Menge rissen, ihn dann brutal verprügelten und anschließend wieder in die Menge schubsten.


Eine brutale Festnahme durch die 24. Berliner Einsatzhundertschaft.


Antje Möller, Grünen-Abgeordnete in der Hamburgschen Bürgerschaft, wird von Cops aus Schleswig-Holstein weggeschubst - da nützt auch ihr Abgeordnetenausweis nichts.


Vermummt, aus Schleswig-Holstein, aber keine BFE.


Es gibt viele von ihnen: Vor der Demospitze liefen etwa 300 Hamburger Cops.


Polizisten...


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Ergänzungen

Video von Spiegel TV

joey 19.12.2007 - 02:21

Bei Spiegel Tv auch ein Bericht über die Demo. Sehr interessant und 100% sehenswert.(scheinbar hält spiegel tv auch nicht viel von der "Berliner Polizei" ;) HIER DER LINK:
 http://share.gulli.com/files/1081135128/15.dez-07-hamburg-demo-129a.00.avi.html

Keine BFE...?!

Doch! 19.12.2007 - 02:50
Tut mir leid das sagen zu müssen:
Aber in dem Punkt, in dem Du Dir besonders sicher zu sein scheinst, hast Du definitiv unrecht!

Sowohl bei dem untertitelten Foto:
"Polizisten aus Schleswig-Holstein. Auf dem Bild sind nicht die BFEler zu sehen.",
als auch auf dem Foto mit Antje Möller sind natürlich Beamte der Beweissicherungs- u. Festnahmeeinheit aus Schleswig-Holstein zu sehen.
Das Logo auf dem Oberarm läßt dies explizit erkennen! Kein Zweifel!

Zum Verhalten der Polizei zur Presse

m. 19.12.2007 - 03:07
Weitere Beispiele:

* Am Pferdemarkt wurde ein Fotograf von Polizisten beim Dokumentieren einer Ingewahrsamnahme durch die festnehmenden Einheit am Knie verletzt.
___

* O-Ton von Polizeibeamten bei der Ingewahrsamnahme von DemonstrantInnen am Neuen Pferdemarkt / Beckstrasse trotz zahlreich anwesender Presse:

 http://media.de.indymedia.org/media/2007/12//202778.mp3

Darin: Ansage von einem oberen Beamten gegenüber den Untergebenen: "Hier sind überall Mikros, wir halten die Fresse!". Was sie dann aber nicht machen:

Journalist: Wir sind von der Presse!
Polizist: Das ist uns scheissegal!
___

* Kurz darauf wurde dann bei der selben Ingewahrsamnahme, mittlerweile auf der anderen Strassenseite, sogar versucht einem Radioreporter das Mikrofon zu klauen, was aber misslang, da er es nicht losliess. Das auch hier viel Presse anwesend war interessierte die Polizei anscheinend nicht. O-Ton davon:

 http://media.de.indymedia.org/media/2007/12//202779.mp3

Danach:

Journalist: Sie greifen hier die Presse an (...).
Polizist: Wir setzten hier die polizeilichen Massnahmen durch, und wenn ich dafür Platz brauche, dann werde ich mir den Platz nehmen (...)

___


Mindestens die letzten beiden Beispiele waren Situationen mit Berliner Bereitschaftspolizisten, die aber - und das wird beim notwendigen Skandalisieren dieser Vorfälle leider oft vergessen - unter Hamburger Einsatzleitung gearbeitet haben. Und das hat Kalkül, denn so lässt sich im Nachhinein gewollt brutales und von der Hamburger Führung auch gewünschtes Vorgehen besser medial verarbeiten: es waren immer die anderen und die Hamburger Innenbehörde ist fein raus.

Korrekturen

Besserwisser 19.12.2007 - 08:47
Wie hier schon steht: Die Schleswig-Holsteiner sind sehr wohl Angehörige der dortigen BFE. Darüber ist nicht "der" Kameramann der Hamburger Polizei, sondern nur einer von vielen (einer je Hundertschaft, dazu BFE usw.).
Die Hamburger mit grüner Markierung sind Teil einer Hamburger BFE (insgesamt 2). Auch die "Bundesbereitschaftspolizisten" sind Teil einer BFE.
Das "M" auf dem Rücken steht für MEK (Hamburg).
Und der Vermummte weiter unten ist wieder jemand von der BFE Schleswig-Holstein (siehe Tonfa-Halterung).

Wäre doch schön, wenn die "Aufklärer" hier auch Ahnung hätten, wovon sie schreiben...

Innenansicht von Bullenschweinen

vorhanden 19.12.2007 - 20:30
Wen interessiert, wie Bullen so ihre Einsätze verarbeiten bzw. sich beglückwünschen zu ihren Einsätzen, sollte sich das hier mal zu Gemüte führen:  http://www.copzone.de
Ach ja, A.C.A.B.

lass einfach das nicht bfe weg

franz 19.12.2007 - 21:16
lasst doch einfach das "aber nicht bfe" unter den beiden bildern weg dann stimmt alles wieda oder?

Video mit bildern

ACAB 23.12.2007 - 00:56
video mit bildern der demo und acab-musik... ;-)

 http://youtube.com/watch?v=i_K8FcD_Wjg

Passender Artikel: Polizeigewalt als Zensur

Henner Knorr 29.01.2008 - 19:37
Wer in einem konkreten Fall von Polizeigewalt gegen einen Journalisten etwas tun möchte: F. Gilani hat 80% seines Hörvermögens des rechten Ohres auf der Demo am 15.12.2007 eingebüßt. Er prozessiert jetzt und braucht jede mögliche Unterstützung:

http://de.indymedia.org/2008/01/206186.shtml

Pressefreiheit?

nur mal so 24.10.2010 - 02:53
Was ist das?
Heute, Demo RECHT AUF STADT.
Bis zur Endveranstaltung war alles in trockenen Tüchern, wären da nicht die Festnahmen auf der Reeperbahn gewesen.
Äusserer offener Kessel, kleiner undurchdringlich vor einem Spielecasino im Eingangsbereich.
Eine gepanzerte Schulter war dort auf einmal immer vor der Linse.
Dann kam der Schlaumeier mit der grossen Pfeffersprayflasche am rechten Bein.
Mein Sohn, der eng an mir stand wurde gefragt ob dieses seine Cam ist.
Ja die könnte auch geklaut sein, ein Ermittlungsverfahren bis zur Feststellung, dass es seine ist, das könnte sich über Monate hinziehen.
Was wollte uns der Beamte damit klarmachen?
Konfessieren ist nicht, aber ich kann oder darf Dich/Euch legal schikanieren?
Insgesamt fand ich ich klasse und voll daneben, wie sich nach den dummen Sprüchen einiger Protestler wg. der Festnahmen die Polizei verhielt, die Eskalation war damit vorprogrammiert.
Freunde hat sie sich damit bei einfachen Kizzbumlern nicht gemacht, selbst ältere Herrschaften mit über 60 Jahren verstanden das Verhalten und und die Lautsprecherdurchsagen der Bea`s aus den Wasserwerfern nicht mehr, schüttelten den Kopf und gingen weiter.
Sie fühlten sich mit den angeblichen Krawallos in einen Topf geworfen.
Ich habe eher das Gefühl, dass die Polizei da ihren Kopf hinhalten muss wo die Politik versagt hat.
Die nachstehenden Zsehen, Foto, waren vermeidbar, aber wohl nicht gewollt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Zum Schläger ausgebildet — total verroht

Korrektur — Ed

Sponti — Spontanität und Organisation

CITY SPONTI — danke

Do in Hamburg — Leserin

Bullen-Schergen — gfdgdgfdgfd

BFEler — Red Star Hannover

Alles ducheinander... — geworfen!

@ Alles durcheinander geworfen — Red Star Hannover

@redstar — ja doch

Und an dieser Stelle... — einfach mal

Verletzung — masolta

Und die Moral von der Geschicht? — schmuel sonderling