Guantanamo auf griechisch

lesender arbeiter 13.12.2007 15:30 Themen: Medien Repression Weltweit
Über 50 Interessierte nahmen am Mittwochabend an der Buchvorstellung „Guantanamo auf griechisch – Zeitgenössische Folter im Rechtsstaat“ in Berlin im Stadtteilzentrum X-B teil
Es ist ein Bericht griechischen Gefangenen Savvas Xiros über die Tage und Wochen, wo er mehr tot als lebendig in der Intensivstation eines Athener Krankenhauses pausenlos verhört worden ist. Xiros war in der griechischen Stadtguerilla „17 November“ organisiert. Er wurde im Jahre 2002 bei der vorzeitigen Explosion einer Bombe so schwer verletzt, dass er bis heute schwere Schäden am ganzen Körper davon getragen hat und eigentlich haftunfähig ist. Trotzdem sitzt er weiter in Kleingruppenisolation im Gefängnis, sowie 9 andere Gefangenen. Grundlage der Urteile sind Aussagen, die Xiros gemacht hat, als er mit Medikamenten vollgepumpt in der Intensivstation pausenlos verhört wurde. Eigentlich dürften diese Aussagen nach rechtsstaatlichen Kriterien gar nicht verwendet werden. Xiros ist eigentlich auf Grund seiner schweren Verletzungen haftunfähig.
Die Forderung nach seiner Freilassung soll auch international bekannt gemacht werden. Vielleicht kann das Buch ebenso dazu beitragen, wie es den Fokus auf die Tatsche legen kann, dass Folter von Gefangenen längst schon in Europa Einzug gehalten hat. Die eindringliche Schilderung des Betroffenen könnte der Debatte eine persönliche Note geben.

Am Anfang berichtete Heike Schrader, die das Buch aus dem griechischen übersetzt hat, über ihre Festnahme bei der Ankunft auf dem Flughafen Köln-Bonn am 9.12 (siehe Indymeida-Beitrag vom 10.12.). Sie wurde zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht. Dort wurde der Haftbefehl zwar außer Vollzug gesetzt. Doch ihr Handy und weitere Gegenstände wurden beschlagnahmt, sie darf Deutschland vorerst nicht verlassen. Die Begründung lautet, dass sie vor mehr fast 10 Jahren in einer linken türkischen Organisation mitgearbeitet haben soll. Paradox. Schrader soll nach Verlautbarungen aus Karlsruhe seit 2001 flüchtig gewesen sein. Dabei hat sie ständig von Athen aus Artikel in mehreren Zeitungen in Deutschland verfasst und sie war häufig in Deutschland auf Veranstaltungen. Unter Anderem am 18.März 2007 auf einer Konferenz des Netzwerks für politische Gefangene. Ihr Name war auf den Flyern und Plakaten und im Internet genannt. Das wäre ein merkwürdiges Verhalten für eien Flüchtige. Deshalb ist die Vermutung, dass der Haftbefehl in dem Augenblick reaktiviert wurde, wo Schrader mit dme Buch einen wichtigen Einblick in europäische Verhörpraktiken gibt, mehr als wahrscheinlich. Aber das Kalkül ist nicht aufgegangen. Wahrscheinlich wurde das Aufmerksamkeit auf die Thematik dadurch eher größer

Nächste Veranstaltungstermine:

Hamburg: Donnerstag, 13.12., um 19.30 Uhr, Schwarze Katze, Libertäres Zentrum, Fettstr. 23
Nürnberg: Samstag, 15.12., 17.00 Uhr, K4, Königstr. 93 (Linke Literaturmesse)


Buchhinweis:
Xiros Savras, Guantanamo auf griechisch, Zeitgenössische Folter im Rechtsstaat, Pahl-Rugenstein-Verlag, Bonn 2007, 132 Seiten, ISBN 978-3-89144394-1, 13,90 Euro
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Solidarität mit Heike Schrader

Internationale KommunistInnen 13.12.2007 - 16:31
Solidarität mit Heike Schrader!
Freilassung von Savvas Xiros!
Wir haben die Journalistin zur Vorstellung des von ihr übersetzten Buches „Guantanamo auf griechisch – Zeitgenössische Folter im Rechtsstaat“ eingeladen. Es handelt von den Bruch aller bürgerlichen Rechte bei der Behandlung und Aburteilung von antagonistischen Linken in Griechenland. So wurden Aussagen des schwerverletzten und unter Einfluss bewusstseinsverändernder Medikamente stehenden Gefangenen Savvas Xiros zu Grundlage der Verurteilung von ihn und anderen militanten Linken zu hohen Haftstrafen.
Dass wir bei staatlicher Repression nicht weit schauen müssen, musste Heike Schrader am 9.12. erfahren. Sie wurde am Flughafen Köln-Bonn von BKA-Beamten erwartet, musste eine Nacht in einer Einzelzelle zubringen und wurde dann zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht. Grund soll ein internationaler Haftbefehl gegen Heike Schrader von 2001 wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer linken türkischen Organisation sein. Der Haftbefehl ist zwar gegen Kaution ausgesetzt worden, Heike Schrader darf aber vorerst Deutschland nicht verlassen, ihr Handy und andere Unterlagen wurden beschlagnahmt.
- Wir fordern die Einstellung aller Verfahren gegen Heike Schrader und ihre freie Ein- und Ausreise.
- Repression und Staatsterror hier und weltweit bekämpfen!
- Hoch die internationale Solidarität
- Freiheit für Savvas Xiros
Internationale KommunistInnen, Berlin 12.12.07
www.interkomm.tk

Solidarität auch hier

F-Haini 13.12.2007 - 16:45
War die Veranstaltung nicht eigentlich im Infoladen Daneben im selben Haus angekündigt? Das wäre auch eher ein Stadtteilzentrum als das X-Beliebig das ist eher ein Vereinsraum für Partys ähnliche Veranstaltungen.

Wie auch immer beide sind bedroht, und am Freitag ist Kundgebung bei dem Investor der das Haus den Bewohnern unbedingt wegkaufen will.

Diesen Freitag, 15 Uhr Kurfürstendamm 173 (U-Adenauer Platz)

Radio-Beitrag

Max Diamond 13.12.2007 - 21:20
Guantanamo in Griechenland (Radio Corax Halle):
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=20132

Weg mit Paragraf 129a/b/c/d!

Bernhard T. 14.12.2007 - 03:46
Sofortige Einstellung aller Verfahren gegen die Journalistin Heike Schrader!

Samstag, 15. Dezember 2007, 13 Uhr Demonstration in Hamburg gegen Terrorparagrafen 129:

 http://www.antirepressionskampagnehamburg.blogsport.de/

 http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/regierung-stuerzen/

 http://www.avanti-projekt.de/

Sonntag, 16. Dezember 2007, ab 10.30 Uhr §129-Veranstaltung in der Volksbühne Berlin:

 http://einstellung.so36.net/de/754

Weitere Artikel zu Heike Schrader:

 http://www.jungewelt.de/2007/12-13/064.php

 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26843/1.html

Einschüchterung und Zensur der Kritk

machnow 14.12.2007 - 14:09
die festnahme und die ermittlungen gegen die publizistin schrader kann nur als einschüchterung gegen kritische medien und zensur staatskritischer positionen gewertet werden. der zeitpunkt legt nahe, dass es sich um die verhinderung und / oder einschüchterung der vorstellungen von foltermassnahmen in kerneuropa handelt. die mär von den"bösen amerikaner", die allein folter würden, kann durch schraders buch entkräftet werden. womöglich sollte ein auftritt bei der linken literaturmesse in nürnberg verhindert werden. die zensur zur vorstellung des neuen buches "Guantanamo auf griechisch – Zeitgenössische Folter im Rechtsstaat" hat funktioniert. die bürgerliche presse meidet diesen wiederholten skandal im zusammenhang mit festnahmen gerechtfertigt mit dem § 129a. erschreckend ist, dass sich die bundesanwaltschaft offensichtlich von den rigiden hürden zur nutzung des §129a nicht stören lässt, weiter kräftig ermittelt und festnimmt... Das wars mit der Freiheit!

Solidarität mit den politischen Gefangenen!!!
Weg mit dem §129!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an