Überflüssige Nikoläuse entern Darmstadtium
Vereinigte Überflüssige Nikoläuse entern Eröffnungsfeier des „Darmstadtiums“ unter dem Motto: Dinge, die die Welt nicht braucht!
Vereinigte Überflüssige Nikoläuse entern Eröffnungsfeier des „Darmstadtiums“ unter dem Motto: Dinge, die die Welt nicht braucht!
Es kam, wie es kommen musste. Zur Eröffnungsfeier des Wissenschafts- und Kongresszentrums „Darmstadtium“ am 06. Dezember wurden die circa 2000 geladenen Gäste von einem Dutzend Nikoläusen überrascht, die der exklusiven Feier durch ihren Auftritt das Sahnehäubchen aufsetzten. Sogenannte Prominenz aus Bund, Land und Stadt durfte der Aktion der Vereinigten Überflüssigen Nikoläuse beiwohnen. Gerade hatte Oberbürgermeister Hoffmann (SPD) seine Einweihungsrede begonnen, als die Nikoläuse skandierend und unter dem Transpi-Motto: „Dinge, die die Welt nicht braucht: Voilà le Darmstadtium!“ ihre mitgebrachten 500 Euro Scheine durch den Saal und durch das Haus segeln ließen. Doch dieser (Zitat OB Hoffmann) „einmalige und historische Moment in der Geschichte Darmstadts“, in der Geld in Hülle und Fülle vorhanden war, währte nur kurz. Der von der Möchtegern-Hautevolee zelebrierte, angeblich so liberale, tolerante und weltmännische Flair der selbsternannten Wissenschaftsstadt Darmstadt, fand rasant sein Ende. Die Flyer segelten noch durch die Luft, da erschienen schon die Bodyguards der Bundesjustizministerin Zypries (SPD), des hessischen Wissenschafts- und Kulturministers Corts (CDU), sowie die ‚Sicherheits’kräfte des Hauses und beförderten die Nikoläuse äußerst unsanft vor die Tür. Dabei wollten sie doch nur der Aufforderung der lokalen Politik folgend das in Besitz nehmen, was ihnen ohnehin gehört.Ungeachtet der äußerst angespannten Haushaltslage der Stadt Darmstadt leisten sich die möchtegern-elitären Kommunalpolitiker dieses grotesk überdimensionierte Prestigeprojekt eines Wissenschafts- und Kongresszentrums, das nicht ohne Grund nach dem in Darmstadt entdeckten äußerst kurzlebigen Element Darmstadtium benannt wurde. Dieser laut Eigenwerbung „elitäre Solitär“ kommt die DarmstädterInnen in doppelter Hinsicht teuer zu stehen. Nicht nur die exorbitanten Baukosten von über 80 Millionen Euro mussten von ihnen durch den Verkauf städtischen Eigentums und die Aufnahme neuer Schulden aufgebracht werden, sondern auch das bis jetzt bekannte jährliche Defizit von 3,1 Millionen Euro. Diese Summe soll nun ausgerechnet von denjenigen aufgebracht werden, die wenig bis gar nicht von diesem Elitenbunker profitieren werden: alle kleinen sozialen und kulturellen Projekte, deren bisherige Zuschüsse als freiwillige Leistungen der Stadt nun von dieser zur Elitenförderung umgewidmet werden sollen. Dazu konnten natürlich gerade an diesem Tage die Nikoläuse nicht schweigen.
Wir dokumentieren hier die Flyer-Texte und die Aktion auf Video:
Der Text für die selbsternannte Elite, gerade sich feiernd im Gebäude:
Wir wünschen den NutzerInnen des Darmstadtiums ein frohes Fest!
Bis heute war Darmstadt tiefste Provinz. Es fehlte ein angemessener Begegnungsraum für sie, die LeistungsträgerInnen der Gesellschaft, so dass sie unbehaust und unbemerkt umherirren mussten.
Deshalb freuen wir uns, Sie im Auftrag der einfachen Darmstädter BürgerInnen und Bürger mit diesem so hochwertigen Gebäude, einem wahrhaft elitären Solitär, bescheren zu dürfen, um ihnen endlich eine adäquate Plattform für ihre überfällige Selbstdarstellung selbstlos zur Verfügung zu stellen.
Für dieses hehre Ziel haben wir keine Kosten und Mühen gescheut. Schon für den Bau dieses Juwels verscherbelten wir konsequent alles städtische Tafelsilber, und auch den Unterhalt lassen wir uns einiges kosten. Alle sozialen und kulturellen Projekte dieser Stadt können gar nicht anders als ihre bisherigen Zuschüsse einzusetzen, um ihre Anwesenheit an diesem exklusiven Ort auch künftig sicherzustellen. – Sie sind es uns wert!
Der Flyer für's Volk, das sich die Party nur frierend vor der Tür anhören durfte:
Werte MiteigentümerInnen des Darmstadtiums!
Sie haben freundlicherweise mit Ihren Steuerzahlungen den Bau diese ausgefallenen Gebäudes finanziert. Von den 80 Mio. Euro Baukosten stammen 33 Mio. Euro aus dem Verkaufserlös des Luisencenters. 20 Mio. Euro aus dem Verkauf weiteren städtischen Vermögens und für weitere 27 Mio. Euro sind sie Bürge. –Glückwunsch!
Wie jeder andere Immobilienbesitzer sind sie damit auch verantwortlich für die laufenden Kosten und die Art ihrer Begleichung. Deshalb haben sie die Wahl. Wollen sie wirklich die Streichung aller Zuschüsse für Krippen und Kitas, Jugendzentren und Altenheime, den ÖVP und das Fahrradwegenetz, Sport- und Kultureinrichtungen, ja aller freiwilligen Leistungen der Stadt?
Bei Ihnen als MiteigentümerInnen liegt die Entscheidung, ob das jährliche Defizit von 3,1 Mio. Euro von den Bedürftigen der Stadt geschultert werden soll, oder von den Leistungsträgern, den eigentlichen Nutznießern des „elitären Solitärs“ (Eigenwerbung des Darmstadtiums). – Auch Mit-Eigentum verpflichtet!
Das Video der Transpi-Aktion vor der Bühne:
http://www.youtube.com/watch?v=hKUhivAjIaw
Es grüßen: Die Vereinigten Überflüssigen Nikoläuse!
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Ergänzungen
video auch zum runterladen?
vielen dank,
indykino hamburg
nicht zu vergessen
UNI STATT PALÄSTE!
STUDENTEN STATT BONZEN!
kommt alle zur großen demo gegen studiengebühren und gegen die koch-regierung am 15.12. um 14.00 am luisenplatz!
mehr Fotos und Videos
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
spalter sollten einfach mal die fresse halten
sind nicht all die demos gegen bildungs- und sozialabbau auch hartz4 demos?
warum sollten die studis bei braven montagsdemos mitlatschen? was ändert das?
das sie gegen hartz4 sind haben sie doch schon oft genug bewiesen, immerhin gibts auch ein euro jobs an universitäten (siehe hamburg).
am samstag und anderer tage wieder ordentlich auf die kacke hauen ist das einzige was hilft. und wenn die hartz4 betroffenen sich anschließen, dann wirds so mächtig, dass wir sowohl studiengebühren kippen, als auch hartz 4. und dann könnte mensch tatsächlich über gesellschaftliche umwälzungen reden. solange es nur die studis sind, die soweit gehen, kann das natürlich nichts werden.
aber von all dem willst du ja eigentlich garnichts wissen, da für dich universitäten immer noch was elitäres sein sollen, während studis bildung für alle (auch für hartz4 betroffene) fordern. daher kannst du auch parolen wie unis statt paläste nicht verstehen, willst ja selbst lieber die uni immer als palast belassen und nicht öffnen für alle, auch ohne knete, abitur und nummerus clausus.
garnicht überflüssig!!