Linke Journalistin vorrübergehend verhaftet

lesender arbeiter 12.12.2007 01:47 Themen: Repression
Am Montagabend wurde die linke Journalistin Heike Schrader bei der Einreise am Flughafen Bonn-Köln verhaftet. Sie ist nach Deutschland gekommen, um ein brisantes linkes Buch vorzustellen.

Heike Schrader lebt als deutschsprachige Journalistin seit Jahren in Athen und arbeitet von dort für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, u.a. Neues Deutschland, junge Welt und Gewerkschaftspublikationen.
Sie war in den letzten Jahren hin und wieder in Deutschland und hat dort auch Veranstaltungen über politische Themen, wie die Linke in Griechenland durchgeführt.
Am Montagabend landete sie auf Flughafen Köln-Bonn. Dort wurde sie festgenommen und am Dienstagnachmittag zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht. Der Grund sei ein internationaler Haftbefehl, der seit 2001 gegen Schrader bestehe. Sie wird beschuldigt, der in Deutschland und der Türkei verbotenen linken türkischen Organisation DHKP/C anzugehören.
Die Bundesanwaltschaft setze den Haftbefehl allerdings gegen eine geringe Kaution außer Vollzug. Da ergeben sich doch einige Fragen: Warum wurde Schrader gerade jetzt verhaftet, wo sie eine Lesereise mit dem von ihr übersetzten und im Pah-Rugenstein-Verlag herausgebenen Buch „Guantanamo auf griechisch – Zeitgenössische Folter im Rechtsstaat“ beginnen und das Buch vorstellen wollte? Ein Zusammenhang ist schon deshalb sehr wahrscheinlich, weil der Inhalt des Buches äußerst brisant ist. Schließlich sind es die Aufzeichnungen von Savvas Xiros. Der Aktivist der griechischen Stadtguerilla „17.November“ wurde 2002 bei einer vorzeitigen Bombenexplosion schwer verletzt und noch in lebensgefährlichen Zustand verhört. Darüber kam die griechische Polizei der bis dahin abgeschotteten Gruppe auf die Spur.
Zahlreiche Festnahmen und Verurteilungen beruhen allein auf den Aussagen des schwerverletzten und eigentlich nicht vernehmungsfähigen Savvas Xiros, die er unter dem Einfluss von Medikamenten in der Intensivstation des Athener Krankenhauses gemacht hat. .
Die Aufzeichnungen des Gefangenen zeigen auf, wie mitten in Europa gegen militante Linke Methoden angewendet werden, die mit den eigenen rechtsstaatlichen Grundsätzen, die immer beschworen wurden, nichts zu tun haben. Das Buch wird sicher einige aufrütteln und zu Fragen anregen. Sollte mit Schraders kurzzeitiger Festnahme die Buchvorstellung verhindern werden? Das ist zumindest gründlich misslungen. Das Buch wird am Mittwoch den , 12.12., um 19.30 Uhr, in Berlin im Infoladen Daneben, Liebigstraße 34 vorgestellt. Die weiteren Termine lauten:
Hamburg: Donnerstag, 13.12., um 19.30 Uhr, Schwarze Katze, Libertäres Zentrum, Fettstr. 23
Nürnberg: Samstag, 15.12., 17.00 Uhr, K4, Königstr. 93 (Linke Literaturmesse)

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Ergänzungen

Veranstaltung mit Heike Schrader fand statt

Anna 12.12.2007 - 12:23
Gestern, allerdings erst zu später Abendstunde, konnte die geplante Veranstaltung mit der jW-Autorin Heike Schrader zum Thema "Guantanamo in Griechenland" im Linken Zentrum [hinterhof] in Düsseldorf stattfinden. Erst wenige Stunden zuvor war die bei ihrer Einreise festgenommene Journalistin gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden.

Heike Schrader las aus dem von ihr übersetzen Buch und beantwortete stundenlang Nachfragen. Für die Menschen in den drei Städten, in denen sie noch liest: Hingehen. Lohnt sich.

Worum es geht - und worum nicht.

anna 12.12.2007 - 20:49
In der Veranstaltung, die die initiative k (organisiert im Antifa-KOK) mit Heike Schrader ermöglicht hat, ging es um das von ihr übersetzte Buch. Heike Schrader lieferte zunächst - weitab von jeder Rechtfertigung - einen kleinen (!) Einblick in die Gründung und Geschichte der Organisation 17N. Der weitaus größere Teil war der Schilderung der (Folter-)Erlebnisse des Autors gewidmet.

Und das ist auch der Knackpunkt: Unabhängig davon, wie man zu den jeweils Beschuldigten steht, liegt es im Interesse der (radikalen) Linken, den Staat am Foltern zu hindern.

Zur Festnahme von Heike Schrader gibt es den Artikel "Lügen in Zeiten der Folter" unter  http://www.jungewelt.de/2007/12-13/064.php

Artikel dazu auf Telepolis

timba 13.12.2007 - 13:21
Dazu gibt es auch einen Artikel auf Telepolis:

129a: Lesereise hinter GitterWie die Telepolis-Autorin Heike Schrader ins Visier des Staatsschutzes geriet

Guantanamo In Griechenland

radio corax 15.12.2007 - 08:51
Der § 129a hat uns in den letzten Wochen ausführlich zum Studium des Gesetzestextes gezwungen. Nach der Freilassung der inhaftierten Angeklagten im Fall der militanten gruppe vor zwei Wochen, schnappten zu Beginn der Woche die HAndschellen wieder zu. Und zwar auf dem Kölner Flughafen. Heike Schrader, eine linke Journalistin, in Athen lebend, geriet in die Mühlen und Fänge der Generalbundesanwaltschaft. Dabei wollte sie auf ihrer Deutschlandreise lediglich ein Buch, das sie übersetzt hat, vorstellen. Guantanamo ist griechisch - und irgendwie auch deutsch. Pat und Olli von Radio Corax sprachen mit Heike über das Buch und ihre Festnahme.

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und wieder... — dohle

immer gegeneinander — dd-autonom

also da muß ich — echt