Radio Dreyeckland bedroht

RDL-support 11.12.2007 17:38 Themen: Freiräume Kultur Medien Repression
Radio Dreyeckland aus Freiburg steckt in Schwierigkeiten. Durch das aktuelle Finanzloch von ca. 25.000 € drohen Entlassungen, Räume müssen aufgegeben werden. Wenn nun auch noch eines der alten Mischpulte ausfällt, könnte auf der Frequenz 102,3 MHz bald Funkstille herrschen. Hinter der aktuellen finanziellen Krise von RDL steckt allerdings nicht nur ein hässliches ökonomisches, sondern vielmehr auch ein politisches Problem, das uns alle angeht. Denn RDLs Krise offenbart den politischen Willen, unbotmäßige Medien zu disziplinieren. Es geht also um mehr als um Geld. Es geht um die Freiheit unabhängiger Medien von unten. Nötig ist deshalb eine breite gesellschaftliche Unterstützung des Konzepts „Freies Radio“, das (zumindest in Baden-Württemberg) schrittweise ausgehebelt werden soll.

Radio Dreyeckland | freie-radios.net | Kampagnenankündigung | Videos: 1 2 | Demo am 13.12. | BFR-Kongress
Was ist „frei“ am Freien Radio? Ein emanzipatorisches Medienprojekt amBeispiel RDL

Aus seiner Gründungsgeschichte als Piratensender der Anti-AKW-Bewegung vor 30 Jahren entwickelte RDL ein Konzept der Gegenöffentlichkeit, das denjenigen Menschen und Gruppen eine Stimme geben soll, die in kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Medien unterrepräsentiert sind - von Basisgruppen über MigrantInnen bis hin zu Straßenpunks. Dazu gehört die basisdemokratische Organisation des Projekts sowie der Ausschluss sexistischer, rassistischer, nationalistischer oder antisemitischer Inhalte – Ansprüche, denen RDL seit seinen ersten Sendungen gerecht zu werden versuchte.


Stress mit der Staatsgewalt gehört bei RDL zur Tradition. Links: Das SEK sucht den damals illegalen RDL-Sender … und findet ihn nicht. Rechts: RDL-Demo für die Legalisierung des Sendebetriebs.

Als Projekt der Gegenmacht von unten weist Freies Radio wie auch andere freie Medien über die Grenzen herrschender Diskurse hinaus, verzichtet auf Werbung und entzieht sich parteipolitischer Einflussnahme.

RDL und anderen Freien Radios gelang es in den 90ern, sich als sogenannte nicht-kommerzielle Radios im baden-württembergischen Medienrecht zu verankern. Sie erhalten seitdem einen kleinen Anteil der Rundfunkgebühren. Freies Radio ist also nicht-kommerziell. Aber nicht-kommerziell bedeutet im Sinne des Medienrechtes nicht unbedingt „frei“, das heißt basisdemokratisch organisiert und emanzipatorischen Zielen verpflichtet. Es kann kaum verwundern, dass ein kritisches Radio von unten nicht immer die Zustimmung der herrschenden Politik findet. Daher fördert die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) die Freien Radios Baden-Württembergs auch nur mit dem gesetzlich verankerten Minimum. Schon jetzt wird sogar diese minimale Förderung den Freien Radios oft vorenthalten, in Zukunft wird es noch weniger werden.


RDL goes downtownRadioballet im Herzen Freiburgs!

Seit bei der LfK Thomas Langheinrich als Chef eingesetzt wurde – ein Mann aus der Riege von CDU-Ministerpräsident Oettinger, weht den Freien Radios in BaWü ein kälterer Wind entgegen. Die Freien Radios in BaWü sind seit Jahren immer wieder gezwungen, ihr Recht auf Hörbarkeit (Frequenzen) oder finanzielle Förderung einzuklagen. Fördergelder werden willkürlich eingefroren oder ausgesetzt. Eine in ganz Freiburg empfangbare Frequenz (Stadtfrequenz) wurde gegenüber RDL als technisch nicht durchführbar dargestellt, bevor das Uni-Radio kurzerhand die 88,4 MHz zugesprochen bekam (RDL-Bericht).

Historisches RDL-PlakatDass Freies Radio sukzessive zum Offenen Kanal degradiert werden soll, zeigt auch das Beispiel von Querfunk in Karlsruhe. Dort wurden zwei Redakteure, die durch frauenfeindliche und homophobe Kommentare aufgefallen waren, vom Sendebetrieb ausgeschlossen und beschwerten sich daraufhin bei der LfK. Diese wertete den Ausschluss als Verletzung der gesetzlich festgelegten „Zugangsoffenheit“ und bestrafte Querfunk, indem sie kontinuierlich die Fördergelder zurückhielt, bis das Radio kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Ein klarer Eingriff in die Programmhoheit Freier Radios. Erst seit einer gerichtlichen Auseinandersetzung erfolgen die Zahlungen wieder regulär. Doch auf die Justiz ist in Zukunft immer weniger zu hoffen, denn die LfK sichert sich durch neue Förderrichtlinien ab. Ab Januar 2008 soll z.B. Freies Radio explizit allen Gruppen offen stehen, also auch dem ADAC oder – schlimmstenfalls – der NPD-Jugend. Ebenso wird zukünftig der Anteil an projektgebundenen Zahlungen steigen, für 2008 auf 30, ab 2009 sogar auf 50%. Dies dient offensichtlich der Disziplinierung der nicht-kommerziellen Radios, die nun untereinander in Konkurrenz treten sollen. Allerdings hilft ihnen das beste Medienprojekt nichts, wenn die LfK nicht fördern will. Auf die projektgebundenen Gelder gibt es nämlich keinen Rechtsanspruch, und welches nicht-kommerzielle Radio diese Gelder erhält, entscheidet die LfK nach Gutsherrenart, d.h. willkürlich und ohne transparente Kriterien.

Es ist abzusehen, dass die Behörde Zahlungen zunehmend vom politischen Wohlverhalten der Radios abhängig macht. Die Tendenz, Freies Radio über den finanziellen Hebel zum Offenen Kanal zu degradieren und politisch mundtot zu machen, ist offensichtlich. Die Kriterien für eine Förderung durch öffentliche Mittel bestimmen sich zunehmend über Staatsnähe, Kritiklosigkeit und wirtschaftliche Verwertbarkeit. Die LfK scheut sich auch nicht, Rundfunkgebühren in Preisgelder für Werbesendungen zu investieren. Unabhängiger Journalismus bleibt auf der Strecke.


Noch unfreundlicher als der Schnörres bereits vermuten ließe: Thomas Langheinrich, LfK-Präsident.

Das Beispiel Querfunk in Karlsruhe ist zudem ein erschreckendes – denn dort wurden dem Radio nicht nur die Mittel gestrichen, sondern zudem die Sendezeit mehrfach und auch ganz aktuell wieder drastisch beschnitten. In Bruchsal darf die Musikhochschule mittlerweile 24h auf einer ehemaligen Querfunkfrequenz senden. Und auch in Karlsruhe wurde nun dem Lernradio der Musikhochschule die attraktivsten Sendezeiten zwischen 7-12 Uhr und 17-22 Uhr zugeteilt. Begründet wurde dies von der LFK mit einem „überzeugenderen Konzept“ und einem „mehr an Meinungsvielfalt und Medienkompetenz“ – und all dies bei gerade einmal 26 Studierenden, die sich am Lernradio beteiligen – bei Querfunk arbeiten im Vergleich bis zu 200 Sendungsmachende (Aktuelles Interview).

Warum RDL Spenden und Unterstützung braucht

Radio Dreyeckland spürt diese Tendenzen schon jetzt. Das aktuelle Finanzloch von 25.000 € lässt sich auf andauernde Auseinandersetzungen mit der LfK zurückführen: Im März 2006 erklagte sich RDL erfolgreich das Recht auf die Ausstrahlung eines Morgenprogramms auf einer weiteren Frequenz im Verbreitungsgebiet Schopfheim. Vorraussetzung waren die Ausstrahlung von für die Region relevanten Beiträgen und der Aufbau eines Studios vor Ort. RDL erfüllte diese Auflagen im Rahmen eines einheitlichen Programms für das gesamteDreiländereck. Plötzlich sollte jedoch für die Region Schopfheim ein eigenständiges Programmfenster eingerichtet werden, was RDL von Anfang an abgelehnt hatte. Die LfK kürzte daher die Fördermittel von 24.000 auf 15.000 Euro. Geld, das für die Gewährleistung des regionalbezogenen Programms eingeplant und auch bereits ausgegeben war. Seit März 2007 gibt es dafür nun gar nichts mehr. Neben der Behauptung, RDL hätte die Auflagen nicht erfüllt, argumentierte die LfK bei der Mittelkürzung auch damit, dass RDL das Konzept erst im Juni 2006 umsetzen konnte. Das rektoratshörige Uni-Lernradio erhielt dagegen 11 Monate Vorlauffinanzierung, startete also bei voller Unterstützung erst im Dezember 2006. Die LfK setzte sich damit eindeutig über den Gleichbehandlungsgrundsatz hinweg. Unglücklicherweise wurde die Behördenwillkür nicht nur vom Verwaltungsgericht abgesegnet, das Gericht ließ sich im „Eilverfahren“ auch 6 Monate Zeit, während RDL weiterhin alle Auflagen erfüllte (um den Rechtsanspruch nicht zu verlieren) und damit immer tiefer im Finanzloch versank.


Offen nicht für jedeN, aber für viele: Punker und SchülerInnen bei RDL.

Was tun?

Genau wie andere Freie Medien auch, ist Freies Radio nach wie vor ein dringend notwendiges Medium sozialer und politischer Auseinandersetzungen und Kämpfe. Gerade in Zeiten in denen (nicht nur) in Freiburg sukzessive BürgerInnenrechte abgebaut werden, in denen Menschen systematisch aus der Öffentlichkeit und den herrschenden Mediendiskursen ausgegrenzt werden und in denen der kommerzielle Medienmainstream mehr und mehr zur kapitalisierten Einheitsmasse wird, braucht es Medien, die vor Ort, bundesweit und international kritischen Diskursen Gehör verschaffen. Konkret bedeutet das für RDL und für uns alle: Einerseits muss RDL besagtes Finanzloch stopfen und auch in Zukunft den Fortbestand des Projekts sichern. Dafür braucht RDL Spenden und neue Mitglieder. Andererseits benötigt RDL eine breite gesellschaftliche Unterstützung für Freies Radio im „Ländle“, in Deutschland und weltweit! Stellt diesen Text auf eure Homepage und in euren E-Mail-Verteiler! – Engagiert Euch für frei empfangbare Frequenzen für Euer Freies Radio! – Schafft eine Öffentlichkeit gegen die unsägliche Medienpolitik Baden-Württembergs! Und wenn ihr möchtet: Schreibt einfach der LfK, was ihr von ihrer Politik haltet.

Hört, macht, unterstützt Freies Radio!

 
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Ergänzungen

Communiqué der Autonomen Antifa Freiburg

RDL-support 11.12.2007 - 18:01

Soziale Kämpfe brauchen freie Medien

Communiqué vom 15.11.2007

Radio Dreyeckland, das älteste freie Radio in Deutschland, wird durch die finanziellen Forderungen der Landesanstalt für Kommunikation in Stuttgart existenziell bedroht. Eine Spendenkampagne soll den Sender kurzfristig retten, doch sie wird das eigentliche Problem nicht lösen: Die Abhängigkeit von staatlichen Zuschüssen macht jedes politische Projekt angreifbar. Zunächst muss die ökonomische Grundlage für die Fortsetzung des Radiobetriebs solidarisch gesichert werden, doch auf Dauer führt kein Weg an einer politischen Lösung vorbei.

Die lokale Bedeutung von Radio Dreyeckland liegt in seiner Geschichte als Sprachrohr der Anti-AKW-Bewegung der 70er und der Häuserkampf-Bewegung der 80er Jahre begründet. Seit den 90er Jahren begleiten alternative Printmedien wie die Stattzeitung für Südbaden, der Koraktor der KTS und die Straßenzeitung Der Frei(e)bürger die sozialen Bewegungen in Freiburg. In den letzten Jahren kamen unkommerzielle Internetprojekte wie das unabhängige Nachrichtenportal Indymedia und die Freiburger Antifaseiten hinzu. Sie alle sind immer auch Teil der Bewegung, über die sie berichten.

Die basisdemokratische Organisationstruktur freier Medien ermöglicht politisch unabhängige Berichterstattung von unten und damit eine kritischen Gegenöffentlichkeit zur herrschenden Propaganda. Der Staat reagiert auf die zunehmende Verbreitung freier Medien mit einer Strategie des Zurückdrängens, die von schlechten Sendefrequenzen bis zu direkter Repression reicht. Der Angriff auf Radio Dreyeckland ist ein Angriff auf alle selbstverwalteten Medienprojekte, gegen den wir uns nur gemeinsam wehren können. Hört, macht, unterstützt freies Radio!

Autonome Antifa Freiburg

FREIES RADIO auch in BERLIN

freimut 14.12.2007 - 03:03
RDL muss bleiben! Auch Berlin braucht Freies Radio!

Seit vielen Jahren gibt es in Berlin kein Freies Radio. Auch hier sind es die politischen Spiele, die offenen Zugang zu selbstverwalteten und selbstbestimmten Medien verhindern. Es fehlt nicht an Frequenzen, es fehlt am politischen Willen. Der Berliner Senat hatte der Änderung des gemeinsamen Medienstaatsvertrag schon zugestimmt, doch Brandenburg ist bisher nicht bereit Freies Radio zu ermöglichen. Seit Jahren bemühen sich die verschiedensten Initativen auf unterschiedliche Weise um nichtkommerzielle Frequenzen. Bislang erfolglos. Was in anderen Bundesländern schon lange selbstverständlich ist, muß in Berlin und Brandenburg erst noch erkämpft werden.

Deshalb eignen sich jetzt RadioaktivistInnen die Produktionsmittel selbst an. Seit April 2007 einmal wöchentlich und vom 1. bis 9. Januar 2008 auch täglich. Dann wird die "Woche Freier Radios" im Berliner Äther zu hören sein. Und das mit zahlreichen Mikrosendern und einem Livestream, ganz legal und ohne Lizenz.

Es soll klar werden wie vielfältig, lebendig und aktiv Freies Radio sein kann und wie einfach und kostengünstig es ist, nicht nur zuzuhören sondern selbst zu senden und Radio zu machen. Mit jedem Sendetag zieht das Programm inhaltlich immer nähere Kreise. In den ersten Tagen werden Freie Radios aus Afrika, Asien und Amerika zu hören sein, später aus Europa und dem deutschsprachigen Raum, bis dann einen Tag lang Berliner Radioinitiativen Programm machen.

Lasst 1000 Radiosender blühen!

Mehr Infos:  http://www.mikro.fm

[bfr-rundbrief]

freiesradio 14.12.2007 - 03:33
Aktuelle Infos über die Freie Radioszene gibt alle drei Monate der Bundesverband Freier Radios heraus. Im aktuellen BFR-Rundbrief vom November könnt ihr Euch auch nochmal ausführlich über die Situation in Ba-Wü informieren.

Die Themen im einzelnen:

a..BFR-Kongress in Chemnitz: "Freie Radios & Web 2.0" - Infos & Programm

b..Neuer Bundesverband BVBAM

c..Unter Druck - Freie Radios in Baden-Württemberg

d..coloRadio droht in Dresden Verlust von Sendezeit

e..Ausbildung im Freien Radio I: Der Radioschein

f..Ausbildung im Freien Radio II: klipp & klang Radiokurse

g..25 Jahre Radio LoRa in Zürich

h..Meldungen: RDL braucht Hilfe, CivilMediaConference, EU-Studie zu Community Medien, Stellenausschreibungen für Dresden und Stuttgart, Woche freier Radios in Berlin, Wissenschaftssendungen im Freien Radio, Radio Z: Web-Radiosoftware für Joomla

Download hier (pdf, 840 kB)

Reclaim The Air

RDL-support 14.12.2007 - 12:26

Am 13. Dezember demonstrierten in Freiburg rund 100 Menschen gegen die Politik der Landesanstalt für Kommunikation und für das bedrohte Freiburger Radio Dreyeckland. Anschließend wurde der Stühlinger Kirchplatz für eine Soli-VoKü besetzt. Außer der Anwesenheit von etwa 40 Bullen gab es keinerlei Repression. RDL bleibt!



Flugblatt für Radio Dreyeckland (PDF, 48 KB):

EILT!!!! Reclaim the Air!!! Squat-Party in der Freiburger Innenstadt!!!! EILT!!!

Wir holen uns den Äther und die Straße!!!

So wie sich Radio Dreyeckland vor 30 Jahren Raum im Äther genommen hat, nehmen wir uns heute Nacht zeitweilig ein Stück des Öffentlichen Freiburger Raums. Mit unserer Aktion, tragen wir unsere Wut gegen die unsägliche Medienpolitik der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) auf die Straße. Wir haben von der Gutsherren-Willkür eines LfK- Präsidenten Langheinrich gehörig die Schnauze voll. Wer Freies Radio abschaffen will, wird auch heute mit Widerstand rechnen müssen: Kraftvoll, kreativ und unberechenbar. Heute Nacht tanzen wir uns den Frust über eine politisch-motivierte Diskriminierung Freier Radios aus den Knochen, ob wir morgen noch Lust zum tanzen haben wird sich zeigen.

Zur Situation:

Kaum beachtet von der hiesigen Mainstreampresse steckt RDL 102,3 MHz nach wie vor in einer elementaren Krise. Dass es bei dieser Krise mehr als nur um die Frage geht, woher RDL in den kommenden Monaten und Jahren Kohle zum Überleben herbekommen soll, ist dabei den wenigsten klar. Fakt aber ist: Der derzeitige Kurs der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) unter ihrem nachtschwarzen Chef Langheinrich zeigt, dass augenblicklich nicht weniger als die Zukunft des Konzepts Freies Radio auf dem Spiel steht. Und zwar nicht nur in Freiburg, sondern in ganz Baden-Württemberg.

Seit Jahren wird Freies Radio im CDU-regierten Baden-Württemberg gezielt diskriminiert. Wo öffentlich-rechtlichen Sendern ein Budget von 79 Euro pro Sendeminute eingeräumt wird, erhalten Freie Radio gerade einmal 2 Cent. Ganz bewusst bleibt die LfK dabei weit hinter den vom Gesetzgeber vorgesehenen Förder-Möglichkeiten. Stattdessen wird die Verblödung der Öffentlichkeit gezielt gefördert. Die Rundfunkgebührenmittel fördern nämlich auch (werbefinanzierte) Privatsender (deren Programm den alleinigen Zweck erfüllt, zwischen den Werbeblöcken nicht störend aufzufallen), wenn sie nicht direkt, in Form von Preisgeldern, an Werbeagenturen gehen. Wer da GEZ-Gebühren zahlt ist selber schuld.

Als hätten RDL und Co. nicht schon an ihrer chronischen Unterfinanzierung (mit all ihren beschissenen Folgeerscheinungen) genug zu krebsen, lässt die LfK in den vergangenen Jahren, Monaten und Wochen keine Möglichkeit ungenutzt RDL das Leben schwer zu machen: Die Verweigerung einer Freiburger Stützfrequenz (die dann urplötzlich für das rektoratstreue Uni-Radio aus dem Ärmel gezaubert wurde), Feststellungsverfahren wegen angeblicher Programmverstöße, die Verweigerung zunächst bewilligter Fördermittel, der Entzug der Schopfheimer-Frequenz, Erpressungsversuche gegen den RDL-Vorstand: Langheinrich und seine miesen Schergen haben keine Möglichkeit ungenutzt gelassen RDL Steine in den Weg zu räumen.

Doch nicht nur RDL wird schikaniert. Freies Radio soll allgemein diszipliniert werden. Das Beispiel Querfunk in Karlsruhe spricht Bände. Zwei Sendungsmachende die durch sexistische, frauenfeindliche und beleidigende Moderationen aufgefallen waren wurden von Querfunk ausgeschlossen. Diese wandten sich daraufhin an die LfK und bekamen von ihr Recht. Weil Querfunk angeblich Sendungsmachende diskriminiert hätte, wurden dem Sender über Monate hinweg Fördergelder verweigert. Dass Querfunk unlängst seiner Bruchsal-Frequenz beraubt wurde passt dabei genauso gut ins Bild wie die Tatsache, dass Langheinrich derzeit plant, die Förderrichtlinien für Freie Radios so zu ändern, dass Freies Radio stückweise in einen „Offenen Kanal“ umgewandelt wird, der ausdrücklich allen gesellschaftlichen Gruppen, vom ADAC bis schlimmstenfalls zur NPD-Jugend offen steht.

RDL in Freiburg

Mit unserer Squat-Party zeigen wir, dass wir die Politik der LfK nicht tatenlos hinnehmen. In einer Stadt, in der ein grün-schwarz dominierter Gemeinderat die Repressionsschraube immer weiter anzieht, wo Strassenpunker, illegalisierte MigrantInnen, Schattenparker, HartzIV-Empfängerinnen und viele andere Gruppen systematisch aus der Öffentlichkeit ausgegrenzt werden; in einer Stadt in der öffentlicher Raum zunehmend in kommerzielle Nutzfläche umgewandelt wird, in der PolizistInnen ungestraft Menschen verprügeln können, in der Studiengebühren darüber entscheiden, wer sich weiterbilden darf und wer nicht, …. In solch einer Stadt ist ein Freies Radio, das soziale Auseinandersetzungen und Kämpfe begleitet und kommuniziert wichtiger denn je. Wenn ihr uns ausgrenzt nehmen wir uns die Straße, wenn ihr uns zum Schweigen bringen wollt, nehmen wir uns den Äther!!!

Kohle her und zwar tacki, tacki!

Wir fordern von der LfK die sofortige Einstellung ihrer diskriminierenden Medienpolitik gegenüber RDL und den anderen Freien Radios. GEZ-Gebühren für kritische, bunte Medien, nicht für Mainstream-Einheitsbrei-Gelaber-Dudelfunk.

Hört, macht unterstützt Freies Radio.

Werdet Mitglied von RDL!!!

Initiative Pro RDL



Redebeiträge für Radio Dreyeckland:

RDL-Jingle 1 (815 KB)
RDL-Jingle 2 (425 KB)
RDL-Jingle 3 (1.4 MB)
Spendenaufruf (601 KB)
Redebeitrag von Radio Dreyeckland (3.5 MB)
Communiqué der Autonomen Antifa (3.2 MB)
Solibeitrag von Café Libertad (999 KB)
Solibeitrag von Götz Widmann (896 KB)

Fotos von der Demo und der Besetzung:

Sound in the Box

autonoma 14.12.2007 - 14:15
In dem komischen Kasten bei der Demo am 13. 12. spielte übrigens sambasta, höllisch laut und cool. War ein interessanter Effekt, besonders weil die Trommeln nie gesehen wurden :0
Hätten schon mehr Leute kommen können. Vielleicht nicht die richtige Mobilisierungsstrategie...?
Anyway: RDL wird bleiben - Langheinrich entkleiden!

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 16.12.2007 - 20:36

BZ-Artikel

BZ-LeserIn 29.12.2007 - 17:57
Badische Zeitung vom Freitag, 28. Dezember 2007

DRUCK-SACHE

Für Radio Dreyeckland

Den Erhalt des Senders Radio Dreyeckland (RDL) soll eine Spenden- und Mitgliedskapagne ermöglichen, die auch die Unabhängigen Listen unterstützen. Hintergrund: die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) habe für 2007 zugesagte Fördergelder für ein aktuelles und regionales RDL-Morgenprogramm nicht ausgezahlt, außerdem werde sie 2008 den Anteil aus den Rundfunkgebühren, der für freie Radios sei, weiter kürzen. Ziel der RDL-Spendenkampagne sei nun, 25 000 Euro zusammen zu bekommen, außerdem will das freie Radio neue Mitglieder gewinnen. Vor allem dafür sagen die Unabhängigen Listen im Gemeinderat ihre Unterstützung zu — in der Hoffnung, dass Radio Dreyeckland noch weitere 30 Jahre sende.

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Badische Zeitung vom Samstag, 29. Dezember 2007

Tropfen auf den heißen Stein

Spenden für Radio Dreyeckland

Die Spendenkampagne "500 x 50 Euro" von Radio Dreyeckland (die BZ berichtete) hat ihr Ziel erreicht: 25 000 Euro waren anvisiert, am 21. Dezember wurde die Marke geknackt — ein Betrag von 25 349,16 Euro kam zusammen. "Euro Solidarität ist unschlagbar", melden die Radiomacher auf ihrer Webseite. Insgesamt hätten mehr als 300 Einzelpersonen und Gruppen dazu beigetragen, eine "Zentnerlast von unseren Schultern" zu nehmen. Um einen Geldregen handelt es dennoch nicht — eher um einen Tropfen auf den heißen Stein. Die 25 000 Euro helfen gerade mal, die dringendsten Kosten zu decken und den Sendebetrieb fürs Erste aufrecht zu erhalten. Der linksalternative Radiosender leidet an chronischer Unterfinanzierung. Die Räumlichkeiten der Lörracher Zweigstelle wurden bereits gekündigt, zum 1. März wird Dreyeckland die Räume für Verwaltung, Fortbildung und Archiv im Grethergelände aufgeben. Der Sender muss auch personelle Konsequenzen ziehen. Unter anderem in Punkto Jugendarbeit — diese Honorarstelle fällt komplett weg. Die Situation bleibt prekär. Kurt-Michael Menzel, Geschäftsführer des Senders, hatte bereits im Oktober verkündet: "Dass wir überhaupt noch Radio machen, ist ein Wunder an Selbstausbeutung."

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Hörer und Macher

Also 12.12.2007 - 12:38
Ich finde aus dem etwas unfähigen Apparat an Hauptamtlichen, einige sind schon seit der Legalisierung auf Stellen, machen zum Teil bezahltes Programm (was es ja eigentlich nicht geben darf), kann man ruhig den einen oder die andere entlassen, um das Finanzloch zu stopfen. Doch wahrscheinlich wird überall gespart, nur nicht an den Stellen. Denn auch bei RDL gilt: Eine Krähe....

@hörer und macher

p2 12.12.2007 - 15:22
@hörer/macher: großartig, kommentare wie den deinen, dass ist es was wir jetzt dringend nötig haben.
@rdl support: großartig, herzlichen dank für den artikel!

Bitte

hörermacher 13.12.2007 - 10:19
Man sollte zwei Sachen auseinander halten.
1. Angriffe der LFK, gegen die man sich wehren muss (Das sollte kein großes Problem sein, nachdem der Sender schon Anschläge mit Todesfolge in den frühen Jahren der Besetzung, die Verfolgung in der illegalen Zeit, ein Verfahren nach 129a.... und all den gesamten Scheiß überwunden hat).
2. Was anderes sind die strukturellen Probleme intern, die man auch nicht verdecken sollte, gerade mit den Stellen wegen Schopfheim (vom alten Apparat gar nicht zu sprechen). Ich hasse Bettelbriefe, die andere Probleme überdecken sollen!