Klima-Aktion in Freiburg

Klima Aktionsgruppe Freiburg 08.12.2007 00:19 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Ökologie
 Am Freitag, den 7. Dezember um 8:15 Uhr, blockierten 30 bis 40 UmweltaktivistInnen die Shell-Tankstelle an der Habsburger Straße in Freiburg-Herdern. Die Aktion richtete sich gegen die herrschende Energie- und Umweltpolitik und wies auf die Notwendigkeit alltäglichem Umdenkens hin. Freiburger MedienaktivistInnen dokumentierten unter anderem mit einem Kurzfilm, während eine Aktionssambaband, große Transparente und Absperrband den Betrieb der Tankstelle und Teile des morgendlichen Berufsverkehrs rund eine Stunde lang zum Erliegen brachten.
Weiter Infos: Rising Tide North America | Climate Camp (UK) 2007 | Klima-Camps (DE) 2008 | Reclaim Power 15-minütige Kurzversion von CineRebelde

Hintergund
Aktion
Video
Pressemitteilung
Ergänzungen

 Hintergund

Das Thema Klimawandel, welches gestern noch durch etablierte Parteien und korrupte Verbände vereinnahmt wurde, ist erneut Gegenstand bei den so genannten Grassroots-, oder Basisbewegungen. Nach mehreren Jahren ist auch das linksradikale Spektrum erneut an einer Debatte um Energiepolitik und die scheinbar unabwendbare Klimakatastrophe beteiligt.

Allerdings wurde noch bei der Mobilisierung nach Heiligendamm deutlich, dass in Sachen Klimawandel ein klarer Antagonismus zwischen der „Bewegung“ und der G8-Präsidentschaft nicht entwickelt wurde. Die Protestierenden hatten dazu - falls überhaupt - außer „Mehr CO2-Reduktion!“ nicht viel zu sagen. Die Bundesregierung verkaufte aufgewärmte Beschlüsse zu einer marktbasierten internationalen Klimapolitik als Neuheit und Erfolg. Die Herrschenden konnten aus dem Protest auf der Strasse sogar weitere Legitimierung ziehen. Diesem Zustand wollen nun AktivistInnen endlich etwas entgegen setzen. Das für 2008 angedachte Klima-Camp bietet eine Chance neue Formen der radikalen Intervention in die Klimadebatte zu entwickeln.

In England fand bereits 2006 in der Nähe von Drax das Camp for Climate Action statt, welches vielleicht ein erstes starkes Signal einer neuen und notwendigen Bewegung war. Damals nahmen etwa 600 Umweltbewegte an dem Aktionscamp teil, welches sich in erster Linie gegen den größten britischen CO2-Produzent, das Kohlekraftwerk Drax wendete. 2007 fanden bereits drei Camps, zwei in den USA und eins am Londoner Flughafen Heathrow, statt, der eine dritte Startbahn bekommen soll. Über 1.000 Menschen beteiligten sich am zweiten Klimacamp in England.



Durch Platzbesetzungen, das Selbstorganisieren eines klimagerechten Alltags und direkte Aktionen gegen so genannte „Klimakiller“ gerieten die Klimacamps zunehmend ins Rampenlicht...
Im Sommer 2008 wird es auch in Deutschland ein Klima-Aktionscamp geben. Vom 14. bis zum 16. Dezember findet in Kassel das nächste Vorbereitungstreffen für die Organisierung des Camps statt.

Die Klimaschutz-Kooperation „Rettet unsere Erde“ von BILD, BUND, Greenpeace und WWF ruft gemeinsam mit Google und ProSieben am Samstag, den 8. Dezember 2007, zu einer deutschlandweiten Aktion auf: „Licht aus! Für unser Klima“. Von 20 Uhr bis 20.05 Uhr sollen für fünf Minuten im ganzen Land die Lichter ausgeschaltet werden. Vor dem Hintergrund solch mangelhafter Initiativen stellen Basisgruppen die Notwendigkeit eines sofortigen und direkten Handelns an jedem anderen Tag in den Vordergrund. So wurden zum Beispiel in Großbritannien am 5. und 7. Dezember Aktionen (1, 2) durchgeführt.

 Aktion

In den frühen Morgenstunden des 7. Dezember versammelten sich rund 30 Umweltbewegte in Freiburg-Herdern. Im Rahmen des sogenannten „Klima-Aktionstages“, sollte ein Zeichen gesetzt werden gegen die Vereinfachung umweltpolitischer (also sozialer) Probleme. Der Konzentration auf einen symbolischen Tag (den 8. Dezember), an dem Mensch für's gute Gewissen das Licht fünf Minuten ausschaltet, setzten die Aktivisten das Motto „Jeder Tag ist Klimatag“ entgegen.


links mitte rechts

Es gelang ihnen für eine Stunde die Aufmerksamkeit auf das Thema Klimawandel und Alltag zu lenken, indem sie eine Tankstelle für eine Stunde außer Betrieb setzten. Auch der Autorush auf der Hauptverkehrsstraße wurde immer wieder blockiert, um Zeit für das Verteilen (Flyer, pdf) von Info's zum kommenden Klimacamp und der Aussichtslosigkeit staatlicher Energiepolitik zu verteilen und zu diskutieren. Zu Samba-Rhythmen wurde getanzt und skandiert: „Jeder Tag ist Klimatag“ oder „Daitschland-Autoland –– fährt das Klima an die Wand!“

Die StaatsdienerInnen kamen reichlich spät dazu (um 8:00 Uhr ist beim Revier Nord Schichtwechsel) und begnügten sich mit dem Erstellen von Videomaterialien. Bis dahin waren etwa 40 Leute (bewusst unter den 14 Überwachungskameras der Shell-Tanke) zusammen gekommen, Bullen wurden es etwa ein Dutzend. Alle blockierten gemeinsam den Verkehr und die Tankstelle, bis die Linken in den Herderner Hinterhöfen verschwanden. Und wenn sie nicht die Welt gerettet haben, dann werden sie auch morgen noch bei Blockaden und Besetzungen gefilmt.

 Video

Kurzfilm von CineRebelde (4:02 Minuten):


 Pressemitteilung
Klimaschutz braucht mehr – wir stellen uns quer

Im Vorgriff auf den morgigen Klima-Aktionstag am 8. Dezember 2007 haben heute morgen 35 Menschen eine Shell-Tankstelle in Freiburg für ca. eine Stunde blockiert. Die Zufahrt wurde mit großen Transparenten versperrt; Autos mussten weiterfahren; die Zapfsäulen blieben unbenutzt. Unterstützt von den lautstarken Rhythmen einer Freiburger Aktions-Sambaband, wurde auch der Verkehr auf der Straße in Intervallen gestoppt. Die Polizei filmte und regelte den Verkehr.

„Unser Ziel war es, exemplarisch an dieser Tankstelle den alltäglichen Energie-Verbrauch für eine Zeit zu unterbrechen und aktiv in den Lebensalltag der Leute zu intervenieren. Wir wollten die Leute schon auch mit ihrem eigenen Energie-Verhalten konfrontieren und auf Alternativen hinweisen - ohne allerdings moralisierend oder bevormundend zu sein. Die Reaktionen reichten von verstört und aggressiv bis erstaunlich gelassen und verständnisvoll“, so ein Teilnehmer der Aktion.

Das Motto: Klimaschutz braucht mehr - wir stellen uns quer, war auch eine Anspielung auf die Marketingartigen Initiativen der Licht-aus(http://www.lichtaus.info/) und Licht-an (http://www.wir-klimaretter.de/lichtan/) -Gruppen. "Wir wollten mit dieser Aktion einen Kontrapunkt setzen und demonstrieren, dass es widerständiges Handeln braucht, um substanzielle Veränderungen durchzusetzen. Und zwar nicht mitRegierungen und in kritischer Berater- und Mahnerfunktion zu dieser, sondern gegen Regierungen und in unversöhnlichem Gegensatz zu dieser."



In dem Flugblatt, was verteilt wurde, heißt es: „Mit dieser Aktion wollen wir in Frage stellen, dass das Klima auch nur einigermaßen in der Balance gehalten werden kann, wenn wir so weiterfahren wie bisher. Nicht nur mit dem Auto, sondern mit unserer gesamten Lebensweise, die von unserer auf Profitmaximierung und ständigem Wirtschaftswachstum ausgerichteten Ökonomie geprägt ist. Sie hat zu einem nie dagewesenen gigantischen Verbrauch an Ressourcen dieser Erde geführt. Diesen Verbrauch und die Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle, Uran, Gas etc. müssen wir drastisch zurückfahren.

Die internationale Diskussion über Klimaschutz bewegt sich in rein marktwirtschaftlichen Bahnen. Als Ausweg aus der Misere wird auf neue effizientere Technologien sowie auf das Entstehen neuer Marktsegmente gesetzt (siehe z.B. Agrosprit). Wir hingegen sind davon überzeugt, dass (Markt-) Wirtschaft und Regierungspolitik nicht die Lösung bringen, sondern Teil und Ursache des Problems sind.“



Als Beispiele für die Widersprüche zwischen regierungspolitischer Aussendarstellung und ihrem Handeln wird angeführt, dass die G8-Staaten im Juni in Heiligendamm den Klimaschutz zu ihrem großen Anliegen machen aber einen Monat vorher auf dem EU-USA-Gipfel in Washington die Liberalisierung des Luftverkehrs (Open-Sky-Luftverkehrsabkommen) beschliessen. Von diesem Abkommen erhofft sich die EU-Kommission eine Steigerung der transatlantischen Passagierzahlen in den kommenden fünf Jahren um mehr als 50 % (!) Oder dass die vier mächtigen Energiekonzerne: EnBW, EON, RWE, Vattenfall sich in ihrer groß angelegten Image-Kampagne außergewöhnlich für den Umwelt- und Klimaschutz engagieren aber in den nächsten Jahren den Bau von insgesamt 24 Kohlekraftwerken planen, die geschätzte 140 Millionen Tonnen (!) C02 pro Jahr ausstoßen würden.

„Unser Anspruch war, einen Anfang zu machen. Das ist uns mit dieser Tankstellen-Blockade gelungen. Jetzt geht es mit dem Aufbau von regionalem Widerstand gegen Kohlekraftwerke und Klima-Camp im Sommer 08 weiter (http://www.klimacamp.org/).“ Es entsteht eine neue Klimabewegung. Die BlockiererInnen verliessen zufrieden den Ort.

 Ergänzungen
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Ergänzungen

Aufruf zur Aktion in Augsburg

Info 08.12.2007 - 09:50
8. Dezember-Internationaler Klimaschutztag - Protestkundgebung am Samstag, 12 Uhr am Merkurbrunnen (Moritzplatz)

Attac Augsburg und Greenpeace rufen gemeinsam zu einer Protestkundgebung
auf, um anläßlich des internatinalen Klimaschutztages und der laufenden
Klimaverhandlungen auf Bali deutlich zu machen: "Klimaschutz - jetzt
handeln!".

Die Unterwerfung der Klimapolitik unter die Interessen von
Wirtschaftsinteressen und das Versagen der Politik macht es notwendig,
dass die Menschen auf die Strasse gehen, um ernsthaftes Handeln
durchzusetzen. Kommt deshalb am Samstag zum Merkurbrunnen!

Siehe auch:

S:O:S 08.12.2007 - 09:56

Wohnort nahe Atommeiler erhöht Krebs-Gefahr

Süddeutsche 08.12.2007 - 10:49
Kleinkinder, die in der Nähe von Atomkratftwerken leben, erkranken offenbar häufiger an Krebs. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Demnach steigt die Zahl krebskranker Kinder, je näher ihr Wohnort an einem der 16 deutschen Reaktorstandorte liegt. Der Zusammenhang sei "statistisch signifikant", zitierte das Blatt. Forscher der Universität Mainz stellten dem Bericht zufolge fest, dass im Fünf-Kilometer-Umkreis der Reaktoren 37 Kinder neu an Leukämie erkrankt sind.

Im statistischen Durchschnitt seien im Untersuchungszeitraum zwischen 1980 und 2003 aber lediglich 17 Fälle zu erwarten gewesen. Daher stünden 20 zusätzliche Leukämiefälle laut Analyse der Forscher im Zusammenhang damit, dass die Kinder so nah an den Kernkraftwerken wohnten.

Erhöhtes Krebsrisiko im Umkreis von 50 km

"Unsere Studie hat bestätigt, dass in Deutschland ein Zusammenhang zwischen der Nähe der Wohnung zum nächstgelegenen Kernkraftwerk zum Zeitpunkt der Diagnose und dem Risiko, vor dem fünften Geburtstag an Krebs (beziehungsweise Leukämie) zu erkranken, beobachtet wird", zitierte die Zeitung aus dem Bericht. Ein Mitglied des Expertengremiums, das die Studie betreut habe, halte die Schlussfolgerungen sogar für untertrieben. Nach seiner Ansicht wiesen die Daten sogar auf ein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder im Umkreis von 50 Kilometern hin, hieß es in dem Bericht weiter.

In den vergangenen Jahren hatten Forscher mehrfach das Krebsrisiko in der Umgebung von Atomkraftwerken untersucht. Vor allem der schleswig-holsteinische Reaktor Krümmel stand in dem Ruf, Krebserkrankungen von Kindern mitverursacht zu haben. In vorangegangenen Studien kamen die Forscher aber zu widersprüchlichen Erkenntnissen und Interpretationen. Daher habe das Bundesamt für Strahlenschutz, das die neue Untersuchung in Auftrag gegeben habe, Kritiker wie Befürworter der Atomkraft früh in die Planung der neuen Studie einbezogen, berichtete das Blatt.

Radio-Beitrag über Greenwashing

diy-media-fan 08.12.2007 - 15:15
Der Verein "LobbyControl - Initiative für Transparenz und Demokratie" hat am 5. Dezember die Preisträger des Worst EU Lobby Award und Worst EU Greenwash Award bekanntgegeben...

Weltklimatag

Infos 08.12.2007 - 18:10
Am heutigen "Weltklimatag" wollen Umweltschützer weltweit mit verschiedenen Aktionen zum Energiesparen aufrufen. Mehr Radfahren hieß die Devise bei einer Aktion von auf der indonesischen Insel Bali am Rande der Weltklimakonferenz. Dort ringen die Teilnehmer um ein Mandat für Verhandlungen zu einem neuen Weltklimaschutzvertrag. Er soll ab 2012 gelten, wenn das Kyoto-Protokoll ausläuft. Die USA wollen sich auch weiterhin nicht auf ein klares Ziel für die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen einlassen. Der Vorsitzende des UN-Klimarats, Rajendra Pachauri, erklärte, unabhängig von der Haltung Washingtons hätten mehrere US-Bundesstaaten und weitere Körperschaften eigene Maßnahmen beschlossen, die in ihrer Gesamtheit effektiv einer nationalen Verpflichtung gleichkämen. Am Rande der Konferenz gegen CO2-Emissionen wurde getanzt und getrommelt. Umweltschützer rufen die Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf, heute Abend um 20.00 Uhr fünf Minuten lang das Licht auszuschalten.

Erster Entwurf mit konkreten Reduktionszielen

Teilnehmer und Beobachter haben eine positive Zwischenbilanz der Weltklimakonferenz auf Bali gezogen. "Die erste Woche hat konstruktive Beratungen gebracht", sagte der deutsche Delegationsleiter Karsten Sach aus dem Bundesumweltministerium. Auch der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, äußerte sich optimistisch: "Ich beobachte den starken Willen, hier zum Erfolg zu kommen." Der erste noch vertrauliche Entwurf der Abschlusserklärung verweist explizit auf die Notwendigkeit, dass die Industrieländer ihren Treibhausgasausstoß bis 2020 um 25 bis 40 Prozent reduzieren.

"Es muss um Substanz gehen"

Bislang sah es so aus, als wollten vor allem die USA sowie Kanada und Australien die Zielvorgabe einer 25- bis 40-prozentigen Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase nicht akzeptieren. Sollte die Passage im Text bleiben, würden Umweltorganisationen dies als Erfolg werten. Auf Bali die Verhandlungen nur anzuschieben, reiche nicht aus, sagte Tobias Münchmeyer von Greenpeace. "Hier muss es über den Start hinaus auch um Substanz gehen", sagte er.

Umweltschützer zufrieden

"Generell sind wir zufrieden", sagte Stephan Singer von der Umweltstiftung WWF. "Vor allem haben wir Bewegung bei den Entwicklungsländern gesehen, China, Brasilien und Südafrika. Sie haben deutlich gemacht, dass sie bereit sind, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten." Enttäuscht äußerte Singer sich, dass die Industrieländer noch nicht mehr Mittel für den Technologietransfer und die Anpassung der Entwicklungsländer an den Klimawandel bereitgestellt haben.

Der Entwurf wird in den nächsten Tagen weiter beraten. Sollte die Zielvorgabe nicht gestrichen werden, beurteilen Umweltschutzgruppen dies als Erfolg. Die politischen Verhandlungen darüber beginnen am Mittwoch. Dann reisen die Umweltminister aus fast 190 Ländern an. Ziel ist es, in Bali die Weichen für einen neuen Klimaschutzvertrag für die Zeit nach 2012 zu stellen, wenn das Kyoto-Protokoll in seiner jetzigen Form ausläuft.
Lob für China

Der deutsche Delegationsleiter lobte vor allem die Rolle Chinas, das sich in den Verhandlungen bereit zeigte, den eigenen Klimaschutz zu forcieren, wenn dafür Anreize in Form von Technologieangeboten der Industrieländer geschaffen würden. Klar ist nach Angaben von de Boer, dass Entwicklungs- und Schwellenländer keinerlei verbindliche Vorgaben für eigene Abbau-Ziele akzeptieren werden. Ihr Standpunkt ist, dass der Klimawandel von den Industrieländern verursacht wurde und sie ein Recht auf Entwicklung haben.

Flash zum Klimawandel

Tagesschau 08.12.2007 - 18:14

Gabriel lässt Krebsstudie überprüfen

Infopost 08.12.2007 - 18:22
Das Bundesumweltministerium hat angekündigt, eine Studie über die Häufung Krebserkrankungen bei Kindern, die in der Nähe von Atomkraftwerken leben, überprüfen zu lassen. Wie das Ministerium mitteilte, ergab eine vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Auftrag gegebene Studie, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zu einem der 16 deutschen Reaktorstandorte zunehme. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand könne der beobachtete Anstieg der Erkrankungen nicht mit der Strahlenbelastung aus einem Atomkraftwerk erklärt werden.

Strahlenschutzkommission beauftragt

Seinen Worten zufolge müsste die Strahlenbelastung der Bevölkerung durch den Betrieb der Atomkraftwerke in Deutschland um mindestens das Tausendfache höher sein, um den beobachteten Anstieg des Krebsrisikos erklären zu können. Die statistische Untersuchung und bekannte Ursachenzusammenhänge zwischen Krebsrisiko und Strahlung stünden daher nicht im Einklang miteinander. Aus diesem Grund habe er die Strahlenschutzkommission (SSK) beauftragt, die Methoden und Ergebnisse der Studie umfassend zu bewerben. Sobald die Untersuchung abgeschlossen sei, werde über das weitere Vorgehen entschieden.
Mehr Leukämie-Fälle als statistisch zu erwarten

Die Studie war nach Untersuchungen des deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz zu dem Ergebnis gekommen, dass zwischen 1980 und 2003 im Umkreis von fünf Kilometern um Atomreaktoren 77 Kinder an Krebs erkrankt waren, davon 37 an Leukämie. Im statistischen Durchschnitt seien 48 Krebs- beziehungsweise 17 Leukämie-Fälle zu erwarten gewesen. Die Studie befasst sich dem Umweltministerium zufolge nur mit dem statistischen Zusammenhang der Entfernung des Wohnorts vom Standort des Atomkraftwerks. Zu den Ursachen der erhöhten Krebsraten enthalte die Studie keine Aussagen.
Kritik an "atomfreundlichen Wissenschaftlern"

Der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell forderte als Reaktion auf die Studie, Atomreaktoren schneller abzuschalten als bislang geplant. Er kritisierte "Äußerungen konservativer Wissenschaftler, die festgestellten Kinderkrebsraten seien mit den Erkenntnissen der etablierten Wissenschaft nicht erklärbar". Dies zeige nur, dass die "überwiegende Zahl der etablierten, meist atomfreundlichen Wissenschaftler" die Gefahren der Kernkraftwerke unterschätzt haben und weiter unterschätzen.

Deutschland macht das Licht aus

Infopost 08.12.2007 - 23:10
Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali haben in Deutschland tausende Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Während sich am Weltklimatag in Berlin nach Veranstalterangaben rund 5000 Menschen vor dem Brandenburger Tor versammelten, protestierten in Grevenbroich-Neurath bei Düsseldorf 3000 Menschen gegen den Bau von Braunkohlekraftwerken. «Wir wollen heute ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz setzen», sagte Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Samstag bei der Kundgebung vor einer Kraftwerks-Baustelle.

Mit Blick auf Bali hatten mehr als 40 deutsche Organisationen zur Teilnahme an dem weltweiten Aktionstag aufgerufen. In mehr als 80 Ländern waren Aktionen geplant. So kamen beispielsweise in griechischen Städten mehrere tausend Menschen zusammen - allein in Athen versammelten sich rund 3000 Klimaschutz-Aktivisten unter dem Motto «Rettet unsere Welt - jetzt!».
Auch "Rote Heidi“ macht das Licht aus

SPD-Chef Kurt Beck begrüßte die Aktionen. «Dass sich viele Bürger engagieren, ist ein Garant dafür, dass sich beim Klimaschutz etwas bewegt», erklärte er am Samstag in Berlin. Durch ihre Teilnahme am Klimaaktionstag setzten die Menschen ein wichtiges Zeichen. Der Schutz des Klimas ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.»

Höhepunkt der Kundgebungen in Deutschland war die abendliche Aktion «Licht Aus!». Dabei blieben ab 20.00 Uhr Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, der Kölner Dom und Schloss Neuschwanstein für fünf Minuten im Dunkeln liegen. Auch Privathaushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz waren dazu aufgerufen, das Licht auszumachen. Unterstützt wurde die Aktion von Prominenten wie dem Sänger Roger Cicero und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). «Ich werde auch das Licht ausschalten», sagte sie der «Passauer Neuen Presse» (Samstag). Nicht bestätigt haben sich Befürchtungen von Energie-Experten, dass ein schlagartiges Aus- und Einschalten durch viele Haushalte das Stromnetz zusammenbrechen lassen und so einen europaweiten Stromausfall auslösen könnte.

Aus Sicht von Klimaforschern hatte die Aktion jedoch lediglich symbolischen Wert. «Wenn Sie sich anschauen, wie viel Energie in einem typischen Haushalt für Beleuchtung ausgegeben wird, dann ist das in der Größenordnung von einem Prozent», sagte der Klimaforscher Prof. Christian Schönwiese. Auch Verbände wie der Naturschutzbund NABU kritisierten, die Licht-aus-Aktion gehe nicht weit genug. Sie riefen die Bürger dazu auf, zusätzlich Energiesparlampen zu verwenden und zu Ökostrom-Anbietern zu wechseln.
Weg von Kohle, Öl und Atom?

Bei der Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin verlangten die indische Umweltschützerin und Bürgerrechtlerin Vandana Shiva sowie die Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann, mehr Engagement für den Klimaschutz. Auf Plakaten hieß es «Klimaschutz jetzt. Sonst ist es zu spät» und «Weg von Kohle, Öl, Atom». Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, zeigte sich zufrieden mit der großen Zahl der Demonstranten. «Dieser Druck von unten» sei notwendig, sagte sie. «Das ist der Beginn einer neuen sozialen Bewegung.»

 http://www.die-klima-allianz.de
 http://www.lichtaus.info
 http://www.greenpeace.de

 http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video245768.html

Weltklimatag in Deutschland - erste Zahlen

Infomania 09.12.2007 - 12:50
Bundesweit demonstrieren 10.000 Menschen für Klimaschutz

Berlin/Neurath — Am Weltklimatag haben bundesweit etwa 10.000 Menschen für den Klimaschutz demonstriert. Allein in Berlin beteiligten sich nach Angaben von Greenpeace-Klimaexperte Andree Böhling etwa 5000 Menschen an einem Marsch zum Brandenburger Tor. Auch in weiteren Städten, darunter München, Freiburg, Mainz, Hannover, Nürnberg und Saarbrücken, gingen demnach hunderte Menschen auf die Straße. Eine der größten Aktionen fand in Neurath bei Düsseldorf statt, wo nach Angaben der Klimaallianz mehr als 3000 Menschen gegen den Bau eines neuen Braunkohlekraftwerks protestierten.

Aufgerufen zu den Demonstrationen am Weltklimatag hatte die Klima-Allianz, der mehr als 80 Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Verbraucher und Kirche angehören. Sie forderten die Politik auf, endlich konsequent eine klimaschonende Energiepolitik umzusetzen. Der Versammlungsleiter in Neurath und Geschäftsleiter der Umweltorganisation BUND in NRW, Dirk Jansen, sprach von einem "kraftvollen Signal für eine neue Klimaschutz-Bewegung". Neben der Demonstration vor Ort hätten sich zudem schon mindestens 4000 Menschen an einer Online-Menschenkette gegen neue Kohlekraftwerke beteiligt, so dass insgesamt mindestens 7000 Menschen dagegen protestiert hätten.

In Deutschland sind mehr als 20 neue Kohlekraftwerke im Bau oder geplant. Das größte davon ist das Braunkohlekraftwerk Neurath bei Düsseldorf. Jansen nannte es das "klimaschädlichste Kraftwerk ganz Europas". Es ist nach Ansicht der Klima-Allianz das "Symbol einer verfehlten deutschen Energiepolitik", denn kein anderer fossiler Brennstoff setze bei der Energieerzeugung so viel CO2 frei wie Braunkohle.

Die Demonstrationen im Bundesgebiet waren Teil der Aktionen zum weltweiten Klimatag. Im Bundesgebiet sollen am Abend zwischen 20.00 Uhr und 20.05 Uhr als Zeichen der Unterstützung auch viele Lichter ausgeschaltet werden, darunter die Fassadenbeleuchtungen weltberühmter Bauwerke wie des Kölner Doms und des Brandenburger Tors.

Unterstützung fand die Aktion "Licht aus", die am Abend stattfinden soll, in der Politik. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) lobte die Idee als "sinnvolle globale Aktion" für den Klimaschutz. "Ich unterstütze das und werde auch das Licht ausschalten", sagte die Ministerin der "Passauer Neuen Presse". Auch der ehemalige Direktor des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, bewertete die Aktion grundsätzlich positiv. Die symbolische Maßnahme könne mehr Bewusstsein für den Klimaschutz schaffen: "Es ist ernst, es ist sehr ernst, wir müssen alle gemeinsam handeln", sagte er am Samstag im RBB. SPD-Chef Kurt Beck rief ebenfalls zum Klimaschutz auf: "Wer internationalen Verzicht predigt und im eigenen Land nichts tut, handelt unglaubwürdig."

Kleiner Kohlekampf

Taz 10.12.2007 - 01:42
"Wir sollten uns angewöhnen, mehr gegen die Stromkonzerne zu protestieren", sagte ein Teilnehmer der Anti-Kohlekraftwerk-Demo in Neurath. Bei der Aktion "Licht aus" bleibt das Stromnetz stabil.

Am Horizont senden zwei Kraftwerke wabernden Rauch in den Himmel, im Vordergrund ragen die Betontürme für ein neues Braunkohlekraftwerk bedrohlich in den Himmel, höher als der Kölner Dom sind sie. Einen symbolträchtigeren Ort als das nordrhein-westfälische Neurath hätten die Umweltverbände für den Protest gegen den Neubau von Kohlekraftwerken kaum finden können. Rund 3.000 Demonstranten, darunter viele Jugendliche, sind mit Bussen angereist, zur größten Kraftwerksbaustelle Europas. Aus der Sicht der Aktivisten steht das Vorhaben des Energiekonzerns RWE für die unglaubwürdigen Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung.

Angesichts der riesigen Baustelle wirkt die Kundgebung leicht verloren. Doch weil Neurath etwas abgelegen liegt, sind die Veranstalter mit der Beteiligung überaus zufrieden. Transparente von Grünen und den Umweltverbänden dominierten die Szene, doch auch einige Privatleute aus den nahen Ortschaften waren gekommen - ohne Fähnchen und Schilder, aber mit denselben Forderungen wie die organisierten Aktivisten. So wie Philipp Vrijaldenhoven, der in Neurath lebt. Der 26-Jährige wippt seinen zweijährigen Sohn im Kinderwagen, während er den Redebeiträgen zuhört. "Wir sollten uns angewöhnen, mehr gegen die Stromkonzerne zu protestieren", sagt er bestimmt.

Auch die 63-jährige Renate Flach aus dem nahen Stommeln ist zur Demonstration gekommen. Sie gehört ebenfalls keinem der bekannten Verbände an und setzt sich trotzdem für deren Forderungen ein. "Abgesehen von den globalen Problemen leiden wir ganz direkt unter den Kohle-Kraftwerken, etwa den Staubemissionen und Verschattungen durch Rauchschwaden im Sommer." Ihre Konsequenz lautet: "Ich werde bald auf Ökostrom umsteigen."

Die Organisatoren und Redner machen den Kohlekritikern Mut. Hartmut Graßl, atomkraftkritischer Meteorologe, fühlt sich von den verstreuten lokalen Protesten gegen die Kohlekraft, die derzeit laufen, an die Anti-AKW-Bewegung vor 20 Jahren erinnert. "Ab jetzt wird niemand mehr ungehindert ein Kohlekraftwerk bauen können", sagte er auf der Bühne. An anderen Orten in Deutschland wird zur selben Zeit ebenfalls fürs Klima demonstriert. Etwa in München, wo mehrere tausend Menschen gegen eine neue Startbahn für den Flughafen auf die Straße gehen.

Jung und laut

Auch in Berlin sind rund 3.000 Menschen zum Klimaaktionstag gekommen. Doch anders als in Neurath ist das deutlich weniger, als von den Veranstaltern im Vorfeld erwartet worden war. Zwar ist der Demozug von der Museumsinsel zum Brandenburger Tor laut und jung, die Transparente und Aktionen bunt und originell. Doch angesichts des breiten Bündnisses von über 80 aufrufenden Organisationen haben viele mehr Resonanz erwartet. Etwa Frauke Quurck, die von Rostock nach Berlin gekommen ist und dort im Pinguinkostüm Flugblätter gegen das in ihrer Nachbarschaft geplante Kohlekraftwerk Lubmin verteilt. "Wenn bei so vielen Verbänden in der Klima-Allianz nicht jeder mindestens hundert Leute zusammenkriegt, ist das schon enttäuschend."

In größeren Gruppen waren lediglich der BUND, Greenpeace und die Grünen präsent, die großen Entwicklungsorganisationen hingegen kaum. Über die Gründe wird spekuliert: "Vielleicht denken die Leute, Deutschland tue schon genug beim Klimaschutz", sagt Jörg Kalinski von Oxfam. "Klimaschutz bedeutet auch, dass die Menschen ihren Lebensstil verändern müssen", vermutet Margot Käßmann, evangelische Landesbischöfin von Hannover. "Wenn alle gemeinsam ein bisschen für Klimaschutz sind, warum sollte man dann auf die Straße gehen?", fragt Chris Methmann von Attac rhetorisch. Er plädiert für einen stärkeren Konfrontationskurs mit Energiekonzernen und Autoindustrie.

Einen "ermutigenden Auftakt" sah hingegen der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer. "Es ist lange her, dass Leute für ökologische Themen überhaupt auf die Straße gegangen sind." Auch der neue BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sagte: "Das ist erst der Anfang." Man müsse das abstrakte Thema Klimaschutz fokussieren - auf Standorte für neue Kohlekraftwerke, Großflughäfen und das Tempolimit im Straßenverkehr. Am Abend, als die Teilnehmer zum Abschluss eines Lampionzugs am Kanzleramt eine Resolution überreichten, beließ Weiger es allerdings bei einer weniger konfrontativen Forderung: Er wünschte sich einen baldigen Gesprächstermin mit der Angela Merkel.

Ohne die von einigen Energiekonzernen befürchteten Netzausfälle verlief am Abend die Aktion "Licht aus". Von 20 Uhr bis 20.05 Uhr erlosch in einigen Städten das Licht an bekannten Bauwerken - etwa dem Kölner Dom oder dem Brandenburger Tor. Wie viele Privathaushalte sich beteiligten, ist nicht bekannt. Nach Angaben des Stromkonzerns Vattenfall sind in dessen Gebiet rund 250 Megawatt Leistung abgeschaltet worden. Mitveranstalter Greenpeace sprach auf Grundlage der Angaben der Netzbetreiber von einem Leistungsabfall von bundesweit rund 1.000 Megawatt. Das entspricht der Leistung eines Blocks in einem großen Kohlekraftwerk oder von 20 Millionen 50-Watt-Glühbirnen.

Hier noch ein paar Bilder aus Bali

Fotograph 10.12.2007 - 14:29
A few Impressions from Indonesia...

Bali, was sollte das ?!

Zedi 10.12.2007 - 15:01
"Wir sind nicht gekommen um zu blockieren", das sagte der Chef der US-Delegation Harlan Watson am ersten Tag in Bali. Die USA seien bereit, eine langfristige Vereinbarung als Nachfolgeabkommen zu Kyoto zu diskutieren. Aber auf verbindliche Ziele zur Verringerung der Treibhausgase wollen sich die USA trotzdem nicht einlassen, betonte Watson im Laufe der Woche. Die Bush-Regierung sagt seit Jahren, sie wolle die Treibhausgase durch neue Technologien senken, aber nicht im Rahmen internationaler Abkommen.

Angst vor geringerem Wachstum

Auch Kanada und Japan gelten in Bali als Bremser, sagen Umweltorganisationen. Alle diese Länder haben Angst, dass Klimaschutzmaßnahmen ihr Wirtschaftswachstum zu sehr bremsen, weil sie Geld kosten. Wenn die USA nicht mitmachen, wird es schwer, China und Indien zu fixen Treibhausgas-Reduktionszielen zu überreden, denn auch sie wollen ihr keine Nachteile im Wettbewerb haben.

Australien rudert zurück

Hoffnungsschimmer zu Beginn der Klimakonferenz war der politische Umschwung in Australien, das bisher von Kyoto auch nichts wissen wollte. Als erste Amtshandlung ratifizierte der neue Regierungschef Kevin Rudd das Kyoto-Protokoll. Allerdings rudert Rudd schon wieder zurück, er will sich nun offenbar auch nicht auf verbindliche Treibhausgas-Reduktionsziele einigen.

Abkommen ohne USA, China und Indien zahnlos

Ganz im Gegensatz zur Europäischen Union. Die EU will die klimaschädigenden Treibhausgase bis 2020 um 25 bis 40 Prozent senken. Die EU verursacht aber nur 14 Prozent der weltweiten Treibhausgase, die USA, China und Indien gemeinsam verursachen rund die Hälfte. Also ohne sie ist ein internationales Klimaabkommen zahnlos.

Verhandlungen erst ab 2009

In Bali wird noch kein neuer Vertrag ausgearbeitet. Bali ist lediglich die Vorbereitung für ein Kyoto-Folgeabkommen nach 2012, das soll 2009 verhandelt werden. Bis 2009 gibt es allerdings eine neue US-Regierung. Sie könnte eine Trendwende in der internationalen Klimapolitik bringen, darauf hoffen viele.

Online-Protest und dtsch.sprge. Seite

tierr@ 10.12.2007 - 18:11
 http://www.avaaz.org/de/

Crucial climate negotiations have started this week Bali, Indonesia and it's up to us to make sure the 192 governments there hear an urgent global outcry for action. This Saturday, December 8, a wave of protests and marches will sweep the globe--and Avaaz will make sure it hits the delegates' doorstep by marching in Bali carrying your flag and a sign with the number of people who've signed from your country. Getting involved is easy, just click on the link below to join the virtual march:
On Saturday, Avaaz will march in Bali with flags representing all of those who have signed this petition.
Click to add your name:
 http://www.avaaz.org/en/virtual_march_bali/98.php/?CLICK_TF_TRACK
The world knows what we need: a commitment to start working towards a new binding international agreement immediately. We must show these governments that the call to action is truly worldwide. The more people join, the more powerful the Dec 8 march will become. Send your voice to Bali--sign the petition below and become a part of the virtual march for climate action now.

"Climate change is the greatest threat facing our world today--and we are almost out of time to stop it. You must tackle this problem now, decisively and together. Start working toward a new global agreement this year. Set binding global targets for emissions to avert catastrophic climate change. Take bold action immediately--and we will join our efforts with yours."
 http://www.avaaz.org/de/

Rügen Campus - Kohlekraftwerk Lubmin

Rügener 10.12.2007 - 19:58
Video auf:
 http://www.youtube.com/watch?v=S6tzb_B5Oyk&eurl=http://www.gratis-webserver.de/autonome-antifa-stralsund/

Es ist wie so oft nach der Bekanntgabe von Gutachten: Befürworter der untersuchten Projekte sehen sich in der Regel bestätigt – Kritiker sprechen von unbeantworteten Fragen und wittern weiter Gefahren. Diesem Schicksal konnte auch das Gutachten der Rostocker und Lüneburger Universitätsprofessoren Martin Benkenstein und Edgar Kreilkamp zum geplanten Steinkohlekraftwerk in Lubmin (Ostvorpommern) am Wochenende nicht entkommen. Der Usedomer Tourismusverband verabschiedete am Sonnabend eine Entschließung und verlangte vom Investor Dong Energy die genaueste Überwachung der Boddengewässer. Es dürfe zu keiner vermehrten Blaualgenbildung kommen. Landes-Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU), genau wie Regierungschef Harald Ringstorff (SPD) bekennender Verfechter des Kraftwerkbaus, forderte vor allem die Gemeinde Lubmin auf, die Vorschläge der Gutachter zu beachten und über eine „Neupositionierung“ nachzudenken.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Schweriner Landtag, Wolfgang Methling, sprach dagegen von einem „Gefälligkeitsgutachten“ und erneuerte seine Ablehnung des Projektes. Der FDP-Landesvorsitzende Christian Ahrendt sagte, die Auswirkungen des Kraftwerks auf den Tourismus seien geringer als von den Tourismusverbänden befürchtet. Die Liberalen stünden hinter dem ambitionierten Kraftwerksprojekt von DONG Energy und den sich daraus ergebenen ökonomischen und ökologischen Chancen. Die Grünen betonen, das Kraftwerk würde den Ausbau der klimaschonenden Windenergie behindern. Für die anfallende Heizenergie würden im dünnbesiedelten Vorpommern schlicht die Abnehmer fehlen. Sie müsste in den Bodden abgeleitet werden mit „unkalkulierbaren Folgen“ für das Ökosystem.

Dong selbst fühlt sich durch das Gutachten bestätigt. „Selbstverständlich bekennen wir uns zudem zur genauesten Überwachung des Boddens“, sagte der Dong-Generalbevollmächtigte Albert Uwe Schön gestern unserer Zeitung. Die Einhaltung der Schornsteinhöhe von 110 Metern könnte höchstens zu einem Problem werden, wenn die Behörden nach Überprüfung der Unterlagen eine Aufstockung fordern würden. Aber da die bei ihren Berechnungen von einer absoluten Minimierungspflicht ausgehen müssen, dürfte damit kaum zu rechnen sein. „Ich glaube nicht, dass am Ende 130 oder 140 Meter herauskommen“, sagte Schön. Die beiden Gutachter unterdessen betonten, dass sie lediglich Auswirkungen des Kraftwerkes für den Tourismus auf Usedom, Rügen und Lubmin untersucht haben. „Für die engere Region um Lubmin bleibt festzuhalten, dass sich der Bau eines Steinkohlekraftwerkes möglicherweise negativ auf den Tourismus auswirkt“, heißt es unter anderem in der von Dong bezahlten Forschungsstudie, die vor allem auf vergleichende Analysen von Industrie- und Kraftwerksprojekten in Rostock, Wismar, Friesland, Dänemark und Schweden fußt. Für die Urlaubshochburgen auf Usedom und Rügen seien demnach so gut wie keine Nachteile zu erwarten (unsere Zeitung berichtete).

Allerdings schreiben die Autoren ebenfalls: „Allenfalls bei Urlaubern, für die das Naturerlebnis einen extrem hohen Stellenwert hat, könnten Effekte auftreten, die zu einem minimalen Sinken der Ankünfte und Übernachtungen führen würden.“ Zur Sichtbarkeit der Anlage gibt es in dem rund 30 000 Euro teuren Gutachten den Rat: Bauweise und Anstrich sollten sich der Landschaft anpassen. Grüntöne ähnlich wie bei der Volkswerft Stralsund böten sich an. Kein Seebad-Status sei in Gefahr. Die geplanten elf Kohlefrachter pro Woche zum Kraftwerk seien ebenfalls unproblematisch. Genau genommen würden doch Urlauber sogar Schiffe auf der Ostsee erwarten, sagte Benkenstein.

Was in Sachen Blaualgen möglicherweise zu erwarten ist, da halten sich die Gutachter bedeckt. Im Rahmen der Tourismusverträglichkeitsuntersuchung könne der Einfluss der Boddenerwärmung auf das Ökosystem nicht beurteilt werden. Hierzu müssten die gesondert von Dong Energy in Auftrag gegebenen Gutachten herangezogen werden. „Zweifelsohne kann jedoch festgehalten werden, dass ein beträchtlicher Anstieg der Blaualgen den Tourismus in der Region nachhaltig beeinflussen würde“, erklärten die Professoren.

mehr zum Gutachten: www.tviu.de/content/view/29/2/

von http://www.solarregion.net/index.php?page

klimaschutz 11.12.2007 - 17:59
Klima-Aktionstag in Berlin, Neurath und Freiburg
Samstag, der 08. Dezember, war der internationale Klimaschutz-Aktionstag anlässlich der UN-Klimakonferenz auf Bali. In Deutschland hatten ca. 80 Organisationen, die in der Klima-Allianz vereinigt sind, zu dem Aktionstag aufgerufen. Kernstücke der bundesweiten Aktionen waren die beiden Groß-Demos in Berlin und in Neurath. Aber auch in Freiburg fanden mehrere Aktionen statt.

Berlin
In Berlin kamen rund 5000 Menschen zu der Demo. Die Demonstranten zogen ab 14 Uhr vom Versammlungsplatz auf der Museumsinsel über die Karl-Liebknecht-Straße und entlang des Spree-Ufers zum Brandenburger Tor, wo ein Bühnen-Programm mit Redner-Beiträgen und Musik-Einlagen folgte. Redner auf der Bühne waren Vertreter von Organisationen in der Klima-Allianz wie Greenpeace und BUND. Dr. Margot Käßmann, Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, wandte sich mit einem längeren Redebeitrag an Politik und Gesellschaft. Top-Rednerin dieses Abends war die Preisträgerin des alternativen Nobelpreises, die Umweltschützerin, Bürgerrechtlerin und Feministen Vandana Shiva aus Indien. Ihr charismatisches Auftreten, ihre eindrucksvollen Worte und ihre eindringlichen Botschaften zum Klimaschutz aus der Sicht eines Entwicklungslandes ließen die Zuhörer gebannt an ihren Lippen hängen. Nach der Kundgebung setzte sich der Demonstrations-Zug noch einmal in Bewegung und bei Dunkelheit ging es mit Lampions und viel Gesang ("Angela Merkel, Angela Merkel, schläfst du noch, hörst du nicht die Demo: Klimaschutz jetzt!") zum Kanzleramt. Dort nahm ein Sprecher der Regierung eine Petition der Klima-Allianz zu effektiverem Klimaschutz entgegen.

Schon am Tag zuvor hatte Greenpeace in Berlin auf das Thema Klimaschutz aufmerksam gemacht: mit einer Protest-Aktion vor der Vattenfall-Zentrale, bei der mit Transparenten und Flugblättern gegen den Neubau von Kohlekraftwerken protestiert wurde, und mit einer kreativen Aktion vor dem Brandenburger Tor: hier sägte der Aktionskünstler Christian Funk eine Eisbären-Skulptur aus einem 15 Tonnen schweren Eisblock. Greenpeacer informierten dabei die Passenten mit Flugblättern darüber, warum das Eis für die Eisbären immer dünner wird. (Bilder zum Aktionstag in Berlin z.B. bei  http://www.greenpeace-freiburg.de/aktionen/bilder-klima-demo-berlin)

Neurath
Die Kundgebung der Klima-Allianz beim Braunkohlekraftwerk in Neurath, das gerade von RWE gebaut wird, war mit 3000 Teilnehmern ebenfalls wie erhofft ein Erfolg. Auch viele Familien kamen und die Stimmung unter den Demonstranten war sehr gut. An einem Infostand der Klima-Allianz war das Interesse für den Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter enorm. Derweil versuchte RWE mit einer Gegen-Aktion, neue Kohlekraftwerke zu rechtfertigen: gegen 13.30 Uhr lies RWE ein Banner am Neubau des Kraftwerks herunter mit der Aufschrift: "Klimaschutz jetzt: neue, effizientere Kraftwerke." Dies konnte den Allianz-Demonstranten nur ein müdes Lächeln abringen. Ihre Antwort: "Keine neuen Kohlekraftwerke - Klimaschutz geht anders!" war auf einem der mitgebrachten Banner zu lesen. REW gab sich noch nicht geschlagen und projizierte gegen 16:15 Uhr auf den großen Kühlturm eine weitere Botschaft, die allerdings kaum zu lesen war. Daraufhin projizierte die Klima-Allianz die Botschaft „No CO2“ und ihren Klimaschutz-Appell auf einen der vier Türme. RWE leistete Widerstand, indem mit einem großen Flutlicht versucht wurde, die Projektion der Klima-Allianz zu überstrahlen. Es kam zu einem wilden Hin und Her, bei dem die Projektion ständig zwischen den Türmen wechselte und die Scheinwerfer versuchten, zu folgen.

Freiburg
Auch in Freiburg setzten Vertreter eines Aktionsbündnisses, bestehend aus Greenpeace Freiburg, BUND, ecotrinova, fesa e. V., NABU und VCD am Klimaschutz-Aktions-Tag ein Zeichen: Etwa 120 Menschen folgten dem Aufruf des Bündnisses, und stellten auf dem Platz der alten Synagoge die Botschaft "STOP CO2" als Menschenbanner dar. Dies war eine Aufforderung der Freiburger an die Politiker bei der internationale Klimakonferenz auf Bali, sich endlich mit Nachdruck für eine Reduktion der CO2-Emissionen einzusetzen. (Bild des Menschenbanners unter  http://www.greenpeace-freiburg.de/aktionen/menschen-banner-am-int.-klimaaktionstag)

Schon am Tag zuvor, am 7. Dezember, starteten andere Freiburger UmweltaktivistInnen eine Aktion unter dem Motto „Jeder Tag ist Klimatag“. Um 8:15 Uhr blockierten 30 bis 40 AktivistInnen die Shell-Tankstelle an der Habsburger Straße in Freiburg-Herdern. Die Aktion richtete sich gegen die herrschende Energie- und Umweltpolitik und wies auf die Notwendigkeit alltäglichen Umdenkens hin. Freiburger MedienaktivistInnen dokumentierten u.a. mit einem Kurzfilm, wie eine Aktions-Sambaband sowie AktivistInnen mit großen Transparente und einem Absperrband den Betrieb der Tankstelle und Teile des morgendlichen Berufsverkehrs rund eine Stunde lang zum Erliegen brachten. Auf einem der Transparente war zu lesen: „Deutschland – Autoland ...fährt das Klima an die Wand!“ (Hintergründe zu dieser Aktion und Videoclip unter  http://de.indymedia.org/2007/12/201743.shtml)


(EK), fesa e.V.

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 11.12.2007 - 18:37

Bilder der Augsburger Aktion

Attac Augsburg 12.12.2007 - 19:42
Bilder der Aktion von Attac Augsburg und Greenpeace...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 9 Kommentare

Verkürzt?

blah 08.12.2007 - 01:52
Naja, ist ja ganz nett, dass da sogar 30-40 leute zusammen kommen, auch gut, dass da was gemacht wird, aber ich finde das viel zu verkürzt.

Dass das Klima sich nicht retten lässt, ist die logische konsequenz einer kapitalistischen Marktwirtschaft. Die Konkurenzpflicht unter den Betrieben erfordert quasi schon die Umweltunfreundliche Produktion von Gütern.

Auch wenn vielleicht die Aktion bisschen im Bewusstsein rumgräbt, sollte man vielleicht zusehen, dass man das Problem als das Ganze ansieht und nicht Teilbereiche kritisiert.
Mehr zu der Umweltfrage:

 http://weltcommunismus.blogsport.de/

@blah Wer Alles will!

Der mit dem Wolf tanzt 08.12.2007 - 09:26

Wird nichts bekommen!

Mit dieser Weltcommunismus Vision kannst du dich in die seit Jahrhunderten immer länger werdende Reihe der "Gescheiterten Visionäre" mit ein reihen!

Die letzten Restlos Gescheiterete Visionärs Beispiel ist die RAF, oder die Grünen!

Und indymedia mit seiner "Halbgaren / Halbherzigen Licht aus! Kampagne" wird sich auch über kurz oder lang in diese Ahnen Reihe der Erfolglosen Visionäre mit ein reihen!

Ps. Aber ich gönne es euch, wer anderen ständig in die Karre fährt, damit bloß er selbst im (wie auch immer begründeten)Rampenlicht steht, der hat es nicht anders verdient!

Die Straßenbahn

Strab 08.12.2007 - 11:43
habt ihr dann ja aber hoffentlich durchgelassen, oder? ;-)

Olympia

kamikatze 08.12.2007 - 13:11
Dabei sein ist alles!
Für eine Welt ohne SHELL.

Straba

aktivisti 08.12.2007 - 14:00
ja, die straba wurde selbstverständlich durchgelassen. im übrigen haben die an der haltestelle befindlichen passanten am mit positivsten auf die aktion reagiert.

LICHT AUS TAG HEUTE 20.00Uhr

joe 08.12.2007 - 14:20
Ich hoffe, IHR macht alle mit. Nach Möglichkeit schalten wir paar Minuten vor 20Uhr noch einige Großverbraucher ein ( Backofen, Wasserkocher, Microwelle, Heizkörper....) damit wir Punkt 20.00Uhr mit dem Abschalten dieser Großverbraucher auch für den entsprechenden Durchsacker bei den "politisch legitimierten Stromabzockern" sorgen können.
Einzig die Aussicht auf Probleme bei den Kraftwerksbetreibern rechtfertigt diese eher peinliche Kindergartenaktion.

wirklich verkürzt

blah blah 09.12.2007 - 12:02
da möchte ich einen meiner vorrednern beipflichten.
es ist wirklich schön das einige leute an dieser stelle etwas tun. auf das konsuverhalten zu appelieren reicht nicht aus. das konsumverhalten ist beschränkt durch die kapitalistische wirtschaft. soll heißen, was sie uns vorwirft haben wir zu schlucken. deshalb ist es notwendig die kapitalistische wirtschaft zu beseitigen und durch eine demokratisch geplante zu ersetzen.

das die su und die raf (was ein anderer redner hier meinte) damit gescheitert sind hat ganz objektive gründe. aus diesen fehlern die begangen worden sind kann man lerenen, muss man lernen. es ist jedoch arbeit...

Licht aus ab 20.00 für 5 Minuten

Ich kriegs Kotzen 09.12.2007 - 19:22
Bei dieser Aktion Samstag abend hab ich bewusst nicht mitgemacht. Was soll der Kack, den auch noch der reaktionäre, rechtspopulistische Springerverlag ins Leben gerufen hat ?!!!!
N gutes Gewissen.....oder n "Zeichen". Das ist kein Zeichen!!! Für mich dient eine solche Aktion dem Zweck, die eigene Nation so darzustellen, als sei sie Vorreiter in Sachen Klimapolitik. Zudem revisioniert sie den Vorwurf die Bürger der Industriestaaten würden nicht genug gegen den Klimawandel, bzw. die Umweltzerstörung der kapitalisierten Gesellschaft unternehmen; auch wenn ich entscheidende Schritte gegen jene Zerstörung innerhalb des Kapitalismus für reine Utopie halte.
KAMPF DEM KAPITAL; KAMPF DEN NATIONEN !!!

Schwere Schlappe für Energieriesen

Taz 10.12.2007 - 00:18
Gemeinde stoppt RWE

Eine Bürgerbefragung im saarländischen Ensdorf hat jetzt
eines der wichtigsten Kraftwerksprojekte des Essener Energiekonzerns RWE
gestoppt. Mehrheitlich stimmten die Einwohner der saarländischen
Gemeinde gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans. Diese wäre
notwendig gewesen, um das Steinkohlekraftwerk mit 1.600 Megawatt
Leistung und einem CO_2 -Ausstoß von jährlich schätzungsweise 9
Millionen Tonnen zu errichten.

Mehr als 70 Prozent der 5.600 wahlberechtigten Einwohner der Gemeinde im
Landkreis Saarlouis gaben während der Bürgerbefragung in der vergangenen
Woche im Rathaus ihre Stimmen ab. Das von der Gemeindevertretung
festgelegte Quorum von zwei Dritteln der Wahlberechtigten war damit
überschritten worden. Und nach der Auszählung der bis zur Schließung des
Abstimmungslokals am Sonntag um 18 Uhr abgegebenen Stimmen stand schnell
fest, dass sich 70 Prozent gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans
der Gemeinde ausgesprochen hatten. Eine solche Änderung aber wäre die
Grundvoraussetzung für den Kraftwerksneubau gewesen. RWE wollte auf dem
Gelände des bereits existierenden, sehr viel kleineren Kohlekraftwerks
des Konzerns (430 MW) neu bauen. Doch für Nebenanlagen wie etwa ein
Hafenbecken und eine Schiffsanlegestelle an der Saar sowie eine
Transportanlage für die Kohleanlieferung aus dem benachbarten Bergwerk
der Deutschen Steinkohle AG hätte RWE weitere Grundstücke in der
Gemarkung Ensdorf benötigt.

Im Vorfeld der Abstimmung hatte RWE versprochen, das Votum der
Bürgerinnen und Bürger zu respektieren. Gestern hieß es nur noch
lapidar, dass der Konzern jetzt andere Kraftwerksprojekte vorantreiben
werde.

Im Gemeindeparlament sind sich alle Fraktionen einig: "Das Votum war
eindeutig. Der Flächennutzungsplan wird nicht geändert", sagte gleich
nach der Auszählung ein Gemeindesprecher. Auf Nachfrage hatte
Bürgermeister Thomas Harz (CDU) - eigentlich ein Baubefürworter - schon
Mitte vergangener Woche versichert, dass er sich an das
Abstimmungsergebnis gebunden fühle, wenn das Quorum erreicht oder
überschritten werde. Bei einer letzten Abstimmung im Gemeindeparlament
vor der Bürgerbefragung hatten CDU und Freie Wähler noch mit großer
Mehrheit für die Errichtung des neuen, von RWE mit Baukosten von rund 2
Milliarden Euro veranschlagten Großkraftwerks gestimmt. Die SPD
präsentierte sich gespalten; die Grünen waren dagegen.
Abstimmungsergebnis: 14:13 dafür.

RWE steht jetzt "ohne Plan B" da, wie eine Konzernsprecherin noch in der
Nacht danach einräumte. Ein Schock für das Unternehmen. Denn nicht
einmal im Traum habe die Konzernleitung mit einem so massiven Widerstand
gegen ihr Projekt gerechnet, berichtete der saarländische
Bundestagsabgeordnetem der Linkspartei, Kurt Hill, nach einem
vorangegangenen Gespräch mit dem Vorstand der RWE Power AG am
vergangenen Donnerstag im übervollen Bergmannsheim von Ensdorf. "Die
dachten, das Saarland ist ein Bergbau-und-Energie-Land. Da votiert kein
Mensch gegen unsere Pläne."

Genau diese "arrogante Haltung" sei dann aber mitverantwortlich dafür
gewesen, dass die BürgerInnen "auf die Barrikaden gingen", so Hill, dem
danach der Beifall der rund 500 Ensdorfer, die eigentlich gekommen
waren, um Oskar Lafontaine zu sehen und zu hören, sicher war. Lafontaine
forderte dann die Zerschlagung der Energiekonzerne und die Errichtung
kommunaler Blockheizkraftwerke überall. Das Saarland brauche keine
Gigantenkraftwerke von RWE und ganz Deutschland auch nicht.

Dass die Ensdorfer plötzlich renitent wurden, hängt allerdings mehr mit
der unermüdlichen Aufklärungsarbeit der örtlichen Bürgerinitiative und
der Umweltschutzorganisationen Greenpeace und BUND zusammen. Auch die
Ärzteschaft engagierte sich. Schließlich sterben im Saarland, dem Land
der tausend Schlote und Kühltürme, die Menschen früher als irgendwo
sonst in der Republik. Und in einer gerade erst vom Magazin /Geo/
veröffentlichten Studie über die Bemühungen der einzelnen Bundesländer
beim Klimaschutz landete das Saarland mit der Note "mangelhaft"
abgeschlagen auf dem vorletzten Platz. Letzter wurde Rheinland-Pfalz.

In einem viel beachteten offenen Brief an den Landtagsabgeordneten und
Generalsekretär der saarländischen SPD, Reinhold Jost, hatte der
Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Kraftwerksneubau, Karl-Heinz
Winkler, folgende Vergleichsrechnung aufgemacht: Der in Ensdorf geplante
Doppelblock mit seinen dann 1.600 MW Leistung werde bei rund 7.000
Betriebsstunden im Jahr rund 9 Millionen Tonnen CO_2 emittieren. Bei
einer angenommen durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 12.000
Kilometern und einem Ausstoß von 160 Gramm CO_2 pro Kilometer entspreche
das in der Summe der CO_2 -Emission von 4,4 Millionen Autos. Im ganzen
Saarland seien 2006 aber gerade mal 650.000 Pkws zugelassen gewesen.
Neben dieser gewaltigen Menge an CO_2 -Emissionen werde das Kraftwerk
Ensdorf neu pro Jahr 700.000 Kilogramm Feinstaub und 7 Millionen
Kilogramm Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid in den
Himmel über dem Saarland, der Westpfalz und Lothringen emittieren.

Am deutlichsten, so Winkler, würden jedoch die "Verschattungseffekte"
der sich vereinigenden Kühlturmrauchschwaden wahrgenommen werden. Dabei
müsse dann an rund 200 Tagen im Jahr mit der Reduktion der realen
Sonnenscheindauer gerechnet werden.

Die Bevölkerung war schockiert, und die Genossen waren beeindruckt. Zwar
begrüßte die SPD Saar den Neubau danach auch weiterhin grundsätzlich.
Doch die anvisierten 1.600 MW seien "zu viel für Ensdorf", referierte
Partei- und Landtagsfraktionschef Heiko Maas. Nach dem Willen der SPD
soll in Ensdorf jetzt ein Modellkraftwerk gebaut werden "mit höchstem
Wirkungsgrad auch durch die Nutzung der Abwärme". Dafür allerdings
fehlen im Saarland die entsprechenden Nah- und Fernwärmenetze. Maas
fordert deshalb ein von Land und Bund gemeinsam finanziertes
Investitionsprogramm für diesen Zweck.

Ohne Wenn und Aber zum Kraftwerksneubau und zur RWE Power AG standen
dagegen die Union an der Saar und die Landesregierung von Peter Müller
(CDU). Sie wurden durch das Votum der Ensdorfer gleich mit abgestraft.
Auch der Hinweis auf die mögliche Unabhängigkeit des Saarlandes vom
Atomstrom aus dem benachbarten französischen AKW Cattenom nach dem Bau
eines neuen Kohlekraftwerks in Ensdorf animierte die Ensdorfer nicht zur
Zustimmung zu den Plänen von RWE.

Vielmehr trieb die Angst, dass ihre Kinder und Enkel wegen der
Schadstoffemissionen durch Ensdorf II an Krebs erkranken könnten, viele
Bürgerinnen und Bürger zur Abstimmung ins Rathaus. "Ich habe schon
Krebs. Die Jugend soll gesund aufwachsen können. Deshalb bin ich gegen
das Kraftwerk", sagte ein Frührentner (59), der sich noch am Sonntag bei
Sturm und Regen mit dem Schirm voran zum Rathaus durchkämpfte. Seine
Frau nickte. "Wir haben zwei Enkelkinder. Für die gehen wir heute
abstimmen."

Die Entscheidung in Ensdorf ist die erste Bürgerbefragung zu einem neuen
Kohlekraftwerk - doch Widerstand gibt es auch an anderen Standtorten
/(siehe Tabelle). /In Krefeld war es der Stadtrat, der im März den Bau
eines Steinkohlekraftwerks stoppte; seitdem gibt es Bemühungen, diese
Entscheidung zu revidieren. In Berlin legte Vattenfall seine Pläne für
ein neues Kraftwerk nach einer öffentlichen Debatte auf Eis, ohne sie
allerdings zu stoppen. In Bremen und Bielefeld wurden Neubaupläne nach
Protesten aufgegeben - offiziell aus wirtschaftlichen Gründen.