Uranmüll: Russische Post für Staatsanwalt

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen 28.11.2007 01:03 Themen: Atom Globalisierung Ökologie
Vor einem Jahr stellten russische AtomkraftgegnerInnen in Münster Strafanzeige gegen die Urenco Deutschland wegen des Verdachts auf illegalen Atommüllexport von Gronau nach Russland. Die Staatsanwaltschaft nahm zwar Ermittlungen auf, wollte den politisch brisanten Fall aber schnell wieder loswerden. Im Mai stellten sie die Ermittlungen gegen die weltweit führende Urananreicherungsfirma ein. Nun fordern die russischen AktivistInnen die Wiederaufnahme der Ermittlungen und haben dazu einen Anwalt aus Münster eingeschaltet.
Hintergrund sind die Lieferung von inzwischen mehr als 21 000 Tonnen abgereichertem Uran von Gronau nach Russland. Abgereichertes Uran (DU) entsteht bei der Urananreicherung als Abfallprodukt. Die Urenco und die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden in NRW und Berlin behaupten, bei dem abgereicherten Uran handele es sich um Wertstoff - doch es gibt keinen kommerziellen Weltmarkt für DU. Verwendet wird es für panzerbrechende Munition und um waffenfähiges Uran zu verdünnen. Urenco sagt aber, dass DU würde in Russland wiederangereichert und dann zurück nach Gronau kommen. Tatsache ist, dass Urenco seit 2003 überhaupt kein Uran mehr aus Russland einführt. Dafür wurde RWE Nukem zum Importeur von Natururan.

RWE und EON besitzen die deutschen Urenco-Anteile. Der Rest gehört der britischen und niederländischen Regierung. Urenco ist mittlerweile Weltmarktführer und expandiert aggressiv nach Frankreich und in den USA. Dazu kommen massive Ausbauten in Gronau und im benachbarten Almelo. Die billige Atommüll-"Entsorgung" in Russland hat der Urenco großen wirtschaftlichen Gewinn gebracht und die Expansion entscheidend mitfinanziert. Der Gesamtkonzern hat mehr als 80 000 Tonnen DU nach Russland verschifft, wo die Fässer unter offenem Himmel vor sich hinrosten.

Seit drei regt sich in Russland Widerstand gegen die Uranmüllimporte. Vorher waren die Urantransporte in Russland völlig geheim. Die russische Regierung hat mittlerweile versprochen, nach Auslaufen der bestehenden Verträge zwischen 2008 und 2010 keine neuen Importverträge mehr abzuschließen. Das ist bereits ein erster Erfolg des internationalen Widerstands.

Doch der Kampf geht weiter. Schon im Januar kann der nächste Uranmüllzug von Gronau nach Russland starten. Wir unterstützen deshalb die Strafanzeige der russischen UmweltschützerInnen gegen die Urenco. Denn nicht AtomkraftgegnerInnen gehören auf die Anklägebänke dieser Republik, sondern die Verantwortlichen der Atomindustrie, die z.B. ohne mit der Wimper zu zucken Zehntausende Tonnen Atommüll den Menschen in Russland vor die Tür kippen.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Russian post for German state prosecutor

Translated by Diet Simon 29.11.2007 - 00:00
Uranium waste: Russian post for German state prosecutor

By Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen

A year ago Russian opponents of atomic power filed a criminal complaint in Münster against Urenco Deutschland, alleging illegal transportation of atomic waste from Gronau to Russia. The state attorney’s office started to investigate, but wanted to be quickly rid of the politically charged case. In May it stopped its investigation of the globally leading uranium enrichment firm. Now the Russian activists are demanding resumption of the investigation and have engaged a lawyer from Münster.
The background is the delivery by now of more than 21,000 tonnes of depleted uranium from Gronau to Russia. Depleted uranium (DU) is a waste product created in uranium enrichment. Urenco and the licensing and supervisory bodies in North-Rhine Westphalia and Berlin claim that the DU is valuable recyclable material, but there is no commercial world market for it. It is used for armour-breaching ammunition and to dilute weapons-grade uranium. Urenco claims the DU is re-enriched in Russia to return to Gronau. The reality is that since 2003 Urenco has not imported uranium from Russia. Instead, RWE Nukem became the importer of natural uranium.

The power companies RWE and EON own the German shares of Urenco. The others are owned by the British and Dutch governments. Urenco has become world market leader and is expanding aggressively into France and in the USA. Massive expansion construction is due in Gronau and just across the border at Almelo in Holland. The cheap atomic waste “disposal” in Russia has earned Urenco a lot of money and decidedly co-funded the expansion. The corporation as a whole has transported more than 80,000 tonnes of DU to Russia, where the drums are rusting in the open air.

For some time now resistance against the waste transports has stirred in Russia. Before that, they were totally secret in the country. The Russian government recently pledged to make no new import deals when the present contracts run out between 2008 and 2010. That is a first success of the international resistance.

But the struggle continues. Already in January the next uranium waste train can set out from Gronau to Russia. That is why we support the criminal complaint of the Russian environmentalists against Urenco. For, it’s not the atomic opponents that belong in the docks of this republic, but those responsible in the atomic industry who, without batting an eye, tip tens of thousands of tonnes of atomic waste outside people’s doors in Russia.