Zur Situation in Pakistan

(muss ausgefüllt werden) 25.11.2007 05:29 Themen: Gender Militarismus Weltweit
Pakistan gilt als sog. "Schlüsselland" im Kampf gegen den islamischen Terrorismus. Folgender Bericht zur aktuellen Situation der Zivilgesellschaft, eingeklemmt zwischen dem Militärdiktator Musharraf (im Text, da er uns konspirativ erreichen musste, mit "M." abgekürzt) und den Taliban, erreichte uns nach der Verhängung des Ausnahmezustands. Einzelne Rechtschreibfehler wurden korrigiert, um die Lesbarkeit des Textes sicherzustellen, ansonsten ist er unverändert.
Eigentlich sind wir an Martial Law (Kriegsrecht? Standrecht? – gibt es ueberhaupt ein deutsches Wort dafuer?) gewoehnt – jeder Militaerdiktator hat damit seine Macht etabliert . Der jetzige hat es ueber die Jahre total ausgeklammert und eine pseudo-demokratie mit (in wichtigen Bereichen) machtlosem Parlament und Pseudo-Autonomie der Provinzen. Das Volk hat fast 8 Jahre lang mitgemacht – er hatte immer sehr schoene Worte (enlightened moderation) und Programme , die in wichtigen Bereichen, nie durchgezogen wurden. Warum? Man nimmt an, dass die religioesen Radikalen (der Militaergeheimdienst ist zum groessten Teil damit durchsetzt) ihn von Anfang an unter Druck gesetzt haben. So hat sich der Status der Frauen nicht gebessert – aber M. hat dafuer erreicht, dass das Bankwesen weiterhin auf Zinsen beruht (daneben hergehend aber das islamische Bankwesen eingefuehrt wurde, das den jeweiligen Profit verteilt – die Araber nennen es mark up.Es ‘verletzt’ aber, dem Sinn nach, das islamische Prinzip genauso wie Zinsen.)

So, wir hatten nun erwartet, da ja das Parlament ausgeschaltet ist, dass er jetzt energisch gegen die Radikalen vorgeht. Keine Spur. Im schoenen Swat faellt jeden zweiten Tag eine weitere Verwaltungsstadt an die Taliban, sie besetzen alle Verwaltungssysteme und pflanzen ihre Fahne auf die Gebaeude. Obwohl 3000 Milizen auf den Bergen stehen, und Helicoper das Geschehen ‘von oben’ betrachten, laut Zeitung. Intensiver Betrieb herrscht dort in den Waeldern, die in Eile abgehauen werden. Zwei weitere buddhistische Skulpturen sind zerstoert worden. Maedchenschulen sind geschlossen, Jungen duerfen - - muessen – in die militaerisch orientierten Religionsschulen (madrissas) gehen. Das gleiche geschieht in fast der ganzen NWFP. Verschleierte Frauen duerfen nur in Begleitung eines maennlichen Wesens durch die Strassen huschen.

Dieser Geist greift rasant um sich. Er gibt den Menschen einen Halt – den einzigen, den sie haben, denn von Anfang an fehlte dem Land eine kulturelle Basis. Laut Umfrage im Sindh incl. Karachi durch Monthly Herald (Zeitung) sind 90% der maenner und /Frauen fuer die Verschleierung, 40% fuer Arbeitsverbot fuer Frauen (immerhin leben sehr viele Maenner vom Gehalt ihrer Frauen, das ja ihnen gehoert) 80% fuer Schulverbot fuer Frauen; 66% meinen, dass einer Frau kein Recht auf Scheidungsklage zusteht; 46% , dass eine Frau nie nach ihrem eigenen Willen heiraten duerften.; 48% sind gegen gleiche Wertung fuer Aussagen einer Frau vor Gericht Man sieht, dass der Geist fast des ganzen Landes talikbanisiert ist

Man hat die Richter fast durchweg abgesetzt, neue sind eingeschworen worden. Rechtsanwaelte , fast alle, streiken, werden zu tausenden gefangengesetzt – einer ist gestern durch Folter gestorben. Die abgesetzten werden mit Blumen ueberschuettet, die Erlasse der neuen werden ignoriert. Der letzte Erlass dieser Diktatur besagt, dass auch Zivilisten jetzt standrechtlich verurteilt werden koennen. Auch die Presse ist zum Schweigen gebracht worden - Journalisten streiken neben den Anwaelten. Alle unabhaenigen Nachrichtensender im TV sind abgeschaltet worden . Aber Menschen sind ja pfiffig. Sie haben alte TV Schuesseln wieder ausgegraben, der Handel damit bluehte im Handumdrehen – bis die Polizei vor alle Geschaefte, die damit Handel trieben, ein Schloss haengte. Man hat bisher geglaubt, die Presse waere frei – der bewusste Richter, der im Maerz abgesetzt worden war, hat Untersuchungen durchfuehren lassen, denn die Eingaben von Familienmitgliedeern ueber verschwundene Personen ging in viele hunderte. Einige sind jetzt, oft nach jahrelangem Veschwinden, freigesetzt worden. Das Stammesgebiet ist doch eine guenstige Einrichtung – bisher haben die entlassenen alle ausgesagt, dass sie odrt versteckt gehalten wurden. Einige sind getoetet worden Das betrifft vor allem Journalisten. Dann, nach ca 15 Jahren des Schweigens, sind endlich Studenten wieder aktiv geworden, was zur Schliessung mehrerer campus-Institutionen gefuerht hat. Dann sind die lautstarken Parteifunktionaere eine beliebte Zielscheibe der Polizei, sie werden auch zu tausenden abgefuehrt. Wohin? Die Gefaengnisse sind total ueberfuellt, so hat man Haeuser angemietet, die dazu geeignet sind. Die Gefangenen werden dauernd hin und hertransportiert. Eine Freundin fand es sehr lustig – sie fand, ueber 5 Tage hinweg, viele gute Bekannte in den Gefaengnissen und endlich mal Zeit zu Unterhaltung und Debatte. Nur sanitaer war/ ist es entsetzlich. Eigentlich muesste das ganze Land eingekerkert werden, denn M. hat sich die letzten Sympathien verspielt.

Und dann sorgt ja Benazir fuer Unruhe und Aufregung. Dreimal hatte sie sich mit M. zur Machtteilung geeinigt – jedesmal platzte es wieder. Die beiden zusammen, das ist total unvorstellbar. Sie fordert, als waere sie schon an der Macht – die USA steht hinter ihr …. Aber auch hinter M. Man soll sich einigen, heisst es dort. Man fragt sich – es gibt doch think tanks – ob die gar nicht merken, dass Feuer und Wasser sich doch gegenseitig ausschliessen. Das weiss hier fast jeder. Sie ist jetzt zum 2. mal unter Hausarrest, die gesamte Parteifuerhung gefangen, um sie am geplanten Marsch von Lahore nach Islamabad zu hindern.

So ist das Dilemma sehr gross. Was wird? Es gibt anscheinend keine weitere Persoenlichkeit, der man die Macht anvertrauen koennte. Und die Taliban schreiten voran, das wird allmaehlich zur groessten Sorge – so denken WIR – man muss aber auch an diese 80% denken!! Besonders, da sehr viele Kriminelle sich unter sie gesmischt haben!. M. sollte seine Uniform morgen ablegen (zum 3.mal) –aber davon ist keine Rede mehr. Man weiss jetzt, dass dieser ganze Zustand zu seiner eigenen Sicherheit und Verfolgung seiner Ziele inszeniert worden ist – und auch so bleiben wird, bis ein von ihm eingesetztes “ Interim-parlament” ihn ‘gewaehlt’ hat . Ich den ke, bis dahin wird er diese Art “Politik” weiter verfolgen – mal mit /Benazir, mal mit dem am 10. September von Flughafen weg exportierten Nawaz Sharif in Saudia verhandeln .

Die wirtschaftlichen Folgen sind spuerbar. 280 Millionen Dollar Investitionen sind entzogen worden, Japan, Holland und einige kleinere haben ihre Hilfe eingestellt, NGOs geschlossen. Hotels stehen leer , Swat ist leer. Islamabad war in dieen 10 Tagen dreimal total abgeriegelt, weder fussgaenger noch Lastwagen konntne herein. So kehrten sied um, oder die Waren vergammelten, Termine knnten nicht eingehalten warden, in Aemtern gab es kaum Verkehr. Das ganze, weil 11 Terroristen ihre boesen taten hier verrichten wollten – nun, diese haben sich nach Pindi gewandt und dort ihr Unheil vollzogen – ich weiss nicht mehr, wieviele Tote es gab, man liest taeglich in den Zeitungen ueber die vielen Anschlaege, die in allen Teilen des Landes taeglich statfinden. In Institutionen wie Bahn, PIA, Schulen etc herrscht Disziplinlosigkeit, Lehrer kommen nicht, Bahnschwellen werden zu Hauf verschachert, Zuege entgleisen; Flugpersonal kommt zu speat oder streikt… Das Ausland reagiert negative. (M. hatte 80 Botschafter zusammengetrommelt, um sie ueber die Notwendigkeit des Martial Law zu instruieren. Alle sollen danach durch Kopfnicken ihr Einverfstaendnis bekundet haben – das wurde am naechsten Tag vom Botrschaftersprecher dementiert.)

Die Unsicherheit waechst. Was wird morgen? Sind Bankkonten sicher? Werden die englischsprachigen Schulen weiterhin funktionieren? Koennen Hochzeitsgaeste anreisen oder werden wir wieder abgesperrt? Bis in das taegliche Geschehen ist man verunsichert. Ich merke, wie ic`h leicht zusammenzucke, wenn ich so etwas wie eine Explosion hoere . Gestern Nacht – oh Himmel, da sind Militaers im Anmarsch !. Aber nein doch – es waren nur mehrere Lastwagen, die von ihrer Ladeflaeche Gestein abrieseln liessen, weil die Strasse erweitert wird….. Eine Emigrationswelle hat eingesetzt. Bislang ueberzeugte Pakistaner haben genug, sie sehen keine Zukunft fuer ihre Kinder.

Der Rest des Volkes ist sicher, besonders die Taliban haben sich dahingehend geaeussert, dass sie Auslaneder nicht belaestigen werden. Inshaallah.

Irgtendwie geht das Leben weiter, Es gibt viele Gemaeldeausstellungen. Jetzt verstehe ich, warum Bilder immer so bunt sind…….
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

teilweise merkwürdiger Artikel

Entdinglichung 25.11.2007 - 15:52
steht z.B. zu den meisten derzeit kursierenden Berichten im Widerspruch, welche darstellen, dass bei den derzeitigen Massenprotesten gegen Musharraf & Co. die islamistischen Organisationen nichts zu melden haben, die Taliban sind in Pakistan nach wie vor im wesentlichen ein regionales Phänomen in Teilen der NWFP/FATA ... ein ganz anderes Bild ergibt sich z.B. in der Berichterstattung im Dawn -  http://dawn.com/ - oder bei ESSF -  http://www.europe-solidaire.org/spip.php?rubrique56#art - und auf der Seite der LPP:  http://laborpakistan.org/

Beim zweiten Versuch: Sharif zurück

Euronews 26.11.2007 - 07:03
Beim zweiten Versuch: Sharif zurück in Pakistan

Der frühere pakistanische Premierminister Nawaz Sharif ist nach sieben Jahren im Exil in seine Heimat zurückkehrt. Kurz nachdem die Sondermaschine aus Saudi-Arabien auf dem Flughafen der ostpakistanischen Metropole Lahore gelandet war sagte Sharif, dass er "echte Demokratie" für Pakistan fordere. Trotz des Versammlungsverbots hatten sich am Flughafen von Lahore bereits am Vormittag mehrere tausend Menschen eingefunden, um den Ex-Premier zu begrüßen. Kurz zuvor waren Hunderte seiner Anhänger festgenommen worden.

Bereits im September hatte der frühe Regierungschef versucht zurückzukehren. Wenige Stunden nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Islamabad hatten ihn die Behörden jedoch wieder abgeschoben. Diesmal haben sie Sharif nicht an der Heimkehr gehindert. Nach Medienberichten steht dahinter eine Abmachung mit Staats- und Armeechef Pervez Musharraf.

Artikel aus dem heutigen "Dawn"

Entdinglichung 27.11.2007 - 10:43
Die Bezihung zwischen Taliban und manchen "Stämmen2 scheint, wenn mensch folgendem Artikel glauben schenkt, auch nicht die beste zu sein:

Quelle:  http://dawn.com/

Tribes vow to keep militants away

By Nisar Ahmed Khan

MANSEHRA, Nov 26: A jirga of all the tribes of Kala Dhaka has assured the government that the militants coming from Shangla and Swat will not be allowed to enter the area.

The jirga decided that the house of any tribesman providing shelter to the militants would be set on fire and he would be fined Rs1 million.

“We know that these militants are against the existence of the country and following their own agenda. We will not only restrict their way to Kala Dhaka but all the tribes will fight against them if the need arises,” said a participant of the jirga.

Sources said the grand jirga of all the seven tribes of Kala Dhaka, a strip of Mansehra district bordering Swat, Shangla, Kohistan and Battagram, was held at Darband in Oghi tehsil. The Mansehra district coordinator officer and the administrator of Kala Dhaka were also present.

DCO Munir Azam said an operation was under way in Shangla and Swat and the government feared that the militants would infiltrate the area, which would affect the law and order situation in the district.

He told tribesmen that the government had made deployment and taken measures to restrict the entry of the militants of Shangla into Kala Dhaka and Mansehra but “it is your responsibility not only to restrict them but to expel them from your territory.”

The elders, including Haji Bahader, Sultan Hussein Zai, Raziq Hassein Zai and Toti Khan, assured the DCO that they had never provided shelter to the any militant and would not do so in the future as they were bound by their traditions.

If the need arose, all the tribes of the area would fight the militants, they said.

The jirga unanimously decided that any person or tribe sheltering the militants would be punished and expelled from the area.

Last week, Taliban had sent a threatening letter to the principal of the Government Girls Higher Secondary School in Oghi.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

@frager — (muss ausgefüllt werden)